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Die Deutsche Burschenschaft

Einleitung

Rechte Kaderschmiede im Grenzbereich zwischen Rechtskonservatismus und Neofaschismus

Bild: attenzione-photo.com

Die Deutsche Burschenschaft präsentiert sich 2007 bei einer Veranstaltung der Landsmannschaft Schlesien in Hannover.

Das Beispiel der Burschenschaft Normannia zu Heidelberg

Die NPD nennt die Strategie »Kampf um die Köpfe«: Mit Aufmärschen, Parolen und Übergriffen allein sind keine Mehrheiten zu bekommen. Um Rechtsextremismus hoffähig zu machen, soll rechtsextremes Gedankengut auch im intellektuellen Milieu verankert werden. Burschenschaften und rechte Verbindungen an Universitäten nehmen in diesem Konzept eine Schlüsselfunktion ein. Während der Verfassungsschutz in seinem Bericht 2005 von einer erfolglosen Intellektualisierung der rechten Szene spricht, vernetzen sich Burschenschaften weiter mit den Organen der »Neuen Rechten« und den freien Kameradschaften.

Das extrem rechts korporierte Spektrum umfasst in erster Linie den Dachverband der »Deutschen Burschenschaft« (DB). Im Jahre 1961 gründete sich die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG) in der DB. Deren augenblickliche Dominanz schlägt sich nicht zuletzt in der Programmatik der DB nieder. Die Burschenschaftliche Gemeinschaft ist als rechtsextrem anzusehen, da sie unter anderem »einem völkischem Politik- und Staatsverständnis (Volksgemeinschaftsdenken), Antiliberalismus, der Beschwörung nationaler Identität, Geschichtsklitterung und dem Schüren von Überfremdungsängsten auf der Grundlage eines kulturalistisch begründeten Rassismus, Polemiken gegen die so genannte Umerziehung, so wie gebietsrevanchistischen Forderungen [»Wideranschluss Österreichs und Süd-Tirols] folgt«1 .

Who is Who

Mitglieder der DB, vor allem der Burschenschaftlichen Gemeinschaft, fallen immer wieder durch Verbindungen nach Rechtsaußen auf. André Goertz (Germania Hamburg) war Funktionär der neonazistischen FAP und Betreiber eines Nationalen Infotelefons. Der ehemaliger FAP Funktionär Norbert Weidner, ist der Alten Breslauer Burschenschaft Raczeks zu Bonn beigetreten und seit 2006 neuer Pressesprecher der DB. Die Verbindungen zwischen der Gießener Burschenschaft Dresdensia-Rugia und der sächsischen NPD alarmierten 2005 Hessens Verfassungsschutz. Der NPD-Politiker Jürgen Gansel ist Mitglied der Dresdensia-Rugia. Ebenfalls Mitglied der Burschenschaft ist der Bundesvorsitzende der Jungen Nationaldemokraten, Stefan Rochow.

Die DB tut sich als rechter Think Tank mit guten Verbindungen zu diversen Institutionen (Thule-Seminar, IfS, JF) hervor. Starke Überschneidungen zwischen den Vortragsrunden der Burschenschaften gibt es personell wie inhaltlich mit der ebenfalls die Intellektualisierung der Rechtskonservativen bis Nationalrevolutionären vorantreibende »Jungen Freiheit« (JF). Die Referentenliste der in der DB vertretenen Burschenschaften liest sich wie ein who-is-who der Neuen und alten Rechten, von David Irving bis Martin Hohmann. Am Beispiel der Normannia zu Heidelberg zeigt sich die Scharnierfunktion der Akteure. Sie steht beispielhaft für die Verflechtungen der DB in eine Vielzahl antidemokratischer Strukturen mit nationalistischem und rassistischem Gedankengut.

Normannia Heidelberg – In guter Gesellschaft

Einige Beispiele: Im März 2000 verteilen Mitglieder der Normannia/Normannen farbentragend Flugblätter gegen das »jüdische Finanzkapital« in der Heidelberger Fußgängerzone. Im Jahr 2003 agitieren sie auf einer Antikriegsdemo gegen die USA und deren angebliche »Hintergrundmächte« – womit eine jüdische Weltverschwörung suggeriert werden soll. Im Dezember des gleichen Jahres verteilen sie Hohmanns antisemitische Rede an der Universität. Ähnlich aufschlussreich ist die Liste der Referenten, die die Normannia zu Vorträgen und Seminaren einlädt: Alfred Mechtersheimer, Gründer und Kopf der Deutschland Bewegung, »Junge Freiheit«- Autor und Neonazianwalt Klaus Kunze, die Rechtsterroristen Erhart Hartung und Peter Kienesberger, der Nationalrevolutionär und das Ex-NPD-Mitglied Michael Nier und der Neonazi Karl Richter (Berater der NPD im Bundestagswahlkampf 2005) sind einige der prominenten Namen aus dem extrem rechten Spektrum.

