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„Combat 18“-Reunion aufgedeckt

Exif-Recherche (Gastbeitrag)
Einleitung

Wie eine antifaschistische Recherche bereits im Oktober 2016 aufdeckte, ist das rechtsterroristische Netzwerk „Combat 18“ (C18) wieder aktiv. Seit vielen Jahren verharmlosen Behörden wie der Verfassungsschutz die Gruppierung. Nach früherer angeblicher Einsichtnahme in Dortmunder Strukturen kam die Behörde zu dem Schluss, dass zwar über Gewalt und Waffenbeschaffung geredet würde und es auch internationale Kontakte gäbe, es sich bei dem benannten Kreis jedoch eher um Personen handele, die redeten anstatt zu handeln. Im Laufe der Zeit hätten sich nun „klandes­tine Gruppenstrukturen“ ergeben, die mit „echtem Terrorismus“ nicht zu vergleichen seien. Dabei handelt es sich bei dieser Gruppe um eine international vernetzte Struktur mit Mitgliedern, die mehrere schwerste Gewalt­taten begangen haben und die sich heute auf das Konzept des bewaffneten Kampfes beziehen. Wenig verwunderlich, dass diese Struktur zuletzt im September 2017 Schieß­übungen in Tschechien absolvierte. Drei Mona­te später erklärte die Bundes­regie­rung, von Waffentrainings bei „Combat 18“ keine Kenn­tnis zu haben. Dabei ist dies nicht das erste Schießtraining der Gruppe. So konnten mindestens zwei weitere Trainings von C18-Mitgliedern festgestellt werden: 2014 in Holland und 2016 in Österreich.

Foto: Recherche Nord

Robin Schmiemann (links) und William Browning (Mitte) und Lars Bergeest (rechts) beim „Tag der deutschen Zukunft“ in Dortmund.

​B&H/C18

„Blood & Honour“ (B&H) ist ein in Deutschland seit 2000 verbotenes Netzwerk, das RechtsRock-Konzerte und den Vertrieb neonazistischer Musik organisiert(e). In den 1990er Jahren gründete sich ein terroristi­scher Arm des Netzwerkes unter dem Namen „Combat 18“ in England. Maßgebliche Führungspersonen waren Paul „Charlie“ Sargent und William „The Beast“ Brow­ning. Browning veröffentlichte in einem C18-Magazin eine Anleitung zum Bomben­bau und eine Liste mit potenziellen Anschlagszielen mit dem Kommentar: „Jetzt habt ihr die Technik, jagt die Bastarde in die Luft!“. Browning initiierte 1997 in Zusammenarbeit mit Neonazis aus Skandinavien eine Briefbomben-Anschlags­serie. Ein Jahr später zerstritten sich die Führungskader, infolgedessen ein Gefolgs­mann Sargents einen Anhänger Brownings tötete. Der blutige Streit lähmte und spaltete jahrelang die C18-Strukturen europaweit.

Restrukturierung 2012

Bereits Anfang 2012 begann der Prozess der Restrukturierung, ausgehend von dem serbischen C18-Anführer Dragan „Bajba“ P. Am 23. Juni 2012 sollte ein Reunion-Treffen in Prag stattfinden, wofür Dragan P. sich an den damaligen C18-Anhänger Alex­ander Gorges wandte. Dragan P. war Sänger der Neonaziband Providenje und lebt überwiegend in Tschechien.

Zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme von Dragan P. war Gorges noch Mitglied der RechtsRock Band „Oidoxie“, die internatio­nal als C18-Band angesehen wird. Demnach ist es naheliegend, dass Gorges 2012 als Ansprechpartner für C18 in Deutschland adressiert wurde. Dragan P. schreibt: „Hello Alex!How are you? I hope good. Comrade who make stickers recived packet from you. Thanks! We will make in Prag on 23. june meeting of 28/318 so we need that some from Germany come. Every country will send 2 comrades. Can you speak with anothers and Germany to send some important 28/318 members on meeting. We need that serius comrades come who are 100 procent 318 we will talk about future work of 28/318 and another things. Best regards! P.S.-Marco write me say me he cant play at moment becouse of work, family..etc. I say him no problem any time O. want is welcome. Take care and all best.1 (Fehler im Original. 28/318 steht für BH/C18)

