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Erfolgreiche antifaschistische Aktion in Mainz

Einleitung

Am 7. März 1992 war Mainz Schauplatz einer erfolgreichen antifaschistischen Aktion, die von der Antifa Mainz/Wiesbaden vorbereitet worden war. Die Neonazis der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“ (GdNF) hatten vor, eine Kundgebung mit Aufmarsch zu veranstalten. Aufgerufen wurde von drei Unterabteilungen der GdNF „Deutsches Hessen'' (DH), „Nationale Liste“ (NL) und der „Deutsche Alternative“ (DA). In Mainz versammelten sich die Reisekader der GdNF unter Leitung von Christian Worch, die dem regionalen »Organisator der DA« und zeitweiligem DA-Führungskader („Stellvertreter von Frank Hübner“) Michael Petri beim Aufbau von Strukturen unter die Arme greifen wollten.

Foto: Christian Ditsch

Der Neonazi-Funktionär Michael Petri (links mit Funkgerät) beim Rudolf Hess Marsch 1993 in Fulda.

Das Motto des Aufmarschversuchs war: »Multikultur - Nein Danke«. Die Partei „Die Grünen“ setzten sich erfolgreich für ein Verbot der Neonazi- Kundgebung ein, das u.a. mit der, durch die antifaschistische Gegenaktion entstehenden, Gefährdung der öffentlichen Sicherheit begründet wurde. Die AntifaschistInnen beschlossen ihre Gegenaktion nicht anzumelden und in ihr Konzept, den Aufmarschort der Neonazi zu besetzen, noch mehr Menschen einzubeziehen. Die Vorbereitungsgruppe sah es als wichtig an, vielen Menschen eine Beteiligung zu ermöglichen, um u.a. der Diffamierung des antifaschistischen Kampfes, als Rivalität zwischen radikalen Jugendgruppen, entgegenzutreten. So entstand der Plan einer Platzbesetzung, eine Stunde vor dem Aufmarschzeitpunkt der Neonazis. Pünktlich um 13.00 Uhr fanden sich AntifaschistInnen aus Mainz und anderen Städten auf dem Theaterplatz ein, wogegen die ebenfalls anwesende Polizei nicht einschritt. Bei guter Stimmung befanden sich insgesamt 500 Menschen während der ganzen Zeit auf dem Platz. Die am Rande auftauchenden und fotografierenden Neonazis wurden vertrieben. Während die Redebeiträge und Grußadressen verlesen wurden, kam es zu einigen Reibereien mit Neonazis, die daraufhin im Einverständnis aller einen nachdrücklichen Platzverweis erhielten. Auch der seit Jahren aktive Nazi Curt M. aus Mainz, der seine Gärtnerei seit den 1970er Jahren für neonazistische Treffen und Feiern zur Verfügung stellt, wurde mitsamt seiner beiden Leibwächter vertrieben.

Da die angereisten Neonazis offensichtliche Koordinierungsprobleme hatten, schafften sie es auch nicht sich in der erwarteten Anzahl zu sammeln. So konnte dann die antifaschistische Demonstration durch die Mainzer Innenstadt ziehen. Ihr Ziel war eine Gruppe von 100 Neonazis, die sich am Rhein aufhielten. Dort angekommen war aber nur noch ein abfahrender Ausflugsdampfer zu sehen, der die Neonazis in Sicherheit brachte. Nachdem auch die zurückgelassenen Neonazis vertrieben worden waren, zog die Demonstration wieder zu ihrem Ausgangsort zurück.

Einige der in Mainz angereisten Neonazis sind hinreichend bekannt. Als ein Organisator der GdNF-Gruppe „Deutsches Hessen'' (DH) tritt Stephane C. aus Wiesbaden in Erscheinung. Weitere Anwesende waren Curt M. aus Mainz-Gonsenheim und seine Ehefrau Ursula Müller, der Vorsitzenden der „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.“ (HNG). Auch der Langener Neonazifunktionär Heinz Reisz und der zeitweilige „Bereichsleiter West“ der GdNF Peter Hübner (Bruder des DA-Führers Frank Hübner) aus Taunusstein-Bleidenstadtwaren in Mainz vor Ort. Die "Deutsche Alternative" wurde am 6. Mai 1992 als Landesverband Hessen in Mainz-Gonsenheim beim Neonazi-Ehepaar Kurt und Ursula Müller gegründet und von den Neonazi-Kadern Michael Petri (Vorsitz), Sascha Merz (Stellvertreter) aus Mainz und Andreas Werth (Schatzmeister) aus Mainz-Kastel angeführt. Als Treffpunkte für die DA-Kameradschaftstreffen gelten die Gaststätten "Kohlenache", "Am Depot" und "Römerpilskeller" in Mainz. Zeitweilig galt auch eine Laube auf dem Gelände der Neonazi-Akivisten Kurt und Ursula Müller als Treffpunkt der DA. Der DA-Ortsverband Mainz wird von den "Kameradschaftsführern" Andreas Werth und Mike Ostwald geleitet.

Seit längerem tagt das „Deutsche Hessen“ in Mainz. Die Aktivisten des "Deutsches Hessen" sind z.T. Teil der DA oder eng mit den DA-Strukturen vernetzt. Am 22. September 1991 wurde eine Dampferfahrt veranstaltet, wo neben den GdNF-Gruppierungen auch der Europa- Parlamentsabgeordnete Harald Neubauer, jetzt im Vorstand, der „Deutschen Liga für Volk und Heimat“ (DLVH), zu den Anwesenden gesprochen haben soll. Die hessischen GdNF-Neonazis sollen über Kontakte zur Partei „Die Republikaner“ (REP) verfügen. So z.B. zum Kreisvorstand Mainz, dessen Mitglieder ebenfalls an der erwähnten Dampferfahrt teilgenommen haben sollen. Im November 1991 sollen auf einer Versammlung das „Deutsche Hessen“, der Pressesprecher des REP-Landesverbandes und der stellvertretende REP-Landesvorsitzende Bernd Thrun anwesend gewesen seien. Dieser gilt als Kontaktperson der REPs zur Neonazi-Szene um Heinz Reisz.