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„Yakuza“ — das neue „Thor Steinar“?

Einleitung

Im Kleinstvertrieb 2004 in Bautzen von Markus Eisold und Bertram Krause unter die Leute gebracht, ist das Label „Yakuza“ heute, elf Jahre später, kaum noch aus dem Sortiment unzähliger Streetwear-Läden wegzudenken. Bereits damals erfreute sich das Label großer Beliebtheit bei Neonazis und Hooligans, vorrangig in Sachsen. Nicht nur durch ihr martialisches Design fügt sich „Yakuza“ in die Palette der Lifestyle-Klamotten, zwischen dem Cottbusser „Label 23“, „Thor Steinar“ und „Brachial“ aus Zwickau. Das Bautzner Label und deren Vertriebsstruktur weist ebenso erkennbare Bezüge in neonazistische Kreise auf.

Screenshot von sixx.de

Die „Yakuza“ Mitbegründer Bertram Krause (links) und Markus Eisold (rechts).

Laut Szene-Insidern und Sicherheitsbehörden gehörte Markus „Mick Mark“ Eisold Anfang der 2000er zum Umfeld der 1993 gegründeten sächsischen „Hammerskin“- Sektion „East Saxon Hammerskins“, später „Saxon Hammerskins“, unter der Führung von Mirko Hesse, gegen die zeitweilig we­gen Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung nach §129 StGB ermittelt wurde1 .

Bei einer Durchsuchung des Computers von Hesse sollen Ermittler u.a. auf ein Foto von Markus Eisold gestoßen sein. Es zeigt ihn, damals schon Tättowierer in Bautzen und bis heute hauptverantwortlich für das Design von „Yakuza“, im engen Kreise mit sächsischen „Hammerskins“. So verwunderte es die Ermittler vermutlich kaum, dass Eisold Anfang Juli 2002 zusammen mit seiner Freundin und Sandro W. aus Bautzen den inhaftierten Hesse in der JVA Dresden besuchte. Für gesteigertes Interesse dürfte jedoch gesorgt haben, dass Hesse hier u.a. äußerte, auf einen Mitarbeiter der „SOKO Rex“ des LKA Sachsen solle ein „Killerkommando“ angesetzt werden. Eisold selbst habe den Ermittlern damals nur gesagt, dass er Hesse zwei gekreuzte Hämmer, die Insignien der „Hammerskins“, tättowiert und dass er ihn auf Konzerten getroffen habe.

Teil der „Hammerskin“-Gruppe um Hesse war auch Martin Schaffrath. Schaffrath selbst ist in der Region kein unbeschriebenes Blatt: Ex-Mitglied der „Skinheads Sächsische Schweiz“ (SSS), verurteilter „Gewalttäter Sport“ und bis 2012 NPD-Stadtrat in Stolpen. Sein Laden „The Store“ in Pirna (ehemals „Crime-Store“) soll laut Augenzeugen-Berichten auch als Rückzugs- und Sammelpunkt für Neonazis nach bzw. vor Auseinandersetzungen gedient haben. Der Laden hatte sich bis vor Kurzem vornehmlich auf den Verkauf von „Thor Steinar“-Klamotten konzentriert. Dann, zur Zeit als Markus Eisold die Umstrukturierung und Öffnung der Marke „Yakuza“ für eine breite Kundschaft beschloss, verschwand ab 2012 „Thor Steinar“ immer mehr. In Schaffraths Geschäft nahm stattdessen „Yakuza“ Einzug  - nebst der in der rechten Szene beliebten Marke „Label 23“.  

Auch in Berlin witterten Neonazis das boomende Geschäft um „Yakuza“, was im übrigen die Bezeichnung für Mafiastrukturen in Japan ist. Im März 2015 eröffnete Alexander Bahls, Schlagzeuger der bis 2009 aktiven Rechtsrock-Band „Spreegeschwader“, den „Herz & Seele Fashionstore“, in dessen Sortiment bisher nur „Yakuza“ zu finden ist. Model für den Laden in der Hellersdorfer Promenade war auch Dennis Casper, der seit den 1990ern in verschiedenen Kameradschaften aktiv gewesen ist, unter anderem in der 2005 verbotenen „KS Tor“. Auch war er 1999 zusammen mit Alexander Bahls an einem brutalen Überfall auf Punks an der Raststätte Stolpe beteiligt. Zuletzt fiel der Pankower durch seine Teilnahme an einer Info-Veranstaltung zum diesjährigen „Tag der deutschen Zukunft Neuruppin“ auf.

Fraglich ist, ob „Mick Mark“ Eisold von all dem nicht weiß oder wissen will. Seine Vergangenheit und auch seine aktuell geknüpften geschäftlichen Kontakte mit bekannten Neonazis sind jedenfalls ausschlaggebend, um „Yakuza“ als rechts-offen bezeichnen zu können. Wie sonst konnte Tomáš Marek aus Plzen, Bassist der Rechtsrock-Band „Conflict 88“, offizieller Weiterverkäufer des Labels in Tschechien werden? Zu erwarten ist, dass den Fragen nur schwammige Antworten und den Fakten nur halbherzige Erläuterungen seitens „Yakuza“ folgen werden. Das „Outlaw“-Image verkauft sich eben zu gut, allein der Brückenschlag zwischen Neonazis und Otto-Normal-Verbrauchern verlief erfolgreicher als bei „Thor Steinar“.
Das wird es Antifaschist_innen in Zukunft erschweren, die Spreu vom Weizen zu trennen, Anhaltspunkte für eine Debatte gibt es dafür allerdings reichlich.