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Geheimsache NSU

Andreas Förster

Wer Interesse an einer kritischen Zwischenbilanz des bisherigen staatlichen Umgangs mit den Taten des rechtsterroristischen „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) hat, kommt um die von Andreas Förster herausgegebene Beitragssammlung nicht herum. Das zehnköpfige Autor_innen-Team sieht seine Aufgabe in der Kontrolle von Politik und Staat, mit dem Ziel, die umfassende Aufklärung der Taten des NSU einzufordern. Wohltuend wirken sich dabei die  journalistischen Qualitätsstandards aus. Denn bei aller geäußerten Skepsis und ausgeführter Verdachtsmomente gegen staatliche Institutionen und Personen finden sich keine unbelegten Behauptungen oder gar haltlose Spekulationen — mit denen letztlich ohnehin nichts Vernünftiges anzufangen wäre. Bei der Lektüre bleibt vielmehr immer klar, was das Misstrauen des_r jeweiligen Autors_in gegenüber der offiziellen Erzählung erregt hat und warum. Konkret abgearbeitet wird sich unter anderem an der offiziellen Version des Tathergangs beim Mordanschlag auf zwei Polizist_innen in Heilbronn, an der wegen plausibel wirkender Zeugenaussagen über einen tatsächlich größeren Täterkreis erhebliche Zweifel bestehen. Auch wurde bei den Ermittlungen möglicherweise eine Spur zu potentiellen Tatzeugen der US-Bundespolizei FBI ignoriert. Fast schon obligatorisch ist die Beschäftigung mit dem hessischen Verfassungsschützer Andreas Temme, der am Kasseler NSU-Tatort zum Tatzeitpunkt anwesend war, aber nichts mitbekommen haben will. Auch die Auffindesituation der toten NSU-Mitglieder in Eisenach und der Umgang der Polizei mit dem dortigen Tatort wird einem genauen Blick ausgesetzt. Manche der aufgeworfenen Fragen und Widersprüche werden sich möglicherweise klären lassen, andere werden erst zu einem späteren Zeitpunkt neu auftauchen und mussten noch unbeachtet bleiben. Dieses Problem wird auch im Vorwort offen angesprochen. Die Bestandsaufnahme ist insgesamt gelungen und sei zur Lektüre empfohlen.


Förster, Andreas (Hrsg.) (2014):
Geheimsache NSU — Zehn Morde, von Aufklärung keine Spur
Klöpfer & Meyer, 240 Seiten, 22,- EUR