Bremen – Polizeiaktion im Zwielicht
Am Abend des 19. November 1989 kam es in Bremen nach einer Diskussion unter Jugendlichen über den Tod der 24-jährigen Kornelia „Conny“ Wessmann, die zwei Tage zuvor durch einen Polizeieinsatz gegen AntifaschistInnen in Göttingen ums Leben kam, zu einer spontanen und unfriedlichen Demonstration. Direkt nach dieser Demonstration, die von circa 50 Leuten durch die Innenstadt geführt wurde, gab es einen massiven Polizeieinsatz.
Dieser Polizeieinsatz zeichnete sich vor allem durch Jagdszenen auf Jugendliche aus, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Nähe aufhielten. In den umliegenden Straßen wurden teils 15-Jährige festgenommen und auf der lokalen Polizeiwache "schikaniert". Das berichtet zumindest eine Elterninitiative, die sich nach diesen Vorfällen bildete und mehrere Berichte der Jugendlichen vorlegte.
Darin wird deutlich: Die Tatsache, daß der Verdacht besteht an dieser Demonstration beteiligt gewesen zu sein, reichte, um Menschen unter Gewalteinsatz festzunehmen, anzuzeigen, erkennungsdienstlich zu erfassen und einzuschüchtern. Ihnen wurde selbst in der Nacht nicht erlaubt, Eltern oder Anwalt/Anwältin anzurufen. Zum Verhör wurden die 15 bis 17-Jährigen in das unter politischen Aktivisten berüchtigte Innenstadtrevier „Wache 6“ gebracht, wo auch ein polizeiliches Sonderkommando stationiert ist.
Berüchtigt weil, so wird berichtet, diese Einsatzgruppe angeblich einem Beamten unterstünde, dessen Sohn in der Bremer Ortsgruppe der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) aktiv sei. Ob dies zutrifft, wurde in der breiten Öffentlichkeit bis her nicht bekannt.
Den Verhören der Minderjährigen mangelte es - den Berichten zufolge – etwa an ausreichenden Belehrungen über ihr Recht zur Aussageverweigerung. Dies sind vermutlich keine Einzelfälle. Ähnliches wurde zum Beispiel auch am 2. März 1989 in Westberlin berichtet, als die Polizei gegen Jugendliche vorging, die gegen eine NPD-Veranstaltung demonstrieren wollten. Nur in Bremen haben die Betroffenen ihre Eltern hinter sich, die damit jetzt an die Öffentlichkeit gehen.