Thessalia zu Prag (Bayreuth): Noch erzkonservativ oder schon rechtsnational?
Christian Egerer und Valentin SchwarzExperten halten einige Burschenschaften für wichtige Bestandteile gegenwärtiger rechter Netzwerke. Dass manche Korporierte eine Nähe zu völkisch-nationalistischem Gedankengut aufweisen, ist allerdings keine neue Entwicklung. Dabei gibt es auch zahlreiche Gegenbeispiele. In Bayreuth zeigt sich dieser Kontrast.
Ein sattes Schwarz-Weiß-Rot sticht aus dem eintönigen Grau heraus. Der trübe Bayreuther Winter - berüchtigt für seine Härte - betont die vereinzelten verstreuten Farbtupfer. Aber nicht nur aus diesem Grund fällt den aufmerksamen Beobachter_innen an einer Hauswand an der wichtigsten Verkehrsader der Stadt, dem Wittelsbacherring, eine Flagge in diesen Farben auf. Nein, sie ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil Schwarz, Weiß und Rot einst das deutsche Kaiserreich repräsentierten und eine solche Reichsflagge heutzutage gerne von Rechtsradikalen als Erkennungssymbol verwendet wird. Unweigerlich stellt sich die Frage: Um wessen Haus handelt es sich am Wittelsbacherring?
Es ist das Verbindungshaus der Thessalia zu Prag in Bayreuth, einer 1864 gegründeten und seit dem Wintersemester 1990/91 in Bayreuth ansässigen Burschenschaft. Bei einem Besuch auf ihrer Website verwundert es nicht, dass sich die Thessalia öffentlich mit der Farbabfolge Schwarz-Weiß-Rot identifiziert. Schließlich sieht sie sich selbst als »Gegenpol zu den Werteverlusten der heutigen Gesellschaft«. Garant dafür seien ihre »bis in die Prager Grüdungszeit [im Kaiserreich] zurückreichenden Traditionen«, darunter etwa die pflichtschlagende Mensur. Das bedeutet, jedes aktive Mitglied der Thessalia muss eine bestimmte Anzahl von reglementierten Fechtkämpfen mit scharfen Klingen gegen Mitglieder anderer Studentenverbindungen durchführen; für Thessale Oliver Trapper ein »Symbolausdruck der Wehrhaftigkeit«. Außerdem sucht die Burschenschaft nach »jungen deutschen Studenten« - Frauen und »Ausländer« (was auch immer die Thessalia darunter versteht) sind hier nicht erwünscht.
Für jemanden der sich nie mit Burschenschaften beschäftigt hat, mag all das - die Reichsflagge, das Fechten, der Ausschluss von Frauen und Ausländern, das auf der Website präsentierte Selbstverständnis - befremdlich wirken. Allerdings sind das keineswegs ungewöhnliche Merkmale für Burschenschaften und Verbindungen im Allgemeinen. Von den acht Bayreuther Studentenverbindungen nehmen sechs ausschließlich Männer auf, drei sind pflichtschlagend, und ebenso viele tragen die Farben Schwarz, Weiß und Rot - wenn auch nicht in Reichsflaggen-Anordnung - im Wappen. Man könnte die Thessalia also auf den ersten Blick als »erzkonservativen Haufen, aber nicht mehr« einordnen, wie es laut Moritz Kircher einige Bayreuther Stadträte lange Zeit taten, wenn die Burschenschaft in der Stadtpolitik diskutiert wurde. »Dabei war klar, dass die mit konservativ nicht sonderlich viel am Hut haben«, sagt Kircher, von 2013 bis 2019 Redakteur beim Nordbayerischen Kurier und inzwischen beim Oberbayerischen Volksblatt. Stattdessen habe es Indizien für »starke Berührungspunkte mit der rechtsextremen Szene« gegeben.
Rechtsruck mit Vorgeschichte
Eines dieser Indizien ist die langjährige Mitgliedschaft von Jürgen Schwab. Der Publizist veröffentlichte Artikel in Zeitschriften wie der »Neuen Ordnung« oder der österreichischen »Aula«. Außerdem war er in den 1980er-Jahren Mitglied bei den Republikanern und Anfang der 2000er bei der NPD. 2002 wurde er auf Drängen von Kurt-Ulrich Mayer aus der Thessalia ausgeschlossen. Der Rechtsanwalt Mayer, Professor für Medienrecht und Ehrenvorsitzender der CDU Leipzig, war bis 2014 »Alter Herr« bei der Thessalia; »Alte Herren« werden Burschenschaftsmitglieder nach Beendigung ihres Studiums mit dem Eintritt ins Berufsleben. Den Ausschluss Schwabs habe Mayer »damals in dem Glauben, dass die Verbindung damit von rechtsextremen und rechtspopulistischen Strömungen befreit sein wird«, durchgesetzt. Mayers Hoffnung, »dass diese Burschenschaft den Weg in die Mitte unserer Gesellschaft zurückfindet«, sollte sich nicht erfüllen. 2014 trat er selbst aus, da er laut eigener Aussage die zunehmende Orientierung an völkischem Gedankengut nicht mehr ertragen konnte.
