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Des Teufels Leadsänger. In den USA wurde der Satanist Hendrik Möbus verhaftet

Ein Artikel vom US-amerikanischen Korrespondenten des AIB
Einleitung

Beinahe zwei Jahre nach seiner Flucht wurde einer der Führenden der internationalen nationalsozialistischen Black Metal (kurz: NSBM) Musikszene in den USA verhaftet. US-Marshals fassten Hendrik Möbus (alias Jarl Flagg Nidhoegg), einen Neonazi und Mörder, nach dem in Deutschland gefahndet wurde, am 29. August, als dieser das Anwesen der »National Alliance« verlassen hatte.

Bild: Screenshot von youtube.com/SpiegelTV

Der deutsche Neonazi und Mörder Hendrik Möbus gibt in den USA ein Haft-Interview.

Möbus, der mit internationalem Haftbefehl gesucht wurde, konnte im Dezember 1999 am internationalen Flughafen Seattle-Tacoma unter seinem richtigen Namen einreisen. Dann reiste er von Washington mit etlichen Zwischenaufenthalten zum Hauptquartier der »National Alliance«. Möbus’ Reise durchs Land wirft ein Licht auf den zunehmenden internationalen Charakter der NSBM-Szene, auf das Wachstum des Netzwerkes in den USA und die Einbrüche, die William Pierce und der »National Alliance« in die Szene gelungen sind.

Black Metal als White Noise

Möbus und William Pierce – Autor der berüchtigten Turner Diaries – brachte das gemeinsame Interesse für die White Power Musikindustrie zusammen. Jetzt, wo Pierce einen riesigen Anteil des White Power Musikgeschäftes kontrolliert, konzentriert er sich auf Black Metal. Bislang fehlten im Katalog von »Resistance Records« Black Metal-Titel, und Möbus konnte Kontakte zur europäischen NSBM-Szene herstellen. Pierce beschrieb seine Pläne für »Resistance Records« in Richtung der NSBM-Szene bereits letztes Jahr: »Das wiedererrichtete Unternehmen wird ein weit breiteres Spektrum an White Resistance Musik abdecken, einschließlich Genres wie Gothic und Black Metal«.1

Im Frühjahr 2000 erschien im »Resistance Magazine« ein Artikel mit dem Thema  »Ist Black Metal ein White Noise?«. Zusätzlich zum Hype um die Szene hebt der Artikel die Rolle von Möbus hervor, der mit »Resistance«-Musik in Europa bekannt geworden sei. Pierce nutzte die Zeit mit Möbus, um den Einstieg in die Black Metal Szene in den USA und Europa zu sichern und nicht zuletzt Absatzmärkte zu erschließen. Eine Folge dieser Paarung war die neue Rolle, die die »National Alliance« bei »Cymophane Records« spielt – ein zunächst skandinavisches Black Metal Label, das inzwischen durch seine Kontakte zu Pierce auch den US-amerikanischen Markt bedient und dort Zugang zu Mainstream-Verteilern hat.

White Order Of Thule – Weisser Thule-Orden

Bevor er zum Hauptquartier der »National Alliance« in West Virginia kam – wo er rund zwei Monate blieb – reiste Möbus hin und her zwischen Ohio (eine Hochburg der »National Alliance«) und Richmond, Virginia. In Richmond ist das Hauptquartier des White Order of Thule – eine kleine, esoterische Neonazi-Gruppe. Sie beschreibt sich selbst als »Bruderschaft, ein loser Zusammenschluß arischer Geister, Herzen und Seelen, die nur der Philosophie, Brüderlichkeit, Spiritualität wegen zusammen sind, die in erster Linie für die Sache arbeiten wird«. Sie geben ein Magazin »Crossing the Abyss« (Die Hölle durchqueren) heraus.

Das Erziehungsprogramm der Gruppe umfasst für seine wenigen Mitglieder alles von »praktischem Okkultismus« und »Jungscher Psychologie« bis zu »völkischer Hygiene«. Die Gruppe liest Werke wie Mein Kampf, The Decline of the West (Der Niedergang des Westens), Revolt Against the Modern World und Twilight of the Idols (Dämmerung /Zwielicht der Idole). Außerdem unterhält der »White Order of Thule« ein Netzwerk, das Möbus im gesamten Land unterstützte, angefangen bei Fenris Wolf.

Fenris Wolf

Viel Zeit seines ersten Teiles der Flucht verbrachte Möbus im östlichen Washington, wo er mit Nathan Pett (alias Nate Zorn) zusammenwohnte. Pett gibt ein kopiertes Zine namens »Fenris Wolf« heraus, das sich als »Die Revolutionäre Stimme der Heidnischen Befreiungsliga« bezeichnet. Die Veröffentlichung ist ein Versuch, esoterische Nazi-Ideen mit der White Power Szene zu verbinden. In den drei Jahren seiner Existenz ist Pett mit »Fenris Wolf« in den gesamten USA aufgetaucht, mit Veröffentlichungen in Louisiana, Missouri, und Washington. Anfang 2000 trat Pett mit »Fenris Wolf« der »Heidnischen Front« bei – ein internationales Bündnis von Organisationen, Plattenlabels, Bands, Fanzines und Individuen, die sich der Förderung des NSBM-Untergrundes widmen.

