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Rassismus in der Leistungsgesellschaft

Sebastian Friedrich

Die Abwertung »der Anderen« hat auch ein Jahr nach dem Aufruhr um Sarrazins Bestseller »Deutschland schafft sich ab« weiter Konjunktur. Zwar distanzierten sich große Teile des Establishments von Sarrazin, weil ihnen die Rede von »Judengenen« dann doch zu weit ging. Dass er aber im Grunde recht habe und beim Beschreiben reeller Missstände nur etwas übers Ziel hinausgeschossen sei, dieser Ansicht sind nach wie vor viele, die sich um Deutschlands Zukunft sorgen. Die 15 Autor_innen des Sammelbands vermessen die geistige Landschaft, in der die Hetze gegen »Leistungsverweigerer« im Allgemeinen und gegen Muslim_innen im Besonderen gedeiht. In drei Abschnitten untersuchen sie die Felder Migration und Rassismus, Bevölkerungs- und Biopolitik, Kapital und Nation und dekonstruieren die diskursiven Versatzstücke, aus denen sich das bürgerliche Ressentiment speist. Das vierte und letzte Kapitel will schließlich Möglichkeiten von Interventionen und Perspektiven aufzeigen. Der Untertitel des Buchs »Analysen und kritische Perspektiven zu den rassistischen Normalisierungsprozessen der Sarrazindebatte« verspricht nicht zu viel. Es ist aber nicht unbedingt ein Handbuch für die antirassistische Praxis. Der sehr akademische Schreibstil (so lautet zum Beispiel der Titel eines Beitrags »Reflexiver Eurozentrismus – Zwischen diskursiver Kombinatorik und Latenz«) macht die Lektüre mitunter etwas mühsam. Wer jedoch sein Wissen darüber vertiefen will, warum der Angriff der Leistungsträger von Sarrazin über Sloterdijk, Baring oder Henkel in der bundesrepublikanischen Gesellschaft auf so fruchtbaren Boden fällt, dem sei dieses Buch empfohlen.

Sebastian Friedrich (Hrsg.)
Rassismus in der Leistungsgesellschaft
– Analysen und kritische Perspektiven zu den rassistischen Normalisierungsprozessen der »Sarrazindebatte«
farb. Broschüre, 264 Seiten, 19.80 EUR
ISBN 978-3-942885-01-0
edition assemblage, August 2011