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»we will rock you tour 2003«

Einleitung

Seit Februar diesen Jahres führen antifaschistische Gruppen aus Nordrhein-Westfalen (NRW) unter dem Motto »we will rock you tour 2003. kein raum der nazi-musik!« eine Kampagne gegen RechtsRock durch. Anlass waren die seit dem Vorjahr immer häufiger statt findenden Neonazi-Konzerte in NRW.

Bild: attenzione-photo.com

Marko Gottschalk bei einem Volksverhetzungsprozess gegen die Neonaziband Weisse Wölfe vor dem Dortmunder Amtsgericht im Dezember 2006.

Erlebniswelten für die rechte Szene finden sich auch in NRW reichlich. Derzeitig gibt es um die 20 mehr oder weniger aktive Bands in NRW. Zu den wichtigeren zählen »Oidoxie«, »Sleipnir«, »Barking Dogs«, »Konzepte für die Zukunft«, »Boots of Hate«, »Eskil«, »Weisse Wölfe«, »Reichswehr« und »Sturmwehr«.  Das Konzertangebot wurde um ein Vielfaches gesteigert. Dazu gehören 17 bekannt gewordene Anläufe, Konzerte zu organisieren, von denen zehn erfolgreich durchgeführt wurden, an denen bis zu 1.500 Personen teilnahmen.

Bei den Versänden und Labels ist neben den alteingesessenen Marktführern »Rock O Rama« und »VGR Multimedia« (ehemals »Funny Sound« und »Creative Zeiten«) heute insbesondere das Unternehmen »Ohrwurm« nebst angegliederter Projekte von Marcel Ingignoli zu nennen, die im Ennepe-Ruhr-Kreis beheimatet sind. Auch Zeitschriften nennt die NRW-RechtsRock-Szene ihr Eigen, von denen »Rock Nord« aus dem Hause VGR die auflagenstärkste ist. Zudem existiert eine Handvoll rechter Läden. 

Die Kampagne »kein raum der nazi-musik!« versucht einerseits, klassische Aufklärungsarbeit zu leisten und für das Thema zu sensibilisieren. Ein weiteres Ziel ist es, RechtsRock-Projekte direkt anzugehen. Und möglichst breit in der kulturellen Sphäre zu intervenieren, setzt die Kampagne auf unterschiedliche Ideen: von der Stärkung alternativer Ansätze in Regionen, in denen eine Dominanz rechten Lifestyles im jugendkulturellen Bereich droht, über Diskussionen mit Kulturschaffenden und der Initiierung von Debatten in einzelnen Musikstilen bis hin zur Organisierung eigener gegenkultureller Events.

Einzelne Erfolge konnten bereits erzielt werden, beispielsweise bei den C18-Bands »Oidoxie« und »Weisse Wölfe«, deren Wirkungsradius sich bis hin zur Anmeldung eigener Demonstrationen und Auftritten auf Aufmärschen erstreckt. Am 5. Februar erhielt der mutmaßliche »Oidoxie«-Frontmann und »Weisse Wölfe«-Drummer Marko Gottschalk unangekündigten antifaschistischen Hausbesuch in Form einer Kundgebung vor seiner Wohnung. Diese Aktion sowie diverse Infoveranstaltungen, begleitet von Hintergrundinformationen in der »LOTTA – antifaschistische Zeitung aus NRW«, erfreuten sich eines großen öffentlichen Interesses. Zwischenzeitlich hat sich die Lage für Gottschalk und seine Kameraden weiter zugespitzt. Einer Strafanzeige gegen die Mitglieder der beiden Bands seitens der VVN-BdA folgten am 6. Mai acht Hausdurchsuchungen und eingeleitete Strafverfahren.

Am 31. März erhielt auch VGR- und »Rock Nord«-Macher Andreas Zehnsdorf unerwünschten Hausbesuch. Weit ab von seinem Hildener Arbeitsplatz war an seinem Wohnort in Essen bisher nichts über die beruflichen und politischen Tätigkeiten des ehemaligen FAP-Aktivisten bekannt. Antifaschistische Demonstrationen nahmen u.a. auch die Läden »Viking Ship« und »Ranger Streetwear« nebst »Ohrwurm«-Versand/ Label sowie die Band »Barking Dogs« ins Visier. Weitere Demos sind in Vorbereitung. »Eskil« verlor ihren Düsseldorfer Proberaum. Zwar wird die laufende Kampagne nicht das Aus für die RechtsRock-Aktivitäten in NRW bringen. Neben der recht erfolgreichen Sensibilisierung der Öffentlichkeit, ist es aber immerhin gelungen, dafür zu sorgen, dass es für diverse RechtsRockProjekte vor Ort bereits enger geworden ist. Hieran soll nun weiter angeknüpft werden.

Weitere Infos unter www.antifa-nrw.de/rero und www.free.de/lotta