Gorges antwortet, dass der deutsche C18-­Ableger über 80 Kameraden verfüge und sie zu dem Treffen kommen werden. Weiter sind zu dem Treffen Vertreter aus Italien, Schweiz, USA, England, Spanien, Niederlande, Frankreich und Litauen eingeladen. Aufgrund von gleichzeitig stattfindender polizeilicher Maßnahmen gegenüber Neonazis aus England wurde das Treffen allerdings abgesagt und verlegt, da auf eine Teilnahme der Mitglieder des Gründungslandes nicht verzichtet werden konnte. Den­noch besteht seit mindestens Mai 2012 eine internationale „Combat 18“ Kasse, in die alle Mitglieder je 10 Euro pro Monat einzahlen sollen. Die Überweisungen werden über die Paypal-Adresse: combatflags [at] mail.com an den Niederländer Danny „Bookie“ J. überwiesen. Diese Neustrukturierung wurde im Rahmen des Konzertes „Frihetsrock“ mit „Oidoxie“ am 3. März 2012 in Schweden beschlossen. Neonazis aus den skandinavischen Ländern, den Niederlanden und England legten im Rahmen des Konzerts grundlegende Neuordnungen fest. Dazu zählte auch das Verhältnis zu der Neonazi-Bruderschaft „Hammerskins“.

Im Oktober 2012 folgte dann der zweite Versuch eines gemeinsamen Treffens. Die Schweizer C18-Division verschickte eine Mail mit dem Betreff „Reunion 28“ und folgendem Inhalt: „Dear comrades. As everybody of you knows, europe and the whole white world is on the path to total chaos. Immigrant-­gangs and zionist-laws makes life for whites harder day by day […] We from 28/318 switzerland are interested for a metting with representatives from 28/318 from all over europe and usa to build a stronger network, and prepare ourselves for harder times. For this, we would like to organice a metting in may/june 2013 in switzerland“.2 Die Betreffzeile „Reunion 28“ macht deutlich: Die Neonazis selbst sahen das sich nun entwickelnde Netzwerk als eine Wiedervereinigung „alter“ Strukturen und Personen.

In jeder Division gibt es exponierte Personen, die als „Sergeant“ bzw. Kontaktleute in die anderen Städte/Länder fungieren. Zumeist sind dies Personen, die sich bereits jahrelang kennen und zudem befreundet sind. Zum heutigen „Combat 18“-­Netzwerk zählen „Blood & Honour“-Divisionen aus Österreich, Polen, Ungarn, Schweden, Däne­mark, Kolumbien, Brasilien und Chile. Sie tragen alle den Zusatz C18 und verwenden als Logo einen Drachen. Dieser Drache ist eine Reminiszenz an „alte“ Zeiten, er war in den 1990er Jahren das Logo der englischen Combat-18-Zeitschrift „The White Dragon“. Interne Nachrichten von Mitgliedern machen unmissverständlich klar, dass nur offizielle Mitglieder  das „Combat 18“-Label tragen und verbreiten dürfen. Mittlerweile gibt es in ca. 25 Staaten Divisionen.

Vorläufer & Vorbilder

Tatsächlich ist Combat 18 Deutschland die Weiterführung einer Struktur, die seit den 1990er Jahren existiert. Diese Struktur erlebte Flauten und Hoch-Zeiten, Umbrüche und personelle Fluktuation, wie es in vielen politischen Zusammenhängen passiert. Die „Reunion“ im Jahr 2012 ist je nach Sichtweise eine Reorganisierung, Wiederbelebung, Neustrukturierung und Neugründung.

Als zentrale Figuren des gesamten Netzwerks gelten Thorsten Heise, Marko Gott­schalk und William Browning. Alle drei sind seit über 20 Jahren treibende Kräfte unterschiedlicher Neonazi-Gruppierungen und  der „Combat 18“-Kreise. Heise wurde von einem Aussteiger als C18-Kontaktmann für Deutschland benannt. Er hat internatio­nal zahlreiche Kontakte und betreute den C18-Gründer Browning 2016 exklusiv beim „Tag der deutschen Zukunft“ in Dortmund. Beide kennen sich seit Mitte der 1990er Jahre. Am 21. Oktober 1995 spielte Browning mit seiner Band „No Remorse“ auf Heises Privatgelände ein Konzert. Die Wege zwischen den C18-­Anführern sind recht kurz. Als bei einem C18-Konzert im Juni 2014 in Italien „No Remorse“ auftrat, spielte Gorges am Bass und Marko Gottschalk am Schlagzeug, William Browning fungierte als Sänger.

