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Nationaler Widerstand in Waffen

Einleitung

»Wir sind im Krieg mit diesem System und da gehen nun mal Bullen oder sonstige Feinde drauf« erklären die National Revolutionären Zellen (NRZ)  in der aktuellen Ausgabe des Neonazi-Zeitschrift Hamburger Sturm (Ausgabe 20 / Mai 1999). Offen bekennt sich die Neonazigruppe in der Zeitschrift der »Freien Nationalisten« zum »bewaffneten Kampf«.

Der Neonazi Torben Klebe galt als einer der Herausgeber der Zeitschrift "Hamburger Sturm".

Hamburger Sturm wirbt für »Braune Zellen«

Im Gespräch mit der Redaktion um die Hamburger Thorsten Bärthel und Torben Kay Klebe, beide ehemalige Mitglieder der verbotenen Nationalen Liste (NL), legen die »braunen Zellen« dar: »Wir sind eine Gruppe von mehreren Personen, die in der NPD tätig sind, aber mit dem NPD-Führungsstil unzufrieden geworden sind«, weshalb »wir den neuen Weg als handelnde Aktivisten aus dem Untergrund eingeschlagen haben«. Mitmachen bei dem »Untergrundkampf für die Freiheit der Weißen Völker« können ausschließlich Männer, die Kampfsport betreiben und mit Waffen umgehen können sowie Computerkenntnisse haben. Frauen sind »meistens zu labil«.

Wer nicht bei der Bundeswehr gelernt hat, mit der Waffe umzugehen, dem empfehlen sie, dieses in Gotcha-Vereinen oder im Ausland nachzuholen. Als einzig ernstzunehmende politische Gruppe und Vorbild nennen die »braunen Zellen« die britische Naziterrorgruppe Combat 18 (C 18). Aus dem Umfeld von C18 wurden im Frühsommer diesen Jahres in London drei Bombenanschläge verübt, bei denen drei Menschen getötet und mehrere hundert verletzt wurden. Wie C18, die bei internen Konkurrenzkämpfen nicht vor Morden und Briefbomben zurückschrecken, betonen die »braunen Zellen« die Notwendigkeit eines Selbstreinigungsprozesses von den »ganzen Fun-Glatzen und Schnulzen Bands«.

Grundsätzlich schätzen sie ein, daß »der Staat die restlichen nationalen Parteien verbieten wird« und sie »dann schon bereit sein werden«. Allerdings warnen die »braunen Zellen«: »Wir dürfen nicht die Fehler begehen, wie es die Linke in der RAF getan hat, das Volk ist nicht bereit und lehnt Gewalt ab«, aber »noch ist politisch alles offen« und »der Staat darf nicht zur Ruhe kommen«. Der Anschlag des in einer ähnlich aufgebauten Neonazigruppe organisierten Kay Diesners auf einen PDS-Buchhändlers und Erschießung eines Polizeibeamten war dann auch kein Fehler, sondern laut den neuen Untergrundkämpfern: »ein ganz persönlicher Akt der Befreiung«.

