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NS-Black-Metal im Raum Erfurt

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Einleitung

Die Musik-Label „Darker Than Black Records“ und „Nebelklang“ aus der Szene des "National Socialist Black Metal" ließen sich zeitweilig in Wandersleben nieder. Im Sommer 2022 zog der Geschäftssitz nach Halle/Saale weiter. Die Geschäftsanschrift wurde nach Berlin verlegt, während sich der Geschäftsführer in Merseburg niederließ.

Foto: AREF

Hendrik Möbus am D.T.B.-Lager in der Bahnhofsstraße in Wandersleben.

1992 gründeten Hendrik Möbus, Sebastian Sch. und Andreas K. in Sondershausen die Band „Absurd“. 1993 ermordeten Möbus (damals 17 Jahre alt) und seine zwei Bandkollegen ihren 15-jährigen Mitschüler Sandro Beyer durch Folter und Erdrosseln. Weil die drei schon damals in der Black-Metal-Band spielten, wurde der Mord in der Presse als „Satansmord“ bezeichnet. Aufgrund der NS-Ideologie von Möbus und der späteren Äußerung, dass es sich bei Beyer um ein „lebensunwertes Geschöpf“ gehandelt habe, müsste die Tat aber eher als „Nazimord“ bezeichnet werden.

Bis heute profitiert Hendrik Möbus von dem Image, welches er und seine Band „Absurd“ sich aufgrund der Tat in der NS-Black-Metal Szene aufgebaut haben. Zwischenzeitig hatte er sich in Wandersleben etabliert, um von hier ungestört „NS-Black-Metal“ (NSBM) Musik zu verbreiten.

„Darker Than Black Records“

Hendrik Möbus gründete aus der Jugendhaft mit Unterstützung von seinem Bruder Ronald Möbus 1994 „Darker Than Black Records“ (DTB) als NSBM-Label und -Versand. Nach wenigen Jahren wurde DTB vom sächsischen Label „Hate Records“ aufgekauft, das vom damaligen Hammerskin Mirko Hesse betrieben wurde. Hesse war zu dem Zeitpunkt schon V-Mann des "Bundesamts für Verfassungsschutz". DTB profitierte von den internationalen Kontakten von Hesse und baute sich so schnell ein größeres Netzwerk auf.

Hendrik Möbus kam nach wenigen Jahren auf Bewährung aus der Haft und wurde wegen der Verunglimpfung des ermordeten Sandro Beyer zu einer erneuten Haftstrafe verurteilt. Vor dieser floh er zunächst im Dezember 1999 in die USA, wo er jedoch 2000 verhaftet und 2001 nach Thüringen überstellt wurde. Wegen weiterer Straftaten saß er bis 2007 in Haft. DTB wurde zeitweilig von Ronald Möbus weitergeführt. Aus der Haft begann Hendrik Möbus, zusammen mit dem Neonazi Christian Sch. erneut die Führung über DTB zu übernehmen. Nach der Haftentlassung bauten Möbus und Sch. DTB von Berlin aus weiter auf. Mit dem „Silk Screen Print Shop“ begannen sie die Produktion von NSBM-Shirts und Shirts anderer Neonazigruppen, darunter des „Nationalen Widerstands Berlin“.

Nachdem ihre Machenschaften in Berlin stärker in den Fokus von Öffentlichkeit und Antifa-Protesten gerieten, verlagerte Möbus das Geschäft zurück nach Thüringen. Im Januar 2015 wurde die „fascination media UG“, vormals in Berlin, als Vertriebsfirma mit Sitz im mittelthüringischen Wandersleben (Drei Gleichen) im Handelsregister eingetragen. Mittlerweile zog das Unternehmen nach Halle/Saale weiter und betreibt eine Geschäftsanschrift in Berlin. Der Geschäftsführer Hendrik Möbus hat sich in Merseburg niedergelassen.

