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Verschobene Selbstwahrnehmung bei (rechten) Security Firmen?

Einleitung

Glaubt man der Selbstdarstellung vieler Sicherheitsfirmen, so haben diese nichts mit Neonazis am Hut. Durch überregionale Kontakte und einen Korps-Geist innerhalb der Firmen fällt es schwer, deren Geschäftsstrukturen zu durchblicken. Anhand des Leipziger Sicherheitsunternehmens „Black Rainbow Security – P.E.A.S. GmbH“ möchten wir dennoch den Versuch wagen, ein Netzwerk zu skizzieren, in dem auch (rechte) Hooligans und Personen aus der organisierten Neonazi-Szene maßgeblich mitwirken.    

Thomas Haller (rechts) und ein zeitweiliger Mitarbeiter der BRS am Rande einer antifaschistischen Demonstration in Chemnitz 2004.

Frühjahr 2008 in der Leipziger Innenstadt. Die Ereignisse, die als „Diskokrieg“ betitelt wurden, entfachten eine öffentliche Debatte. Sicherheitsfirmen wie der „Black Rainbow Security“ (BRS) wurde vorgeworfen, ihre Vorherrschaft im Geschäft gewaltsam verteidigt und teils rassistisch motiviert Gäste aus den Clubs geworfen zu haben. In der Nacht des 8. März 2008 hatten u.a. Türsteher der BRS in der Diskothek „Schauhaus“, laut Beobachter_innen äußert brutal, eine Gruppe von Migrant_innen aus der Lokalität geworfen. In der Gruppe befand sich auch Artur T., der angeblich in dieser Zeit versuchte im Leipziger Drogenmilieu Fuß zu fassen. Kurz nach dem Rausschmiss folgte ein Angriff durch diesen Personenkreis auf die Türsteher. Diese waren auf solch eine Situation vorbereitet und hatten sich laut Insidern Unterstützung von Türstehern aus Magdeburg und Zwickau geholt. Eine wüste Schlägerei mit bis zu 150 Menschen entstand, in der Marko Zschörner, damals Chef der „L.E. Security“, schwer verletzt wurde. Im Nachgang zog ein Teil der Angreifer aus Artur T.‘s Gruppe weiter durch die Innenstadt, wobei es zu Schüssen vor der Disko „Mia‘s“ kam und ein Gast tödlich verletzt wurde. Wenige Tage später brannte eine Sporthalle, in der auch MitarbeiterInnen der „L.E. Security“ trainierten. Zschörner, der in der Kampfsportszene als „The Bulldog“ bekannt ist, hat lange Zeit selbst Kampfsport-Events in Ostdeutschland ausgerichtet.

Zwischen Kampfsport und Hooliganismus

Kampfsport und Hooliganismus – zwei eng an die beiden genannten Leipziger Sicherheitsfirmen assoziierte Elemente. Martin Krause, der auf zahlreichen Präsentationen von BRS im Internet als Mitarbeiter zu sehen ist, trägt sogar den Kämpfer­namen „The Bouncer“ (dt.: „Der Türsteher“), wenn er etwa auf Events wie „Ostdeutschland kämpft“ in den Ring tritt. Er hat die gekreuzten Hämmer, das Symbol der elitären Neonazi-Bruderschaft „Hammerskins“ auf dem Bauch tätowiert und ge­hörte der Kameradschafts-Szene in Westsachsen an. Vor fast drei Jahren war er einer der 215 Neonazis, die in Leipzig-Connewitz von der Polizei festgesetzt wurden, nachdem es zu einen koordiniertem Angriff auf Geschäfte des als links geltenden Viertels gekommen war. Krause, wie auch etwa Brian Engelmann, stand mehrfach für das „Bushido Muay Thai & Free Fight Team“ im Ring, welches auch von Marko Zschörner angeleitet wird. Engelmann wurde auch im Januer 2016 in Connewitz von der Polizei festgesetzt  und arbeitete mindestens bis Mai 2018 bei  BRS.

