Skip to main content

Kult der Beliebigkeit (Teil 1)

Einleitung

Grauzonen und rechte Lebenswelten in Punk und Oi

Die Grauzone wird im Festivalsommer wieder Thema sein. Vor allem bei denen, die eh nicht hinfahren. Weil sie keine Lust haben, mit jemandem zu feiern, der_die das Wochenende zuvor mit Nazis gefeiert hat und nur gekommen ist, um Hits auf Stammtisch-Niveau im subkulturellen Ambiente zu hören. Die Frage, warum Grauzonen zunehmende Akzeptanz in »alternativen« Räumen erfahren, führt unweigerlich ins alternative Kulturbusiness, zur Kritik an Ästhetik, Männerwelten, Skinhead-Kult und zur Suche nach dem Sinngehalt politischer Labels.

Bild: Screenshot von der Homepage rascal.de

Die "Grauzone" auch als Markt für rechte Geschäftemacher. T-Shirt aus dem Angebot eines rechten Versandes.

Die Etablierung der Grauzone bedeutet Raumverlust für emanzipatorische Werte. Auf Oi-Festivals wird gegen »Asylanten« und Schwule gehetzt, Hardcore-Konzerte sind häufig geprägt von Mc-Fit-gestählten Männergangs, die sich lauthals zuschreien, welcher Hooligantruppe sie angehören. Das Thema polarisiert. Antifaschistische Online-Portale wie OireSzene sammeln in Fleißarbeit Informationen, stehen jedoch in der Kritik, zu viele Bands und Konzerte im Sack »Grauzone« zu subsummieren. Die von der Kritik Betroffenen fühlen sich zu Unrecht angegriffen und forschen ebenso fleißig nach »Fehlern« in den Veröffentlichungen, um »die Antifa« zu diskreditieren.

Angestoßen wurde die Diskussion um die Grauzone im Oi-Milieu im Oktober 2008 vom »Roten Hetzpamphlet«1 , das am Beispiel der Göttinger Band Stomper 98 die Verflechtung einer »antirassistischen« Band mit (extremen) Rechten aufzeigte. Stomper 98 sind Stars des Oi, doch sie stehen nur exemplarisch für Dutzende Bands, die nicht nur strukturell miteinander verbunden sind, sondern auch wesentliche Image-Merkmale teilen. Insbesondere Tattoo-Kult und (Männer-)Brachialästhetik dienen als Schnittstelle der Lebenswelten von rechts, »anti-rechts« und »unpolitisch«.

Rechte Lebenswelten und Grauzonen    

Unter »Rechte Lebenswelten« verstehen wir eine vorpolitische Ebene, in der das eigene Handeln nicht als »politisches« Handeln, oft sogar als apolitisch, verstanden wird und dennoch von Mustern und Werten bestimmt ist, die politisch rechts verortet werden müssen. »Grauzonen«2  sind Milieus in (Musik-)Kulturen, die sich apolitisch, oft auch »gegen rechts« gerichtet geben, jedoch mit (extremen) Rechten strukturell, sozial und inhaltlich verwoben sind. Die Grauzone im Punk und Oi ist ein heterogenes Gebilde von Fan- und Freundeskreisen, das Brüche und Abgrenzungen aufweist – und dennoch in engem Bezug zueinander steht, über eigene Netzwerke verfügt und Gemeinsamkeiten hat: Die Inszenierung der Männerwelt sowie konservative bis reaktionäre Wertvorstellungen, die über Texte, Statements, Symbolik und Ästhetik transportiert werden. Zur Zuordnung zu einer Grauzone reicht es nach unserem Verständnis nicht aus, einmal oder zweimal zusammen mit entsprechenden Bands auf Festivals gespielt zu haben oder im Facebook-Freundeskreis einzelne »falsche« FreundInnen zu haben. Diese »Kontaktschuld« kann nur ein Glied der Argumentationskette sein. Die Fokussierung auf (vermeintliche) Freundschaften lässt die Meinungen darüber, was man »darf« und »nicht darf«, oft ergebnislos aufeinander prallen und verstellt zu oft den Blick darauf, welche Inhalte vertreten werden – zum Beispiel von der Band Stomper 98, mit der sich der nachfolgende Artikel ausführlich beschäftigt.

Politische Labels als Imageträger

Die »unpolitische« Band Gerbenok wird im Juli 2011 auf dem »Back on the streets«-Festival an der Loreley aufspielen.3 Gerbenok macht nach eigener Auskunft »OI!-Musik wie sie sein muss«, eine Kostprobe liefert der Text ihres Liedes »Die Neuen Hippies«: »Das soll jetzt nicht rassistisch klingen, doch es ist nun einmal so. Irgendwelche Asylanten dealen auf dem Bahnhofsklo. Mit langem Haar und schöner Bräune stehn sie an der Litfaßsäule. Schicken Kinder auf den Strich (...)«4

Im Dezember 2009 sollte Gerbenok auf einem Festival in Greifswald spielen, das mit dem Zusatz »Love Music Hate Racism« angekündigt war. Antifaschistische Intervention ließ das Konzert platzen.5 Das Beispiel zeigt, wie sinnentleert Labels genutzt werden. Doch das Anheften eines Gegen-Rassismus-Slogans bringt Vorteile: Kritiker_innen soll Wind aus den Segeln genommen werden, Sozialarbeiter_innen im Jugendtreff, die über die Raumvergabe entscheiden, werden positiv gestimmt. Und manchmal glaubt man selbst, »gegen rechts« zu sein.

