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Spanien: Vallekas im Widerstand gegen Desokupa

Antifas aus Madrid
Desokupas Madrid
(Bild: Screenshot YouTube)

Im Südosten der spanischen Hauptstadt Madrid liegt das Viertel Vallekas. Hier trifft die tief in der Arbeiterschaft verwurzelte radikale Linke auf Punk- und Oi-Subkultur. Vallekas gilt in den spanischen Medien oft als Ort der Linken, der Kriminellen und der Migranten. Der Ruf des Viertels hielt die Mietpreise lange relativ gering. Durch den aktuellen Mietwucher in ganz Spanien haben sich auch in Vallekas die Mietpreise in den letzten Jahren teils mehr als verdoppelt. Dies fördert eine Besetzungskultur, die in Spanien bereits seit langem Tradition hat. 

So unterscheidet das spanische Gesetz bei Hausbesetzungen zwischen dem Eindringen und Übernehmen genutzter Wohnungen als Besetzung und dem Nutzen von Wohnungen, die vom Eigentümer nicht aktiv genutzt werden. So werden "Besetzungen" sofort geräumt, bei "Nutzbarmachungen" müssen die Eigentümer klagen, wobei der Prozess der Räumung eine jahrelange Auseinandersetzung sein kann. Um diese schneller aus ihren Wohnungen zu werfen hat sich seit einigen Jahren ein umfassender Markt für private Sicherheitsunternehmen unter dem Motto "Desokupa (Ent-Besetzen)" gebildet. Viele Mitarbeiter dieser Unternehmen rekrutieren sich aus der lokalen Neonaziszene, Ex-Militärs und Schlägern aus Mafia-ähnlichen Strukturen. 

Gesicht von Desokupa ist der ehemalige Boxer Daniel Esteve, der die Idee des Unternehmens laut eigener Aussage beim Personal Training im Arsenal Gym in Barcelona mit dort teilnehmenden Unternehmern fasste. Heute betreibt Esteve außerdem verschiedene Social Media Accounts und einen Youtube Kanal, in dem er vor allem gegen Migranten, LGBTIQ und natürlich Hausbesetzer:innen jeder Art hetzt. Die Methoden von Desokupa umfassen Bedrohungen, Überwachung und tätliche Angriffe. Dabei ist zentraler Teil der Strategie, dass sich viele Besetzer:innen aufgrund ihres Aufenthaltsstatus oder ihrer Zugehörigkeit zu linken Gruppen nicht bei der Polizei melden. 

Das Geschäft ist so lukrativ, dass sich mittlerweile in Spanien fast 70 Firmen im Desokupa Stil gegründet haben. Vallekas ist für Firmen der Art "Desokupa" nach wie vor ein heißes Pflaster. Die starken Beziehungen in der Nachbarschaft und die Präsenz der radikalen Linken erschweren die Arbeit der Firmen deutlich. Seit September 2025 versucht die Firma "APD Security Iberia" ein seit vielen Jahren besetztes Einfamilienhaus in Vallekas zu räumen. Die Firma aus Valencia wird von Antonio Plana Domínguez angeführt und ist ein Sammelsurium aus Anhängern neofaschistischer Organisationen wie der "Falange de los JONS", "España 2000" und der rechten Hooligangruppe "Yomus" des FC Valencia. 

Speziell ist die Verbindung zur Organisation "ISA- Israel". Deren ehemaliges Mitglied Alin "Tod" Atodiresei bot über 15 Jahre militärische Trainings für Firmen aus dem privaten Sicherheitssektor wie "APD Security Iberia", sowohl in Israel, als auch in Valencia an. Inzwischen ist er fester Bestandteil von "APD Security Iberia". 

Bei den Auftritten der Firma in Vallekas gab sich der valencianische Boxer "David" als Eigentümer des Hauses aus, während er umringt von den Mitarbeitern der Firma die Bewohner:innen bedrohte. Als die Gruppe von heran eilenden Nachbarn beim ersten Einschüchterungsversuch zur Rede gestellt wurde, brach sie diesen ab. Als verantwortlich für die Störung machten die rechten Securitys dabei das nahe gelegene antifaschistische Nachbarschafts-Gym "La Fabrika" aus. 

Das Gym ist seit mehr als einem Jahrzehnt Treffpunkt der antifaschistischen Szene des Viertels, aber auch Ort für Kinder- und Jugendtrainings. Am 14. Oktober 2025 kam es dann zu einem Angriff auf eben dieses Gym durch die Mitarbeiter der Firma. Schon den halben Tag hatten diese in Vallekas verbracht und waren dabei auch von der Polizei begleitet worden. Zum Zeitpunkt des Angriffs war diese jedoch schon wieder verschwunden. Mit Stöcken und Steinen bewaffnet und mit einem Kamerateam eines extrem rechten Nachrichtenportals im Schlepptau, griffen die rechten Schläger das Gym an und zerstörten die Eingangstür. Den im Gym Anwesenden gelang es den Angriff zu stoppen und die Angreifer vom Gym wegzutreiben. Dabei wurden auf beiden Seiten mehrere Personen verletzt, schlussendlich mussten die Mitarbeiter von "APD Security" immer weiter zurück weichen. In diesem Moment trat dann die spanische Polizei auf den Plan und setzte alle Personen fest, um dann jeweils ein paar Personen beider Seiten wegen "Straßen-Rowdytum" vorläufig festzunehmen. Alle Personen wurden einen Tag später wieder aus der Haft entlassen. Inwieweit noch härte Repression auf die Verteidiger zukommen werden ist nicht vorherzusagen. Scheinbar scheut sich jedoch auch die Justiz davor weitere Maßnahmen zu ergreifen. Sollte doch eine Viertelstunde nach dem Angriff das Kindertraining beginnen.