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AntifaschistInnen werden aktiv (1993)

Einleitung

Berichte und Meldungen über antifaschistischen und antirassistischen Widerstand 1993 aus verschiedenen Regionen.

Der westdeutsche Neonazi Bernd Stehmann (rechts). Gegen ihn demonstrierten Antifas im Vorfeld des "Rudolf Heß"-Marsches.

Gegen "Heß Marsch"-Akteure in der Region Gütersloh

Gütersloher AntifaschistInnen berichten, wie sie im Vorfeld des "Rudolf-Heß-Marsches" die Initiative ergriffen und verantwortliche Neonazis an ihren Wohnorten aufsuchten. Die AnwohnerInnen wurden über das Treiben ihrer braunen Nachbarn informiert, von denen einer dann seinen Geburtstag nicht mehr zu Ende feiern wollte. Ein gutes Beispiel für eine aktive regionale Vernetzung.

Im Vorfeld des Aufmarsches von Neonazis anlässlich des Todestages des ehemaligen Hitler-Stellvertreters Heß wurde im Kreis Gütersloh eine Informations- und Mobilisierungskampagne durchgeführt. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, daß allein eine Gegendemonstration weder den Aufmarsch der Neonazis verhindern, noch Informationen an die breite Öffentlichkeit bringen konnte. Deswegen haben sie zur diesjährigen Mobilisierung mehrere Aktionen durchgeführt. Ziel war zum einem, den Zusammenhang zwischen den im Gütersloher Gebiet aktiven Neonazis und den "Rudolf-Heß-Gedenkmärschen" klarzumachen und diese Personen ins Licht der Öffentlichkeit zu stellen. Weiterhin wollten sie anhand dieser Personen aufzeigen, daß Faschismus und Rassismus nicht vom Himmel fallen, sondern vorbereitet werden - ob in Gütersloh, in Wunsiedel oder Bonn.

Für die Aktionen haben sie sich Personen herausgesucht, die an der Vorbereitung oder Durchführung des "Heß-Gedenkmarsches" in den letzten Jahren aktiv beteiligt waren. Die Aktionen waren verknüpft mit Informationsveranstaltungen in den einzelnen Städten. Die Organisation übernahmen die örtlichen AntifaschistInnen, die Durchführung wurde vom gesamten "Kreisplenum" getragen.

Um sicher zu gehen, daß die Aktionen und deren Inhalt richtig in den regionalen Medien dargestellt werden, haben sie sich schon früh um die Presse gekümmert. Die ReporterInnen waren mit Pressemappen, einem Informationsgespräch und Filmaufnahmen auf die Aktionen vorbereitet worden und wurden bei den Aktionen betreut: Zuerst waren sie bei dem Neonazi Bernd Stehmann in Steinhagen. Dieser war letztes Jahr mit für den Ordnerdienst in thüringischen Rudolstadt mit)verantwortlich und betätigt sich als Akteur des GdNF-Netzwerkes. Mit 120 AntifaschistInnen führten sie einen nächtlichen Besuch an seiner Wohnung durch. Nach Parolen rufen und Lärm hielten sie Redebeiträge und verteilten Flugblätter zur Information an die Nachbarschaft. Um Fehleinschätzungen bei der Polizei vorzubeugen, haben sie diese einige Minuten vor der Aktion über deren gewaltfreien Charakter informiert.

Das nächste Ziel war Meinolf Schönborn, langjähriger Vorsitzender der „Nationalistischen Front“ (NF), der nach dem NF-Verbot daran arbeitet, neue Strukturen aufzubauen (heute u.a. aus Dänemark und Polen heraus). Schönborn, der oft auf Reisen ist, findet sich immer wieder in seinem Elternhaus ein, das ihm über Jahre die Basis für seine neonazistische Arbeit bot. Da er in dieser Nacht nicht zu Hause war, wurde der Schwerpunkt auf Information und Öffentlichkeitsarbeit gelegt.