Immer häufiger stößt man (nicht nur) in Kulturszenen auf ein Verständnis, das »Politik« auf die reduziert, die sich selbst politisch definieren (wie Parteien, Parlamente, »die Antifa) und allenfalls in unmissverständlichen Neonazi-Parolen etwas »Politisches« erkennen mag. Der staatlich verordnete »Anti-Extremismus«, die Gleichsetzung von Links und Rechts und die Reduzierung der Rechten auf offen auftretende, bekennende Neonazis erobert den subkulturellen Raum. Ein Bewusstsein über die unterschiedlichen Ebenen und Ausdrucksformen gesellschaftlicher Diskriminierungs- und Ausschlussmechanismen existiert dort immer weniger. Rock-gegen-Rechts-Konzerte haben zu oft die Funktion, das Image einer Kommune oder Einrichtung, einer Band oder eines Veranstalters aufzubessern und diesen zu beurkunden, etwas gegen Rechts zu tun. Das politische Label als Selbstverpflichtung hat ausgedient. Der Werte-Träger verkommt zum Werbeträger.

Gepflegt, völkisch und sternhagelvoll

So dringen (extreme) Rechte in »linke« Räume vor, wenn sie ihren Rassismus, ihren Sexismus, ihre Homophobie verschlüsseln oder auf Stammtisch-Niveau halten. Der englische Alt-Skinhead und »Pubmusiker« Frank Marshall aka Franky Flame, der auch in der Oi-Band Superyob singt, macht nach eigenem Bekunden Musik, »die unter keinem politischen Banner spielt. (...) Unsere Shows sind keine politischen Versammlungen, sie sind Unterhaltung für Working Class Leute, die sind wie wir.«6 Was Franky Flame nicht hindert, in der Gazette »Der Trinker« »Massive, unkontrollierte Einwanderung, Assylbetrüger (sic!)« sowie »Rassenkriege zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen«7 als die Probleme Englands zu benennen.

Auf die Frage, warum er einen Thorshammer trage, verfällt er im Interview mit dem rechten Fanzine Feindkontakt8 in die Diktion der völkischen Rechten: »(...) und ich bin mir im Klaren über die Geschichte, die Traditionen, die Sprache und Schrift unserer Vorfahren (die Runen) und die Entstehung und Entwicklung der Völker Nordeuropas. Ich bin einer von ihnen und sie sind mein Volk! (...) Was mich interessiert ist unser Erbe, nicht andere zu hassen, nur weil sie nicht so sind wie ich, aber ich kümmere mich  zuerst um meine Leute, weil es sich richtig anfühlt und ganz natürlich ist, dies zu tun!«9 Warum er Skinhead geworden ist, kann Franky Flame auch erklären: »Die Hippies und die Friede-, Liebe- und Drogenkultur, die sie mit sich brachten, machte uns krank und wir wollten anders sein, dem etwas entgegen setzen und unser Leben so führen, wie wir es wollten: Stolz uns und unserem Land gegenüber und dabei gepflegt, fit und hart bleiben!«10

Tatsächlich gibt es kaum ein Foto, das Franky Flame nicht mit Bier in der Hand und erkennbarer Schlagseite zeigt. Man mag sich bildlich vorstellen, wie Franky und seine Jungs besoffen durch London ziehen, Oi-Hymnen grölen (»Knock it back, have another one, drinking and driving is so much fun«, The Business) und ganz »krank« werden beim Anblick kiffender Hippies an der Bushaltestelle. Die Verherrlichung des legalen, maskulinen Vollrauschs und die Verteufelung des illegalen, hippiesken Haschkonsums ist Primat des stockkonservativen Männerstammtisches.

2007 spielte Franky Flame zusammen mit Stomper 98 auf einem »OI-Meeting« im  Conne Island in Leipzig, 2009 musizierte er erneut im Conne Island, in einer Kneipe von St. Pauli-Fans in Hamburg11 und auf dem Endless-Summer-Festival. Zwischen diesen Konzerten lagen mehrere Auftritte in den Neonazitreffpunkten Skinhouse Menfis in Thüringen und De Kastelein / Moloko Bar im belgischen Brügge.12 Für den Juli 2011 ist Superyob für das Festival »Back on the streets« an der Loreley angekündigt. Sponsor ist unter anderem der Punkversand Nix Gut.

Pragmatismus und Fassadenschwindel

Der Kleiderschrank mancher Fans des »unpolitischen« Oi bietet die Option, die Garderobe auf den Event abzustimmen. Hannah aus dem Kreis der rechten Oi-Band »I don't like you« zeigt sich im Skinhouse Menfis im Shirt der Neonaziband Skrewdriver und wählt für das Punkfestival Force Attack ein Shirt, dessen Motiv ein zerschlagenes Hakenkreuz zeigt. Ein Beispiel von vielen.

