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Ermittlungen gegen Combat 18 Pinneberg

Bild: Screenshot von youtube.com/SpiegelTV

Klemens Otto mit Megaphon auf einer Neonazi-Demonstration.

Seit 2001 trat im Großraum Pinneberg (Schleswig-Holstein) eine Neonazi-Gruppierung auf, die sich als „Combat 18 Pinneberg" (C 18 Pinneberg) bezeichnete. C 18 Pinneberg (C 18 PI) war aus der „Kameradschaft Pinneberg" um Klemens Otto (Neumünster) hervorgegangen. Als Symbol verwendete die Gruppierung eine brennende Billardkugel mit der Zahl „28", welches einige Mitglieder auch als Tätowierung trugen. Die "28" steht für "B&H" bzw. für die verbotene Neonazi-Organisation "Blood & Honour". Der Führungskreis der Gruppe um Klemens Otto, Marco H. (Hamburg), Sascha Andre D.(Hamburg), Andre Marc D. (Hamburg) und Stefan Sch. (Lübbenau/Spreewald) nannte sich "Hatecrew" (HC) und trug entsprechende goldene und silberne Ringe. Mit Klemens Otto und Marco H. waren mindestens zwei Mitglieder von "C 18 Pinneberg" zuvor Mitglieder der Sektion „Nordmark" von "Blood & Honour" gewesen.

Als weitere Mitglieder von C 18 PI  identifizierten Sicherheitsbehörden die sechs Neonazis Markus N.(Kölln-Reisiek), Ringo S.(Hamburg/Prisdorf), Stefan Sch., Jan St.(Ellerbek), Florian D.(Ellerbek), Sascha Andre D. und seinen Bruder Andre Marc D.. Die Neonazi-Gruppe traf sich ein mal in der Woche, die Teilnahme war verpflichtend. Die neun C 18 Aktivisten zahlten monatlich 20 Euro in eine Gruppenkasse ein. Die fünf Mitglieder der "Hatecrew" mussten einen weiteren Beitrag in Höhe von 50 Euro pro Monat in die HC-Kasse einzahlen.
C 18 Pinneberg organisierte Neonazi-Konzerte (z.B. Ende August 2002 in Bargstedt), stellte Securityc-Dienste auf Neonazi-Konzerten und einer Tattoo-Convention, führte mehrere "HC-Feiern" in der Pinneberger Bahnhofsgaststätte und in der Pinneberger Gaststätte "Odins Pinte" durch, veranstaltete eigene Weihnachtsfeiern und war vermutlich für "C 18" Parolen in der Region verantwortlich. Die Gruppierung plante einen Internetauftritt unter der Domain ewiggestrig.com, welcher aber von Florian D. nicht mehr umgesetzt werden konnte.
Als ein weiterer Zweck von C 18 PI wurde nach Ansicht von Ermittlungsbehördern die Schaffung einer funktionierenden Struktur für den Handel mit Neonazi-Musik CDs gesehen. Die C 18 PI Mitglieder Markus N. und Jan St. sollen für den Verkauf von RechtsRock CDs aus Verkaufskoffern zuständig gewesen sein. Marco H. soll Anfang 2003 zusätzlicht versucht haben "Combat 18" Shirts in Schleswig Holstein zu verkaufen. Ende Oktober 20O3 durchsuchte das LKA in diesem Zusammenhang mehrere Wohnungen und beschlagnahmte mehrere CD-Verkaufskoffer mit z.T. indizierten RechtsRock CDs. Auch für "Schutzgelderpressung" von mehreren Neonazi-Musik-Händlern in der Region soll sich der C 18 PI laut den Ermittlungen zuständig gefühlt zu haben. Diesen wurde die Wahl zwischen einer monatlichen Zahlung verbunden mit einer Gewinnbeteiligung oder der Schließung ihres Versandhandels gelassen.

In dem offiziellen "Blood & Honour" Strategiepapier mit dem Titel "Field Manual" wurde dieses Vorgehen politisch propagiert und gerechtfertigt:

"(...) Auf der anderen Seite leben diese Geschäftsleute aber auch von den Anhängern der Bewegung. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Sicherheit bei ihren lukrativen Konzerten als auch für die Konsumenten ihrer Naziartikel. Es ist daher nur fair, dass ein Teil dieser Gelder den Weg zurück in die Bewegung findet. Im Vokabular von Gangstern mag dies nach Schutzgeld klingen, in religiösen Kreisen spricht man von gesegneten Gaben (...)".