So sprach beispielsweise 2010 Henry Nitzsche auf dem Grundstück der Thessalia. Nitzsche ist erklärter Kritiker des in völkischen Kreisen sogenannten »deutschen Schuldkults« und der Bundesregierung: Er nennt sie »Multikultischwuchteln in Berlin«. 2011 war Felix Krautkrämer, Autor der rechten Wochenzeitung »Junge Freiheit« zu Gast. Noch aussagekräftiger ist jedoch die Mitgliedschaft der Thessalia in der Deutschen Burschenschaft (DB) und in einer Untergruppierung davon, der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG). Bei der DB handelt es sich um den größten rein burschenschaftlichen Korporationsverband, womit ein Zusammenschluss verschiedener Verbindungen gemeint ist. Ab den 1990er-Jahren rückte die Deutsche Burschenschaft immer weiter nach rechts, angetrieben von den Hardlinern in der Burschenschaftlichen Gemeinschaft. Im »Handbuch der Deutschen Burschenschaft« (2005) vertritt die BG Positionen wie folgende: »Das Deutsche Reich ist 1945 nicht untergegangen und besteht unverändert fort. Als Staat ist das Deutsche Reich derzeit nicht handlungsfähig, weil es keine eigenen Organe hat. Die Staatsgewalt des Deutschen Reiches ist 1945 unmittelbar auf das deutsche Volk in seiner im Reichsgebiet lebenden Gesamtheit als gesamtdeutschen Souverän übergegangen. Der gesamtdeutsche Souverän hatte seit 1945 bis heute keine Gelegenheit, gesamtdeutsche legislative und exekutive Organe einzusetzen. [...] Dies sind die Rechtspositionen, auf denen die Deutsche Burschenschaft ihre Deutschland- und Wiedervereinigungspolitik aufbaut.«
Im Geschäftsjahr 2008/09 übernahm die Thessalia den Vorsitz der BG. Ihr damaliger Sprecher Oliver Trapper sah in einem Interview mit dem DB-Verbandsmagazin »Burschenschaftliche Blätter« im selben Jahr kein Problem mit einer rechten Gesinnung der BG und kritisierte, dass »Rechtsextremismus« als »politischer Kampfbegriff zur Diffamierung unliebsamer Meinungen« verwendet werde. 2011 entflammt eine bundesweite Debatte um die Deutsche Burschenschaft. Der Grund: Ein Richtungsstreit, ausgelöst durch den Antrag auf einen sogenannten »Arier-Nachweis«. Einige BG-Burschenschaften wollen nicht akzeptieren, dass die Mannheimer Burschenschaft Hansea, Mitglied in der DB, einen Studenten aufgenommen hat, dessen Eltern aus Hong Kong stammen. Sie fordern, alle Mitglieder der DB müssten den Nachweis erbringen, ausschließlich deutscher Abstammung zu sein, und begründen dies mit biologischem Rassismus: Eine »nicht-europäische Gesichts- und Körpermorphologie« sei mit der »Schicksalsgemeinschaft« der Deutschen unvereinbar. Den Antrag eingebracht haben die Raczeks zu Bonn, doch die Formulierungen stammen größtenteils - das haben unter anderem Recherchen des Kurier-Redakteurs Moritz Kircher ergeben - von der Thessalia: Andreas Wölfel - NPD-Mitglied und Rechtsanwalt in der Kanzlei des ehemaligen Frontsängers der Rechtsrock-Band »Noie Werte« Steffen Hammer - hat sie bereits 2010 in einem Vortrag bei den Raczeks verwendet. Thema: der »volkstumsbezogene Vaterlandsbegriff«. Wölfel, der laut Antifa-Publikationen 2015 der Thessalia zugerechnet wurde, appellierte damals: »Es dürfte jedem deutschen Burschenschafter klar sein, dass das Vaterland von Afrikanern
und Asiaten nicht zwischen Maas und Memel beziehungsweise zwischen Etsch und Belt liegt!« Zwar wird der »Arier-Nachweis« letztlich nicht offiziell eingeführt, doch im Zuge der heftig wogenden Debatte verlassenen zahlreiche moderatere Burschenschaften die DB, die Zahl der Mitglieder halbiert sich beinahe, von 123 Burschenschaften 2008 auf nur noch 66 im Jahr 2017. Übrig bleiben die Radikalen, angeführt von der BG - und mittendrin die Thessalia.
