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Rechter „Medien­aktivist“ im Kabuler Gefängnis

Einleitung

Ein extrem rechter „Medianaktivist“ aus Wien entschloss sich nach Kabul zu reisen, um zu beweisen, dass Afghanistan ein sicheres Herkunftsland sei. Dort saß er mehrere Monaten im Taliban-Gefängnis.

Screenshot-Fritz-Kabul
(Bild: Screenshot auf1.info)

Der „Nahost-Experte“ Dr. Herbert Fritz (rechts) mit „Ministeriumsberater“ Farouq Azam in Afghanistan in der "auf1.info"-Reportage „Urlaub bei den Taliban ist sicher“.

Es ist eine skurrile Geschichte, die österreichische Medien meldeten: Ein nicht unbekannter extrem rechter „Medianaktivist“ aus Wien entschloss sich im Frühjahr für eine „Reportage“ in das von der islamistischen Taliban beherrschte Afghanistan, genauer in die Hauptstadt Kabul zu reisen, um zu beweisen, dass Afghanistan ein ungefährliches, sicheres Herkunftsland sei und Geflüchtete dorthin bedenkenlos abgeschoben werden könnten. Nun sitzt er dort seit Monaten im Taliban-Gefängnis.

Herbert Fritz, 84 Jahre alt, einst Gründungsmitglied der neonazistischen "Nationaldemokratische Partei" (NDP) in den 1960er-Jahren und „Alter Herr“ der ultra-rechten "Burschenschaft Olympia" (Wien) taucht über die Jahrzehnte hinweg immer wieder bei einschlägigen Events auf. Seine Erkundungsreise war kein Einzelfall.

Auch Michael Scharfmüller, Geschäftsführer der extrem rechten Zeitschrift „Info-DIREKT“, ist mal nach Syrien gereist, um danach zu verkünden: „So sicher und bunt ist Syrien in Wirklichkeit“. Herbert Fritz empfahl noch im Januar 2023 „Urlaub bei den Taliban“.

Fritz war offenbar für das Magazin "Info-DIREKT" nach Afghanistan gereist, die Taliban verschleppten ihn dort unter dem Vorwurf der Spionage. Nach einem halben Jahr Haft schrieb „Info-DIREKT“ am 29. November 2023 einen (Abschieds)Text mit dem Titel: „Spannend: Das Leben von Völkerfreund Herbert Fritz“ und erinnert seine Leserschaft, Fritz habe „aufgrund der Teilnahme am Südtiroler Freiheitskampf“ bereits in Untersuchungshaft gesessen.

Der neonazistische „Der III. Weg“ aus Deutschland weiß zu berichten, dass er einst das NS-Lied „Es zittern die morschen Knochen“ gesungen habe und einschreitenden „Wachebeamten“ erklärt habe: „Wartet nur, bis der Hitler wiederkommt, dann lasse ich euch alle aufhängen, ihr roten, demokratischen Schweine“ und beklagt sogleich „Leider interessieren sich auch gewisse Patrioten nicht für das Schicksal von Dr. Herbert Fritz.“

Immerhin die selbsternannte rechte-NGO “Einprozent“ aus Deutschland zog wenige Tage später nach und erklärte „Herbert Fritz ist einer von uns“.

Nachtrag:

Die Homepage stopptdierechten.at berichtete Ende Februar 2024 über den weiteren Verlauf:

"(...) Rechtsextreme und Neonazis begannen bald, für eine Freilassung von Fritz zu lobbyieren – mit dem Höhepunkt, dass eine Delegation der u.a. Andreas Mölzer und Johannes Hübner angehörten, beim Taliban-Außenminister Amir Khan Muttaqi vorsprachen, um Fritz’ Freilassung zu erreichen – erfolglos! Große Aufregung herrschte um die Bedingungen, denen Fritz in der Haft ausgesetzt gewesen sei. Mahnwachen wurden veranstaltet, eine mäßig erfolgreiche Petition aufgesetzt und im FPÖ-nahen rechtsextremen Medium „unzensuriert“ (5.12.23) war von unwürdigen Haftbedingungen von „akuter Lebensgefahr“ für Fritz die Rede, samt dem Vorwurf, das österreichische Außenministerium unternehme nichts für den gefangenen Österreicher.

Am Sonntag, 25.2.24, kam aus dem Außenministerium eine unerwartete Pressemeldung:

'Wir freuen uns mitzuteilen, dass der seit Mai 2023 in Afghanistan inhaftierte 84-jährige österreichische Staatsbürger Herbert Fritz seit heute in Freiheit ist. Er konnte Afghanistan bereits verlassen und ist am Nachmittag im katarischen Doha gelandet. (…) Gemeinsam mit dem Bundeskanzleramt und unseren internationalen Partnern haben wir uns seit Mai 2023 beharrlich für seine Freilassung eingesetzt. Wir danken insbesondere unseren Partnern in Katar und der EU-Vertretung in Kabul für die diskrete und vertrauensvolle Zusammenarbeit.' (...)"