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Sprengstoffanschlag in Wurzen

Einleitung

In der Nacht zum 7. November 2004 verübten vermutlich Neonazis einen Sprengstoffanschlag auf das Büro des zivilgesellschaftlichen Netzwerks Demokratische Kultur e.V. (NDK) in Wurzen.

Bild: venceremos.sytes.net

Das NDK engagiert sich seit 1999 für den Aufbau einer Gegenkultur zur rechtsextremen Hegemonie in Wurzen. Die zwei Sprengkörper explodierten an der Tür und einem Fenster der NDK-Räume, das Innere des Büros blieb unbeschädigt. Die Sprengkraft der Rohrbombe hätte jedoch ausgereicht, Menschen ernsthaft zu verletzen. Die SOKO Rechtsextremismus, Regionalstelle Leipzig, des LKA Sachsen und die Polizeidirektion Grimma haben daher eine gemeinsame Ermittlungsgruppe gebildet, welche die Ermittlungen bisher erfolglos führt. Stefan Meister, der Vorsitzende des Netzwerks, war von der neuen Qualität rechter Gewalt nicht allzu überrascht: »Wir haben nicht damit gerechnet, dass so etwas passiert, doch es wundert mich auch nicht.«

Bei der Landtagswahl im September erhielt die NPD in Wurzen 11,4 Prozent der Stimmen und lag damit geringfügig über dem Landesdurchschnitt. Im Stadtrat verfügt die Partei seit den Kommunalwahlen im Juni über drei Sitze. Wenige Tage nach dem Sprengstoffanschlag meldete sich die NPD-Fraktion mit einer Presseerklärung zu Wort. Leicht wirr schimpfen die Stadträte darin auf die Betroffenen des Anschlags und stellen sich selber als Opfer dar: Die Sprengsätze würden missbraucht »für einen Rundumschlag gegen alles Systemkritische und Nationale in Wurzen, Sachsen und Deutschland«.

Am 8. November demonstrierten 300 AntifaschistInnen anlässlich des Anschlags spontan in der sächsischen Kleinstadt. Im Anschluss an die Demonstration griffen ca. 25 Neonazis jugendliche Punks an, von denen zwei verletzt wurden. Die Polizei nahm 16 der Angreifer fest, allerdings auch ein Opfer der Attacke. Gegen die  Spontandemonstration schritt die Polizei gewaltsam ein. Dabei wurden nach Teilnehmerberichten einem Demonstranten mehrere Zähne ausgeschlagen, ein anderer erlitt eine Platzwunde. Bald darauf löste die Polizei Demonstration und Kundgebung auf.