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161 > 88

antifa.cz

Der Film 161 > 88 dokumentiert mehr als 20 Jahre des antifaschistischen Kampfes in Tschechien. Der Schwerpunkt liegt auf den Entwicklungen in der Hauptstadt Prag, doch werden darüber hinaus landesweite antiziganistische Proteste thematisiert sowie die Entstehung der extremen Rechten nachgezeichnet. Neben eindrucksvollen Momentaufnahmen wird einzelnen Aktivisten die Möglichkeit gegeben, ihre Analyse der gesamtgesellschaftlichen als auch antifaschistischen Entwicklung zu äußern. Dass sich diese Meinungen, insbesondere mit Blick auf die militante antifaschistische Bewegung, sehr differenziert darstellen, ist ein Gewinn für den_die Zuschauer_in. Gerade dadurch wird es möglich, einen Blick auf die weit gefächerten Debatten zu werfen, die der Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus ausgelöst hat. Gleichzeitig wird deutlich, dass antifaschistische Konzepte dann erfolgreich sind, wenn nicht ein Einzelnes als das einzig »Wahre« verteidigt wird, sondern Aktionsformen und Organisierung diskutiert, erstritten und vor allem ausprobiert werden.

Ihren Ausgangspunkt hat die Dokumentation im November 1989. Im Nachgang der antiautoritären Proteste bekamen auch neonazistische Gruppen immer größeren Zulauf. Die bis dahin häufig gemeinsam agierende Subkultur von Punks und Skins driftete zunehmend auseinander. Letztere dominierten das neonazistische Erscheinungsbild, während insbesondere Punks weiterhin mit antiautoritären und anarchistischen Positionen in der Öffentlichkeit auftraten. Das Eindämmen neonazistischer Straßengewalt wurde bald zur Notwendigkeit. 1990 kam es zu den ersten rassistischen Morden und auch linke Demonstrationen wurden immer wieder attackiert. Diese Situation änderte sich erst ab 1992 langsam. Erstmals wurden die neonazistischen Angreifer einer linken Demonstration verjagt. Als Neonazis dann am 1. Mai in der Prager Innenstadt aufmarschieren wollten, endete dieser Versuch in einer Straßenschlacht und führte zu einem Rückgang öffentlicher neonazistischer Auftritte. Rassistische Morde und Angriffe hingegen nahmen zu. Dies führte zu einer breiteren gesellschaftlichen Debatte und insbesondere die linken Subkulturen politisierten sich immer stärker. In dieser Situation gründete sich 1996 in Prag die Antifaschistische Aktion (AFA). Schon bald verlagerte die AFA ihre Aktivitäten auf eine umfangreiche Recherche, die ihre praktische Anwendung in direkten Angriffen auf Neonazis fand. So gelang es ihr, zumindest temporär die Neonazi-Szene zu verunsichern. Doch gerade mit Blick auf antiziganistische Demonstrationen und Angriffe in ländlichen Strukturen konnte die Neonazi-Szene in den letzten Jahren wieder verstärkt auftreten. Eben hier endet der Film und macht deutlich, dass diese Entwicklungen die kommenden Auseinandersetzungen – auch der AFA – bestimmen werden.

161 > 88
99 Min.; 2012
mehr Informationen und Bestellmöglichkeit: www.antifa.cz