Die dritte Aktion fand bei Berthold Dinter statt, er ist Vorsitzender des „Volksbundes Rudolf Heß“ und Herausgeber des Blattes "Wehr Dich" (Rheda-Wiedenbrück). Er meldet seit Jahren die Heß-Aufmärsche in Wunsiedel an. Er wurde mit einer Kundgebung mit Parolen und Straßenblockade bedacht. Zufälligerweise störten die AntifaschistInnen auch seine private Geburtagsfeier, welche er fluchtartig verließ - was über eine Radio-Liveschaltung gut ankam.

Als letztes verteilten die Antifas Flugblätter in Versmold über drei örtliche Neonazis, die 1992 das Front-Transparent der Gruppe „Deutscher Weg“ getragen hatten. Nach diesem Auftritt folgten Angriffe gegen örtliche AntifaschistInnen.

Abschließend können wir sagen, daß für uns in der Kleinstadt unsere Kampagne als Teil der bundesweiten Mobilisierung wichtig und erfolgreich war. Vertrauen zwischen den Antifa-Gruppen der Region konnte durch ein besseres Kennenlernen entstehen und ein besserer Kontakt zur Presse aufgebaut werden. Auch die Mobilisierung zum Tag des Neonazi-Aufmarsches verlief gut.“, resümierten Antifa-Gruppen aus der Region.

Gegen SWG e.V. bei der CDU in Hannover

Am 17. September 1993 besuchten 30 AntifaschistInnen die CDU-Geschäftsstelle und hinterließen wohl auch Buttersäure. Anlaß für diese Aktion war eine für den selben Tag angesetzte Veranstaltung der ultra-rechten „Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft e.V.“. Diese Gesellschaft ist in der Braunzone zwischen Konservativen und Neonazis angesiedelt und dient zur Verbreitung und Modernisierung extrem rechter Ideologie. Im Rahmen der Veranstaltung sollte die CDU-Bundestagsabgeordnete Gertrud Dempwolf zu »Vertriebenenfragen« sprechen. Die CDU-Politikerin Gertrud Dempwolf schien als "Aussiedlerbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion" wenig Berührungsängste gegenüber der SWG e.V. zu haben.

Bezeichnenderweise ist der 1. Vorsitzende der Gesellschaft, Hugo Wellems ein ehemaliges NSDAP-Mitglied und hatte schon dort hohe Positionen bekleidet. Hugo Wellems war in der BRD der Chefredakteur diverser extrem rechter Publikationen: "Das Deutsche Wort", der "OstWestKurier", das "Deutschland Journal", "Das Ostpreußenblatt" und die "Pommernzeitung". Gelernt ist gelernt - in NS-Deutschland war er ein "Pressereferent" in Goebbels "Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda". Sein Stellvertreter ist der (Ex)-REP-Europa-Abgeordnete Emil Schlee; der nach einer gescheiterten Intrige gegen Franz Schönhuber 1992 bei den REPs ausgetreten ist.

Die vorangegangenen Veranstaltungen in Hannover wurden mehrmals von Protesten und Blockaden von AntifaschistInnen begleitet. Daraufhin erklärte die CDU-Geschäftsstelle, daß sie von nun an dieser Gesellschaft keine Räume mehr zur Verfügung stellen wolle, was sie aber dann doch wieder tat. Bei der Veranstaltung hatte laut Presse-Recherchen auch Felix Schecke mitgewirkt. Wenig verwunderlich, da er Vorsitzender der "Ost- und Mitteldeutsche Vereinigung der CDU/CSU - Union der Vertriebenen und Flüchtlinge" (OMV) ist.

Schwierige Antira Proteste in Frankfurt/Oder

Am 4. September 1993 demonstrierten etwa 1.000 Menschen durch die Grenzstadt Frankfurt/Oder. Geplant war ein Aktionstag mit anschließendem Straßenfest und Aktionen auf der deutschen und polnischen Seite.