Die Ermittler vermuteten, das die Neonazi-Versände "V7 Versand" aus Halstenbek (Ingo Knauf), "A & O Versand" aus Itzehohe (Andre Schlegel und Oliver Dombert), Nordversand aus Halstenbek (Andre Goertz) und der Laden "Böhm Streetwear" in Lägersdorf (Ragnar Böhm aus Groß Krams) von entsprechenden Erpressungsversuchen betroffen waren. Ende August 2003 schnitten die Behörden ein Telefon-Gespräch zwischen dem früheren Blood & Honour Aktivist Johannes "Hannes" Knoch (Hildesheim) und Marco H. mit. In diesem diktierte er Marco H. die Daten zum Neonazi-Versand "Hatestore" und berichtete, dass der Typ vom Hatestore („Harry Andersen") früher mit dem „V 7-Typen" zusammengearbeitet habe. Knoch erklärte demnach weiterhin "Andersen" habe die „ähnlichen Sachen im Angebot, die man schon beim V 7-Versand beanstandet habe". Knoch soll die Anweisung gegeben haben, Informationen über den Versand einzuholen. Weiterhin soll er angemerkt haben: „(...) und ihr selber könnt euch dann natürlich auch mal drum kümmern, wenn das bei euch in der Nähe ist (...)".

Hinter "Harry Andersen" und dem "Hatestore" stand der RechtsRock-Händler Philip Schlaffer (Bad Schwartau) und sein Accessoire Handel Deutschland aus Stockelsdorf. Laut LKA-Informationen forderte der C 18 Aktivist Markus N. per SMS Ende September 2003 von Philip Schlaffer 100 Euro monatlich als "Unterstützung" an ein Postfach von Markus N. und Alexander Sch. in Elmshorn zu senden.
Die Polizei kam der C 18 Gang relativ leicht auf die Spur, da die Neonazis sich auch ansonsten nicht besonders konspirativ verhielten. Bereits im August 2001 wurde im Auto von Markus N. eine Liste mit Namen, Anschriften und Fotos von Antifas, PolitikerInnen, Gewerkschaftsangehörigen gefunden. Bei der anschließenden Durchsuchung seiner Wohnung fand sich ein Brief des zu der Zeit inhaftierten Klemens Otto, in dem dieser Markus N. daran erinnert, die Gruppe "solle auf die körperliche Fitness achten, so das der C 18 Weg nicht zum Scheitern verurteilt ist".

Im Oktober 2001 feierten rund 60 Neonazis in der Gaststätte „Zum Landhaus" in Groß-Offenseth. Hier hingen sie ein Transparent mit der Aufschrift: "C 18 - die weiße Revolution ist die einzige Lösung! Club 88 Neumünster" auf. Markus N. soll bei der Veranstaltung als Anmelder und Klemens Otto als Veranstalter aufgetreten sein. Bei Abhörmaßnahmen gegen die Gruppierung wird Ende Juli 2002 auch ein Treffen zwischen den früheren Blood & Honour-Aktivisten Klemens Otto, Stefan Silar (Tostedt), Mark B. (Ronnenberg) und Marko H. dokumentiert, in dem es neben dem Handel mit RechtsRock auch um die Durchführung von Abstrafaktionen gegen Verräter und die Einrichtung einer speziellen Kasse ging. Aus dieser sollte bei Bedarf die Flucht von Kameraden in Ausland bezahlt werden.
Ende Oktober 2003 erließ das Amtsgericht Flensburg Haftbefehle gegen Klemens Otto und Marco H. Diese wurden im Rahmen einer Durchsuchungsmaßname gegen die ermittelten Combat 18 Pinneberg Aktivisten vollstreckt. Bei Klemens Otto fand sich hierbei u.a. eine scharfe Schusswaffe mit 100 Schuss Munition. Auf dem Dachboden der früheren Hamburger Wohnung von Stefan Sch. fand die Polizei ein "C 18"-Transparent. Bei Jan St. wurden u.a. Anleitungen zur Herstellun von Sprengstoffen sichergestellt.