Die Hitler- und die Wiking-Jugend – Vorbilder der HDJ
Die WJ wurde 1994 verboten, da sie in Programm, Vorstellungswelt und Gesamtstil eine Wesensverwandtschaft mit der frühen NSDAP und ihrer Teilorganisation HJ aufwies. Mit der HDJ gibt es nach über zehn Jahren wieder ein fraktionsübergreifendes Angebot innerhalb der Neonazi-Szene, um Kindern und Jugendlichen eine HJ/WJ-ähnliche politische Freizeitgestaltung zu ermöglichen. Bei der HDJ werden, wie bei der HJ und der WJ, kulturelle Erlebnisse, sportliche Freizeitgestaltung und Lagerfeuerromantik mit völkischer Ideologievermittlung und politischen Schulungen verknüpft. Diese Form der kontinuierlichen Schulungen, verbunden mit dem auf Fahrten vermittelten Gemeinschaftserlebnis, führen zu einer Heranbildung von ideologisch gefestigten zukünftigen Kadern. Auch wenn sich die HDJ mit direkten programmatischen Bezügen zur HJ und WJ zurückhält, eine Wesensverwandtschaft zwischen der HDJ, WJ und HJ drängt sich Beobachtern der Szene geradezu auf.
Der drohenden Gefahr eines möglichen Verbotes scheint sich die HDJ durchaus bewusst zu sein und so vermeidet sie die Propagierung von nationalsozialistischem Rassismus und Antisemitismus in ihren Publikationen. Deutlicher wird die Wesensverwandtschaft der HDJ zur HJ und zur WJ allerdings schon bei der Orientierung am nationalsozialistischen Sprachgebrauch. Beim WJ-Verbot wurden hierzu die Ähnlichkeit zwischen dem »HJ-Reichsführer« und dem »WJ-Bundesführer« und die Bezeichnung »Gaue« als Beleg herangeführt. Nicht nur, dass die Bezeichnung »Bundesführer« heute noch bei der HDJ Verwendung findet und in einer internen Reiseeinladung von »Gauen« die Rede ist, auf einem HDJ-Lager im August 2006 fand sich gar ein Schild »Führerbunker« an einem Zelt. Noch deutlicher tritt die Wesensverwandtschaft bei der Form des äußeren Erscheinungsbildes auf.
Genau wie bei der HJ und bei der WJ prägen uniformähnliche Bekleidung, Marschkolonnen, Fahnenträger und Spielmannszüge mit Trommeln und Fanfaren die Lageratmosphäre. Auch an Bekenntnissen zu Repräsentanten des Nationalsozialismus wie dem »tapferen deutschen Soldaten« Hans Ulrich Rudel, der BDM-Reichsreferentin Jutta Rüdiger und das »leuchtende Vorbild« Kurt Eggers mangelt es bei der HDJ nicht. Durch eine Reihe von Übergriffen auf JournalistInnen stellte die HDJ in diesem Jahr auch eine aktiv kämpferische, aggressive Haltung in der Tradition der WJ zur Schau. Das diese sich zumindest auch verbal gegen die »bestehende verfassungsmäßige Ordnung« richtet, zeigt ein Zitat aus der Rede von Ralph Tegethoff auf dem 5. Märkischen Kulturtag der HDJ: »(...) dieses System ist ein Fehler und wir sind angetreten, um dieses System abzuschaffen und durch einen freien deutschen Volksstaat zu ersetzen.«