Die Thessalia selbst teilte mit, sich zu diesem Artikel nicht äußern zu wollen. Der noch nicht lange zurückliegende, bis heute anhaltende Rechtsruck der Deutschen Burschenschaft, der unter anderem zu den Neugründungen der Neuen Deutschen Burschenschaft und Allgemeinen Deutschen Burschenschaft durch moderatere Ex-DB-Mitglieder führte, ist gut belegt. Komplett neu ist es jedoch nicht, dass zahlreiche Burschenschaften völkisch-nationalistisch ausgerichtet sind. Die Gründungserzählung der Burschenschaften besagt, dass die Korporierten Anfang des 19. Jahrhunderts die Träger der Demokratie und führenden Köpfe hinter der Revolution von 1848/49 waren, Stichwort Wartburgfest. Auf ihrer Website spricht die Thessalia von einer »progressiven Avantgarde«. Laut dem Sozialwissenschaftler Dietrich Heither entspricht diese Darstellung jedoch nicht der ganzen Wahrheit. In seinem Buch »Blut und Paukboden - Eine Geschichte der Burschenschaften« schreibt er, dass »deutschtümelnd-völkische Ideologie« und Antisemitismus schon damals in den Burschenschaften stark vertreten gewesen seien. Spätestens die gescheiterte 48er-Revolution habe dann liberale Strömungen beendet und in eine »Anpassung ursprünglich bürgerlichen Emanzipationsstrebens anreaktionär-nationalistische Geisteshaltungen« gemündet. In der Folge habe sich die Mehrheit der Burschenschaften mit dem Kaiserreich und dessen völkisch-imperialistischen Bestrebungen identifiziert.
Heither räumt auch mit einem weiteren Mythos auf: dass Burschenschaften durchgehend Gegner des NS-Regimes gewesen seien und deswegen zwischen 1933 und 1945 konsequent verboten wurden. Tatsächlich handelte es sich bei der Auflösung laut »Blut und Paukboden« in den meisten Fällen um eine Eingliederung in das NS-System, bei der es lediglich Streit um organisatorische Details gab. Sicher, die Burschenschaften hießen nun nicht mehr Burschenschaften. Im jeweiligen Gedankengut habe es aber klare Überschneidungen gegeben: Burschenschafts-Ideologie und NS-Ideologie seien quasi äquivalent gewesen. Nach 1945 knüpften einige Burschenschaften an diese Traditionen an, während es vor allem im Zuge der 1968er-Bewegung zu einer Selbsthinterfragung und Liberalisierung zahlreicher Verbindungen beziehungsweise zur Neugründung weniger reaktionärer Verbindungen kam. Heither, der sich vor allem auf die Entwicklungslinie der Deutschen Burschenschaft konzentriert, zeigt aber auf, dass insbesondere bei der DB die alten Einstellungen präsent blieben, beispielsweise durch die programmatische Fixierung auf den »volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff«. Diese gegensätzlichen Strömungen - unter den verschiedenen Burschenschaften existieren ganz unterschiedliche Einstellungen; innerhalb der gesamten Verbindungsszene sowieso - führten ab den 1990er zu dem beschriebenen Abspaltungsprozess und der Radikalisierung der DB.
Der Fall Mario Brehme
Doch selbst im Kontext dieser Vorgeschichte ragt ein Fall, der 2014 in Bayreuth ans Tageslicht kam, heraus. Laut Kurier-Redakteur Moritz Kircher kursierte damals schon seit längerem das Gerücht, dass es in der Stadt eine Burschenschaft gebe, die etwas mit einem Unterstützer des "Nationalistischen Untergrund" (NSU) zu tun habe. Kircher begann sich umzuhören, »im Milieu zu stochern«. Das Ergebnis seiner Recherche: Mario Brehme, Mitgründer der Neonazi-Organisation "Thüringer Heimatschutz" (THS) und laut LKA-Quellen eine der zehn wichtigsten Kontaktpersonen aus dem Umfeld des NSU, war seit 1997 Mitglied bei der Thessalia und hatte bis 2009 immer wieder seinen Wohnsitz im Verbindungshaus. 1998 suchte Brehme zusammen mit dem mehrfach verurteilten Neonazi André Kapke in Südafrika mutmaßlich nach einem Unterschlupf für das untergetauchte NSU-Trio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe. Als Brehme 2015 im NSU-Prozess in München vorgeladen wird, kommt es zu bizarren Szenen. Der ehemalige Jurastudent nimmt das Gericht und dessen Fragen demonstrativ nicht ernst, antwortet beispielsweise auf die Frage, ob er allein in Südafrika gewesen sei: »Nein, das Land war voll.