Zuweilen dient das »Unpolitische« zur Tarnung einer extrem rechten Erlebniswelt, die – würde sie sich offen zu erkennen geben – schnell unter Repressionsdruck geriete. Veranschaulichungen dieses Fassadenschwindels bieten in dieser Ausgabe des AIB  die Artikel über die Bootboys Hildesheim, führende Veranstalter »unpolitischer« RechtsRock-Events, und die neonazistische Band Endstufe, die zu »unpolitischen« Partys aufspielt. Ein »unpolitisch« gelabelter Event ist leichter und risikoloser auszurichten als ein Rechtsrock-Konzert. Konspirative Mobilisierungssysteme und Ersatzräume für den Fall behördlicher Verbote sind nicht nötig und man erreicht mehr Menschen als bei Insider-Konzerten – ein starkes Argument für das RechtsRock-Business, was mehr denn je bemüht ist, neue Märkte zu erschließen.

Die Anzahl von Neonazi-Konzerten nimmt ab, die Zahl »unpolitisch« gelabelter RechtsRock- oder Grauzonen-Events ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen. In der Hinwendung subkulturell orientierter extremer Rechter zu »unpolitischen« Kultursphären nur arglistige Täuschung zu vermuten, greift zu kurz. Die extreme Rechte verändert sich. NPD und Kameradschaften verlieren an Einfluss und Bindungskraft.13

Ein ideologischer Rahmen, der alle Lebensbereiche diktiert, wird von immer mehr rechten Szene-GängerInnen abgelehnt. Oi- oder Hardcore-Treffen bieten einfach mehr exzessive Partywelt als NPD-Festivals, bei denen politische Reden zwischen den Bands langweilen und die Polizei über die Einhaltung des Auflagenkatalogs wacht.

Größenwahn und Verfolgungswahn

»Der Kult« ist die zum Denkmal erstarrte Bewegung. Er bietet Selbstvergewisserung und darüber hinaus keinen Raum für (In-)Fragestellungen, Weiterentwicklung, Änderung. Er umgibt sich mit Gegen-Attributen und sagt nirgends, wofür er ist, außer für einen nebulösen »Way of Life« und für Freibier.

Die Bands und Fans des Kultes beschwören die gemeinsame Szene, doch sobald sich an ihnen Kritik äußert, wird diese umgehend als von außen hereingetragener Vorwurf diskreditiert. Für die Hannoveraner Grauzonen-Band Combat 77, die sich in ihrem Namen auf den Gründungsmythos der Punkbewegung (1977) bezieht, gleicht die Thematisierung der Grauzone »einer Hexenverfolgung, und besagte Macher oder Bands scheinen zu vergessen, wo der wahre Feind ist und erreichen lediglich damit, daß die eigene Szene unnütz gespalten wird.«14

Auch Stomper 98 sehen sich »immer auf der Anklagebank« und beschimpfen Kritiker_innen als »wackere Stalinisten«. Mit dem frei erfundenen Vorwurf, diese würden »eine ganze Szene in Sippenhaft« nehmen15 , sorgen sie dafür, dass die eigenen Reihen geschlossen bleiben. Das funktioniert. Nicht das Foto des Stomper 98-Sängers Arm in Arm mit einem Neonazi sorgte im Fankreis für Unmut, sondern dass es, entsprechend kommentiert (»Reclaim the Scene and kick out Stupidity!!!«) als Motiv eines antifaschistischen Aufklebers erschien. Allein das Aufzeigen von Widersprüchen gerät zum unerlaubten Eingriff in den inneren Frieden. Man schottet sich ab, inszeniert sich als Opfer, zieht daraus die Bestätigung, »geächtet« zu sein, und ergibt sich in Selbstgefälligkeit. Größenwahn und Verfolgungswahn sind die Mixtur, aus der rechte Lebenswelten bestehen. Die Ähnlichkeit zum Modell »Böhse Onkelz« ist frappierend.

Konstruierte Rebellion, gelebte Stagnation

Den ExponentInnen der Grauzone ist eines gemein: Sie konstruieren ein Rebellentum, das keines ist und tatsächlich auch keines sein soll. Punk, Oi und Hardcore verkaufen (bis hin zur Unterwäsche) ein Rebellen-Label, für das der/die Einzelne nichts bewegen muss. Dies schafft die Möglichkeit, eine bürgerliche bis spießige Lebenswelt zu reproduzieren und sich dennoch als Gegenkultur zu inszenieren.

Welcher Unsinn dabei geschrieben wird, wird deutlich an einem Zitat von Combat 77. In einem Interview vom Februar 2011 äußern sie: »Nowadays a lot of people seem to forget that punk is just rebellion and not extreme left wing propaganda.«16 Punk ist »nur Rebellion«. Es ist das widersinnige Konstrukt des Oi, der von rebellischen Attitüden lebt und gleichzeitig Politikferne beschwört. Indes: Rebellion kann gar nicht unpolitisch sein, sie ist definiert als Widerstandshandlung gegen die Staatsgewalt, richtet sich demnach gegen herrschende (politische) Verhältnisse und Handlungen. Die Lebensrealität vieler Musiker dieses Milieus zeigt auffallende Gemeinsamkeiten: Ehen oder Lebenspartnerschaften mit tradierten Geschlechterrollen, Arbeitsethos und der Stolz darauf, als Punk oder Skin auf »seiner« Lohnarbeit akzeptiert zu sein – selbst stilisierte »Außenseiter«, die nach Anerkennung und Teilhabe in der so verhassten Gesellschaft geradezu betteln. Weil sie zu dieser gar keinen Gegenentwurf haben.

