„Gemeinsam gegen Macker und Sexisten – Our Bodies Our Rules!“
Antisexistische Aktion MünchenDie Antisexistische Aktion München (ASAM) beschäftigt sich seit Jahren mit antifeministischen Gruppen, Personen und Strukturen. In ihrem neuen Zine informiert die Gruppe über ‚Pick-Up-Artists‘ (PUAs), die sie auch treffend ‚Pick-Up-Arschis‘ nennt. Erklärt wird, dass es sich bei diesen keineswegs um „harmlose ‚Verführungskünstler‘“ handelt, sondern um sexistische, übergriffige Typen, in deren Foren zu Vergewaltigung aufgerufen wird und auch Rassismus und Nationalismus oft unwidersprochen bleiben.
PUAs sind kein neues Phänomen. Schon in den 1980er Jahren erschien das Buch „How to Get the Women You Desire into Bed“ von Ross Jeffries (Paul Jeffrey Ross), der damit ein Fundament für die Szene lieferte.
Darüber hinaus ist die ideologische Grundlage, auf der sich PUAs bewegen, die uralte des Patriarchats. Das Zine beleuchtet wie PUAs „gesellschaftlich tief verankerte patriarchale Hierarchieverhältnisse [nutzen], um weiblich gelesene Personen zu dominieren und sie gegen ihren Willen gefügig zu machen“ und damit „zu einer gefährlichen Normalisierung sexualisierter Gewalt“ beitragen.
Das Zine informiert differenziert über Methoden und Sprache der PUAs und zeigt auf, wie zu übergriffigen Verhalten aufgerufen und motiviert wird. So vermitteln PUAs in ihren Foren, dass ein Nein nicht gilt und interpretieren es zu einem „noch nicht“ um. Struktureller Antifeminismus, Sexismus und patriarchale Sozialisierung dienen als Grundlage für eine Ideologie in der angenommen wird, es gäbe „ein irgendwie geartetes Recht auf weibliche Aufmerksamkeit“.
Die Ideologie der PUAs dient dabei auch als Verbindung zur extremen Rechten: „Feministische Kämpfe um Gleichberechtigung werden in der Szene als vermeintlich gesteuertes Projekt einer ‚Elite‘ oder ‚denen da oben‘ diffamiert. Diese Verschwörungserzählung mündet schließlich dort, wo alle Verschwörungserzählungen enden: beim Antisemitismus.“ Darüber
hinaus werden emanzipatorische Bestrebungen nach Gleichberechtigung „als ein Angriff auf die vermeintlich ,natürliche‘, völkische Ordnung von Gesellschaft und Geschlecht missinterpretiert“.
Während der eigene Sexismus abgetan und geleugnet wird, dient er den PUAs häufig als Argument gegen Migration und um antimuslimischen Rassismus zu verbreiten: „[Gefahr] gehe von muslimischen Männern aus, die den westlichen Männern ,ihre‘ Frauen wegnehmen“. Als Beispiele für die personelle Verstrickung von PUAs in die extreme Rechte werden Robert Timm und Martin Sellner von den „Identitären“ genannt.
ASAM nennt bekannte PUAs in den USA und in Deutschland, wobei sie einen Fokus auf München legen und von fünf PUAs die Methoden und Arbeitsorte genauer beschreiben, um sie so aus der Deckung zu holen. Zudem wird aufgezeigt, welche monitären Interessen hinter den Videos, Büchern und Seminaren der Szene stecken.
Das Zine ist ein wichtiges Instrument gegen PUAs, indem es über deren Ideologie und Methoden aufklärt sowie ihr vermeintlich harmloses Spiel als das entlarvt, was es ist: eine zutiefst sexistische, menschenverachtende Praxis die gesamtgesellschaftlich kaum auf Widerstand stößt und als Anknüpfungspunkt für rassistische, antisemitische und verschwörungsgläubige Argumentationen dient. Den Leser_in- nen wird das nötige Wissen zur Verfügung gestellt, das Spiel zu durchschauen und somit sich und andere zu schützen.
ASAM - Antisexistische Aktion München
‚Pick-Up-Artists‘ aufs Maul.
Ideologien und Strategien selbsternannter „Verführungskünstler“
40 Seiten,
gratis auf asam.noblogs.org/material