Dass nach Jahren scheinbarer Inaktivität 2016 diese drei Personen in Dortmund in der Öffentlichkeit gemeinsam auftreten, ist wohl kein Zufall. Aufgrund der von Marko Gottschalk 1995 gegründeten C18-Band „Oidoxie“ nahmen Dortmunder Strukturen bereits früh eine bedeutende Rolle für das C18-Netzwerk ein. Mit Songs wie „Terrormachine C18“ bekennt sich die Band offen zum „Combat 18“-Konzept. Die „Oidoxie“-­CD „Life of Pain“ sowie die CD „Terrormachine“ wurden von Thorsten Heises Label produziert. Ab 2003 galt Gottschalk in der Szene als ein C18-Führungskader für Deutschland. Ein Jahr zuvor gründete er die „Oidoxie Streetfighting Crew“, die 2006 aus 43 Frauen und Männern bestand. Die Crew begleitete die Band zu Konzerten, übernahm mit dem sogenannten Saalschutz Security Aufgaben und war gleichzeitig Vernetzungszusammenhang zahlreicher militanter Neonazis. Gottschalk verließ 2012 seine Komfortzone in Dortmund mit einer Abschiedsparty und baute sich kurzweilig eine neue Existenz in Schweden auf. Als die Polizei Ende 2012 im Rahmen des Verbots der Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund“ seine Wohnung in Dortmund durchsuchen wollte, war diese bereits leer. Ob er als C18-Mitglied im Zuge der Selbstenttarnung des NSU und den darauffolgenden Ermittlungen in Deutschland nervös wurde, ist unklar. Fakt ist, dass er bereits 2016 wieder nach Deutschland zurückkehrte.

Gruppen aus dem heute ersichtlichen C18-Netzwerk kommen hauptsächlich aus den Ländern, in denen „Oidoxie“ regelmäßig Konzerte spielen. Hier zeigt sich eine Korrelation zwischen „Oidoxie“-Konzerten und „Combat 18“-Gruppierungen im Ausland. Jedes dritte „Oidoxie“-Konzert findet im Ausland statt. So wurde 2009 im Rahmen eines solchen die C18-Gruppe Italien von deutschen Neonazis aufgebaut. Von der „Oidoxie Streetfighting Crew“ 2006 sind heute noch Robin Schmiemann und Michael H. relevant. Schmiemann hat in seiner Haftzeit Briefkontakt zu Beate Zschäpe aufgenommen. Er saß von 2007 bis 2015 in Haft, weil er während eines Überfalls auf einen Dortmunder Supermarkt auf einen Migranten geschossen hatte. Nach der Haft fand Schmiemann schnell wieder Anschluss an seine alte Gruppe und nahm ab da erneut an zahlreichen internen und öffentlichen Neonazi-Events teil.​​​​​​

Michael H. aus Frankfurt/Oder gilt als eine der engsten Bezugspersonen Gottschalks. Er soll 2010 sogar zeitweilig der stellvertretende Crewleiter gewesen sein. In einer Stellungnahme der „Oidoxie Street­­fighting Crew“ zählte er folgende Gebiete zum Einzugsbereich der C18-Struktur: „Von Frankfurt Oder, über Bayern und Norddeutschland bis nach Flandern und Schweden. Unterstützung bekommen wir unter anderem aus Italien, England, der USA und Kanada.“
Die genannten Gebiete der Crew sind nahezu identisch mit den heutigen Standorten der C18-Zellen. Die „Oidoxie Streetfighting Crew“ in ihrer alten Formation gibt es jedoch so nicht mehr. Durch Fluktuation, interne Streitereien, Repression oder die Enttarnung von Spitzeln veränderte sich die Struktur über die Jahre. Von den Neonazis, die mit ihren Verbindungen und internationalen Kontakten als Kern geblieben sind, geht momentan das Netzwerk aus. Ebenso wie damals weisen heutige Aktivisten Doppelmitgliedschaften in anderen Gruppen, Kameradschaften und  Bruderschaften auf. Demnach war und ist mutmaßlich auch heute die „Streetfighting Crew“ eine Art Vorläufer für das „Combat 18“-Netzwerk in Deutschland.