Anspruch und Wirklichkeit der Linken

Das Herumreden um den heißen Brei muss aufhören: Wer in dem Wissen um den rassistischen Inhalt eines Liedtextes die 2010 erschienene CD »The Return« der »Kultband« 4-Skins vertreibt, der verbreitet rassistische Hetze – ein Vorwurf, der sich nicht nur an »Grauzone«-Labels wie Bandworm Records oder randale-records richtet. Wer dem Sänger der »Kultband« The Gonads Garry Bushell, im Jahr 2008 Kandidat der englischen Rechtsaußen-Partei English Democrats, eine Bühne auf dem Punk & Disorderly-Festival 2009 in Berlin bietet, der protegiert einen politischen Rechtsaußen, selbst wenn dieser an dem Abend nur für musikalische Unterhaltung zuständig ist.17

Letztendlich ist die Grauzone subkulturelles Spiegelbild gesellschaftlichen Mainstreams, der auch alternative Milieus erfasst hat: Kommerz, Anti-Extremismus, Fit for Fun, Anything goes, was auch bedeutet, immer den einfachsten Weg gehen zu können. Der Appell an reflektiertes Handeln verhallt, die neue Offenheit der Linken wird zur Beliebigkeit. Die soziokulturelle Vermengung antifaschistischer Kreise beispielsweise mit Hooligan-Milieus erzeugt die Nachfrage nach einer Musik-Kultur, die die Schlachtgesänge und die Ästhetik liefert für die Gemeinschaft derer, die sich im Kampf »gerade machen«. Warum selbst linke Politbands wie Slime auf Festivals zusammen mit Bands auftreten, denen der Stallgeruch der Grauzone anhängt18 , ist einfach zu beantworten: Wenn Fans aus unterschiedlichen Kreisen das Konzert besuchen, dann klingelt die Kasse lauter.

Die Etablierung der Grauzone in links etikettierten Räumen ist Resultat der  Kommerzialisierung und Verbürgerlichung linker Subkultur. Um diese Entwicklung aufzuhalten, braucht es Kräfte, die »linke« Logos und Räume mit Ansprüchen füllen und eine radikale Gesellschaftskritik leben – und nicht nur labeln.

