REP: Die Republikaner - Phantombild der neuen Rechten
Claus LeggewieErstaunlich, wie schnell nach den Wahlen in Berlin, der BRD und zum Europaparlament der Buchmarkt mit angeblichen Neuigkeiten über die „Republikaner“ (REPs) von diversen Autoren überschwemmt wurde. Am häufigsten gelobt wurde das Buch „REP: - Die Republikaner - Phantombild der neuen Rechten“ welches zu Unrecht Claus Leggewie alleine zugerechnet wird. Außer ihm haben noch drei weitere Autoren an diesem Schnellschuß mitgearbeitet. Besser wird das Buch dadurch nicht.
„Was nun, seit Berlin?“ fragt Leggewie in der Einleitung und vergleicht die „politische Landschaft der Republik“ mit einem „aufgescheuchten Hühnerhaufen“ in dem „bis zum hinterletzten Antifa-Komitee“ alles nur noch am rennen und flüchten ist. „Was tun seit Berlin?“ fragt er und fängt wortgewaltig an, gegen AntifaschistInnen zu pöbeln. Vom „roten Verfassungsschutz“ und von „ausgeleierten, alternativen Stammtischsprüchen“ ist dort zu lesen. Für engagierte AntifaschistInnen sind in Leggewies Augen, die REPs nicht mehr als „ein ideales Objekt antifaschistischer Aktion und Ablenkung“. Er hat anscheinend nie die verschiedensten Publikationen zum Thema „Neue Rechte“, REPs und „Neofaschismus“ gelesen. Wenn er dies getan hätte, dann wäre ihm nicht entgangen, daß wir mehr zu sagen haben als „Nazis raus“ und „Nie wieder“, um „die vor dem Ausland verlorene Ehre zu retten“.
Was ist jetzt in diesem Buch zu lesen? Im ersten Kapitel berichtet Volker Härtel (Journalist aus Westberlin) über die ersten Reaktionen auf die Westberliner Wahl. Ohne jedwede Quellenangaben findet sich dort, schlecht umschrieben, die Analyse des Wahlspots der REPs aus dem vorletzten Antifaschistischen Infoblatt (AIB). In einem Interview mit einem 19 jährigen Lehrling kommt sehr gut zum Ausdruck, was in vielen Jugendlichen vorgegangen ist, als sie am 29. Januar 1989 die REPs gewählt haben. Mehr oder weniger einleuchtend werden danach die Höhen und Tiefen der CDU/CSU beschrieben, die sie mit und ohne Konkurrenz von Rechtsaußen hatten, um dann in einen Bericht von Ulrich Chaussy zu münden, welcher sich mit dem DVU-Aufmarsch in der Passauer Nibelungenhalle am 15. August 1987 befaßt.
Was eine/n dann erwartet, ist nach den Westberliner Wahlen schon in den verschiedensten Tagesmedien zu lesen oder auch zu hören gewesen. Eine minutiöse Schilderung der Enstehung der REPs. Wer was wann wo wem gesagt hat, muß nicht unbedingt zum wiederholten Male gedruckt werden, es sei denn man braucht Geld oder liest gern seine eigenen Texte. Erfrischend und interessant ist dann jedoch ein Bericht von Volker A. Zahn (Journalist aus Köln). In ihm werden der „Ring freiheitlicher Studenten“ (RfS), die Rolle rechter Studenten, ihr Einfluß sowie deren Kontakte (zum Beispiel zum Mörder des jüdischen Verlegers Shlomo Lewin und seiner Lebensgefährtin oder dem Oktoberrestattentäter Gundolf Köhler) beschrieben.
Doch wieder zurück zu den Texten von Leggewie. Im vierten Kapitel kommt er zum wiederholten Male nicht umhin über die engagierte, antifaschistisch arbeitende Linke zu meckern. Sie werden als vom Parteiprogramm der REPs „negativ fasziniert und zu akribischen Exegesen“ verleitete Dummköpfe dargestellt. Keine drei Seiten später macht er genau das, was er der Linken vorwirrt. Er nimmt sehr genau programmatische Aussagen der REPs auseinander. Was große Teile der Linken in der Tat brauchen, ist, ein ernsthafter Klärungsprozeß über diesen einen politischen Gegner „Die Republikaner“. Eine Hilfe innerhalb dieses Prozesses ist dieses Buch aber bei weitem nicht. Wirkliche Perspektiven werden nicht oder nur kaum aufgezeigt. Dort, wo sie ansatzweise durchdringen, werden sie von Leggewies intellektuell vorgetragenen Wortgewaltigkeit erschlagen. Es ist kein Buch, welches leicht lesbar die Dinge vermittelt, die von den Autoren für wichtig erachtet werden. Leider ist es auch als Buch, mit dem konkret gearbeitet werden könnte, kaum oder nur schlecht zu gebrauchen, da es kein Register oder ausführliche Quellenhinweise hat.
Claus Leggewie:
"REP: Die Republikaner - Phantombild der neuen Rechten"
Rotbuch Verlin
Berlin 1989