Die Aktionen sollten die Forderung nach offenen Grenzen unterstützen und darauf hinweisen, wie gegen Flüchtlinge vorgegangen wird. Nicht nur der Bundesgrenzschutz (BGS) ist auf Suche nach »illegal einreisenden Ausländern«, sondern auch 1500 angeworbene Hilfskräfte des BGS, die sich zum Teil auch aus dem (extrem) rechten Spektrum, sowie flüchtlingsfeindlichen bis rassistischen „Bürgerwehren“ rekrutieren. Daneben gehen auch organisierte Neonazis auf die »Jagd«. Etwa 80 Prozent der aufgegriffenen Flüchtlinge werden laut Auskunft des BGS durch Denunziation aufgegriffen. Es haben sich viele Flüchtlinge erhebliche Verletzungen beim Versuch der Grenzüberschreitung zugezogen, z.B. beim Abspringen aus fahrenden Zügen. Andere sind bei Versuchen die Oder zu durchschwimmen ertrunken. Werden die Flüchtlinge festgenommen, so wird ihnen in der Regel von den deutschen Behörden das wenige Geld weggenommen - wegen der zu erwartenden Verfahrenskosten - danach werden sie abgeschoben.

Auf der Demonstration redeten Beate Klarsfeld und polnische AntirassistInnen, während die Zusammenarbeit der BerlinerInnen mit den Frankfurter Gruppen eher schlecht lief. Das Straßenfest als die Möglichkeit mit den BürgerInnen Kontakt aufzunehmen, musste bereits am frühen Abend abgebrochen werden und grenzüberschreitende Aktionen waren polizeilich verboten worden. Außer einem Faltboot mit Transparent gab es keine weiteren Aktionen. Im Vorfeld der Demonstration rührte die politische Rechte kräftig die Propagandatrommel und verbreitete Furcht vor den erwarteten "Berliner Autonomen". Den DemonstrantInnen standen etwa 1300 Polizisten gegenüber, die aus verschiedenen Bundesländern heran gekarrt worden waren. Bis auf drei Festnahmen wegen Werfens von Farbbeuteln gab es keine Zwischenfälle. Eindrucksvoll unterstrich das Auftreten der Polizei, daß hier ein Grenzregime am Werke ist: Zwei Wasserwerfer und zahlreiche Einsatzkräfte schützen den Grenzübergang. Um "Republikflucht" zu unterbinden?

"Autonome Antifas Berlin/Brandenburg" schickten dem AIB eine ergänzende "Richtigstellung zu den Ereignissen im Umfeld der Antifa-Demo am 4. September 1993 in Frankfurt/Oder.":

Dazu die uns bekannten Zwischenfälle: Circa 11.30 Uhr befindet sich eine Antifa-Gruppe bei ihren Autos, als sie plötzlich von etwa acht Personen angegriffen werden. Sie trugen Stiefel, Kampfanzüge und waren vermummt. Sie warfen ein paar Steine und kamen, mit Holzknüppel, auf die Antifas zugerannt. Durch das anfängliche Chaos gingen erst nur einige zur Gegenwehr, den Angreifern entgegen - die, bis auf einen, den Rückzug antraten. Bei der folgenden Auseinandersetzung wurde ein Antifa am Kopf verletzt und musste ins Krankenhaus, der Täter entkam mit einigen Beulen. Am Abend wurde ein Kleinbus angegriffen der bis auf eine kaputte Scheibe noch Glück hatte. Ein weiterer Antifa hatte weniger Glück, er wurde bei einem Angriff schwer verletzt. Als er am Boden lag, befahl einer, ihm das Bein zu brechen. Diese Ereignisse spielten sich alle in der Umgebung der Oderallee, nähe Stadion, ab. Die Beschreibung der Täter und ihr organisiertes Handeln lassen darauf schließen, daß es sich um organisierte Neofaschisten handelt.

Kampagne »Stoppt Nazi-Zeitungen«

Im Frühsommer 1993 begann eine bundesweite Kampagne der »Edelweiß-Piraten« (Epis) gegen den öffentlichen Verkauf rechter bis neonazistischer Zeitungen. Seitdem hat sich viel getan: In über 150 Orten der Bundesrepublik haben sich Menschen und Gruppen beteiligt, die Idee wurde von vielen unterschiedlichen Organisationen aufgegriffen und weiterentwickelt. Schon längst sind es nicht mehr nur die Epis, die aktiv gegen die (extrem) rechten Presseerzeugnisse vorgehen. Ganze Bündnisse haben sich dem Thema angenommen - mit Erfolg. Denn es wurde nicht nur erreicht, daß das Thema »faschistische Presse« immer mehr beachtet wurde, sondern auch der öffentliche Verkauf ist stark zurückgegangen. So hat z.B. die »Nationalzeitung« der „Deutschen Volksunion“ (DVU) Umsatzeinbußen zu beklagen.

