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Hinterland

Fast schon ein Paradiesvogel im linken Blätterwald ist die »Hinterland«. Herausgegeben vom Bayerischen Flüchtlingsrat, widmet sich das vierteljährlich erscheinende Magazin nicht ausschließlich dem Antirassismus, sondern verhandelt selbstbewusst und unangestrengt ein vielfältiges Themenspektrum. In der Redaktion scheint man orthographisch recht konservativ zu sein. Vor »Baiern« oder »Polizey« als Titel schreckt man nicht zurück – im Editorial der »Baiern«-Nummer wird jedoch erklärt, warum dies die revolutionärere Schreibweise ist. Auch die grafische Gestaltung der Hinterland ist mehr als fortschrittlich und hebt sich von der Textlastigkeit vieler anderer linker Publikationen wohltuend ab. Die Cover sind schlicht gehalten, lassen Bilder sprechen und auch im Heftinneren wird mit Weiß und auflockernden Illustrationen nicht gegeizt. Die bisher elf erschienenen Ausgaben widmen sich je einem Schwerpunktthema, das aus vielen Richtungen beleuchtet wird. So geht es im aktuellen Heft mit dem Titel »Lager« nicht nur um die 13 bayerischen Flüchtlingslager, sondern unter anderem um Endlager und die Illusion der sicheren Entsorgung von nuklearen Abfällen. Auch die erwähnte »Polizey«-Ausgabe bietet erfrischend viele Herangehensweisen an das Thema. Neben Texten zur Desinformationsstrategie der Polizei rund um den G8-Gipfel in Heiligendamm und zum Oury-Jalloh-Prozess finden sich zum Beispiel kurze Anekdoten der AutorInnen zu ihren absurden bis amüsanten Erlebnissen mit der Polizei. Die Palette der Erfahrungen reicht hier von demütigenden Ohrfeigen für bekiffte Jugendliche im Italienurlaub bis zur, aufgrund Bierholens nur halb geglückten, Spitzelenttarnung. Diese offene Herangehensweise zieht sich durch alle Ausgaben des Magazins, sei der Schwerpunkt nun »Rassismus«, »Essen«, »Sex« oder »Anziehsachen«. Damit hat die Hinterland vielen bierernsten linken Zeitschriften einiges voraus. Thematische Offenheit und Perspektivenvielfalt sind Programm, führen aber nie zu postmoderner Beliebigkeit. Die Themen des Flüchtlingsrats – Rassismus, Flüchtlingspolitik, der Krieg gegen die MigrantInnen an den EU-Außengrenzen – kommen nie zu kurz und die antirassistische Perspektive ist stets präsent. Trotz der oft bayrisch gefärbten Artikelauswahl ist die Hinterland auch im Rest des deutschsprachigen Raums mit Gewinn zu lesen und ihr sind eine wachsende LeserInnenschaft und viele weitere Ausgaben zu wünschen.

Hinterland – Das Vierteljahresmagazin für kein Ruhiges;
Hrsg. vom Bayerischen Flüchtlingsrat

www.hinterland-magazin.de