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Berlin: BKA-Beamter in „Neukölln-Komplex“ verwickelt?

Neukölln Watch
Einleitung

Ein BKA-Beamter war möglicherweise in den Berliner "Neukölln-Komplex" verwickelt: Stefan Andreas Wischniowski. Er war beim „Kriminalistischen Institut“ im Bundeskriminalamt (BKA) im Arbeitsbereich IT-Forensik tätig. Mit dem Neonazi Tilo Paulenz und drei weiteren Personen bildete er 2017 den Vorstand der Neuköllner AfD.1

  • 1Der Artikel basiert auf dem Text "Weiterer Polizist in Neukölln-Komplex verwickelt" von "Neukölln Watch" (nkwatch.info) vom 6. Mai 2021.
Foto: Presseservice Wien

Der (frühere) BKA-Beamte Stefan Andreas Wischniowski (mit Hut) am 12. September 2020 bei einem Aufmarsch der „Identitären“ in Wien.

Stefan Andreas Wischniowski war ein zentrales Mitglied, als die AfD mit der lokalen Neonaziszene zusammenwuchs. Auch persönlich zeigte er kaum Berührungsängste nach rechts außen. Bei einer Demonstration der „Identitären Bewegung“ (IB) in Wien im September 2020 lief Wischniowski mit einer brennenden Fackel neben der paramilitärischen Neonazigruppe „Slovenskí Branci“ (Slowakei) her.

Wischniowski trat bereits 2013 in die AfD ein und wurde 2015 erstmals in ein Amt gewählt: Rechnungsprüfer. Der zu prüfende Schatzmeister war Hendrik Pauli, der ebenfalls an IB-Demonstrationen teilgenommen hat und wiederholt Antifaschist_innen bedrohte.

Ein Jahr später, im Januar 2017, wurde Wischniowski zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, der Neuköllner Neonazi Tilo Paulenz wurde als Beisitzer sein Vorstandskollege. Die AfD war ins Abgeordnetenhaus und alle Bezirksvertretungen eingezogen. In Neukölln wurde Bernward Eberenz als Stadtrat durchgesetzt.

Gewisse Berührungspunkte zwischen Polizei bzw. BKA-Beamten und dem Kreis um die Verdächtigen der Neonazi-Brandanschlag-Serie in Berlin Neukölln im Kontext der AfD-Netzwerke wurden immer deutlicher. Nach dem Breitscheidplatz-Attentat teilte ein anderer Neuköllner "AfD-Polizist", Detlef Moritz, in einer lokalen Partei-Chatgruppe polizeiinterne Informationen. Paulenz begann, den Verdächtigen der Neuköllner Brandserie Sebastian Thom zu unterstützen. Wischniowski bewarb sich für das Neuköllner Bundestagsmandat und trat dem AfD-Landesfachausschuss für „Innere Sicherheit“ bei.

Ein Werbevideo zu einer Petition gegen migrantische Deutsche im BKA ließ sich Wischniowski von Vadim Derksen produzieren, dem Vorsitzenden der Parteijugend „Junge Alternative“ (JA) in Berlin. Die rechte Wochenzeitung "Junge Freiheit" berichtete damals dazu: "Seit 25 Jahren arbeitet er bei der Bundespolizei. Er war Personenschützer von Otto Schilly und von Franz Müntefering. Anfang des Jahres platzte dem Oberkommissar im Bundeskriminalamt (BKA) der Kragen."1

Doch erst im März 2020 wurde ihm schließlich vom BKA das Verbot der Führung der Dienstgeschäfte sowie ein Hausverbot ausgesprochen.2

Dass Neonazis in der Neuköllner AfD mitwirkten, Ämter übernahmen und Netzwerke knüpften, war in der Partei bekannt. Mit Christian Blank war ein weiterer Neonazi Parteimitglied und Bezirksverordneter mit guten Beziehungen zur CDU-Fraktion. Der AfD-Politiker Eberenz verließ im Streit die Partei und ging zur CDU. Dieser Schritt wäre auch für Wischniowski möglich gewesen. Stattdessen sprang er für den führungslosen Bezirksverband in die Bresche und leitete den Notvorstand. Wischniowskis Nachfolger wurde dann der bereits erwähnte Polizist Detlef Moritz.

  • 1JF: "Streitpunkt Migrationshintergrund. Petition gegen Deutschen-Diskriminierung beim BKA" von Martina Meckelein, 22. November 2019
  • 2Tagesspiegel: "Berliner BKA-Beamter in Neukölln-Komplex im Zwielicht" von Frank Jansen und Madlen Haarbach, 07.05.2021