Ku-Klux-Klan im Aufwind ?
Nicht nur hierzulande nehmen die Aktivitäten des Ku-Klux-Klans zu. Für den Neonazi-Führer Michael Kühnen waren die Klan-Aktivisten »Brüder«. Klan-Anhänger, die sich hauptsächlich aus der Neonazi-Skinheadszene rekrutieren, werden von ihren Führern zu rassistischem Terror gegen AusländerInnen und Flüchtlinge motiviert. Grund genug sich etwas genauer mit dieser Organisation zu befassen.
Der Geheimbund Ku-Klux-Klan (KKK) ist Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA gegründet worden und versucht durch Mord und Terror die weiße Herrschaft aufrecht zu erhalten. Seine Opfer suchte der Klan zunächst unter Schwarzen und GegnerInnen der Rassentrennung. Zunehmend gesellten sich im Laufe der Jahre weitere Feindbilder hinzu: JüdInnen, Latinos, Asiaten, Linke, Homosexuelle und Katholiken. Nach dem zweiten Weltkrieg zerfiel der zuvor zentral gesteuerte KKK in zwei Dutzend Einzel-Klans, die z.T. untereinander konkurrieren.
Seit den sechziger Jahren lebt der KKK wieder auf. Als mitgliederstärkste Gruppen gelten das »Invisible Empire« und die »Knights of the Ku Klux Klan«. »Invisible Empire« (das »Unsichtbare Reich«) hat aktive Untergruppen in Großbritannien, Kanada, Frankreich und Australien. Dennis Mahon, der im letzten Jahr auf Besuch seiner Anhängerschaft durch die BRD tourte1 , ist der Führer der KKK- Organisation »White Knights of the Ku-Klux-Klan«, die in den US-Bundesstaaten Missouri und Oklahoma aktiv ist und dort über beste Kontakte zur Neonazi-Szene verfügt. Die Gesamtmitgliederstärke des KKK wird in den USA auf 6.000 bis 8.000 geschätzt, die Sympathisantenszene soll noch mal das 30fache betragen. Starken Rückhalt hat der Klan auch in Polizei und Militär. Der ehemalige Anführer (»Grand Wizard«) der "Knights of the Ku Klux Klan", David Duke, der sich zum Wortführer der neonazistischen Rechten in den USA entwickelt hat, trat im März zu den Vorwahlen als Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei an. Mit der Kandidatur Dukes zeichnet sich ein Rechtsruck in der amerikanischen Gesellschaft ab, die vom organisatorischen Zusammengehen von KKK, Neonazis, Ultra-Konservativen und christlichen Fundamentalisten begleitet ist .
Der Klan in der BRD
In der BRD fand der KKK zunächst durch hier stationierte amerikanische Soldaten Verbreitung. In den sechziger Jahren erklärte ein Klan-Sprecher München zur »Hochburg« des KKK in Europa. Anfang der achtziger Jahre existierten im Rhein-Main-Gebiet Verbindungen zwischen deutschen Neonazis und Klan-Leuten bei der US-Armee. Der US-Soldat Murry M. Kachel aus Bruch in der Eifel hatte in der Region Wiesbaden als deutscher Klan-Führer („European Organizer“) einen „Ku-Klux-Klan West Germany“ initiiert. Ein Informationsbüro für den „Ku-Klux-Klan Deutschland“ betreute Thomas S. in Mainz. Aber auch die britische Klan-Untergruppe hatte unter den, in der BRD stationierten Soldaten, Mitglieder. Dies belegt eine von der antifaschistischen britischen Zeitung »Searchlight« veröffentlichte Mitgliederliste (Stand Mai 1989) des Klans.
In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Anschlägen auf AusländerInnen durch deutsche KKK-Anhänger. Ein Beispiel dafür ist der Angriff von drei Männern auf ein von AusländerInnen bewohntes Haus in Neuenrade (Sauerland) Anfang September 1991. Die drei feuerten Schüsse ab und warfen Steine auf das Haus. Bei der anschließenden Festnahme durch die Polizei wurden, neben Pistolen und Molotowcocktails, Aufkleber des „KKK Herford“ mit Kontaktadresse in Bielefeld sichergestellt. Im Zusammenhang mit dem KKK in Bielefeld/Herford trat innerhalb der Szene der »Kameradschaftsführer« der GdNF-Bielefeld, Bernd St., als örtlicher KKK-Leiter auf. Die Gruppe soll nach Angaben der Polizei immerhin 20 Anhänger haben. Zu einem Treffen der „Knights of the Ku-Klux-Klan Germany“ reisten hier zu dem 102. Geburtstag von Adolf Hitler rund 200 Neonazis an. Auch im norddeutschen Elmshorn soll unter dem Einfluß von Mahon ein KKK-Stützpunkt entstanden sein.
Neben Herford besteht in Berlin-Reinickendorf, ein Brennpunkt der Neonazi-Aktivitäten im Westteil der Stadt, ein KKK Stützpunkt. Hier hat der Klan eine weitere offizielle Kontaktadresse in Form eines Postfaches beim Postamt am Kurt-Schumacher-Platz. Inhaber des Postfachs ist Carsten Szczepanski, der sich selbst als Gründer und »Grand Dragon« des deutschen »White Knights of the Ku Klux Klan« (WKKKK) bezeichnet. Er steht auch hinter dem deutschen KKK-Heft „Das Feuerkreuz“. Durch seinen ehemaligen Mitbewohner Andreas Pohl, einem Führungskader der Nationalistischen Front (NF), dürfte er gute Kontakte zu organisierten Neonazi-Gruppen haben.
