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„Republikaner“ in Westberlin

Einleitung

Die rechte Partei „Die Republikaner“ (REPs) des ehemaligen SS-Freiwilligen Franz Xaver Schönhuber, will zu den Abgeordnetenhauswahlen in West-Berlin 1989 kandidieren.

Westberliner REP-Anhänger bei einer Kundgebung.

Der REP-Landesverband Berlin wurde Anfang September 1987 gegründet und hat mittlerweile etwa 160 Mitglieder, von denen nicht viele aktiv sind. Der ehemalige SPD-Politiker Klaus Weinschenk wurde zum Landesvorsitzenden ernannt. Otto Wenzel sein Stellvertreter. In seinem "22. Rundbrief" beklagte Klaus Weinschenk Mitte Januar 1988: "Hätten wir alle genug Energie, Überzeugungskraft und Opferbereitschaft inestiert und jeder nur ein neues Mitglied geworben, hätten wir heute 300 Berlin-Mitglieder." Um neue Mitglieder zu werben veranstalteten die REPs Mitte Februar 1988 einen „Ball der Republikaner“ in der Trabrennbahn Alt-Mariendorf. Von den erwarteten 400 Gästen kamen rund 100. Die Gegendemonstration von AntifaschistInnen war sieben mal so groß und stand vor mehreren Polizeihundertschaften an der Trabrennbahn. Die Berliner „REP-Vorzeigefrau“ Alexandra Kliche interviewte auf dem REP-Ball in der Berlin-Mariendorf vor dem Publikum den REP-Bundesvorständler Emil Schlee aus Raisdorf-Reuterkoppel.1

Im Augenblick existieren sechs Kreisverbände geordnet nach den West-Berliner Polizeisektionen. Es sollen jedoch 12 Kreisverbände entstehen, um sich an der Wahl beteiligen zu können. Die Parteifunktionäre rechnen sich eine gute Chance für die Wahl aus, indem sie die „Ausländerproblematik“ in der Stadt zum Thema machen wollen und ein politisches Schwergewicht auf die „Einheit Deutschlands“ setzen. Auf einer kleinen Veranstaltung der REPs in der „Haxen Hanne“ am Hansaplatz, erklärte der Landesvorsitzende Klaus Weinschenk, die "gut organisierten Chaoten" in Berlin seien ein Problem. Der Schreck der verhinderten Kundgebung vor dem Reichstag im Sommer 1987 steckt den REPs offenbar noch in den Gliedern. Die Partei will in Berlin-Spandau einen Laden aufmachen, den sie gerade renovieren würden. Noch lädt die Partei Dienstagsabend in Berlin-Neuköllner Kneipe „Pilz“ am Hertzbergplatz. Wir werden uns in der nächsten Ausgabe des Antifaschistischen Infoblatt (AIB) genauer mit dieser rechten Partei beschäftigen, die nach Eigenangaben „auch schon 20 Polizeibeamte“ zu ihren Mitgliedern zählt.

Nachtrag:

Der Westberliner REP-Spitzenmann ("Landesorganisationsleiter") und Polizist Bernhard Andres hatte für das „rauschende Fest“ in den Sälen der Trabrennbahn Mariendorf der Parteikasse 20.000 Mark Gewinn versprochen. Am Ende waren trotz des Eintrittspreises von 50 DM pro Karte rund 4.000 Mark Miese zu verbuchen. Der taz-Redakteur Willi Münzenburg hat sich das „Hauen und Stechen nach der Wahl“ genauer angeschaut.2 Im Hinterzimmer des Gartenlokals „Ufergarten“ in Berlin-Kreuzberg war im April 1989 ein Kreuzberger Kreisvorstand mit 28 Parteimitgliedern und dem Vorstand Wolfgang Fisch als „routinierten Versammlungsleiter“ gegründet worden. Fisch saß zuvor für die CDU in der Kreuzberger Bezirkssverordnetenversammlung (BVV). Dem Kreuzberger Vertreter der REPs im Berliner Abgeordnetenhaus Artur Göllner wurde vorgeworfen die Aufnahme von Neonazis betrieben zu haben. Verärgert sind die elf Berliner REP-Kreisverbänden auch über das Nichteinhalten finanzieller Zusagen für den Aufbau von Kreisgeschäftsstellen.

  • 1Taz: „Schwer erträglich“, 25. 4.1989
  • 2Taz: „Hauen und Stechen nach der Wahl“, 24. 4. 1989