« Und auf die Frage nach den Namen von Mitgliedern beim Thüringer Heimatschutz: »Ich habe es nicht so mit Namen.« Immerhin räumt Brehme ein, zusammen mit Tino Brandt den Thüringer Heimatschutz geleitet zu haben. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Zusammenschluss verschiedener Neonazi-Zellen, den sogenannten »Freien Kameradschaften«, darunter eine aus Jena, unter anderem gebildet von Böhnhardt und Zschäpe. Brehme bestätigt, die NSU-Täter gekannt zu haben und sagt: »Wir haben sie auch immer wieder in Erinnerung gerufen, bei
Sonnwendfeiern haben wir an sie erinnert.« Durch diese und andere seiner Aussagen vor Gericht erhärtet sich der Eindruck, dass Brehme einer der führenden Köpfe in der Neonazi-Szene der späten 1990er und frühen 2000er war. Besonders deutlich werden Brehmes Einstellungen etwa, als er nach dem Brettspiel Pogromly gefragt wird, von dem Exemplare in Zschäpes Garage lagerten und das der Anklage als Beweis für die Ideologie des NSU diente. Brehmes Antwort: »Ich habe mich über die Wortwahl aufgeregt. Eine unpraktische Wortwahl. Pogromly. Ich hätte noch ein O hinzugefügt. Sonst ist das schlecht auszusprechen. Ich habe es selbst gespielt.«
Zum Zeitpunkt des Prozesses ist klar, dass die Thessalia nicht nur völkisch-nationalistisches Gedankengut verbreitet - eines ihrer Mitglieder stand sogar in unmittelbarem Zusammenhang mit der Mordserie des NSU, einem der schwerwiegendsten Terrorakte in Deutschland seit dem Ende des nationalsozialistischen Regimes. Der Fall sorgt weit über Bayreuth hinaus für Schlagzeilen, unter anderem Spiegel und Süddeutsche berichten. Im Zuge von Kirchers Recherche wird zudem die tragende Rolle der Thessalia beim »Arier-Nachweis«-Antrag aufgedeckt. Es folgen Austritte, unter anderem von Julian Hofmann, damaliger Vorsitzender des Studentenverbands Ring Christdemokratischer Studenten (RCDS) in Bayreuth und heute bei der CSU aktiv. Hofmann behauptet: Wenn er um die extremen Positionen der Burschenschaft gewusst hätte, wäre er - seit 2010 Vollmitglied - niemals eingetreten. Dabei hat es Indizien für rechtsnationale Positionen bei der Thessalia schon zuvor gegeben. Auch der RCDS selbst distanziert sich 2014 von der Thessalia (RCDS Bayreuth-Vorsitzender Kilian Chevalier reagierte nicht auf unsere Anfrage, warum dies erst 2014 geschieht). Die Universität versucht, die Verbindung von Veranstaltungen wie dem Mensa-Abend offiziell auszuschließen. Dies wird letztlich allerdings nicht durchgesetzt, da der Bayerische Verfassungsschutz die Thessalia nicht im Visier hat. 2015 lautet die offizielle Antwort auf Anfragen der Bayreuther Landtagsabgeordneten Ulrike Gote (Grüne) und Christoph Rabenstein (SPD): Es lägen » gegenwärtig keine hinreichend gewichtigen tatsächlichen Anhaltspunkte vor, dass die Aktivitas der Burschenschaft Thessalia zu Prag in Bayreuth durch Betätigung selbst in zurechenbarer, politisch ziel- und zweckgerichteter Weise, Elemente der freiheitlichen demokratischen Grundordnung beseitigen oder außer Geltung setzen wollen«. Ähnliches lässt das bayerische Staatsministerium des Inneren verlauten, als sich die Grünen-Politikerin Katharina Schulze nach rechtsextremen Tendenzen in bayerischen Burschenschaften erkundigt: »Die ganz überwiegende Zahl der Burschenschaften unterhält keinerlei Kontakte zu Rechtsextremisten. Vielmehr haben zahlreiche Mitglieder von Burschenschaften wesentliche Beiträge zur demokratischen Entwicklung Deutschlands in den letzten 200 Jahren geliefert.« Auch die Universität Bayreuth lässt inzwischen - Stand Dezember 2019 - verlauten, »zumindest momentan keine Veranlassung zu Maßnahmen mit Blick auf die Burschenschaft Thessalia« zu sehen.