  • 1Das 79-seitige »Rote Hetzpamphlet« wurde im Oktober 2008 von einem »ZK Knülle im Politibüro« veröffentlicht und wird von großen Teilen der Oi-Szene und von darin erwähnten Labels und KonzertveranstalterInnen, stark angefeindet. Tatsächlich ist im Roten Hetzpamphlet die Kritik recht differenziert und die Fehlerquote angesichts der enormen Informationsfülle sehr gering.
  • 2Zur Diskussion um den Begriff Grauzone siehe auch »OI the Greyzone«: »Was ist denn eigentlich die Grauzone?!«
  • 3Das »Back on the Streets«-Festival VII fand am 22.7. und 23.7. 2011 an der Loreley (Rheinland-Pfalz) vor 3000 BesucherInnen statt. Veranstaltet wurde das Festival aus dem Kreis der saarländischen Band Krawallbrüder. UnterstützerInnen / SponsorInnen waren: KB-Records (Krawallbrüder-Records), Bandworm Records, Nix Gut Versand. Angekündigt waren die Bands KrawallBrüder, Mr. Symarip, Volxsturm, The Business, Die Bonkers, 7er Jungs, Evil Conduct, Pöbel & Gesocks, Soifass, Berliner Weisse, Toxpack, Gerbenok, Split Image, Superyob, Prolligans, Kärbholz, Absturz, Mr. Irish Bastard, Razorblade, Riot Company, Discharger, Right Direction, Martens Army, Drop Out Chaos, Suspekt, Thekenprominenz, Biertras, Ex-Plizit. Die Bandauswahl bot einen typischen Querschnitt des Grauzone-Milieus. Neben eindeutig rechten Bands wie Razorblade, Gerbenok, Martens Army fanden sich auch Bands, die sich »gegen Rechts« verorten (Toxpack). Hinzugeholt wurden zugkräftige Bands aus dem In- und Ausland, die dem Oi und »Streetpunk« angehören, jedoch nicht zwingend zur Grauzone gerechnet werden müssen. Der Bezug auf den »Kult« gebot es auch, Künstler aus dem Bereich des Skinhead-Reggae zu engagieren. So war auf der Loreley auch Mr. Symarip, schwarzer Sänger der Kult-(Skinhead)-Reggae-Band Symarip angekündigt. Ein kritischer Bericht über das Loreley-Festival fand sich in der Rhein-Zeitung vom 26. Juli 2011. Unter dem Titel »Loreley: Bands unter Rechten beliebt“ berichtet die Zeitung über »Musikgruppen mit fragwürdigem Liedgut« und darauf, dass die veranstaltende Band Krawallbrüder »in der Rechtenszene im Westerwald eine große Anhängerschaft« habe.
  • 4Der vollständige Text lautet: »Die Hosen hängen unterm Arsch, so kommen sie angekrochen. Das T-Shirt in XXL, darunter Haut und Knochen. Hip Hopper werden sie genannt, als Kiffer sind sie weit bekannt. Laufen funktioniert nicht mehr, ein Skateboard hält stattdessen her. Das sind die neuen Hippies. Sehn sie noch so trendy aus, sind sie doch dreckig und verlaust. Hippies müssen raus! Die Disko ist der letzte Schrei, die Mucke echt voll cool. Jeder tanzt den Affentanz, doch sind sie alle schwul. Sie wollen echte Männer sein, mit ihrem dritten Mittelbein. Bei Depression ein kleiner Tipp, ne Pille hilft zum nächsten Trip. Das sind die neuen Hippies. Sehn sie noch so trendy aus, sind sie doch dreckig und verlaust. Hippies müssen raus! Das soll jetzt nicht rassistisch klingen, doch es ist nun einmal so. Irgendwelche Asylanten dealen auf dem Bahnhofsklo. Mit langem Haar und schöner Bräune stehn sie an der Litfaßsäule. Schicken Kinder auf den Strich, doch das interessiert euch nicht. Das sind die neuen Hippies. Sehn sie noch so trendy aus, sind sie doch dreckig und verlaust. Hippies müssen raus! Die Zeiten ändern sich, doch das ist nicht oft der Fall. Schaut euch doch mal um, Hippies gibt’s noch überall. Wenn wir nichts dagegen tun, dann wird die Band niemals Ruhn. Das Erbe, das wird weiter gehn und wir werden kein Land mehr sehn. Das sind die neuen Hippies. Sehn sie noch so trendy aus, sind sie doch dreckig und verlaust. Hippies müssen raus! (»Die Neuen Hippies«, CD »Wer zuletzt lacht« auf KB-Records. Gerbenok, 2006)
  • 5Das Konzert mit Gerbenok war unter dem Motto »If the Kids are United« für den 26.12.2009 geplant. Die Antifaschistische Aktion Greifswald schrieb dazu am 22. Dezember 2009: »(...) Gerbenok ist eine sich unpolitisch gebende Oi-Punk-Band aus Sachsen-Anhalt, die sich nach eigenen Angaben im Jahre 2003 »bei einem netten Abend ohne Weiber dafür mit Bier und Gesang« gründete. In ihren Texten hetzen sie gegen Homosexuelle und Asylsuchende, sowie gegen sich anders kleidende Menschen. Dass sie aufgrund ihrer Texte mindestens als rechtsoffen einzuordnen sind, zeigt sich einmal mehr auch in ihrem übertriebenen Lokalpatriotismus. Hier ein paar Auszüge aus ihren Songtexten: »[…] Reich und Schwul – so wie’s jeder kennt, Reich und Schwul – das die Rosette brennt, Reich und Schwul – und in den Arsch gefickt, Reich und Schwul – den Puller abgeknickt […] Und stellst du einen Bewerber in der Firma ein, Heißt der Eignungstest: A-Loch auf und Schwanz hinein […] (aus »Reich und Schwul«) (...) »[…] Sachsen – Anhalt, du bist mein Land und hier komm ich her, Von der Geburt an schon dir