Zschörner bietet auch Krav Maga-Kurse an. Mit den Worten „Selbstverteidigungskurse für ihre Mitarbeiter“ und der Web-­Adresse von „L.E. Security“ endet eines der Promovideos solcher Kurse. Auch wenn Zschörner heute keine geschäftlichen Verbindungen zum Sicherheitsgewerbe inne hat, so impliziert diese Bewerbung doch eine gewisse Nähe. Ein Geschäftsmann und erfolgreicher Kampfsportler mit jahre­langer Erfahrung im Sicherheitsgewerbe, der Neonazis, Hooligans und Türsteher trainiert und privat selbst Sympathien für rechtspopulistische Gruppierungen hegt. Eine Person, die man als eine Art Netzwerker bezeichnen kann.

„Vereinigte Türsteher Ostdeutschland“

„Netzwerken“ ist auch das, was die BRS in ihrem 25-jährigen Bestehen gelernt hat. „Vereinigte Türsteher Ostdeutschland“ (VTO) ist das Label, welches u.a. von BRS entwickelt wurde. Die Tragweite des informellen Zusammenschlusses wird in den sozialen Netzwerken ersichtlich, etwa anhand von Bildern der jährlichen Weihnachtsfeiern der BRS. Ein Potpourri des (rechten) Hooligan- und Neonazispektrums, sowie Personen des öffentlichen Lebens. So findet man Martin Krause und den rechten Hooligan und MMA-Kämpfer Benjamin Brinsa in trauter Eintracht etwa mit Steffen Kubald. Der ehemalige Präsident des "1. FC Lokomotive" (Leipzig) war in der Presse mehrfach für sein angebliches Engagement gegen die extreme Rechte gelobt wurden. Oder Frank Schütze, der zur Oberbürgermeisterwahl 2018 in Altenburg kandidierte und sich im rechten Verein „Deutscher Zivilschutz“ engagiert. Eine eigene Jahresabschlussfeier 2014/2015 kommentierte Schütze mit den Worten: „mit den Freunden von der Tür…. und alle feiern den Erfolg von PEGIDA in Dresden (...)“. Dass man sich bei den befreundeten Türstehern in Leipzig wohl fühlt, verwundert also nicht.

Auch die Chemnitzer Sicherheitsfirma „S3 Security“ wird dem Netzwerk zugerechnet. Deren Aushängeschild Hardy Wittig arbeitete als Subunternehmer für die BRS. Er und weitere Mitarbeiter wie Tim K. nahmen ebenfalls an den alljährlichen Feiern in Leipzig teil. Tim K. wird der Hooligangruppe „Kaotic Chemnitz“ zugerechnet und gilt als Mitveranstalter des extrem rechten Kampf­sport-Turniers „Tiwaz“. Neben Tim K. ist auch Hoang Bui Q. auf Bildern der Weihnachtsfeier als Mitarbeiter der „S3 Security“ erkennbar. Hoang Bui Q. fungierte Anfang der 2000er Jahre auf Kampfsport-Turnieren als Ring-Coach für Neonazis wie Rico Malt. Malt war bis zu seinem Tod 2007 ein Anführer der extrem rechten Hooligangruppe „HooNaRa“1 und war ebenfalls als Türsteher tätig – u.a. für die „ Haller-Security“. Deren Chef Thomas Haller hatte die „HooNaRa“ Anfang der 1990er Jahre ins Leben gerufen. Die Tätigkeit als Türsteher brachte Rico Malt nicht nur Reputation, sondern auch Kontakte zu ClubbetreiberInnen ein. So konnten unter seiner Leitung mindestens zwei RechtsRock-Konzerte in Lokalitäten durchgeführt werden, die er im Wochenendbetrieb als Security betreute. Etwa 2005 in der Hohenstein-Ernstthaler Diskothek „La Belle“. Die damals dort tätige „Haller Security“ stand schon im Fokus polizeilicher Ermittlungen, nachdem extrem rechte Türsteher im Oktober 1999 den 16-jährigen Punk Patrick Thürmer zu Tode geschlagen hatten.2