Die Stadtpolitik hingegen reagiert 2014; nun lassen sich die Korporierten nicht mehr einfach als »erzkonservativer Haufen« abtun. Öffentlichkeitswirksam beschließt der Bayreuther Ältestenrat im Zuge der Enthüllungen um Mario Brehme und den »Arier-Nachweis«, das Einladungsprinzip zum Volkstrauertag zu ändern. Bis dahin wurde über eine Anzeige eine Einladung an alle Bürger der Stadt ausgesprochen. Deshalb ließ es sich die Thessalia nicht nehmen, jährlich mit einer Delegation bei den Gedenkfeiern zu erscheinen. Durch die neue Regelung müssen Organisationen wie Burschenschaften nun speziell einzeln eingeladen werden - wobei die Thessalia keine Einladung erhält. Vorsichtshalber wurde für die Gedenkfeiern am ersten Volkstrauertag nach dem Beschluss
ein Sicherheitsdienst engagiert, »weil die Thessalia in dieser Zeit relativ ruppig aufgetreten ist«, wie sich Sabine Haberland von der Stadt Bayreuth erinnert. Den habe es aber nicht gebraucht, denn seit 2014 sei die Burschenschaft nicht mehr öffentlich aufgetreten. »Die sind wie vom Erdboden verschluckt«, sagt Haberland. Für Moritz Kircher kein Zufall: »Burschenschaften sind eigentlich relativ ruhig in der Öffentlichkeit, die arbeiten lieber an ihren Netzwerken und ihrer Politik im Hintergrund.«
Thinktanks der »Neuen Rechten«
Hinsichtlich dieser Netzwerke hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan - zumindest bei den Burschenschaft mit Nähe zur rechten Szene. Das liegt vor allem daran, dass die rechte Szene selbst inzwischen anders ausgerichtet und organisiert ist, als noch zu Zeiten von Mario Brehme. Veranschaulichen lässt sich der Wandel auch am äußerlichen Erscheinungsbild. Während früher Bomberjacke und Skinhead-Frisur als Erkennungszeichen der Neonazis galten, sind bei der »Neuen Rechten« eher Polohemd, gegelter Scheitel und Hipster-Bart angesagt. Die »Neue Rechte« will nicht mehr mit tumbem Hooligan-Auftreten und gewaltsamem Untergrund-Terror für Aufsehen sorgen. Stattdessen hat sie ihren Vorhaben einen intellektuellen Anstrich verpasst und geriert sich, anstatt Hitler zu feiern und den Holocaust zu leugnen, eher als Bewahrer deutscher Geschichte und Traditionen, die ins Kaiserreich zurückreichen, und als Kämpfer gegen den Zeitgeist, den »linksgrünversifften Mainstream-Liberalismus«.
Die Akteure der »Neuen Rechten« beackern in erster Linie das Feld der Metapolitik: Sie versuchen, ihre Ansichten in der Mehrheitsgesellschaft anschlussfähig zu machen; zuerst im vorpolitischen Raum der Kultur, im nächsten Schritt dann auch in den Parlamenten. Wichtigste Strategie ist dabei momentan die Diskursverschiebung, also der Versuch, die Grenzen des Sagbaren nach rechts zu verlagern. Institutionell manifestiert sich die Szene in verschiedenen Facetten: aktivistisch etwa über die Identitäre Bewegung; publizistisch beispielsweise durch das Imperium von Götz Kubitschek, dem Geschäftsführer des Antaios-Verlags und Mitbegründer der Denkfabrik Institut für Staatspolitik; und finanziell in Form des Vereins »Ein Prozent«, der unter anderem mit Hilfe von Crowdfunding Spenden sammelt.
Die klare Aufgabenteilung, die ausgeprägteVernetzung und die intelligente Nutzung des digitalen Raums - stellvertretend sei hier die Trollfabrik Reconquista Germania genannt, die systematisch völkisch-nationalistisches Gedankengut in den Kommentarspalten sozialer Netzwerke platziert - ermöglichen der »Neuen Rechten« eine beachtliche Effizienz. In dem Buch »Die Netzwerke der Neuen Rechten« wird die Szene auf lediglich 3000 aktive Mitglieder mit einem Führungszirkel von circa 50 Personen geschätzt; ihr Einfluss geht jedoch weit darüber hinaus.
Dennoch benötigt all das natürlich Personal, das einerseits eine Nähe zu völkisch-nationalistischem Gedankengut und andererseits gewisse intellektuelle Voraussetzungen mitbringt. An dieser Stelle kommen die Burschenschaften ins Spiel. Für Christian Fuchs, Zeit-Journalist und Co-Autor des Buches »Netzwerke der Neuen Rechten«, habe die »Neue Rechte« den völkisch-nationalistischen Korporierten einen enormen Aufschwung in Sachen Wirkmacht beschert. »Burschenschaften galten lange als ewig gestrig, als nicht ernst zu nehmen, fast schon als putziges Andenken an vergangene Zeiten, ähnlich wie Vinyl«, sagt Fuchs. Über die »Neue Rechte« aber konnten die völkisch-nationalistisch ausgerichteten Burschenschaften den Einfluss erlangen, der ihnen vorher verwehrt geblieben war. Zwar gab es - wie im Fall Mario Brehme - immer wieder Verbindungen von Korporierten in die rechtsnationale Szene, doch intellektuelle Differenzen zwischen Akademikern und Skinheads sowie ein Mangel an strategischem Denken in der »alten Rechten« verhinderten ein »systemisches Einbinden in die Strukturen«, wie es in der aktuellen Bewegung zu beobachten ist.
