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Soligeld für von sexualisierter Gewalt betroffene Gefährt:in

U-GRUPPE „PURPLE CAT“ (Gastbeitrag)
Einleitung

Die Unterstützungsgruppe "PurpleCat" ruft dazu auf, für Kos­ten zu sammeln, die von sexualisierter Gewalt betroffenen Gefährt:innen entste­hen.

Foto: luzencor, (CC BY-ND 2.0)
(Foto: luzencor, CC BY-ND 2.0)

(Symbolbild: Marsch zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen)

Derzeit mehren sich Outings von Menschen, die sexualisierte Gewalt in unseren Strukturen erfahren haben. Der Fall von Johannes D. war wohl einer der bekanntesten in letzter Zeit. Wir sind froh, dass das Schweigen mehr und mehr gebrochen wird und eine breite Diskussion über die Normalisierung patriarchaler Gewalt in linken Strukturen geführt wird.

Jedoch finden wir es wichtig auch darauf hinzuweisen, dass Betroffene weiterhin die Leidtragenden sind. Allein ein Lob über ihren „Mut“ hilft ihnen selbst nicht sonderlich weiter. Im Hintergrund müssen sie sich gegebenenfalls mit Angst vor Rache durch die gewaltausübenden Personen, mit psychischen und physischen Folgen ihrer Erfahrungen, mit beschissenen Reaktionen ihres Umfeldes und/ oder mit (Straf-)Verfahren herumschlagen.

In unseren Strukturen sind wir gewohnt, Solidaritätsgelder für von Repression betroffene Menschen zu sammeln und zu verteilen. Dieses solidarische Reagieren funktioniert gut und wird meist schnell und zügig angewendet. Alle wissen, dass Repression viel kostet und können mit dem Begriff sowie den Folgen von Repression etwas anfangen.

Das gilt allerdings nicht für Freund:innen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Es gibt weder eine "Rote Hilfe", an die sich Betroffene und ihre Unterstützungsgruppen wenden können (wenn Betroffene überhaupt eine haben), noch sind wir gewohnt Solidaritätsgelder für sie zu sammeln.

Dabei fallen häufig verschiedene Kosten an wie beispielsweise für die psychologische Begleitung von Traumata, die medizinische Behandlung von Traumafolgen oder für Anwält:innen. Letztere können anfallen, wenn sich von Gewaltausübung betroffene Personen entscheiden Täter zu outen oder anzuzeigen. Im Fall von Outings kann die Staatsanwaltschaft von Amts wegen gegen die gewaltausübende Person ermitteln, ohne das Einverständnis von Betroffenen. Im Gegenzug können Betroffene von der angezeigten oder geouteten Person zivilrechtlich wegen zum Beispiel Verleumdung oder falscher Verdächtigung angezeigt werden. Diese Verfahren sind traurigerweise häufiger erfolgreich als die Sexualstrafverfahren an sich, sodass Betroffene sich gut überlegen müssen, ob und wie sie outen oder anzeigen.

Oftmals sind Betroffene von sexualisierter Gewalt aufgrund der traumatischen Erlebnisse weder in der Verfassung, einer Lohnarbeit nachzugehen, noch sich um die breite Palette anfallender Kosten zu kümmern. Und meist sind es FLINTA*s, welche die Unterstützungsarbeit leisten für das, was unsere Strukturen verkackt beziehungsweise nicht verhindert haben. Genau hier fehlen Strukturen und Unterstützungsmöglichkeiten, an die sich Betroffene und ihre Unterstützungsgruppen wenden können.

Wir sind eine Gruppe aus FLINTA*s, die eine von Johannes D.s Gewalt betroffene Freund:in unterstützen. Wir sind eine von vielen Unterstützungsgruppen, die in ihrer Unterstützungsarbeit immer wieder Geld für anwaltliche Vertretung und medizinische Behandlungen ihrer Freundin benötigt haben und weiterhin benötigen. Dabei stoßen wir neben der sonstigen Unterstützungsarbeit an unsere Grenzen und wünschen uns eine gemeinsame Verantwortungsübernahme, zum Beispiel in Form finanzieller Unterstützung. Wir sind nicht die einzige Unterstützungsgruppe, die aktuell vor diesem Problem steht.

Wir rufen dazu auf, Solidaritätsgelder für Kosten zu sammeln, die von sexualisierter Gewalt betroffenen Gefährt:innen entstehen. Jeder kleine Betrag hilft uns, da hier das selbe gilt wie bei Repression: Wenn viele etwas spenden kommt am Ende viel dabei heraus. Geld, das wir nicht benötigen, würden wir an andere Betroffene und ihre Unterstützungsgruppen weiterleiten, von denen wir gerade wissen, dass sie auch Geld benötigen.

Wir haben uns bewusst dazu entschlossen, diesen Text so anonym zu halten. Natürlich geht es uns hier um die konkrete Unterstützung unserer Freundin. Aber wir möchten nicht sie in den Mittelpunkt und damit in die Öffentlichkeit stellen, sondern das Thema als solches. Patriarchale Gewalt und Grenzüberschreitungen sind leider kein Einzelfall, ihre Folgen ebenso wenig. Auch nicht innerhalb unserer Strukturen.

Wir wünschen uns, dass ihr das Thema in eurem Umfeld und Räumen präsent macht. Sprecht darüber, dass Heilung oder Unterstützungsarbeit neben Kapazitäten auch Geld kostet und gespendet werden darf. Sprecht über Outings, grenzüberschreitendes Verhalten, Sexismus und was ein konsensuales Miteinander erschwert oder verhindert. Sprecht darüber, wie wir sexualisierte Gewalt in Zukunft verhindern können!

Spendenkonto:

VusEumUmseP e.V.

IBAN: DE30 8306 5408 0004 0613 81

BIC: GENO DEF1 SLR

Betreff: PurpleCat

Kontakt: purplecat [at] systemli.org (pgp auf Anfrage)