"Combat 18" Deutschland & Skandinavien

Combat 18 (C18) Deutschland ist die „autorisierte“ deutsche „Division“ eines internationalen Netzwerks von C18-Gruppen, die sich als eine weltweite „Bruderschaft“ verstehen und organisatorisch und sozial eng verbunden sind. Combat 18 Deutschland hat eine feste Organisationsstruktur. Ein Richtlinien-Papier, das im Stil einer Vereinssatzung gehalten wird, legt diverse „Bruderpflichten“, monatliche Treffen und Beitrittszahlungen, Aufnahme- und Ausschlusskritierien und sogar eine Kleiderordnung fest. Der deutschen Division von „Combat 18“ können derzeit etwa 50 Personen aus ganz Deutschland zugeordnet werden. Regionale Schwerpunkte in Deutschland bilden der Raum Dortmund, Ostholstein, Thüringen und Nordhessen. In Nordrhein-Westfalen (Schwerpunkt Dortmund), in Ostholstein sowie um Stanley R. (Nordhessen) sollen eigene C18-Sektionen bestehen.

Einige C18-Anhänger, wie Robin Schmiemann, treten in der Öffentlichkeit mit Kleidung von „B&H Sweden“ auf. Vergangenes Jahr, am 28. Oktober 2017, zeigten sich in Themar Neonazis sowohl in „Streetfighting Crew“-Shirts als auch in „B&H Sweden“-Jacken. Die Vermutung, dass so polizeilichen Maßnahmen zuvorgekom­men werden soll liegt nahe, da in Schweden im Gegensatz zu Deutschland kein Verbot von „Blood & Honour“ vorliegt. Neben aktuellen Bezügen von Gottschalk nach Schweden, lässt sich die Verbindung zwischen Deutschland und Skandinavien wesentlich weiter zurück verfolgen. Deutsche Neonazis hatten bereits in den 1990er Jahren gute Kontakte nach Skandinavien und machten gemeinsam Geschäfte im RechtsRock-Business. Die „B&H/C18 Division Scandinavia“ wurde Mitte der 1990er Jahre von Marcel Schilf aufgebaut und nahm eine zentrale Rolle im damaligen Netzwerk ein. Das „Hauptquartier“ von B&H Deutschland wurde 1993 in Dänemark eingerichtet.

Gottschalk hat seit mindestens 2000  Kontakte zu B&H in Skandinavien. Am 23. September 2000 fand ein Konzert mit der C18-Band „Weisse Wölfe“ und „Oidoxie“ bei dem damaligen Führungskader Marcel Schilf in Skandinavien statt. Damals wie heute mit dabei ist Marko „Jäsa“ Järvinen. Er erlangte Berühmtheit in der Neonaziszene weit über Skandinavien hinaus, weil er unter anderem als „Kriegsberichter“ Vide­os der Konzerte produzierte. Heute lebt er in Finnland und ist federführend an dem Aufbau der finnischen „Combat 18“-Gruppe beteiligt. Durch den Umzug von Gottschalk nach Schweden im Jahr 2012 intensivierte sich die Verbindung in den letzten Jahren erneut, was deutschen Mitgliedern ermöglicht, unter deren Label Konzerte zu veranstalten. Regelmäßig fanden in den letzten Jahren in Skandinavien Konzerte statt, immer mit deutscher Beteiligung. Das letzte Konzert am 9. September 2017 wurde maßgeb­lich von deutschen Neonazis organisiert. Unter anderem stellte Robin Schmiemann die Security, den Transport vom Schleusungspunkt übernahm Lars Bergeest.

