Skip to main content

Kurze Weltgeschichte des Faschismus

Frank Pfeiffer – Forum deutschsprachiger Anarchist*innen (2013)

Einführungen sollen grundlegende Kenntnisse vermitteln. Der behandelte Gegenstand soll in einem überschaubaren Rahmen, deshalb notgedrungen herunter gebrochen, leicht verständlich erklärt werden. Es soll eben eingeführt werden, wie das Wort schon sagt. Böse Zunge sprechen dann oft von »verkürzt«, was in der Regel ein wirklich blöder Vorwurf ist.

Der Autor dieser Zeilen hat nichts gegen Einführungen. Im Gegenteil, viele haben keine Zeit sich intensiv mit Themen und Theorien zu beschäftigen. Leider ist dies auch mit Faschismus so. Was genau Faschismus oder ab wann eine Regierungsform faschistisch ist, können oft noch nicht einmal die Leute sagen, die sich der Antifa zugehörig fühlen oder antifaschistische Politik betreiben, also sich selbst als Ziel gesetzt haben, sich gegen Faschismus bzw. Faschisten zu engagieren. Daher ist es besonders ärgerlich, wenn diejenigen, die aus der Antifa den Griff zum Einführungsbuch »Kurze Weltgeschichte des Faschismus« machen, es nach 160 Seiten immer noch nicht verstehen. Warum eigentlich nicht?

Frank Pfeiffer ist der Autor  von »Die Weltgeschichte des Faschismus«. Er stammt aus dem anarchistischen Spektrum und  hat in der Zeitschrift Gâi Dào eine Artikelserie verfasst, welche historische Rückblicke auf Staaten mit Diktaturen umfasst, die in der Linken mal das Prädikat faschis­tisch bekommen haben. Diese Artikelserie wurde nun  in diesem Buch zusammengeführt. Ergänzt wurden die Länderreportagen um einige Gedanken aus der Faschismustheorie, zum Beispiel über »faschistische Ästhetik«. Wirklich festlegen, was denn nun Faschismus ausmacht will sich Pfeiffer auf diesen Seiten aber nicht.

So bleiben die Länderartikel, welche vom NS-Deutschland über Franco-Spanien und einige Regime in Osteuropa während der deutschen Besatzung sowie verschiedenen Diktaturen Südamerikas bis nach Südafrika reichen, die einzige Stärke des Buchs. Diese Stärke besteht darin, dass so das Wissen beispielsweise über Südafrika während der Apartheid bei jüngeren Linken nicht verloren geht. Willkürlich bleibt es trotzdem, denn warum bekommt Norwegen während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg ein Kapitel, aber nicht die baltischen Staaten, die starke faschistische Bewegungen ausbildeten? Ebenso bleibt die Frage, warum sich mit Spanien und den Diktaturen Südamerikas, wie zum Beispiel Chile unter Pinochet, so ausführlich beschäftigt wird, obwohl selbst der Autor angibt, dass diese nicht alle gängigen Kriterien der Faschismusforschung erfüllen? Dem Buch fehlt einfach der rote Faden, was daran liegt, dass nie gesagt wird, was denn nun Faschismus ist. 

F. Kunow



Frank Pfeiffer –Forum deutschsprachiger Anarchist*innen (2013):
Kurze Weltgeschichte des Faschismus – Ursprünge und Erscheinungsformen faschistischer Bewegungen und Herrschaftssysteme.
edition assemblage, RAP Band 7, Münster 2013
160 Seiten, 9,80 Euro