Gleichzeitig wäre die »Neue Rechte« ohne Burschenschaften kaum vorstellbar. Laut Fuchs waren sie von Anfang an wichtig als »die ersten wahrnehmbaren Zeichen« neu aufkommender rechter Netzwerke. Burschenhäuser wurden jahrelang für Veranstaltungen genutzt, da es sich bei ihnen um billige, zugängliche und vor allem auch geschützte Räumlichkeiten handelte - wichtige Kriterien für die junge, sich organisierende Szene. Inzwischen nehmen die Burschenschaften die Rolle von Thinktanks für die »Neue Rechte« ein, ihre Mitglieder sind essentiell für den intellektuellen Überbau, auf den die Bewegung so großen Wert legt, den sie als einen der Schlüssel zur Umgestaltung der Gesellschaft sieht. So sind etwa journalistische Medien der »Neuen Rechten« - Zeitschriften wie die »Junge Freiheit«, die »Blaue Narzisse« und andere - stark auf Burschenschafter angewiesen. Fuchs sagt deshalb: »Ich habe das Gefühl, dass die ›Neue Rechte‹ noch viel stärker von den Burschenschaften profitiert, als andersrum.«
Besonders gut veranschaulichen lässt sich dies an der AfD. Die "Alternative für Deutschland" zeigt, was die »Neue Rechte« früheren rechten Bewegungen voraus hat, wie weit sie in ihrem Vorhaben, sich innerhalb der Gesellschaft festzusetzen, bereits gekommen ist: Ihr völkisch-nationalistisches Gedankengut findet hier erstmals im Nachkriegsdeutschland Anschluss in einer Partei, die die deutsche Politiklandschaft maßgeblich beeinflusst. Frühere rechte Parteien wie NPD oder Republikaner sorgten vereinzelt für Aufsehen; die AfD spielt mit ihren Wahlergebnissen in einer ganz anderen Liga. Ihr Aufstieg eröffnet rechtsnationalen Burschenschaftern ganz neue politische Karrieremöglichkeiten. Die AfD braucht aufgrund ihres rasanten Wachstums viele neue Mitarbeiter für die Mitarbeiterstäbe der Bundes- und Landtagsabgeordneten. Ohne die Rekrutierung bei Burschenschaftern könnte dieser Bedarf laut Fuchs kaum gedeckt werden. So verwundert es nicht, dass die brandenburgische AfD-Landtagsfraktion im DB-Verbandsmagazin »Burschenschaftliche Blätter« (4/2019) Anzeigen für Stellen als Praktikant und Referent schaltet.
Die personellen Überschneidungen zwischen Burschenschaften, AfD und sonstigen Organisationen der »Neuen Rechten« sind zahlreich. Ein kleiner Auszug: Torben Braga war einst Sprecher der Deutschen Burschenschaft, dann Vorsitzender des AfD-Nachwuchsverbands Junge Alternative und ist heute die rechte Hand von Björn Höcke - in der letzten Jahresausgabe 2019 der »Burschenschaftlichen Blätter« wird ihm zum Einzug in den Thüringer Landtag gratuliert; der Sprecher von Alice Weidel, Markus Frohnmaier, ist Mitglied der DB-Burschenschaft Rugia aus Greifswald; der aktuelle DB-Sprecher Philip Stein (Burschenschaft Germania Marburg) gilt als Star in der »Neuen Rechten« und ist quasi omnipräsent, als Autor für die Magazine »Sezession« und die »Blaue Narzisse«, als Vorsitzender des Kampagnennetzwerks »Ein Prozent« - in den »Burschenschaftlichen Blättern« als »Bürgerrechtsorganisation« bezeichnet - und als Berater der AfD-Bundestagsfraktion. Christian Fuchs spricht außerdem davon, dass etwa bei der Germania in Halle oder der Germania in Hamburg nahezu alle aktiven Mitglieder der "Identitären Bewegung" zuzurechnen seien. Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen, wie etwa Recherchen der Antifa Freiburg zeigen.
Auch in Thessalia-Kreisen gibt es diese Anbindung an die »Neue Rechte«. Tim Ballschuh, vormaliges Mitglied der Frankonia Erlangen und laut Christian Fuchs einst auch bei der Thessalia aktiv, ist Mitarbeiter der AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag und hatte einst Anbindung an die NPD-Jugendorganisation »Junge Nationaldemokraten« in Sachsen-Anhalt; 2018 gab er nach einer Wahlkampfveranstaltung in Regensburg mit einer Schreckschusswaffe einen Warnschuss ab, der Gegendemonstranten galt. Das Verfahren wurde eingestellt, da die Staatsanwaltschaft Regensburg keine Strafbarkeit sah. Und der bereits erwähnte Oliver Trapper war Mitgründer der »Korporierten in der AfD« - einem inoffiziellen Zusammenschluss von Burschenschaftern innerhalb der Partei - und wurde 2014 in den Vorstand des neu gegründeten AfD-internen völkisch-nationalistischen Rechtsaußenverein »Patriotische Plattform Bayern« gewählt.