Ein Großteil der ZeitschriftenhändlerInnen hat die Zeitungen entweder unter den Ladentisch verdammt oder ganz aus dem Angebot raus genommen. Der Grund dafür liegt sicher nur zum Teil an einer politischen Einsicht. Aber vielen HändlerInnen ist auch klargeworden, daß sie ziemlich unter Druck stehen: Wenn öffentlich bekannt gegeben wird, daß in ihrem Laden solche Propaganda verkauft wird, werden viele KundInnen dort nicht mehr einkaufen. Da nimmt man lieber die paar Mark Umsatzeinbuße in Kauf und läßt die Neonazi-Zeitungen außen vor, als vor der Kundschaft als Vertreiber (extrem) rechter Propaganda da zustehen.

Einige jüdische Organisationen hatten sich mehrmals gegen den Verkauf gewandt, militante antifaschistische Aktivisten warfen Buttersäure in Läden die weiterhin bewußt Neonazi-Zeitungen anboten, Bürgerinitiativen gingen mit Plakaten, Briefen und öffentlichen Protesten vor. Stadtzeitungen nannten die Läden, die sich weigern, die "Hetzblätter" aus dem Angebot herauszunehmen, SchülerInnen-Gruppen machten Blockaden vor den Geschäften.

Natürlich haben auch die (ultra) rechte Verlagslandschaft und ihre Unterstützer nicht geschlafen: Mit Strafanzeigen reagierten Einzelhandelsverbände, ZeitungshändlerInnen oder die genannten Zeitschriften. In Berlin gab es in diesem Zusammenhang sogar polizeiliche Hausdurchsuchungen. In eigenen Zeitungsanzeigen rufen die (extrem) rechten Blätter zur Denunziation auf, um herauszufinden, welche Personen hinter der Kampagne stehen könnten. Dennoch: Der Verkauf geht bundesweit zurück und das ist in einer Zeit vieler Rückschläge und politischer Niederlagen ein - wenn auch kleiner — Erfolg.

Antira Aktion in Stralsund

»Die Fußgängerzone ist voll«: Am Samstag den 21. August 1993 wurde vormittags in Stralsund die Innenstadt gesperrt. Eine »Einreise« war nur mit Antrag beim »Amt für Einreiseangelegenheiten und Abschiebungen« möglich. Auf diesem wurde nach der Herkunft, dem bisherigen Weg, dem Grund, eventuellen Verwandten in der Innenstadt und den mitgeführten Wertsachen gefragt. Kamen die Leute aus sicheren Drittstadtteilen, war eine Einreise nur sehr schwer möglich, sie hatten natürlich die Möglichkeit, aus diesem sicheren Drittstadtteil Einspruch gegen den Entscheid einzulegen.

Allerdings waren die antirassistischen VeranstalterInnen längst nicht so konsequent wie der BGS und die »Bürgerwehren« an den deutschen Grenzen. Das Ganze wurde organisiert von einem weiten Spektrum antirassistischer Leute, welches von unabhängigen AntifaschistInnen über Gewerkschaften, Kirchen, Neues Forum bis zur Ausländerbeauftragten der Stadt reichte. Unterstützt wurden sie noch von AntifaschistInnen aus Neubrandenburg. Den PassantInnen wurden zu ihrem Einreiseantrag noch zwei erklärende Flugblätter übergeben, das eine informierte über die Situation in einigen sogenannten »sicheren« Drittstaaten, das andere widerlegte die häufigsten Vorurteile gegenüber AusländerInnen.