Der Bezug der BRS zur Chemnitzer Türsteher- und Neonaziszene lässt sich auch noch weiter zurück verfolgen. Über 100 Neonazis, Rechte und Hooligans, darunter auch Rico Malt und Thomas Haller, hatten sich 2004 in der Nähe des rechten Chemnitzer Szenegeschäfts „Backstreetnoise“ versammelt um eine antifaschistische Demonstration zu stören. In dieser Gruppe, in unmittelbarer Nähe zu Haller, befand sich auch ein Mitarbeiter der BRS, der 2008 in einem Video eines Fernsehbeitrages des Magazins „Der Spiegel“ zu sehen ist. Das Fernsehteam wollte von den Türstehern vor dem „Schauhaus“ Näheres zum „Diskokrieg“ wissen. Dies scheint offensichtlich kein einmaliger „Ausrutscher nach rechts“ zu sein, denn auch der bei BRS als Gesellschafter eingetragene Alexander Faust scheint mit Haller bekannt zu sein. Ein Foto zeigt Faust 2015 als Ordner im Zwickauer Stadion „Sojus“, gemeinsam mit Thomas Haller.

Wir möchten euch um folgendes bitten: Solltet ihr (…) Euch an Kundgebungen, egal wofür oder wogegen, beteiligen, so tut das BITTE als Privatpersonen und zieht eure Privatklamotte dazu an. Wir (…) bitten euch ausdrücklich keine Firmenkleidung oder Sachen mit VTO-Logo zu solchen Anlässen zu tragen (…)“, heißt es in einer Bekanntmachung der BRS im Januar 2015. Nur wenige Monate später folgte die nächste Stellungnahme der Firma, in der das Unternehmen reklamiert, dass das verhaftete Mitglied der rechtsterroristischen Gruppe „Oldschool Society“ (OSS), Markus Wilms, zu keinem Zeitpunkt als Mitarbeiter der Firma tätig gewesen sei. Wilms posierte damals auf Fotos in einem Pullover der BRS. Den habe er im Rahmen eines Großauftrages als Subunternehmer erhalten, rechtfertigt sich die BRS.

Auch in Wittenberg fielen Mitarbeiter der BRS 2009 auf. Dort war u.a. der Leipziger Neonazi Thomas K. während seiner Schicht am Eingang eines Supermarktes in eine Schlägerei verwickelt. Das Opfer war in dem Fall eine dem Äußeren nach der linken Szene angehörende Person. Thomas K., der dem Kreis um Benjamin Brinsa zugerechnet wird, erwartet demnächst erneut einen Gerichtsprozess. Er soll im November 2015 Steine und Buttersäure in die Privatwohnung des sächsischen Justizministers geworfen haben.

Verbindungen in den Harz

Die Verstrickungen der BRS mit der Neonazi-Szene reichen bis in den Harz. 2012 geriet dort die "Incognito Security GmbH & Co. KG", kurz IS, in den Fokus von Antifaschist_innen, nachdem die Firma in Nien­hagen ein RechtsRock-Konzert betreut hatte. Einer der Mitarbeiter der IS trug dort ein Hemd mit dem Logo der „Vereinigten Türsteher Ostdeutschland“. 2014 war die IS erneut für die Sicherheit eines RechtsRock-Konzertes in Nienhagen zuständig. Die Verbindung der "Incognito Security" zur BRS wird nicht nur anhand des informellen Zusammenschlusses der VTO deutlich. Mindestens bis 2017 übernahmen beide Firmen gemeinsam Großaufträge wie z.B  im Juni 2017, wo sie beide für die Sicherheit auf dem nicht-rechten Volksfest „Thüringentag“ in Apolda zuständig waren. 

Vorherrschaft & Kontrolle

Der Leipziger „Diskokrieg“ war mit den Angriffen im März 2008 in die Öffentlichkeit gerückt, begonnen hatte er aber früher. Jahrelang waren die „Türen“ in der Stadt aufgeteilt und mehrheitlich in „deutscher Hand“. Die Gang um Artur T. wurde schon vor den blutigen Auseinandersetzungen im März mehrmals vor die Tür gesetzt. Sie hätten den Drogenmarkt auflockern und sich im Geschäft etablieren wollen. Die Türsteher der entsprechenden Diskotheken hätten dies unterbinden wollen, denn Drogenhandel wäre angeblich ein Tabu gewesen. In entsprechenden Kreisen gilt es jedoch als bekannt, dass auch in dem Milieu aus Hooligans und Kraftsportlern, welches oft an den Türen eingesetzt wird, der Konsum und Handel von Amphitaminen teilweise verbreitet ist. Artur T.‘s Unterfangen, in die kriminelle Geschäftswelt Leipzigs einzudringen, forderte somit auch diese Kreise innerhalb der Hooligan-Szene heraus. Videos verabredeter Kämpfe zwischen Hooligans des "1. FC Lokomotive Leipzig" auf der einen und Artur T.‘s Bande auf der anderen Seite bestätigen dies. Eine Auseinandersetzung, die bis heute anhält.

