Langen – von der Bewegungshauptstadt zum Bewegungsfriedhof?
Ein "Kameradschaftstreffen“ der FAP in Langen bei Darmstadt bekam am ersten Weihnachtsfeiertag dem 25. Dezember unangekündigten Besuch: Antifa-AktivistInnen mischten mit - drei Neonazis wurden verletzt. Der lokale „Neonazi-Häuptling“ Thomas Brehl (ehemals ANS/NA) kündigte Rache an.
Nach dem staatlichen „Verbot der „Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten“ (ANS/NA) und ihrer Untergliederungen „Aktion Ausländerrückführung“ (AAR) und „Freundeskreis deutsche Politik“ (FK) im Jahre 1983 schlossen sich Neonazis zur „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“ (GdNF) zusammen und traten als neue Freundeskreise – etwa "Freundeskreis Heinz Reisz" (FHR) - oder mit Tarnorganisationen wie "Freie Gewerkschaftsbewegung" (FGB) auf.
Andere ANS/NA‘ler traten in die 1979 von Martin Pape in Stuttgart gegründete „Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP) mit Sitz in Oberhausen ein. Das hessischen Städtchen Langen wollen Michael Kühnen und Heinz Reisz zur »Hauptstadt der Bewegung« und zur »ersten ausländerfreien Stadt Deutschlands« machen.
Nachtrag:
Bei der Wahl im Juni 1989 in Hessen kam die FAP auf 0,1 Prozent der Stimmen. Die Partei wird z.Z. von Friedhelm Busse (Bayern) geführt. Dem Bundesvorstand gehört aus Hessen Manfred Girr (Braunfels) als Beisitzer an. Die Zusammenarbeit der FAP mit Kühnen wird vom Bundesvorstand abgelehnt. Zwischen dem Bundesvorsitzenden Busse und dem Generalsekretär Jürgen Mosler kam es zum Streit, woraufhin Mosler sein Amt niederlegte.
Die GdNF hatte in Hessen kaum Mitglieder und Kühnen drohte wiederholt seine Arbeit einzustellen. Vor seiner Selbsttötung wies der Neonazi Gerald Hess aus Langen in einem Abschiedsbrief auf die erlebte Perspektivlosigkeit seines politischen Engagements hin1.
Neben dem vom FAP-Bundesvorstand „anerkannten“ hessischen Landesverband von Manfred Girr, gibt es Kühnen-Anhängern, die sich gleichermaßen als Landesverband der FAP bezeichnen. Die Kühnen-Gruppe veranstaltete in Langen einen eigenen Landesparteitag, wo Heinz Reisz zum Vorsitzenden und Rene Friedmann (Rüsselsheim) zum Stellvertreter gewählt wurden. Die „offizielle FAP“ hatte Reisz durch das Landgericht Darmstadt untersagen lassen, unter ihrem Namen einen Landesparteitag abzuhalten.
Der zeitweilige GdnF-“Bereichsleiter West“ Gerald Hess ist auf dem Langener Friedhof begraben. Auch Michael Kühnen verpflichtete vor seinem Tod Christian Worch und seine Verlobte Esther Simone Wohlschläger (»Lisa«) notariell seine Asche nach Langen zu bringen, wurde aber stattdessen in Kassel beigesetzt.
- 1Laut dem Verfassungsschutzbericht (Hessen)