Keine Neonazifeier in Östringen

Die Jahresfeier einer „Nordischen Jugend“ (NJ) am 7. Mai in Östringen, bei Bruchsal, mußte aufgrund einer Antifa-Störaktion abgeblasen werden. AntifaschistInnen trafen gerade ein, als der Neonazi-Liederbarde Frank Rennicke und einige andere Neonazis die Vorbereitungen trafen. Sofort traten die Neonazis die Flucht an und ließen sog. rechte »(...)Kiddies zurück, denen wir aber kein Haar gekrümmt haben. Da ihr Schiss zu beachtlichen Fluchttempo führte beschränkten wir uns hauptsächlich auf Sachschaden, zwei Autos und die Vorräte mußten dran glauben.« Aus der Sicht der Neonazis kamen die angereisten Mitglieder der „Aktionsfront Nationaler Kameraden“ (ANK) zu spät, so das nun ein Sachschaden festzustellen gewesen sei. Die NJ führte daraufhin ihre Versammlung, nach Benachrichtigung der Polizei, in einer Kneipe durch. Als "Nordische Jugend" tritt auch ein "National Gesinnter Jugend Verband" (NGJV) aus Sinsheim auf.

Gegen Thomas Brehl in Langen

Mehrere migrantische AntifaschistInnen stürmten das Haus des Neonazis Thomas Brehl nach einer Demonstration in Langen. Brehl war nicht zu Hause, es flogen Teile seiner Einrichtung und Neonazi-Devotionalien auf die Straße. „Auch wenn Brehl heute kein Kader mehr ist, hat es in dem langjährigen Kühnen-Gefährten nicht gerade einen Falschen erwischt“ bilanziert das „Antifa-Info-Frankfurt/Main“. Brehl war u.a. Kader der GdnF, Sprecher einer "Volksbewegung gegen Überfremdung" und Gründer einer "Wehrsportgruppe Fulda".

Antifa News aus Berlin

Die „Edelweiß-Piraten Berlin“ haben gemeinsam mit der „Antifa Prenzlauer Berg“ eine Ausstellung zusammengestellt. Im ersten Teil werden Neonazi-Strukturen in Berlin Prenzlauer-Berg und Ziele der Neonazis dargestellt; im Zweiten informieren die „Epis“ über ihre Arbeit. Die Ausstellung wird im Oktober im Clash (Berlin-Wedding) zu sehen sein.

Etwa 2000 zumeist Jugendliche demonstrierten am 21. August - dem Jahrestag des Rostock-Pogroms - durch die Berlin-Marzahn. Letztes Jahr wurde in Marzahn Nguyễn Văn Tú ein vietnamesischer Vertragsarbeiter von Rassisten erstochen, Übergriffe auf Schwarze und »nicht-deutsch« aussehende Menschen sind seit zwei Jahren häufig, ebenso wie der Terror gegen Jugendliche, die sich nicht den Neonazis anpassen wollen. In Marzahn und den angrenzenden Bezirken rekrutieren die neonazistische FAP, die Nachfolger der verbotenen NF, die verbotene DA und diverse Neonazi-Grüppchen. Ein Zentrum der Rechten ist der wieder aufgebaute Jugendclub »Wurzel«, in dem wiederholt Neonazi-Skin-Bands auftreten. Grund genug um (mehr) als eine Demonstration zu machen.

Die Demonstration wurde von einem Bündnis verschiedener Antifa-Gruppen organisiert und nachträglich als Erfolg gewertet. Doch circa 80 Neonazis griffen die Demonstration wiederholt an und provozierten am Rande. In der Nähe der Abschlußkundgebung hatten sich die Neonazis in einem Treppenaufgang verteilt und mit Sand gefüllte Flaschen in die Menge geschmissen. Den Versuch von AntifaschistInnen, dies zu unterbinden und von der Demonstration in den Treppenaufgang zu gelangen, nahm die Polizei zum Anlass, wahllos drauflos zu prügeln. Im Anschluß daran entfernten die Polizisten die Neonazis aus dem Treppenaufgang. Während der größte Teil der DemonstrationsteilnehmerInnen geschlossen mit öffentlichen Verkehrsmitteln abfuhr, machten die Neonazis Jagd auf kleinere Gruppen von AntifaschistInnen, die zu wenige waren um sich gegen die Überzahl verteidigen zu können. Zwar hat es eine gute Demonstration gegeben, die Neonazis besetzten unmittelbar danach jedoch wieder den Ort um ihren Terror ausüben konnten.