Mit Lars Bergeest aus Schleswig-Holstein hat ein weiterer C18-Anhänger jahrelange Kontakte in die skandinavischen Länder. Bergeest, ursprünglich aus der „Kameradschaft Cismar“, lebte um 2006 mit einem Verantwortlichen des bekannten RechtsRock-Labels „Celtic Moon“ in einer Wohngemeinschaft in Dänemark. Im Jahr 2008 wurden die Verantwortlichen von „Celtic Moon“ gemeinsam mit Alexander Hardt und Thorsten Heise für die Produktion der illegalen Tonträger von „Kommando Freisler — Geheime Reichssache“ verurteilt. Alex­ander Hardt, später Mitglied des „Bandidos MC“, saß 2014 in Haft und galt viele Jahre als Führungskader der Region Neumünster. Hardt verschaffte sich gemeinsam mit Bergeest einen „guten Ruf“ innerhalb der Neonaziszene. Im Jahre 2004 wurde bei einer Hausdurchsuchung in den Wohnräumen von Hardt ein Bekennerschreiben gefunden, das 2003 anlässlich eines Anschlags auf einen jüdischen Gedenkstein, der mit „Combat 18“ Schriftzügen beschmiert wurde, verschickt worden war. Zum Prozess begleitete ihn damals unter anderem Marco Eckert aus Grube, der heute Mitglied bei den „Combat 18“– ­Bands „Sturmwehr“ und „Oidoxie“ ist und verantwortlich für den Versand „Sturm 18“ zeichnet. Als im Juni 2016 in Dortmund viele zentrale C18-Aktivisten zusammen kamen, waren auch Lars Bergeest und Marco Eckert Teil der Gruppe.

C18-Akteure in Deutschland

Die offensichtlich größte C18-Gruppe innerhalb Deutschlands stellt Nordrhein-­Westfalen. Neben den zentralen Personen Gottschalk und Schmiemann ist Ingo S. aus Dortmund regelmäßig mit der Gruppe unterwegs. Im Mai 2017 besuchte Ingo S. den „Eichsfeldtag“ in Begleitung der C18-­Anhänger Jan H. aus Lünen, Thomas B. aus Waltrop ​​und Patric K. aus Dortmund. Zudem ist Ingo S. gut befreundet mit Valerie G., die ebenfalls C18 zugehörig ist und gemeinsam mit Marko Gottschalk in Dortmund lebt. Zur NRW-C18-Gruppe gehört seit Jahren ebenso Daniel „Theo“ K. aus Brilon. Beim Eichsfeldtag 2017 ebenfalls anwesend war der C18-Anhänger Jan B. (Knüllwald/Hessen), der für die Schutzstruktur zuständig war. Mit Stanley R. (Kaufungen bei Kassel) nahm er 2014 an Schießübungen in Holland teil. Stanley R. gilt innerhalb der C18-­Strukturen als einflußreiche Person. Ebenfalls zum C18-Kreis gehört der „Oidoxie“-­Gitarrist​​​​​​​ Torge Nentwich. Aus Mecklenburg-Vorpommern nimmt Martin Krause als Liedermacher „Division Voran“ eine besondere Stellung im „Combat 18“-Milieu ein. Krause ist über die Musik bereits seit Jahren eng mit Eckert und Gottschalk verbunden, so arbeitet er häufig mit „Sturmwehr“ und „Oidoxie“ zusammen. Aus Rheinland-Pfalz kommt ein besonders gewalttätiges Mitglied der Struktur: der Neonazi Alexander M. aus Wittlich. Als er einen Neonazi des Verrats verdächtigte, lockte er ihn mit einer weiteren Person in eine Falle und ermordete den vermeintlichen Verräter beinahe. Daraufhin saß er mehrere Jahre in Haft. Jüngst nahm er am „B&H/C18 Scandinavia“ Konzert „Valhalla Calling“ im schwedischen Vallakra teil. Eine bezeichnende Vorgeschichte hat auch Nicole O., eine C18-Anhängerin aus Baden-Württemberg. Um 2005 wurde gegen sie wegen des Verdachts der Fortführung von bayerischen „Blood & Honour“-­Strukturen ermittelt. Heute ist sie eingebunden in „Combat 18“-Kreise und international vernetzt. Besonders zum Sänger der polnischen C18-Band „L.T.W.“ pflegt sie gute Kontakte. Als Thüringer „Combat 18“-Vertreter agie­­ren die Brüder Mario K. und Tobias K., sowie Daniel St.. Alle Drei sind bereits viele Jahre Teil der Strukturen. Mario K. ist ebenso der „Oidoxie Streetfighting Crew“ zuzuordnen. Im Februar 2018 reisten die Drei mit „Oidoxie“ nach Eisenach und unterstützten die Band bei einem Auftritt.