Die Reise des amerikanischen WKKK-Klanführers Dennis Mahon im September 1991 durch die BRD, ist ein weiteres Zeichen für die hier zunehmenden Klan-Aktivitäten seit dem Anschluß der DDR. In seiner, in Oklahoma erscheinenden, Zeitung »The White Beret«, lobte Mahon die Zusammenarbeit zwischen seinem Klan und dem deutschen Ableger. Als Stationen seiner Reise gab Mahon die Städte Berlin, Sachsenhausen, Saarbrücken und Umgebung, Nürnberg und Dresden an. Durch Medienberichte versuchte Mahon, den Klan auch hierzulande bekannter zu machen und für seine rassistischen Vorstellungen zu werben. Hier traf er u.a. seinen Berliner Kontakt Carsten Szczepanski. Zu einem KKK-Treffen in der Nähe von Königs Wusterhausen, das - nach amerikanischem Vorbild - mit einem Feuerritual endete, lud Mahon Ende September 1991 ein Fernsehteam von RTL plus ein. Anfang Oktober wurde der Bericht in einer »Explosiv«-Sendung ausgestrahlt.
Internationale Verbindungen
Ob - wie in Padua / Italien geschehen - afrikanische StudentInnen Drohbriefe mit KKK-Emblemen erhalten, oder - wie in Wien im letzten November - eine zehnköpfige Gruppe nach Klan-Art in weißer Kapuzentracht ausländerfeindliche Parolen brüllt, Vorfälle dieser Art nehmen in ganz Europa zu. Es wäre sicher falsch, von einer einheitlichen Organisation zu sprechen, aber der wachsende Einfluß von KKK-Gruppen, sowie die Anlehnung von Rassisten an amerikanische Vorbilder, ist nicht zu übersehen. Der KKK-Verband »Invisible Empire« arbeitet u.a. mit der CEDADE zusammen, jener Organisation alter SS-Männer und junger Neonazis, die ihren Sitz in Spanien hat.
Bekannt sind auch Klan-Verbindungen zu Organisationen der britischen Neonazi-Szene, so etwa zu dem Neonazi-Skinhead Netzwerk »Blood & Honour« oder der "British National Party" (BNP). Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß David Duke zu den Pionieren gehört, die bereits in den siebziger Jahren versuchten, ihren Klan auch in Großbritannien (GB) zu etablieren. Neben dem Klan-Führer Bill Wilkinson unternahm auch David Duke entsprechende Reisen nach GB. Diese Bemühungen waren damals wegen der großen Konkurrenz zu anderen neonazistischen Organisationen nur wenig erfolgreich. Durch die Entwicklung in den achtziger Jahren, in denen international die rechten Organisationen stärker zusammenarbeiteten, veränderten sich die Bedingungen: So besuchte in den Jahren 1989 und 1990 James W. Farrands, Klan-Führer des »Invisible Empire«, seine Anhängerschaft in GB und Belgien und hatte enge Kontakte zum Chef von »Blood & Honour«, Ian Stuart Donaldson. Etwa 400 Mitglieder hat sein KKK mittlerweile in GB, darunter auch aktive Soldaten. Als englischer KKK-Führer tritt Allan Beshella auf.
Besonders aus der Neonazi-Skinhead-Szene gewinnt der KKK seine Anhänger. Das gilt für die USA, ebenso wie für die europäischen Länder. Abzulesen ist das auch an dem Zuspruch durch eine Reihe von Neonazi-Skinhead-Fanzines, die Sprache und Symbole des Klans übernehmen und dessen Kontaktadressen angeben. Beispiele dafür aus dem deutschsprachigen Raum sind »Totenkopf« von von Patrick Iten aus der Schweiz oder das »Der Nahkampf« und »Das Feuerkreuz« aus Berlin. Im österreichischen Neonazi-Skinhead-Fanzine »Skinhead erwache« wurde vor kurzem unter der Rubrik »Freizeitbeschäftigung« die Klan-Sitte, brennende Kreuze aufzustellen und »Nigger« zu lynchen, angepriesen. Und in einem anderen österreichischen Neonazi-Skinhead-Blatt (»Stahlfront« von Manfred Auer) wurde gar ein Interview mit einem Klan-Führer veröffentlicht, in dem dieser den Ausbau seiner Gruppe, »Aufbau von Bürgerwehren« und »Organisation von Klanmeetings« ankündigte.
Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des KKK spielen auch Neonazi-Skinhead-Bands von »Blood & Honour«, wie z.B. »Screwdriver« oder »No Remorse«. So gab Klan-Chef Mahon nach seiner Deutschland-Reise damit an, ein »Screwdriver«-Konzert in Saarbrücken dazu genutzt zu haben, Kontakte zu dortigen Skinheads zu schließen. »Screwdriver« Chef Ian Stuart Donaldson schenkte er bei dieser Gelegenheit ein Markenzeichen seines Klans: Ein weißes Barett.
Aber auch in Richtung Osteuropa zeichnen sich die Verbindungen des Klans ab. Ein Beispiel dafür ist die CSFR, wo sich im Oktober 1990 ein Verein mit dem Namen »Das unsichtbare Reich der Ritter des Ku-Klux-Klan« um eine Registrierung bemühte. Der Verein sollte »Ordnung, Sicherheit, Eigentum« schützen und stritt rassistische Motive ab. Trotzdem wurde er von den Behörden nicht zugelassen. Die CSFR ist für ihre überaus militante Neonazi-Skinheadszene bekannt, die vor allem Roma und Sinti terrorisieren.
- 1Siehe Antifaschistisches Infoblatt Nr. 17