Der Chevrolet des REP-Stadtrat in Berlin-Wedding, Herrmann Voss, wurde durch eine antifaschistische Gruppe »21. November« in Berlin-Charlottenburg durch Feuer erheblich beschädigt.

Der Mazda von extrem rechten Multifunktionär Rudolf Kendzia wurde in Berlin-Rudow angezündet. Kendzia saß bereits Ende der 1960iger Jahre im Berliner Landesverband der NPD, war bei den Sammlungsversuchen Berliner Neonazis Ende der 1980iger Jahre als Herausgeber der Neonazi-Postille "Freie Umschau" aktiv, brachte es dann bis zum Landesgeschäftsführer der Berliner REPs und später bei einem erneuten Versuch, die Neonazi-Szene zu vereinen wurde er einer von drei Bundesvorsitzenden. Ende 1992 trat Kendzia etwas kürzer um als „Grundstücksvermittler“ im Raum Berlin-Brandenburg tätig zu sein. Ob das nun Geschäfte sind, die nichts mit dem Berliner Neonazi-Filz zu tun haben ist fragwürdig - wirbt doch »Kendzia&Partner« in der extrem rechten Zeitung »Nation und Europa«.

Der Pkw von dem früheren REP Karl-Heinz Schmidt, jetzt Berlin-Neuköllner Kandidat für "Die Nationalen", wurde ebenfalls in Brand gesetzt.

In der Nacht zum 18. Juni 1993 wurde in einem Jugendklub in Berlin-Hohenschönhausen Buttersäure verschüttet und die BesucherInnen des Jugendklubs, der (noch) kein »reiner Neonzitreffpunkt« sei, wurden mit einem Plakat aufgefordert, die gefestigten Neonazis aus ihrem Club zu schmeißen. Die »Jugend gegen Rassismus in Europa« (JRE) hat gegen den Neonaziladen »NO REMORSE« von Henry Harm in Berlin-Pankow demonstriert und die Lokalpolitiker zum Handeln aufgefordert.

Burschenschafter und Bundespost

Die Deutsche Bundespost Postdienst hat zum 125. Gründungsjubiläum des „Coburger Convent“ ("Coburger Convent der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften an deutschen Hochschulen") eine Sonderbriefmarke herausgegeben. Mit der millionenfachen Verbreitung dieser Briefmarke trägt die Bundespost zur Propagierung nationalistischen Denkens und großdeutscher Traditionen dieser »Studentenverbindung« bei. Eine Berliner Antirassismus-Gruppe hat in einem Faltblatt, das in zahlreichen Berliner Postämtern verteilt wurde, zum Boykott dieser Briefmarke aufgerufen. Am 19. Juni 1993 veranstaltete der burschenschaftliche „Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen“ (CV) im Palais am Funkturm einen Ball. Die Burschenschafter waren zwar nicht vorbereitet auf den Besuch einiger junger AntifaschistInnen, da der Ball aber frühzeitig beendet wurde, mußten diese sich vorzeitig zurückziehen.

Gegen "Taunusfront" in Rüsselsheim

In der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1993 bekam der »Kopf und Anführer« der neonazistischen „Taunusfront“ Norman K., antifaschistischen Besuch. Die Scheiben seiner Eingangstür wurden eingeschmissen und Buttersäure hinterhergekippt. Sein PKW wurde beschädigt. In einem Schreiben erklärten »einige autonome AntifaschistInnen der Region« warum sie K. aufsuchten.

Gegen Werner F. in Aschaffenburg

Weil »antifaschistischer Widerstand sich nicht in Phrasen verlieren und auf reine Symbolik beschränken« könne haben AntifaschistInnen den PKW des FAP-Anhängers Werner F. angezündet. Laut Erklärungschreiben nimmt der Aschaffenburger Werner F. an "Wehrsportübungen" und bundesweiten Neonazi-Aufmärschen teil, war »Rädelsführer« im Winter 1993, als drei AntifaschistInnen in Frankfurt in den Main gejagt wurden.