„Nebelfee Klangwerke“ und „Nebelklang“

Nachdem Hendrik Möbus 2001 wieder in die NSBM-Geschäfte von DTB einstieg, zog sich Ronald Möbus zurück und gründete 2002 das Label „Nebelfee Klangwerke“. Dieses betrieb er von Apolda aus gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin, der Boxerin Heike Langguth. Die beiden begannen nach Hendrik Möbus Auslieferung nach Deutschland auch eine Solidaritäts- und Spendenkampagne für ihn, deren Spendenkonto auf Langguths Namen lief.

"Nebelfee" organisierte Anfang der 2000er verschiedene NSBM-Konzerte mit bekannten Bands. Auf dem 1999 erschienenen und später neu aufgelegten Album „Weltmacht oder Untergang“ von der Geraer NSBM-Band „Totenburg“ werden Möbus und Langguth als „Herr Wolf und Frau Nebelfee“ gegrüßt. Als auch Ronald Möbus wegen einiger NS-Propagandadelikte aus den Geschäften von DTB vor Gericht stand, erklärte er 2002, dass er mit DTB abgeschlossen hätte und neuerdings mit Heike Langguth von Eckartsberga aus Kunsthandwerk betreiben würde. Langguth eröffnete in jener Zeit mit Unterstützung von Existenzgründer/innenförderungen aus Sachsen-Anhalt in Jena den Laden „Drachenhort“ für Kunst und Literatur aus dem Spektrum der Esoterik und heidnischen bzw. germanisch-mythischen Ideologien.

Nachdem Hendrik Möbus 2007 aus der Haft entlassen wurde, ging schließlich auch „Nebelfee Klangwerke“ aus der Hand von Ronald Möbus unter dem Namen „Nebelklang“ an Robert U. aus Gera über, der unter der Kontrolle von Hendrik Möbus das Label offiziell weiterführte. „Nebelklang“ wechselte nach 2011 seine offizielle Anschrift nach Berlin über. Inzwischen wurde „Nebelklang“ auch offiziell wieder unter das Dach von Hendrik Möbus „fascination Media“ geholt. Später verlief der Vertrieb ebenfalls über die Adresse von Hendrik Möbus in Wandersleben.

Neuanfang mit alten Weggefährten

In Wandersleben lief einige Jahre lang auch offiziell der Vertrieb von „Darker Than Black Records“. Unterstützung erhält Hendrik Möbus dabei wohl von einigen alten Weggefährten, darunter Robert U. und Martin Göring. Göring zählte als „Thorns“ zu den Gründern der Erfurter NSBM-Band „Barad Dûr“. Die Zusammenarbeit ist bereits Mitte der 1990er Jahre entstanden, als die Band eng mit Hendrik Möbus und Ronald Möbus zusammenarbeitete. Eine der ersten Veröffentlichungen war 1996 die Kassette „Endless War“, mit handgezeichnetem Inlay, welches jedes „S“ als Sig-Rune im Stil der Waffen-SS zeigte. In einem Interview folgte der öffentliche Vernichtungswunsch gegen alles „was nicht rein weiß ist und unseren Ländern und Rasse angehört“ mit den Worten „Ab ins KZ ihr Duli’s“.

An „Barad Dûr“ waren neben dem Schlagzeuger Göring auch Rene Eberhardt („Splatter“) und Thomas Engelhardt („Engel“) als Sänger beteiligt. Als Gitarrist war Yves Müller („Vinzent“) tätig, während Maik Möller („Eiwaz“) am Keyboard saß. Möller machte sich später selbstständig und wurde im Erfurter Club „From Hell“ als Tontechniker aktiv. Yves Müller und Martin Göring hingegen unterstützten als Musiker eine Neuauflage von „Absurd“ mit Hendrik Möbus als Sänger.

Wenig Kameradschaft im NSBM-Business?