Bevor er geflohen ist, leitete Möbus die deutsche Sektion der »Heidnischen Front«. Diese sieht Black Metal als »den archetypischen Ausdruck von Seelen weißer Männer (sic)«. Zur Zeit hat die Front Mitgliedsorganisationen in den USA, Australien, Canada, Rumänien, Polen und Frankreich. »Fenris Wolf« ist zudem die nordwestliche Fraktion von »White Order of Thule«. Amerikanische Behörden stellten den Aufenthalt von Möbus in Washington fest und erließen einen Haftbefehl am 7. Juli, nachdem sie im März von der deutschen Regierung um Hilfe ersucht worden waren. Da war Möbus immerhin schon ein Jahr abgetaucht.

Möbus der Absurde

Mit 16 gründete Hendrik Möbus mit zwei Klassenkameraden in Erfurt eine Death Metal Band namens »Absurd«. »Absurd« wurde aber weniger für ihre Musik als vielmehr für ihre Aktionen bekannt. Am 29. April 1993 ermordete Möbus mit zwei Freunden Sandro Beyer, einen Mitschüler. 1994 erhielt Möbus eine Gefängnisstrafe von 8 Jahren. Während die Bandmitglieder in Haft waren, brachte ein Mitglied der polnischen NSBM-Band »Graveland« im Sommer 1995 ein Demotape von »Absurd« heraus namens »Thüringische Heiden Verrücktheit«. Diese machte die Gruppe in der NSBM-Szene berühmt. Seitdem ̆hat sich »Absurd« zu einem Eckpfeiler in der internationalen NSBM-Szene entwickelt.

Bei seiner Haftentlassung (auf Bewährung) im August 1998 verkündete Möbus, dass Beyers Ermordung kein Verbrechen war, weil dieser nicht in das »Bild« der deutschen Rasse passe – und in der Nazi-Zeit wäre er für die Ermordung eines »Volksschädlings« vermutlich nicht bestraft worden. Er geriet erneut in Konflikt mit dem deutschen Gesetz, als er im Oktober desselben Jahres wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole angeklagt wurde. Als er in Kontakt mit der internationalen NSBM-Szene trat, leitete Möbus den deutschen Zweig der »Heidenfront«. Diese war von dem (wegen Mordes) inhaftierten norwegischen Neonazi und Blackmetal-Musiker Varg Vikerness gegründet worden und beschreibt sich selbst als eine »rassenbewußte Bewegung, die für die Sicherung der Existenz des arischen Volkes kämpft«. Sie hat inzwischen Abteilungen in sieben Ländern: Norwegen, Schweden, Finnland, Deutschland, Russland, den Niederlanden und den USA.

Darker than Black

Möbus gründete »Darker than Black Records« (D.T.B.), was sich sehr schnell zu einem der wichtigsten NSBM-Labels entwickelte. Nach seiner Haftentlassung freundete er sich mit sächsischen »Hammerskins« an, die es D.T.B. gestatteten, eine Abmachung mit Deutschlands »Hate Records« zu schließen, einem der größten Verteiler von White Power Musik in Europa. Die Verschmelzung von Black Metal und White Power wurde im Juli 1999 abgeschlossen, als »Hate Records« D.T.B. aufkaufte. Zugleich wurde Möbus zu 8 Monaten Gefängnis wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole verurteilt. Möbus gab seine Trennung von D.T.B. öffentlich bekannt, kontrollierte das Label jedoch weiterhin aus dem Hintergrund. Am 6. Oktober 1999 durchsuchten deutsche Behörden D.T.B., »No Colours Records« und »Burznazg Productions«. In der Folge wurde Möbus zu weiteren 18 Monaten Gefängnis wegen Verbreitung von Nazipropaganda verurteilt. Er legte Berufung ein und floh in die USA.

Als das deutsche D.T.B. Hauptquartier geschlossen wurde, plante Möbus, seine Vorhaben in den USA fortzusetzen. Er handelte einen Verteilungsplan mit dem kleinen Black Metal Vertreiber »Bestial Offerings« in Midland, Texas aus, der zustimmte, D.T.B. Vinland zu werden, eine Versandniederlassung für D.T.B.-Produkte. Außerdem handelte er eine Absprache mit einem anderen texanischen Black Metal Label, »Ancestral Research Records«, aus. Im Zusammenhang mit seiner neugegründeten Verbindung zu »Resistance« scheinen sich diese Pläne allerdings zu verflüchtigen. Zunächst jedoch wird Möbus – trotz seines Asylantrages in den USA – einige Zeit in Haft verbringen müssen – wegen Verstoßes gegen seine Bewährungsauflagen und der noch anhängigen Strafen.

Weitere Informationen über die Neonazi Black-Metal-Szene; in englischer Sprache:

Searchlight 06-1999| Magazin | 2,50 £

Searchlight, 37B New Cavendish Street, London, WC1M 8JR.

  • 1National Alliance Bulletin, August 1999