Antifa an Westberliner Schulen
Antifas in Westberliner Schulen
Am Freitag, dem 4. März, wurde eine neue Ausgabe der Neonazi-Schülerzeitung „Denkzettel“ an die Schüler des Humbold-Gymnasiums in Berlin-Reinickendorf verteilt.
In Berlin-Spandau wurde Ende letzten Jahres an vielen Gymnasien ein Info-Blatt verteilt, das sich mit den Großmachtsträumen der NF und ihrer Kriegshetze auseinandersetzt und die Behandlung der „deutschen Frage“ im Unterricht kritisiert. An einer Schule wurde daraufhin ein Projekt-Tag durchgeführt, in einer anderen wurde das Info-Blatt teilweise im Unterricht behandelt. An einer Veranstaltung zu diesem Thema im Dezember nahmen circa 100 Leute teil. Dort traten – als Theateraufführung - auch prominente Überraschungsgäste unter den Klängen des „Deutschlandliedes“ mit Reichskriegsflagge auf und tanzten den „Aufrüstungstango“. Zu dem dort angekündigten Schülerplenum im Januar kamen circa 25 SchülerInnen. Beschlossen wurde, an den Schulen in Berlin-Spandau einen oder mehrere Projekttage durchzuführen. Zur Vorbereitung dazu wird eine Ausstellung gemacht und die "Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft" (GEW) wird jetzt zur Beteiligung eingeladen.
Erfreulicherweise hat sich nun auch in Berlin-Steglitz ein antifaschistisches Bündnis gebildet. Es ist auch höchste Zeit für Steglitz: Die (versuchte) Filmaufführung von dem Streifen „Die Rote Flut“ im Thalia Kino in Berlin-Lankwitz, der rassistische Anschlag auf ein Flüchtlingslager in Lankwitz, die Eröffnung des Landesbüros der Republikaner (REPs) in Steglitz, um nur einige Punkte zu nennen.
Anfang Januar fand sich in Steglitz ein „Anti-Fa-Bündnis“ zusammen, dass zum 30. Januar einen gemeinsamen Aufruf verfasste (der hauptsächlich vor Schulen verteilt wurde) und zur Demonstration am selben Tag mobilisierte. Neben den Vertreterinnen von AL, Falken, Friedensini, Jusos, SEW, SJV, Volksfront und VVN nahmen eine ganze Reihe Unorganisierter - vor allem aus verschiedenen Steglitzer Schulen - an dem Treffen teil. Als nächsten Schritt werden eine Erweiterung des Bündnisses sowie die Koordinierung und Abstimmung der Arbeit (Anfragen in der BW, Veranstaltungen usw.) angestrebt.
Bisher überwog als Schwerpunkt in der Diskussion die jüngsten Entwicklungen an den Schulen. Neonazis versuchen dort, selbst vor als fortschrittlich bekannten Schulen, ihre Flugschriften zu verteilen. Die Mobilisierung gerade an den Schulen zu der Demonstration war erfolgreich. Neben Linken kamen auch eher unpolitische Schüler.
Mehrere Gruppen Westberliner Schülerinnen haben sich zusammengeschlossen, um eine Änderung des „Rahmenplans Geschichte/Sozialkunde/Politische Weltkunde“ in Bezug auf den Nationalsozialismus zu erreichen. Sie wollen eine Kampagne starten, damit der Zeitraum vom Nationalsozialismus bis heute ausführlicher behandelt wird. Da fallen dann auch die Themen Rassismus/Ausländerfeindlichkeit, Neofaschismus und Antifaschismus drunter.
„Was ist los an der Rheingau-Schule“?
Eine Antifa-SchülerInnen-Gruppe veröffentlichte ein Flugblatt „Was ist los an der Rheingau-Schule“? Der Direktor der Schule Peter S. hat neonazistische Verteilaktionen vor der Schule nicht weitergemeldet. Dazu ist er laut dem Rundschreiben Nr. 77/1983 der Senatsschulverwaltung verpflichtet. Nachdem die Neonazi-Schülerzeitung „Denkzettel“ und Flugblätter der „Republikaner“ (REPs) verteilt worden waren, übergaben SchülervertreterInnen dem Direktor das Material und forderten ihn auf dieses auf dem Dienstweg weiterzugeben. Der Direktor hat diese Verteilaktionen jedoch nicht weitergemeldet. Daraufhin veröffentlichten die SchülerInnen diese „stillschweigende Unterstüzung“. Mittlerweile weigere sich der Direktor überhaupt noch mit den betreffenden SchülerInnen und SV VertreterInnen zu reden. Wahrscheinlich eine hilflose Reaktion auf ein Dienstaufsichtsverfahren das er nun zu erwarten habe.
Die Schulleitung des Rheingau-Gymnasiums habe sich auch in den letzten Jahren mit der Verfolgung rechter Tendenzen schwer getan: Über den Sportlehrer Burkard H. schreiben die SchülerInnen, dass er seit Jahren „Wehrsportübungen“ im Unterricht durchführen lässt. Schüler müssten mit Eishockeyschlägern - „als Gewehre“ - Anschleichübungen machen. Deutsche und ausländische SchülerInnen würden im Sportunterricht getrennt behandelt. Ein Schüler aus Österreich musste allerdings bei der „deutschen Truppe“ mitmachen. Dieser Lehrer habe schon mehrere Dienstaufsichtsbeschwerden schadlos überstanden.