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Streitende US-Revisionisten - Das "Institute for Historical Review" steckt in der Krise

Dieser Artikel wurde uns von der inter­na­tio­nalen anti­faschist­i­schen Zeitschrift »Searchlight« aus Großbritannien und Antifa.net zur Verfügung gestellt.
Einleitung

Ein kalifornisches Gericht hat den US-Revisionisten Willis Carto in Schwierigkeiten gebracht. Jetzt muß sich Carto vom IHR und viel Geld trennen.

Willis Carto IHR
(Bild: Montage mit wikimedia.org; public_domain)

IHR - Gründer Willis Carto hat in internen Auseinandersetzungen die Kontrolle über sein Projekt verloren.

Der heute 70jährige Willis Carto hat in den vergangenen 40 Jahren das größte rassistische und antisemitische Unternehmen in den USA aufgebaut. Im Mittelpunkt befindet sich die sogenannte "Liberty Lobby" (LL) mit Sitz in Washington DC. Die LL gibt die Wochenzeitung "The Spotlight" heraus (mit rund 100.000 AbonenntInnen). 1979 gründete Carto zusätzlich das revisionistische "Institute for Historical Review" (IHR) in Kalifornien. 

In den vergangenen drei Jahren entriss eine Palastrevolte Carto die Kontrolle über das IHR. Das Institute befindet sich jetzt in den Händen von Mark Weber und seinen Kameraden. Außerdem wurden Carto und die LL im November 1996 von einem Gericht in San Diego dazu verurteilt, 6,43 Millionen Dollar (rund 10 Millionen Mark) an Weber und das IHR zu überweisen. Carto hat selbstverständlich Berufung eingelegt und versucht, durch ein texanisches Gericht die Kontrolle über das IHR zurückzugewinnen. Die beiden Prozesse können sich noch jahrelang hinziehen. Der Millionenbetrag, um den es geht, stammt aus dem Erbe von Jean Farrel, einer amerikanischen rechten Millionärin, die in der Schweiz lebte. Bevor sie 1985 starb, gründete sie eine Briefkastenfirma, um ihr Millionenvermögen in verschiedenen Tresoren in North Carolina, Singapur, Deutschland und Großbritannien zu verstecken. Nach Farrels Tod ließ Carto 7,5 Millionen Dollar (12 Millionen Mark) aus dem Erbe auf sich und die sogenannte "Legion for the Survival of Freedom" ("Legion für das Überleben der Freiheit", die offizielle Trägerin des IHR) zu übertragen.

Carto behauptet jetzt, daß Farrel das Geld an ihn persönlich vererben wollte. Weber und die jetzige IHR-Führung vertreten dagegen, daß das Geld für die Legion/IHR als Institution gedacht war. 

Vor vier Jahren hätte das auch keinen Unterschied gemacht. Damals übte Carto die totale Kontrolle über das IHR aus, obwohl er keine offiziellen Positionen innehatte. In Wirklichkeit bestand der IHR-Vorstand nur aus Cartos Marionetten. 1993 versuchte Carto, die redaktionelle Ausrichtung der IHR-Zeitschrift "Journal of Historical Review" (zweimonatlich) zu verändern. Er wollte weg von dem Ein-Punkt-Thema Holocaust-Revisionismus und hin zu einer breiteren Palette, einschließlich des Themas »Rasse« in den USA. Damit waren die wichtigsten IHR-Leute (Mark Edward Weber, Theodore J. O'Keefe und Tom Marcellus) nicht einverstanden. Marcellus, der damalige Geschäftsführer, war ein Scientologe und ist inzwischen von der Bildfläche verschwunden. Aber Weber und O'Keefe sind schon seit 1978 dabei. Damals waren sie noch für die Neonazi-Organisation "National Alliance" (NA) von William Pierce (Verfasser der »Turner Diaries« - siehe AIB Nr. 33) aktiv. Die drei IHR-Leute drängten zunächst einige ältere Vorstandsmitglieder zum Rücktritt und ließen sich selbst in den Vorstand ernennen. Im September 1993 ergriffen sie dann die Kontrolle über die Legion und feuerten Carto. Seither gehen die Beteiligten in den Gerichtssälen ein und aus. Das jüngste Urteil bedeutet einen schweren Rückschlag für Carto. Aber er wird das Geld wohl kaum an Weber überweisen. 

Carto wird vermutlich weiterhin seine eigene revisionistische Zeitschrift veröffentlichen ("The Barnes Review", monatlich). Weber mag zwar das Gefecht gewonnen haben, aber das IHR hat unter dem mehrjährigen Rechtsstreit schwer gelitten. Das früher "ansehnliche" IHR-Journal erscheint nur noch mit mehrmonatiger Verspätung. Die Auflage sinkt, die Zahl der IHR-Beschäftigten ist auf weniger als eine Handvoll geschrumpft, und die Produktion revisionistischer Bücher ist zum Erliegen gekommen.

(Aus: Searchlight Februar 1997; Übersetzung: Antifaschistisches Infoblatt)