zugewandt, Steh ich auch heut noch stolz zu dir […] Man muss fühlen wo man herkommt, fühlen, dass man in Anhalt lebt, Dann dringt der Stolz bis durch die Marten's und der Asphalt drunter bebt, Jetzt weißt du wo du bist, sei deinem eignen Lande treu […] (aus: »Sachsen-Anhalt«). Auch gibt es personelle Überschneidungen mindestens eines Bandmitgliedes mit der rechten Szene. So hat Christian »Stöbi« Stöbe in der Kneipe »Skinhouse Menfis« in Neustadt (Orla) verkehrt, die unter polizeilicher Beobachtung stand, da dort regelmäßig verdeckt Konzerte mit rechten Bands wie »Donnerschlag«, »Faustrecht« »Endstufe«, sowie Bands aus dem »Blood & Honour«-Spektrum stattfanden. (Sowohl dort, als auch in der »Schwedenschanze« in Deesbach, einer weiteren Lokalität, die als Treffpunkt für Neonazis Schlagzeilen machte, gaben Gerbenok einige Konzerte.) Auch war Stöbe verantwortlich für das Fanzine »Streetwar«, das Erwähnung im Verfassungsschutzbericht 2005 von Sachsen-Anhalt als »rechtsextremistisches Fanzine« findet. Zuletzt schrieb er bei dem Zine »Stolz und Stil«, das auch Interviews mit dem mittlerweile verbotenen Netzwerk »Blood & Honour« nahestehenden Bands abdruckt.(...) In einem weiteren Interview in dem rechten Zine »Meinungsfreiheit« äußert sich Stöbe über den Einfluss einiger Leute zum Thema »political correctness« innerhalb der Skinheadszene: »Ich glaube die Szene braucht im großen und ganzen irgendwelche Führer. Sie will ja ach sooooo unpolitisch sein und ist noch viel politisierter als ein NSDAP-Anhänger unter Hitlers Führung. (...)«
    http://antifahgw.blogsport.de/2009/12/22/konzerte-mit-gerbenok-nein-danke
  • 6Interview mit Franky Flame in Feindkontakt Nr. 6, 2010
  • 7Interview mit Franky Flame in Der Trinker Nr. 3, ca. 2009
  • 8Das Fanzine Feindkontakt erschien Frühjahr 2011 in der nunmehr achten Ausgabe und wird aus dem sächsischen Plauen herausgegeben. Es versteht sich »als klar nicht politisches Fanzine, wir grenzen uns Radikalen ab! Hier geht es auch nicht krampfhaft um »Unity« oder sonstirgendwas, sondern um ein Projekt, das sich ausschließlich der Musik widmet und deren Szeneangehörigen«. Trotz der Abgrenzung von »Radikalen« finden sich im Feindkontakt neben Werbeanzeigen rechter Labels beständig Berichte über Neonazi-Konzerte, Interviews mit extrem rechten Bands, Rezensionen extrem rechter Fanzines, die stets wohlwollend gehalten sind. Auch betreibt das Heft eine pauschale und undifferenzierte Hetze gegen Linke und AntifaschistInnen. Im Feindkontakt finden sich jedoch auch Werbeanzeigen vorgeblich »unpolitischer« und »anti-rechter« Labels.
  • 9In dem Interview von Franky Flame in Feindkontakt Nr. 6, 2010, heißt es: »FK (steht für Feindkontakt, d. A.): Als ich dich dort (gemeint ist das Endless-Summer-Festival 2009, d.A.) traf hattest du einen Thors Hammer um deinen Hals. Wie ernst ist dir dein Glaube? Ich denke es ist eine gute Sache, wenn es mehr als nur rumgepose ist. Hast du davon gehört, dass dies auch eine der Sachen war, die die Antifa störte? Hinzu kam, dass du als Sänger einer, bei uns so genannten ›Grauzoneband‹ zählst, die Kontakte zu Nazis pflegen, oder in ach so bösen Locations wie dem Menfis oder dem Kastelein spielen bla bla bla... Was denkst du über solche Idioten? Franky: Ja, ich trage einen Thors Hammer und ich bin darauf verdammt stolz! Er ist Zeichen des Schutzes und der Stärke. Ich mag es, mein Leben mit allen positiven und kreativen Aspekten zu zelebrieren und ich bin mir im Klaren über die Geschichte, die Traditionen, die Sprache und Schrift unserer Vorfahren (die Runen) und die Entstehung und Entwicklung der Völker Nordeuropas. Ich bin einer von ihnen und sie sind mein Volk! Ich lernte und studierte die Runenkunde, unsere Geschichte und die Natur. Ich benutze Runenweißsagungen und andere Systeme wie die alte Numerologie seit jeher.Was mich interessiert ist unser Erbe, nicht andere zu hassen, nur weil sie nicht so sind wie ich, aber ich kümmere mich zuerst um meine Leute, weil es sich richtig anfühlt und ganz natürlich ist, dies zu tun! Deine Frage zu den politischen Sachen ist neu für mich, ich wusste bisher nichts davon! Aber meine Antwort darauf ist: Superyob ist eine Band und keine politische Partei! Ich bin Sänger einer Band, die unter keinem politischen Banner spielt. Der einzige Banner unter dem wir spielen ist der der auf der Bühne hinter uns hängt und der zeigt nun mal die Flagge unseres Landes: Großbritanien, und die Wörter »Superyob-London« unterstreichen dies doch nur! Unsere Shows sind keine politischen Versammlungen, sie sind Unterhaltung für Working Class Leute, die sind wie wir. Eine Ausdehnung und Feier der Erfahrungen und Gedanken des arbeitenden Mannes! (...)«