Banken Brief in Bornheim

Die Antifaschistische Gruppe Bornheim ruft dazu auf, Druck gegen die Banken auszuüben, damit diese den neonazistischen Parteien ihre Konten kündigen, »weil uns im Augenblick wohlmeinende Lichterketten ( . . . ) oder sonstige, doch eher harmlose und heitere Veranstaltungen nicht angemessen erscheinen«. Da bei den Bankfilialen, z.B. in Bornheim, eine Menge an Spendengelder eingeht, haben sie einen vorbereiteten Brief verschickt, in dem nur noch der Absender eingetragen werden muß. Banken sind nicht dazu verpflichtet für jeden ein Konto zu eröffnen.

Gegen NPD in Osnabrück

Am 29. Juni 1993 hat ein »Kommando Silvio Meier« das NPD-Zentrum in Georgsmarienhütte, bei Osnabrück, durch mehrere Brandsätze zerstört. »Um sicher zu gehen haben wir vor der Zündung der Brandsätze Schilder mit der Aufschrift aufgestellt: »Vorsicht! Sprengung des NPD-Zentrums in wenigen Minuten«. Wie die AntifaschistInnen in einem ausführlichen Schreiben mitteilten, haben sie von ihrem ursprünglichen Plan, das Lokal des NPD-Kreisvorsitzenden Franz-Josef Möllenkamp als Ziel zu wählen Abstand genommen, weil sich eine schlafende Person indem Haus befunden hatte.

In Georgsmarienhütte fand im April dieses Jahres der niedersächsische Landesparteitag der NPD statt, auf dem Hans Michael Fiedler, ein Kopf der Anti-Antifa und Vorsitzender des „Studentenbund Schlesien“ eine Rede hielt. Am Vormittag des selben Tages führte die Jugendorganisation der NPD in der Osnabrücker Innenstadt eine Kundgebung durch und einen Tag später trat der Hamburger Neonazi-Rechtsanwalt Jürgen Rieger auf. »Diese Aktion soll ein Beitrag dazu sein, den Apparat der Neonazis zu zerstören. Wir wollen nicht, daß das gedankenlos nachgemacht wird. Ein Anschlag kann eine politische Organisierung nicht ersetzen«

Antifa Hausbesuch in Königs-Wusterhausen (KW)

Am 14. Mai 1993 suchten AntifaschistInnen die Wohnung des bekannten Neonazis Silvio J. in KW auf. Da dort unerwartet nicht nur Silvio J., sondern auch weitere Familienmitglieder anwesend waren, versuchten die AntifaschistInnen das Beste aus der Situation zu machen und durchsuchten sein Zimmer. In einem Schreiben betonte die »Antifaschistische Gruppe«, daß es ihnen leid täte, daß Unbeteiligte von ihrer Aktion betroffen waren. Eine andere Aktion hätten sie unterlassen, als sich herausstellte, daß der Neonazi mit Familie zusammen war. Als Silvio J. den antifaschistischen Besuch bei der Polizei anzeigen wollte, wurde er umgehend wegen des Verdachts auf Beteiligung beim Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft im nahegelegenen Dolgenbrodt verhaftet. Durch seine Aussagen bei der Polizei ist mittlerweile eine Geldsammlung Dolgenbrodter BürgerInnen für diese Neonazi-Brandstiftungen bekannt geworden.

Gegen HIAG in Heidelberg

In der Nacht zum 8. Juli 1993 brannte in Dossenheim bei Heidelberg die Hütte des örtlichen Ski-Clubs ab. Für den 10. Juli 1993 war dort eine Jahresfeier der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS“ (HIAG) geplant. Dem Ski-Club war bekannt, an wen er die Hütte vermietet hatte. Das Haus des ersten Sprechers der HIAG in Heidelberg, Gerhard Truetsch, wurde parallel dazu beschädigt. Truetsch war Oberjunker bei der SS-Division »Florian Geyer«.

Gegen Schaal in Tübingen

Im Juli 1993 hat eine »Antifaschistische Wagensportliga Süddeutschland, Kreisklasse Tübingen« den PKW von Karl-August Schaal angezündet. Schaal sitzt als führendes Mitglied der „Die Republikaner“ (REP) im baden württembergischen Landtag.