Rocker MCs mischen mit

Im Sommer 2008 eröffnete der „Hells Angels MC“ einen Ableger in Leipzig. Auch der „Bandidos MC“, verfeindet mit den „Angels“, ließ sich etwa zeitgleich in der Stadt nieder. Beide Clubs erhielten dabei Unterstützung aus Berlin. So waren es u.a. die Berliner „Hells Angels“, die Ende September 2008 mit bis zu 100 Personen in der Gottschedstraße in Leipzigs Innenstadt eine Art Kontrollzone einrichteten und damit ihre Vorherrschaft demonstrierten. In dem Gebiet lag auch die von der BRS betreute Diskothek „Schauhaus“. Die Verbindung zu „Rot-Weiß“3 kann auf den heutigen Gesellschafter der BRS, Alexander Faust, zurück geführt werden. Er soll 2007 beim Berliner „Nomads“-Chapter der „Hells Angels“ angeheuert haben, ähnlich wie Endrik „Kanone“ P.. Letzterer scheiterte als Anwärter und wurde stattdessen bei den „Bandidos“ angenommen, was den Konflikt in Leipzig befeuerte. Als im Februar 2009 ein Brandanschlag auf das Anwesen von Alexander Faust begangen wurde, nahm man zeitweilig Endrik P. in Untersuchungs-Haft. Nur wenige Monate nach der Entlassung wurde Endrik P. von Unbekannten niedergestochen. Berliner „Hells Angels“ des „Nomads“-­Chapters um deren Präsidenten André Sommer pflegen bis heute guten Kontakt zu Faust und der BRS. 2011 besuchte er Faust auf dessen Anwesen, 2014/2015 nahm Sommer u.a. an der Jahresfeier der BRS teil. Auch 2018 war Sommer bei Faust zu Gast, auf einer Privatfeier, der u.a. auch der Neonazi Martin Krause beiwohnte.

Das Netzwerk der "White Lions"

Neonazis, Türsteher, (LOK)-Hooligans und die „Hells Angels“ in trauter Eintracht ? Davon gehen zumindestens auch einige migrantisch geprägten Gangs in Leipzigs Osten aus. So stellt der dort sozialisierte Rapper „Omik K“ in einem 2011 veröffentlichten Song fest, dass „rot-weiß kontrolliert“ und „Black Rainbow an der Tür“ steht. Außerdem „herrscht LOK auf den Wiesen“. „Omik K“ gründete gemeinsam mit Afif M. die rocker-ähnliche Straßengang „White Lions“. Diese Gruppe unterhält u.a. ein Klamotten-und Tattoo-­Geschäft, dessen Geschichte und Geschäftsstruktur zum Teil auch bis in das frühere NSU-UnterstützerInnen-Netzwerk reicht. Das hauptsächlich dort vertriebene Label „Barstool Sports“ wurde einst von Ralf „Manole“ Marschner ins Leben gerufen, der unter Verdacht steht, das NSU-­Kerntrio in Zwickau mit Arbeit versorgt zu haben. Sein Kontakt nach Leipzig entstand offensichtlich auch durch Oliver Riedel, der nach Marschners Verschwinden aus Deutschland in 2007 u.a. auf der Webseite von „Barstool Sports“ im Impressum stand. Riedel soll laut einem Geschäftspartner Marschners mit Nachdruck die Herausgabe von dessen Computer gefordert haben. Auf diesem fanden die Ermittler später die Titelmelodie von „Paulchen Panther“ – die Hintergrundmusik des NSU-Bekennervideos.