Von Einzelfällen lässt sich hier bei weitem nicht mehr sprechen. Dennoch hatte die Stellung in der rechten Szene bislang kaum rechtliche Konsequenzen für die betroffenen Burschenschaften. Selbst bei einer Nähe zur vom Verfassungsschutz als »klar rechtsextrem« eingestuften "Identitären Bewegung". Als einzige Burschenschaft beobachtet der Verfassungsschutz die Münchener Danubia, ein weiteres Mitglied der Deutschen Burschenschaft. Auf eine Bundestagsanfrage der Linksfraktion zur DB antwortet die
Bundesregierung 2019 genauso wie einst die Bayerische Landesregierung in Bezug auf die Thessalia: »Zum jetzigen Zeitpunkt liegen der Bundesregierung keine hinreichenden
Anhaltspunkte dafür vor, dass der Dachverband ›Deutsche Burschenschaft‹ (DB) oder die ›Burschenschaftliche Gemeinschaft‹ (BG) Bestrebungen verfolgt, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtet sind.«
Vorsicht vor Pauschalisierungen
Für Peter Jung hingegen ist die Sache klar. »Die sind ein rechter Block«, sagt er über die Deutsche Burschenschaft. Jung kennt sich aus: Er war 1976 mitverantwortlich für die Wiedergründung der ehemaligen Berliner Burschenschaft Kurmark Brandenburg zu Bayreuth, die nach Eröffnung der Universität Bayreuth als erste Verbindung in der Wagnerstadt zugelassen wurde. Auf einen ersten, flüchtigen Blick wirkt die Kurmark Brandenburg wie ein enger Verwandter der Thessalia; sie trägt das Wort Burschenschaft im Namen, in ihrem Wappen finden sich die Farben Schwarz, Weiß und Rot, und ihre Mitglieder sind ausschließlich männlich. Doch dieser Eindruck trügt. Statt zur DB gehört die Kurmark nämlich zum moderaten Dachverband Schwarzburgbund. Ihr Wappen ist laut Jung nicht etwa ans Kaiserreich angelehnt, sondern an das Bundesland Brandenburg. Gerne würde die Kurmark laut eigenen Aussagen außerdem die erste Frau in ihren Reihen begrüßen - es sei nur leider bislang noch keine eingetreten. Ein muslimisches Mitglied gab es jedoch bereits. »Wir lehnen jegliche Ausgrenzung ab. Jeder, der studiert, kann bei uns Mitglied werden«, sagt Manuel Friedrich, Alter Herr der Burschenschaft. Dementsprechend eindeutig ist der Umgang mit der Thessalia: Zu ihr gibt es keinerlei Kontakt, sie hat auf dem Gelände der Kurmark offiziell Hausverbot, ebenso wie die Turnerschaft Munichia. Letztere ist laut der Kurmark »stark konservativ« und Teil des Coburger Convents, einem weiteren Verbindungsdachverband, der sich trotz Bekenntnissen gegen Extremismus immer wieder mit Vorwurf auseinandersetzen muss, unter seinen Mitgliedern seien Nationalisten. Außerdem ist die Munichia mit der Thessalia im »Bayreuther-Korporations-Convent« organisiert. Im November 2018 postete die Thessalia ein Bild von der gemeinsamen Kneipe - Verbindungsjargon für lockere, bierlastige Veranstaltung - mit Thessalia-Mitgliedern. 2014 wurde ein ähnlicher Post folgendermaßen kommentiert: »Heil Kneipe! Heil Thessalia! Heil Munichia!«1
Mit der nur wenige Meter von der Kurmark entfernt angesiedelten Munichia, die auf mehrmalige Anfragen von uns nicht reagierte, kam es immer wieder zu Konfrontationen. »Die haben sehr oft Ärger gemacht, uns nachts wachgeklingelt, das Wasser abgestellt, so dass wir schon zweimal Anzeige erstattet haben«, sagt Jung. Jung stuft »etwa die Hälfte der Bayreuther Verbindungen« als rechts ein. Was ihn bedrückt: »Die Entwicklung geht immer mehr in Richtung rechts und Richtung blöd.« Das könnte, so die Vermutung der Kurmärkler, durchaus mit einer stringenten Auslegung der burschenschaftlichen Rituale wie der Mensur zusammenhängen: Schlagende Verbindungen seien erfahrungsgemäß meist konservativer; rechte Bewegungen würden gerne an solche Rituale anknüpfen. Jung hält davon gar nichts: »Absoluter Quatsch, ich zeige Mut, Liebe und Treue doch nicht dadurch, dass ich anderen in die Fresse haue.« In ihrer eigenen Verbindung halten Friedrich, Howes und Jung einen plötzlichen Rechtsruck für ausgeschlossen. Bei der Kurmark gebe es eine gründliche Prüfung vor der Aufnahme. »Wir machen bei Einladungen an Personen von außerhalb klar, dass wir mit rechten Tendenzen nichts zu tun haben«, sagt Jung. Potenzielle Mitglieder mit extremen Positionen »spüren, welcher Geist hier weht und kommen sowieso nicht wieder, die brauchen wir gar nicht abzulehnen«. Außerdem organisieren moderate Verbindungen wie die Kurmark Veranstaltungen, um ihre Mitglieder über die Gefahren rechtsradikalen Denkens in der Vergangenheit und der Gegenwart aufzuklären. Dennoch haben die Mitglieder der Kurmark mit dem ramponierten Image von Verbindungen in der Gesellschaft zu kämpfen. Nicholas Howes erzählt, dass er einst bei einem Verbandstreffen mit Schärpe über die Straße gegangen und dabei als »Scheißnazi« beschimpft worden sei. Ähnliche Erfahrungen haben auch die anderen Kurmärkler gemacht. Zudem wurde ihr Verbindungshaus 2017 mit Farbbomben beworfen. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass Verbindungen wie die Kurmark aus Sicht der Öffentlichkeit laut Manuel Friedrich »langweilig« sind. »Wenn man von Verbindungen mal etwas mitbekommt,
dann von den rechten«, sagt Howes.
