Buhuu Boys. Wahre Geschichten über toxische Männlichkeit

In elf kurzen Comics erzählen verschiedene Zeichner*innen Geschichten über Buhuu Boys (portugiesisch Boy Dodói).
„Buhuu Boys werden nicht erwachsen, gehen leichtfertig mit Gefühlen um, sind unehrlich, manipulativ, egozentrisch, haben keinen Plan davon, wie man eine Beziehung führt, ohne andere zu verletzen – und heulen dann noch rum!“, so der Klappentext der Comic-Anthologie.
Die Herausgeber*innen haben diese Geschichten selbst erlebt, gehört und gesammelt, von Freund*innen, aber auch auf Social Media. Nach einem offenen Aufruf über Instagram erhielten sie mehr als 300 Berichte über Buhuu Boys. Aus diesen auszuwählen, fiel ihnen nicht leicht, wie sie im Vorwort berichten, aber es ist ihnen gelungen, ein Bouquet an Verhaltensweisen dieser jammernden Männer zusammenzustellen.
Das Phänomen des Buhuu Boys lässt sich in Untertypen einteilen. Es gibt den „Selbstwertgefühl-Vampir“, der immer besser als seine Partner*innen sein will und nicht damit zurecht kommt, wenn diese Anerkennung bekommen. Die Geschichte „Lesbische Trophäe“, gezeichnet von Luiza Lemos, erzählt, wie ein Buhuu Boy seiner Partner*in keinen Erfolg gönnt und die Dreistigkeit besitzt, vor seinen Kumpeln damit anzugeben, eine Lesbe rumgekriegt zu haben.
Ein anderer Untertyp ist der „räudige Typ“. Er verweigert sich jeder Repro-Arbeit und oft auch der Körperhygiene. In der Geschichte „Wichser“ (man ahnt es schon), gezeichnet von Vitorelo, holt sich der Ex-Mann einer der Einsender*innen ständig einen runter und hinterlässt dabei unzählige Taschentücher, die er partout nicht selbst wegräumt. Die einzige Lösung: Trennung! Und was tut er? Zu seiner Mutter zurückziehen.
„Mutti sagt“ ist auch gleich eine weitere Kategorie der Buhuu Boys und wie der Name schon sagt, sind sie nie erwachsen geworden und vergleichen alles mit dem, was sie von zu Hause kennen.
Die Kategorie „Schwindelerregendes Selbstwertgefühl“ ist selbsterklärend. Die Geschichte „Nacktarsch“, gezeichnet von Helô D’Angelo, erzählt von einem Typ, der sich über Ecken die Nummer einer Person organisiert, sich selbst zu einem Freund*innen-Abend einlädt und sich ungefragt und nackt (!) in das Bett der Gastgeber*in legt. Als diese ihn entdeckt und sich erschrickt, fängt er an zu weinen. Sie tröstet ihn und sagt, es sei ja nicht sooo schlimm gewesen, worauf er versucht, sie anzufassen. Daraufhin brüllt sie ihn an und schmeißt ihn raus. Er bittet sie darum, nicht so laut zu sein, damit ihre Freund*innen nichts mitbekommen.
Wichtig an der Bestimmung der Buhuu Boys ist das Rumjammern und das Rumheulen, sobald sie auf Grenzen und Kritik stoßen. Sie schwelgen in für Flinta*-Personen eher unbekannten Sphären des Selbstbewusstseins und fallen tief, wenn sie nicht das bekommen, was das Patriarchat ihnen doch immer versprochen hat.
Die Herausgeber*innen machen deutlich, dass Buhuu Boys Profiteure und Opfer des Patriarchats zugleich sind, und, dass sie nicht nur andere mit ihren Verhaltensweisen verletzen, sondern auch sich selbst.
Die Comic-Anthologie ist eine unterhaltsame und ästhetische Chance. Für Flinta* gibt sie Raum, persönliche Erfahrungen als kollektive, strukturelle Erfahrungen zu erkennen, sich zu verbünden, über die Buhuu Boys zu lachen und sich so zu ermächtigen. Für Cis-Männer bieten die Geschichten die Möglichkeit zu reflektieren, aber auch über sich und die anderen Buhuu Boys zu lachen.
Im Nachwort beschreibt Gregório Duvivier, Schauspieler, Humorist und Schriftsteller, seine Leseerfahrung so: „Der Witz kann nicht nur therapeutisch sein für die Person, die ihn zum Besten gibt, sondern auch für das Opfer.“ Und so können am Ende alle gemeinsam über das Patriarchat lachen, vielleicht fließt auch die ein oder andere Träne, ob vor lachen, den wiedererkannten miesen Erfahrungen oder den eigenen Verhaltensweisen. Humor ist ein Mittel diese Dinge aufzuzeigen, ohne in Ohnmacht zu verfallen. Lacht, liebe Buhuu Boys, über euch und dann macht es das nächste mal anders!
Bebel Abreu, Carol Ito & Helô D’Angelo (Hg.)
Buhuu Boys. Wahre Geschichten über toxische Männlichkeit.
Übersetzt aus dem brasilianischen Portugiesisch von Michael Kegler
Alibri Verlag, 18 Euro