  • 10In dem Interview von Franky Flame in Feindkontakt Nr. 6, 2010, heißt es: »FK (steht für Feindkontakt, d. A.): (...) Wann kamst du das erste Mal in Berührung mit der Skinheadszene? Was waren deine Gründe damals, für ein Leben als Skinhead. Bitte erzähl unseren Lesern etwas aus diesen ›guten‹, alten Tagen, vielleicht ein paar kurze Geschichten... Franky: Ich bin noch ein originaler Skinhead! Ich wurde Skinhead, als ich damals in einer Fabrik arbeitete... Alle meine Jungs mit denen ich arbeitete waren Skins (Anm. d. R.: Gott, muss das gut gewesen sein!!!) und ich kam einfach zur Gruppe dazu. Ich war krank von all den Hippies und deren Scheißdreck und da passte einfach Alles: Die Gang und der Lifestyle!!! Wir taten einfach alles zusammen. Wir gehörten einfach zusammen und das merkte und sah man auch, denn die Einzigen, die außer uns kurze Haare hatten, waren Soldaten, also waren wir relativ einfach zu erkennen, haha! Gut, das führte auch dazu, dass wir uns zunehmend für Kämpfe wappnen mussten und wir mussten immer bereit sein uns gegen Alles und Jeden zu verteidigen! Wir genossen es! Wir hatten immer unseren Spass und lebten unser Leben auf dem maximalen Level! Der Grund ein Skin zu sein war dieser: Die Hippies und die Friede-, Liebe- und Drogenkultur, die sie mit sich brachten, machte uns krank und wir wollten anders sein, dem etwas entgegen setzen und unser Leben so führen, wie wir es wollten: Stolz uns und unserem Land gegenüber und dabei gepflegt, fit und hart bleiben!«
  • 11St. Pauli-Fans und die BetreiberInnen der Fankneipe distanzierten sich vom Auftritt von Franky Flame in Hamburg. Sie waren zuvor nicht informiert gewesen über den rechten Hintergrund von Franky Flame und hatten den Gig im Vertrauen auf den örtlichen Veranstalter durchgeführt.
  • 12Ein Interview des neonazistischen Treffpunkts De Kastelein mit Franky Flame befand sich lange Zeit auf deren Homepage. Über das De Kastelein äußert Franky Flame in diesem Interview: »We can’t wait to come back and visit again! You are a TRUE CREW and De Kastelein is a rare thing, a skin pub run for skins by skins! Long may you reign! Good luck to everyone and hope to see you all soon! […]«. Das Interview befand sich auf der Homepage des De Kastelein http:// www.kastelein.be/interviewsuperyob.htm und ist mittlerweile offline. Es ist, wie auch andere rechte Interview-Statements von Franky Flame, dokumentiert im Artikel »Franky Flame im Conne Island« vom 19. Oktober 2009, unterzeichnet von »Ein paar antirassistische Skins«. http://oireszene.blogsport.de/2009/10/19/franky-flame-im-conne-island
  • 13Ein Beispiel für die (Weiter-)Entwicklung eines neonazistischen Magazins bietet das Heft Meinungsfreiheit, welches seit 1994 in der nunmehr 20. Ausgabe erscheint. Bis in das Jahr 2006 (um die Ausgabe 13) war Meinungsfreiheit ein »reines« Neonaziheft, das Berichte über Aufmärsche und Nazi-Konzerte, die Nationale Gefangenenhilfe und Besprechungen neonazistischer Tonträger in den Mittelpunkt gestellt hatte. Schrittweise verlief der Übergang zu einem Magazin, was heute neben RechtsRock auch über Punk, Ska und Reggae berichtet. Der Herausgeber Meik Hagen saß von 2001 bis 2003 wegen neonazistischer Straftaten in Haft. Er ist das typische Beispiel eines Neonazis, der dem starren Rahmen der Neonaziszene überdrüssig wurde und für sich den »Kult« (wieder-)entdeckte. In der »MF-History« schreibt er selbst: »Inhaltlich setzte ich in der ersten Ausgabe erstmal nur politische und geschichtliche Themen um. Das lag zum einen daran, daß ich noch zu wenig Erfahrungen und Kontakte hatte, um groß Interviews mit Bands zu machen, oder über diese zu berichten. Zu dieser Zeit war es ja noch wesentlich schwerer, was das alles betraf, da das Internet noch nicht den heutigen Stellenwert hatte und alles lief über die Post und da kam dann auch vieles ›abhanden‹. Heute ist durch den Fortschritt zwar alles etwas leichter und einfacher, aber man denkt auch gerne an die alten Zeiten zurück. Aber zurück zum eigentlichen Text... Zum anderen lag es natürlich auch daran, daß Politik noch einen ganz anderen Stellenwert für einem selbst spielte. Damals war alles stramm rechts und sicher vieles nur mit Scheuklappen betrachtet, aber so war das nunmal. Man mußte alles mitmachen und überall dabei sein und so wurde natürlich vorwiegend über solche Sachen berichtet. Heute sehe ich vieles anders und nicht nur die Unzufriedenheit wie vieles in dieser Szene heute läuft, ließ immer mehr Abstand zwischen mir und der damaligen Szene entstehen. Man wird älter, denkt einfach mehr nach und so besann ich mich mehr auf die eigentlichen Wurzeln der Skinheadszene. Diese war mir letzten Endes immer wichtiger als irgendwelche politischen Kapriolen, auch wenn das einige Hetzer sicher anders sehen.« http://www.mf-zine.de/html/mf_history.html