Die Gefahr der Diskursverschiebung
Eben das ist in den letzten Jahren aber immer häufiger der Fall. Eine Pauschalisierung ist dennoch nicht gerechtfertigt. Verbindungen wie die Kurmark und die Thessalia unterscheiden sich in ihrem Selbstbild deutlich voneinander. Auch die katholischen Verbände Unitas und Kartellverband (KV) haben sich mehrmals von rechtsnationalen Positionen distanziert. Beide verfassten in den vergangenen Jahren Resolutionen als Antwort auf aus ihrer Sicht bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen, in denen sie sich zu Toleranz und christlichen Werten bekennen und sich von dem DB-Prinzip »Patria/Vaterland« abgrenzen. Dennoch: Aussagen und Handlungen von Mitgliedern der Thessalia und ihrer Gesinnungsgenossen bei der Deutschen Burschenschaft zeigen, dass ein substanzieller Teil der Verbindungsszene Raum für rechtes, nicht selten auch völkisch-nationalistisches Gedankengut bietet - und das in manchen Fällen schon seit zwei Jahrhunderten. Mehr noch:Die völkisch-nationalistisch ausgerichteten Burschenschaften haben sich zu wichtigen Institutionen der »Neuen Rechten« entwickelt, ihre Mitglieder sind bei der "Identitären Bewegung", der AfD oder bei rechten Verlagen und Denkfabriken zu finden. Sie sind essentiell für das intellektuelle Fundament rechter Metapolitik. Dieser Entwicklung könnte entgegengewirkt werden. Womöglich positionieren sich in Zukunft öfters Kommunen so eindeutig gegenüber rechtsnationalen Verbindungen wie die Stadt Bayreuth durch den Ausschluss der Thessalia vom Volktrauerttag. Vielleicht werden darüber hinaus die bisherigen Privilegien eingeschränkt. Der Spiegel-Redakteur Oliver Trenkamp forderte bereits 2014, nachweislich völkisch-nationalistischen Burschenschaften ihre Steuervorteile zu nehmen - Spenden an Burschenschaftswohnheime lassen sich ebenso wie solche an Tierschutzvereine oder Umweltorganisationen von der Steuer absetzen. Die Aussagen der Bundesregierung und des Verfassungsschutzes hingegen lassen eher vermuten, dass es erstmal kaum Veränderungen im Umgang mit rechtsnationalen Burschenschaften gibt, dass sie weiterhin größtenteils unbehelligt bleiben. Das birgt allerdings Gefahren: Das erklärte Ziel der Metapolitik der »Neuen Rechten« ist die Umstrukturierung des öffentlichen Diskurses, sodass völkisch-nationalistische Positionen - und dazugehörige Symbole wie die Reichsflagge - normalisiert werden und damit Zuschreibungen wie »rechtsnational« ihre entlarvende Kraft verlieren. Im schlimmsten Fall bildet diese Diskursverschiebung einen Nährboden für Gewalttaten. Sowohl der Attentäter von Halle 2019, als auch der von Hanau in diesem Jahr rechtfertigten ihr Handeln mit rechten Narrativen und Verschwörungstheorien, die in Deutschland von der »Neuen Rechten«, aber auch international verbreitet werden.
Aktuell ist dieser Prozess weder abgeschlossen noch unumkehrbar. Aber die Anzeichen für sein Fortschreiten häufen sich. Und es ist nicht abzustreiten, dass rechtsnationale Burschenschaften daran beteiligt sind.
- 1siehe Artikel »Heil Thessalia! Heil Munichia !« vom 19.05.2015