In dem Interview gibt der Hamburger Sturm , den »braunen Zellen« die Gelegenheit, der Leserschaft Tips für den konspirativen Kampf aus dem Untergrund nahezubringen. Die Aussagen der »braunen Zellen« passen zu dem Selbstverständnis des seit 1994 regelmäßig erscheinenden Hamburger Sturm (HS) der sich bis 1997 Bramfelder Sturm nannte. Nach dem Verbot der NL und deren Zeitung INDEX bauten unter anderem ehemalige NL-Mitglieder die Zeitschrift zwischen rechtem Skin-Fanzine und NS-Propagandablatt auf. Anfangs eher für die Hamburger Skinhead-Szene bestimmt, entwickelte sich die Zeitschrift spätestens nach der Umbenennung in Hamburger Sturm in ein Blatt für »Freie Nationalisten« aus ganz Norddeutschland. Neben Konzertberichten, Platten- und Fanzineempfehlungen und Berichten über die Aktionen des »Nationalen Widerstands« finden sich im HS Anregungen zu militanten Aktionen. Auf der Anti-Antifa-Seite geben sie Daten von linken Zentren und Personen wie linken Jugendzentren oder dem Leiter des St.-Pauli-Fanladens bekannt, die »besucht werden können«. Auf den Sportseiten berichten sie über Hooligan-Auseinandersetzungen, hetzen über »Multi-Kulti-Fußhaller« und propagieren Gotcha als »Wehrertüchtigung«. In einer mehrteiligen Rechtshilfereihe geben sie Tips zum Verhalten gegenüber Polizei und Justiz. Auf den »Seiten für die politischen Gefangenen« berichteten Christian Worch und Gerhard "Garry" Lauck über ihre Haftzeit in »Santa FU« und Kay Diesner bedankt sich in einem Leserbrief für die Unterstützung durch den Hamburger Sturm. Im HS haben Artikel über heidnisches Brauchtum ebenso ihren Platz wie Aufsätze über die Bedeutung des 1. Mai für die nationalsozialistische Bewegung.

Beste Beziehungen unterhält die Redaktion des HS zum Blood & Honour-Netzwerk (B&H), über deren Konzerte ausgiebig berichtet wird. Vor allem Torben Klebe, der im Herbst 1998 wegen Verbreitung einer indizierten CD der Berliner Neonazi-Band Landser verurteilt wurde, ist der Kontaktmann der Redaktion zu B&H-Sektionen in Berlin und nach Skandinavien. Fest eingebunden in das norddeutsche Netz der »Freien Nationalisten« beteiligt sich der Hamburger Sturm inzwischen mit einem eigenen Block von bis zu 80 Anhängern unter der Leitung von Klebe an Neonazi-Demonstrationen. Neben Torben Klebe und Thorsten Bärthel gelten in Kreisen der Sicherheitsbehörden auch Jan Steffen Holthusen und Andreas H. als führende Aktivisten des "Hamburger Sturm".

Uniformiert in SA-Manier marschierten sie am 1. Mai bei dem verbotenen Aufmarsch in Ahrensburg mit, organisierten eine eigene Demo gegen ein »Rock gegen Rechts« in Elmshorn und beteiligten sich an der Demonstration der Neonazis gegen die »Wehrmachtsausstellung« am 10. Juli 1999 in Hamburg-Bergedorf. In Bergedorf marschierten ca. 600 Neonazis, die größtenteils dem Spektrum der unabhängigen Kameradschaften angehörten unter dem massiven Schutz von über 5.000 Polizisten - die wie mittlerweile üblich geworden - ausschließlich gegen AntifaschistInnen vorgingen. Parallel zur Struktur der »Freien Nationalisten« ist auch im HS eine zunehmende Radikalisierung zu beobachten. Das Interview mit der »braunen Zelle« ist hier ein neuer qualitativer Sprung in Richtung offener Propagierung von Neonaziterrorismus.

Der Verfassungsschutz (VS) verharmlost diese neue Offensive: »Von einer terroristischen Gruppe kann nicht die Rede sein«, beschwichtigt der Hamburger Verfassungsschutzpräsident Reinhard Wagner und möchte deshalb auch nicht von »Werbung oder Unterstützung einer terroristischen Vereinigung« sprechen. »Ein terroristisches Netzwerk besteht nicht«. »Viel beunruhigender«, so Wagner, »sind die ganzen Waffenfunde und die vielen Einzeltaten«. Einen Zusammenhang zwischen den Strukturen der verbotenen Parteien und Organisationen und den »Freien Kameradschaften« leugnet der VS ebenso. Dabei ist offensichtlich, daß der Hamburger Sturm ein Nachfolgeprojekt der NL-Postille INDEX ist, und, daß die Strukturen der »Freien Nationalisten« in fast völliger Übereinstimmung mit der NL und der GdNF sind.