Neben dem inhaltlichen Brückenschlag zwischen der bürgerlichen Rechten und offenen Neonazis bestätigen vor allem die guten Kontakte und personellen Überschneidungen zu extrem rechten Organisationen das Bild von der Normannia als einer extrem rechten Kaderschmiede. Außer zur offen äußerst rechten Burschenschaft Arminia Zürich zu Heidelberg – in deren »Farbenheim« 1995 bei einer Razzia NS-Propaganda gefunden wurde – verfügt sie über gute Verbindungen zur regionalen Kameradschaftsszene. Etwa zur Kameradschaft Bergstraße und deren ehemaligem Führungsmitglied René Rodriguez-Teufer sowie zu Funktionären der Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft wie Max von Koskull. Verbindungsbrüder der Normannia sind unter anderem Mitglied bei den Republikanern (Wolfgang Unold und Klaus- Dieter Motzke), der Deutschland Bewegung (Christian Schaar) oder der ultrarechten Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (Christian Schaar, Markus Ksienzyk).

Gleichzeitig bestehen Kontakte zu etablierten Parteien. Insbesondere zur Union, welcher mehrere Normannen angehören, besteht ein gutes Verhältnis. Dies zeigt sich bei Anlässen wie dem jährlich am Volkstrauertag stattfindenden Heidelberger »Heldengedenken«, wo CDU-MdB Karl A. Lamers im Jahr 2003 die anwesenden Mitglieder der Normannia freundschaftlich mit Handschlag begrüßte. Auch Mitglieder der FDP traten schon des öfteren als Referenten bei der Normannia auf, so im Dezember 2002 der Referent für Wirtschaftsfragen der Landtagsfraktion der FDP in Rheinland-Pfalz, Jürgen Neureuther oder der für ein Tagesseminar im Juli 2004 angekündigte Eberhard Hamer.

Einmal Burschi, immer Burschi

Hier wird das gesellschaftliche Umfeld deutlich, in dem sich die Normannia bewegt und für welches sie ihre Mitglieder sozialisiert. Burschenschaften wie die Normannia sorgen nicht nur dafür, dass Personen mit einem rechten Weltbild in die nationale Elite entsandt werden, sondern stellen zudem die ideologische wie personelle Anbindung an neonazistische Kreise sicher.

Anschaulich wird dies am biographischen Werdegang Einzelner, wie dem ehemaligen Mitglied der Burschenschaft Matthias Müller aus Karlsruhe: Seit dem Wintersemester 2002/03 studiert Matthias Müller Politik und Geschichte in Heidelberg. Dort ist er in der Burschenschaft Normannia aktiv, deren Sprecheramt er im Sommersemester 2004 ausübt. Während seiner Zeit als Sprecher ist er unter anderem maßgeblich für die Organisation eines Tagesseminars mit hochrangigen Neonazis verantwortlich. Die Veranstaltung kann schließlich Aufgrund antifaschistischer Proteste und der negativen Berichterstattung der lokalen Presse nicht stattfinden. Die unerwünschte Öffentlichkeit dürfte auch der einzige Grund für die Trennung der Normannia von Müller Ende 2004 sein, was durch den Leserbrief eines »Alten Herrn« in der Lokalzeitung untermauert wird. Müller pflegt auch weiterhin gute Kontakte zu Mitgliedern der Normannia.

Nach eigenem Bekunden fühlt sich der JF-Autor noch immer, getreu dem Lebensbundprinzip, als Burschenschafter und damit den burschenschaftlichen Werten »Ehre, Freiheit, Vaterland« verbunden. Ein Mitte Juli 2005 ausgestrahlter Bericht des ZDF-Magazins Frontal21 zeigt Müller darüber hinaus auf einem Wochenseminar der so genannten »Dresdner Schule«, des »think tanks« der NPD. Müller selbst bezeichnet in selbigem Fernsehbericht neonazistische Skinheads als »ganz normale Jugendliche, die sich zu ihrem Volk und ihrer Nation bekennen wollen«2 .

Diese Verquickung von bürgerlichen, rechtsradikalen und intellektuellen Spektren machen Burschenschaften zu einer Rekrutierungsinstanz und Kaderschmiede, in der nationalistische Eliten herangebildet und Kontakte geknüpft werden. 

  • 1zit. nach Dietrich Heither, »In irgendeiner Form oppositionell«, in »Die neue Rechte – eine Gefahr für die Demokratie?«, Wiesbaden 2004.
  • 2ZDF – Frontal21 vom 19. Juli 2005, Rechts­ra­di­kale Denkfabrik Dresdner Schule.