    Bis heute bietet das Meinungsfreiheit-Fanzine extrem rechten Bands ein Forum. In den letzten Ausgaben fanden sich Biographien der Bands Legion 88 (Nr. 21, 2011), Brutal Attack (Nr. 17, 2009) und Endstufe (Nr. 19, 2010) sowie Interviews mit den Bands Battle Scarred (Nr. 20, 2011), Angry Bootboys (Nr. 19) und Kommando Skin (Nr. 17). Zu den Bands, die dem Meinungsfreiheit-Magazin seit 2006 Interviews gaben, zählen auch die »unpolitischen« deutschen Oi-Bands Lammkotze, Bombecks, Gerbenok, Combat 77, Prolligans. Das Meinungsfreiheit-Fanzine agitiert stark gegen KritikerInnen der Grauzone.

  • 14Auf die Frage »Die Grauzone: Für Euch als Band ein Thema - auf Konzerten z.B.?« antworten Combat 77 im Kurzinterview im Moloko Plus Zine: »Alles, was auf den ersten Blick nicht politisch 200% linkskorrekt erscheint und sich nicht ständig öffentlich dazu bekennt, wird mittlerweile als ›Grauzone‹ diffamiert. Veranstalter und andere Bands werden eingeschüchtert, keine Oi Konzerte mehr zu organisieren oder mitzuspielen; dabei wird aber schnell vergessen, daß, wenn man genau sucht, über fast jede Band irgendwas scheinbar ›unkorrektes‹ an die Oberfläche zu fördern vermag. Bands wie Slime und Wizo müßte man dann beispielsweise wohl auch mittlerweile als Grauzone bezeichnen, da sie zusammen mit Perkele auftreten. Das alles gleicht einer Hexenverfolgung, und besagte Macher oder Bands scheinen zu vergessen, wo der wahre Feind ist und erreichen lediglich damit, daß die eigene Szene unnütz gespalten wird.« (http://www.combat77.com/interviews/moloko-plus-02.htm) Die Besetzung der Band  Combat 77 ist in Teilen identisch mit Riot Company, beide Bands können dem Kreis der Bootboys Hildesheim zugerechnet werden.
  • 15Im ox-Magazin bemerkt Walkenhorst zur Kritik an dem Foto mit Jens Brandt: »(...) Die Ausgangsposition ist ziemlich strange: Für rechte Boneheads sind wir die ›Multikulti SHARPS‹ und für einige wackere Stalinisten halten wir die Grenze nach rechts offen? Da ist der Skinhead-Slogan ›Neither red nor racist‹ passend! Was wir über das deutsche Denunziantentum denken, kann sich jeder ausmalen. Typisch deutsche Gründlichkeit, wie dort vorgegangen wird. Das Foto an solches ist nicht das Problem. Das, was es darstellt, die Situation ist zum Kotzen! Man sieht keine Rechtsverbindungen und kann auch keine herstellen. (…) Tobias Flacke (Stomper 98) führt weiter aus: »(...) Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass es in der Skinhead-Szene mehr Ungereimtheiten gibt als anderswo, aber dafür eine ganze Szene in Sippenhaft zu nehmen, ist nicht richtig. Uns bereitet es Sorgen wenn wir beobachten, wie viele gerade Jüngere auf diese Art Druck reagieren und eine beschissene ›Scheiß auf die Antifa‹-Schiene fahren. Ich kenne niemanden, der den Satz ›Der Feind steht rechts!‹ nicht unterschreiben würde. Wenn man dann aber immer wieder vorgeworfen bekommt, für das zu stehen, was man am meisten hasst, dann kotzt einen das einfach an. Und noch schlimmer finde ich, dass dann am anderen Ende der politischen Skala die rechten Rattenfänger stehen und die Arme ausbreiten.«
    http://www.ox-fanzine.de/web/stage_bottles_und.356.html.
  • 16Im Interview mit einem englischsprachigen Internet-Fanzine antworten Combat 77 auf die Frage »What is the punk scene like in Germany?« wie folgt: »Used to be much more original and unique in the early days. Nowadays a lot of people seem to forget that punk is just rebellion and not extreme left wing propaganda with p.c. hippie attitude. Apart from this, a quite healthy oi! scene has emerged over the last few years with tons of bands, gigs and festivals all over the country.« Auffallend ist hierbei, dass die ansonsten übliche Abgrenzung zu extremen Rechten und die Gleichsetzung von Links und Rechts unterbleibt.
    http://punkrock77thrutoday.blogspot.com/2011/01/combat-77-new-interview.html
  • 17Der 1955 geborene Garry Bushell gilt als Erfinder des Oi Ende der 1970er Jahre. Er ist noch heute Frontmann der Band The Gonads, die zur Gründergeneration des Oi zählt. Anfang der 1980er hatte Bushell eine Nähe zu trotzkistischen Organisationen und sprach sich gegen extreme Rechte in der Bewegung aus. Im Jahr 2005 kandidierte Bushell bei Wahlen für die Partei English Democrats, 2007 wurde er von den English Democrats als Kandidat zur Londoner Oberbürgermeisterwahl nominiert, trat aber im Januar 2008 von der Kandidatur zurück. Die English Democrats werden als rechts stehend und nationalistisch beschrieben, ihre Slogans sind »Not left, Not right, Just english« und »Putting England First« (sinngemäß: Für uns steht England an erster Stelle). Bis heute ist keine Distanzierung Bushells von der Partei bekannt. Im Jahr 2009 spielte Garry Bushell mit The Gonads auf dem Punk & Disorderly-Festival in Berlin, ausgerichtet vom »linken« Szeneveranstalter MAD Tourbooking aus Berlin. Am 8. Januar 2010 traten The Gonads im linken Tommy-Weisbecker-Haus in Berlin auf, was zumindest im Nachhinein starke Kritik auslöste. Ein bemerkenswert unkritisches Interview mit Garry Bushell findet sich im ox-Magazin, Nr. 65, 2006 und wurde durchgeführt von ox-Herausgeber Joachim Hiller, siehe auch: http://www.ox-fanzine.de/web/itv/2116/interviews.212.html
  • 18So spielten Slime beispielsweise am ersten Septemberwochenende 2010 auf dem Festival »Spirit from the Street« bei Magdeburg, auf dem auch Bands wie Rotz & Wasser, Perkele und Cotzraiz auftraten. Die Band Cotzraiz wird selbst von Teilen der »unpolitischen« Oi-Szene als zu provokativ und zu weit rechts stehend abgelehnt.