…bis wieder eine rassistische Mordserie auffliegt?

Sie besorgen sich Waffen, begehen Schießtrainings, aquirieren Gelder, vermarkten rechte Hetze und Mordaufrufe auf Tonträgern, organisieren Konzerte und halten kons­pirative Treffen ab, und das unter Beo­bachtung und Mitwirken des Verfassungsschutzes. Ob Oktoberfestattentat, NSU, Wehrhahn-Anschlag, „Blood & Honour“ oder „Combat 18“, bei vielen rechts­terroristischen Anschlagsserien der deutschen Nachkriegs­geschichte ist der Verfassungsschutz mit seinen V-Leuten nicht weit. Aufgeklärt oder verhindert wurde wenig, finanziert und auf­gebaut eine ganze Menge. Wie ein schlechter Witz mutet es an, wenn Sondereinsatzkommandos nun dieses militante Netzwerk auf dem Rückweg ihres Schieß­trainings aus dem tschechischen Cheb stellen und die „Combat 18“-Mitglieder wegen unerlaubten Besitzes von Muni­tion Strafverfahren erwarten. Mehr als solche kurzlebigen PR-Kampagnen werden wohl auch in Zukunft nicht zu erwarten sein.

Der hier dargestellte Zusammenschluss zeigt nur einen Ausschnitt​​​​​​​ des international agierenden Netzwerks von Gruppen und Einzelpersonen aus mindestens 25 Ländern, die sich dem bewaffneten Kampf und dem Prinzip des „führerlosen Widerstands“ verschrieben haben. Viele Fragen bleiben auf­grund der Konspirativität der Struktur unge­klärt. Allerdings lässt sich festhalten, dass in den vergangen Jahren systematisch C18-Gruppen in weiteren Ländern aufgebaut wurden. Eine gewisse personelle Kontinuität in diesen „Combat 18“-Kreisen stellen Personen wie Thorsten Heise, William Browning und vor allem Marko Gottschalk bzw. die Band „Oidoxie“ dar.

Thorsten Heise führte am 20. April 2018, den Geburtstag von Adolf Hitler, im sächsischen Ostritz ein mehrtägiges Groß-­Konzert durch. Anhand einiger geladener Bands und Personen könnte man auch von einer Art „Combat 18“-nahen Veranstaltung sprechen. Dass wohlmöglich Teile der Einnahmen auch dem C18-Netzwerk zugute kommen könnten, ist daher zu befürchten.

(Diese Recherche basiert auf der Zusammenarbeit vieler antifaschistischer Recherchegruppen und Einzelpersonen.) Mehr Informationen unter exif-recherche.org

  • 1Übersetzung: "Hallo Alex! Wie geht es dir? Ich hoffe gut. Der Kamerad, der Sticker macht, hat dein Paket erhalten. Danke!Wir werden am 23.Juni in Prag ein Treffen abhalten und wir wollen dass einige aus Deutschland kommen. Jedes Land wird 2 Kameraden schicken. Kannst du mit anderen sprechen in Deutschland um einige wichtige 28/318 Mitglieder zum Treffen zu schicken. Wir brauchen ernstzunehmende Kameraden die kommen, die 100% 318 sind, wir werden über die zukünftige Arbeit von 28/318 und andere Dinge sprechen. Viele Grüße! P.S.-Marco schrieb mir er kann im Moment wegen Arbeit und Familie nicht spielen ...etc. Ich sagte ihm, kein Problem, jederzeit wenn O. [gemeint ist die Band Oidoxie, d.A.] möchte, seid ihr willkommen. Pass auf dich auf und alles Gute."
  • 2Übersetzung: "Liebe Kameraden. Wie jeder von euch weiß, ist Europa und die gesamte weiße Welt auf dem Weg ins totale Chaos. Immigranten-Gangs und Zionisten-Gesetze machen das Leben für Weiße jeden Tag härter. [...] Wir von 28/318 Schweiz sind an einem Treffen interessiert mit Repräsentanten von 28/318 aus ganz Europa und den USA, um ein stärkeres Netzwerk zu bilden und um uns auf härtere Zeiten vorzubereiten. Dafür möchten wir im Mai/Juni 2013 ein Treffen in der Schweiz organisieren."