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Neonazi-Skinheadorganisierung und Morde in den USA

Vom "Searchlight" USA-Korrespondenten (Gastbeitrag)
Einleitung

Nach drei von rechten Skinheads in Denver verübten Morden, fragen sich AntifaschistInnen in den USA, ob der Rückgang neonazistischer Gewalt in den letzten Jahren nur eine vorübergehende Pause und die Ereignisse in Denver den Beginn einer neuen Gewaltwelle signalisieren.

George Burdi Resistance
(Bild: Screenshot youtube/ZDF)

George Burdi professionalisiert die RechtsRock-Szene in den USA.

Mord und Gewalt in Denver

Im November 1997 ergaben sich der Neonazi-Skinhead Jerald Dean Allen und ein Freund nach einer mehrstündigen polizeilichen Belagerung und einer Autoverfolgungsjagd der Polizei. Eine Woche später wurde ein Polizeibeamter von einem rechten Skinhead, Matthaeus Jaehnig, nach einer Autoverfolgungsjagd erschossen. Anschließend beging der 25jährige Jaehning Selbstmord, um sich nicht ergeben zu müssen. Zu seiner Beerdigung erschienen über 100 rechte Skinheads. Nur wenige Tage später gestand ein vierter Skinhead, der 19jährige Nathan Thill, den Mord an dem mauretanischen Migranten Oumar Dia. Nathan Thill hatte Dia erschossen, während er an einer Bushaltestelle wartete. Dann schoß Thill auf eine Passantin, die Dia helfen wollte. Die Frau wurde durch die Schüsse am Rückgrat verletzt und ist seitdem querschnittsgelähmt. Nach den Morden verbarrikadierte die Polizei ihre eigene Wache mit Schulbussen und verhaftete dann blitzschnell elf rechte Skinheads.

Mord und Totschlag gehörten zum Programm

Vor zehn Jahren, als den alten Neonaziorganisationen wie dem "Ku-Klux-Klan" und den "Aryan Nations" die alten Mitglieder davon liefen, füllten "White Power"-Skinheads die geschrumpften Reihen der älteren weißen Rassisten im Süden wieder auf. Sie organisierten eigene Hitler-Geburtstagsfeiern in Idaho und Musikfestivals in Oklahoma und Kalifornien. In dieser Zeit übernahm der "White Aryan Resistance" (WAR) um Tom Metzger die organisatorische Vorherrschaft in der rassistischen Skinheadszene, indem er das Modell der britischen "National Front" (NF) kopierte.

"White-Power"-Skinheads ermordeten obdachlose AfroamerikanerInnen in Florida und Alabama, einen äthiopischen Migranten in Florida und waren US-weit für Dutzende von weiteren rassistischen Morden verantwortlich. In der Folge kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Neonazi-Skins und AntirassistInnen über die Hegemonie auf den Straßen sowie in den Clubs und Jugendmusikszenen in vielen US-Bundesstaaten - von Atlanta bis Detroit und Los Angeles. Diese Phase der rechten Skinheadaktivitäten endete, als Neonaziskinheads auf mittlerer Ebene in Führungspositionen von verschiedenen etablierten Klan und Neonaziorganisationen eingebunden wurden.

Der Kampf auf der Straße geht natürlich weiter. Aber AntirassistInnen berichten, daß "White Power"-Fanatiker sich in den meisten Städten - und insbesondere im Nordwesten - aus der offenen Hardcore-Musikszene zurückgezogen haben. AntirassistInnen kontrollieren heute in den meisten Städten wieder die Tanzflächen. Stattdessen konzentrieren sich "White-Power"-Skins auf ihre eigenen Konzerte und Festivals im »arischen Stil«. Dementsprechend steigen auch die Verkaufszahlen der ständig wachsenden Anzahl von CDs von immer mehr us-amerikanischer Neonazi-Skinhead-Bands.

Neonazi Skinheads im Musik-Geschäft

Die Aktivitäten der zweiten Neonazi-Skinhead-Generation und ihre veränderte Taktik werden am Beispiel von George Burdi und "Resistance Records" aus Detroit am deutlichsten (siehe AIB Nr. 41). , Bei Burdi (alias "George Eric Hawthorne") handelt es sich um einen ehemaligen Aktivisten der rassistischen "Church of the Creator" in Kanada und einem Musiker von der RechtsRock-Band "Rahowa", 1996 hatte das Label "Resistance Records" um George Burdi und Mark Wilson angeblich einen Umsatz von 300.000 US-Dollar. Burdis kanadischer Geschäftspartner Jason Snow und Joe Talic übernahmen 1996 (offiziell) "Resistance Records". Der Aufstieg Burdis und seiner Geschäftspartner wurde 1997 durch eine Beschlagnahmeaktion der Steuerbehörde von Michigan, die 10.000 CDs konfiszierte, und einer Haftstrafe Burdis in Kanada kurzfristig gebremst. Vor kurzem gaben die Behörden die CDs und Plattenbestände allerdings wieder zurück, so daß "Resistance Records" den Verkauf von CDs wieder aufgenommen hat. Außerdem machen sie weiterhin Werbung für Konzerte. Nur mit der weiteren Herausgabe des Hochglanzmagazins "Resistance" will Burdi noch abwarten, bis er alle seine rechtlichen Probleme aus dem Weg geräumt hat.

Der Neonazi Eric Davidson, der vor einiger Zeit Herausgeber der Zeitschrift "Blood and Honour" war, ist inzwischen Produktionsmanager bei "Resistance Records" und dürfte Mark Wilson ersetzen. Während Burdi in Kanada im Knast saß, startete Burdis ehemaliger Partner Mark Wilson mit "Stormfront Records" eine eigene Produktionsfirma in Wisconsin, deren Aktivitäten in der letzten Zeit allerdings eher zurückgegangen sind.

Wechsel in Aussicht

Vor seiner Inhaftierung hatte Burdi sich von der "Church of the Creator" getrennt und seine organisatorischen Loyalitäten zur "National Alliance" von William Pierce verlagert. In seinen Kommentaren in "Resistance" zitierte Burdi Reden von Pierce und erklärte, daß er dem Modell der "National Alliance" folgen wolle. Pierce konnte seinen Einfluß in der Neonazi-Skinhead-Szene im Nordwesten erheblich ausbauen. Das führte dazu, daß "White Power"-Skinheads ihren Sicherheitsapparat ausgebaut haben und ihre ideologischen Positionen klarer definieren. Während Tom Metzger und WAR vor zehn Jahren eine Linie in der "White Power"-Skin-Szene vorgaben, die vor allem spontane Straßengewalt als Strategie für die Bewegung propagierte, lehnt Pierce wilde Straßenschießereien wie in Denver ab. Er betont vielmehr die Notwendigkeit, Parteien und Kader aufzubauen. Gleichzeitig propagiert er hochentwickelte, gut strukturierte Untergrundzellen, die sich ihre Ziele genau aussuchen.

Seitdem er sich Pierce angeschlossen hat, distanzierte sich Burdi immer deutlicher vom englischen Terror-Netzwerk "Combat 18"(C18). Pierce unterhält gute Beziehungen zu John Tyndall, dem Führer der "British National Party" (BNP), und dieser ist erklärtes "Haßobjekt" einiger "Combat 18"-Kader. Mittlerweile ist auch Burdi und sein Firmen-Netzwerk in C18-Kreisen zum Feindbild erklärt worden.