Auch der (rechte) Szeneladen „Streetwear und Fitnessshop LE“ wurde 2011 von Oliver Riedel geführt, unweit vom Laden „Fighting Catwalk“. In den Räumen des „Fighting Catwalk“ befand sich später das Geschäft „Streetwear LE“, welches heute den Namen „Babo Tattoo“ trägt, jedoch auch weiterhin in den Händen der „White Lions“ um Afif M. ist. Es liegt somit nahe, dass Riedels Geschäft in gewisser Weise mit dem der „White Lions“ fusionierte. Bis heute gilt er als ein Weggefährte von Afif M.

Ein Infragestellen der Macht der „Hells Angels“ schien es seitens der „White Lions“ nicht gegeben zu haben. Vielmehr wird  wohl auf Synergien gesetzt, ähnlich wie im Türsteher-Gewerbe. Ein Blick auf die von Oliver Riedel und Tobias Brendel betriebene Sicherheitsfirma „PRO-GSL GmbH“ (PG) verdeutlicht dies. Riedel selbst unterhält Kontakte zur „Black Rainbow Security“ und war selbst schon dort beschäftigt. Dass MitarbeiterInnen der PG aus dem Umfeld der BRS rekrutiert werden, wirkt demnach schlüssig. So soll etwa Markus Kottke 2012 bei BRS gearbeitet haben und war spätestens ab 2017 auch für die PG tätig. Bilder der PG, die im Rahmen eines Auftrags auf dem Lindenauer Hafenfest 2017 entstanden, zeigen auch Frank F. als Beschäftigten der Firma. Kottke, als auch Frank F. sind Teil des „Imperium Fight Team“ um Benjamin Brinsa und befanden sich unter den festgesetzten Neonazis im Januar 2016 in Leipzig-Connewitz – gemeinsam mit Tobias Brendel, dem zweiten Geschäftsführer der PG. Brendel, Frank F. und der Neo­nazi-­Hooligan Riccardo Sturm waren schon im April 2015 Teil einer bedrohlich wirkenden Gruppe am Rande eines Aufmarsches von „LEGIDA“, während Oliver Riedel auf dem Aufmarsch als Ordner tätig war.

Immer wieder sammelten sich im Rahmen dieser Aufmärsche Neonazis, Rechte und Hooligans in Lokalitäten in der Großen Fleischergasse 4 in der Nähe des Auftaktortes und wirkten so als eine Art Schutzgruppe. Die selbe Adresse wird auch von PG als Firmensitz angegeben, obwohl sich der offizielle Sitz seit 2014 woanders befindet. Im November 2016 hatten sich dort auf dem Dach mehrere vermummte Neonazis eingefunden, um eine antifaschistische Demonstration zu provozieren, die sich auch gegen die „PRO-GSL GmbH“ richtete. Dabei sollen die anwesenden Neonazis lautstark „NSU, NSU“ gerufen haben.

Bedrohlicher Frieden

Leipzig mag nicht die einzige Stadt sein, in der die Grenzen zwischen Neonazis, Hooligans und Rockern verschwimmen und diese Gruppierungen vor allem im Sicherheitsgewerbe ein finanzielles Auffangbecken finden. Sicherlich nicht ohne Widersprüche, aber im gegenseitigen Interesse konnten sich Strukturen entwickeln, die einen Einfluss auf den „Frieden“ und die „Sicherheit“ in Leipzig nehmen. Ein absurde Situation, denn es sind schließlich diese Zusammenhänge, von denen ständig eine gewisse Gefahr ausgeht. Im Moment scheint das Netzwerk die Füße still zu halten. Wie schnell die Stimmung kippen kann, ist im Hinblick auf den koordinierten Angriff auf den Stadtteil Connewitz in 2016 zu erahnen. Auch der Konflikt in der Rocker-Szene schwelt. Im Juni 2016 hatten Mitglieder des „Hells Angels MC“ auf eine Gruppe der verfeindeten „United Tribuns“ in Leipzigs Osten geschossen und dabei eine Person getötet. Ein Vorfall mit Vorgeschichte, denn der Vize-Präsident der „United Tribuns“ war kein geringerer als Sooren O., der gemeinsam mit Artur T. eine maßgebliche Rolle im „Diskokrieg“ 2008 spielte.