Nach der Auslieferung 2001 übernahm Ronald Möbus („Wolf“) das Projekt Absurd als Sänger, während Sven Zimper („Unhold“) das Schlagzeug spielte. In der Zeit bis Hendrik Möbus‘ Haftentlassung 2007 prägten Zimper und Ronald Möbus „Absurd“ stark. Mit der Haftentlassung von Hendrik Möbus entstanden zwischen den Brüdern Konflikte um die Hoheit über das populäre Bandprojekt. Hendrik Möbus ging 2008 offensiv gegen die Beteiligung seines Bruders in die Öffentlichkeit und betonte seinen alleinigen Führungsanspruch auf Absurd: „Demzufolge entspricht es ganz meinem Charakter, daß ich mir nach meiner Rückkehr nicht etwa einen Platz, der mir gnädigerweise von anderen Leuten eingeräumt wird, suchen werde. Nein – ich schaffe mir den Platz, welcher mir meiner Meinung nach zustehen muß!

Als 2017 die Organisatoren des NSBM-Festivals „Asgardsrei“ die Band um einen Auftritt anfragen, sagt Ronald Möbus ab. Hendrik Möbus hingegen bekundet, dass er mit der Band auftreten werde und sucht sich eine Live-Besetzung aus seinen langjährigen Netzwerken zusammen: Neben zwei Weggefährten von „Barad Dûr“ standen als Gitarrist Sebastian Rast („Anzuz“) aus Wuppertal und der Bassist Thomas Kosmas („Commando Wolf“) von der griechischen NSBM-Band „Der Stürmer“ mit ihm auf der Bühne.

Im Jahr 2019 gründete Ronald Möbus zusammen mit Paul Morgenstern („Bile“) das NSBM-Projekt „Der Tod und die Landsknechte“. Diese Bandgründung kann als Aufgabe seiner Rolle bei „Absurd“ interpretiert werden.

Ein feindlicher Umgang innerhalb der NSBM-Szene wurde auch in anderen Konflikten bekannt. Ende 2008 zeigte eine Druckerei Denis Schoner vom Label „Hammerbund“ (Gera) wegen Betruges an. Schoner hätte im Juni 2007 Broschüren des NSBM-Magazins „ABLAZE“ in Druckauftrag gegeben. Die Magazine wurden an Mandy W. geliefert und die Rechnung an die angegebene Adresse von Hendrik Möbus in Apolda gesendet. Diese wurde jedoch nie von Möbus oder Schoner bezahlt. Der mutmaßlich an der Heft-Produktion beteiligte Neonazi Jens F. belastete in diesem Kontext Hendrik Möbus, indem er bei einer Vernehmung Angaben zu angeblich Beteiligten des Druckauftrages aus dem Kreis von Möbus und Schoner machte. Der Ausgang des Verfahrens wurde in der (Szene)-Öffentlichkeit nicht bekannt.

Hendrik Möbus zerrte hingegen 2019 den ehemaligen Absurd-Drummer und späteren NSBM-Aktivisten Denis Schoner vor Gericht. Er klagte im Namen von „Nebelklang“ gegen das von Denis Schoner betriebene Label „Hammerbund“, weil Schoner Split-CDs im Namen beider Labels veröffentlicht hatte. Möbus erwirkte eine Unterlassung, derzufolge Schoner keine CDs mehr im Namen von „Nebelklang“ veröffentlichen darf. Es bleibt zu vermuten, dass die beklagten CDs noch aus Zeiten engerer Zusammenarbeit von den Geraern Robert U. und Denis Schoner stammten und ihre Neuauflage Möbus Anspruch seiner Vormachtstellung im NSBM-Geschäft im Wege stand.

Hendrik Möbus‘ rücksichtsloses Vorgehen gegen (frühere) Partner, Unterstützer und Weggefährten aus der NSBM-Szene mag verwundern, am Ende ist es aber wohl auch ein Ausdruck der gelebten Ideologie des NSBM.