Die "Hammerskins" im NSU-Komplex
Exif-RechercheIm November 2011 enttarnte sich der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) selbst und deren rechtsterroristische Mordserie wurde bekannt. Bis heute ist der NSU-Komplex nicht aufgeklärt. Einige der UnterstützerInnen laufen (wieder) frei herum. Viele gerieten nicht einmal in den Fokus. Die "Hammerskins" blieben fast vollständig unter dem Radar der Ermittler.
Mitte Juli 2021 veröffentlichte Exif-Recherche in einem Dossier ihre Erkenntnisse über die Hammerskins im Umfeld des NSU. In den NSU-Ermittlungen kommen deren Mitglieder vor, ohne als Hammerskins benannt zu werden. Einige von ihnen, vor allem aus dem „Chapter Sachsen“1 , stehen teils seit den 1990er Jahren mit den verurteilten NSU-Unterstützern im Austausch. Gemeinsam bauten sie in den 2000er Jahren bedeutende Organisationsstrukturen in Thüringen und Sachsen auf. Hammerskins waren maßgeblich in die finanzielle Unterstützung des inhaftierten NSU-Helfers Ralf Wohlleben verstrickt und mit ihm z.T. auch privat verbunden.
Die erste Reihe um Kapke, Wohlleben, Eminger
Ein wichtiger Kamerad des späteren NSU war André Kapke aus Jena. Er war Mitglied in der Kameradschaft „Thüringer Heimatschutz“ (THS), in der sich das NSU-Kerntrio organisiert und politisiert hatte. Mit Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe nahm er an zahlreichen Aktionen teil. Als das Kerntrio 1998 abtauchte, versuchte Kapke über Neonazis in Berlin Hilfe zu organisieren. Mit dem NSU-Helfer Ralf Wohlleben organisierte er Spenden für das Kerntrio. Kapke war zudem an dem Versuch beteiligt, für den NSU Reisepässe zu besorgen.
Als am 4. November 2011 in Eisenach ein vom NSU benutztes Wohnmobil brannte und darin die Leichen von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gefunden wurden, war das Handy von André Kapke zwölf Minuten lang in einer naheliegenden Funkzelle eingeloggt. Die Ermittlungsbehörde verdächtigte ihn, an diesem Tag über Handy Verbindung zu Beate Zschäpe aufgenommen zu haben. Bis heute ungeklärt ist, wie Beate Zschäpe davon erfuhr, dass ihre Verbündeten sich im Wohnmobil in Eisenach umbrachten.
Der Neonazi Ralf Wohlleben wurde wenige Tage nach der Selbstenttarnung festgenommen. Er war einer der maßgeblichen Unterstützer des NSU gewesen. Die Hilfen koordinierte er gemeinsam mit den sächsischen Unterstützungsstrukturen. Er beschaffte dem NSU die Waffe mit der die rassistische Mordserie begangen wurde. 2018 wurde Wohlleben wegen Beihilfe zum Mord zu einer Freiheitsstrafe verurteilt und wenige Tage später aus der bereits verbüßten Untersuchungshaft entlassen.
Weitaus glimpflicher kam der Angeklagte André Eminger beim NSU-Prozess davon. Er und seine Lebenspartnerin Susann Eminger waren zeitweilig die engsten Vertrauten des NSU-Kerntrios und Mitwissende. Beide hatten Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt bei ihrem Leben unter falschen Namen maßgeblich unterstützt. Auch die Logistik des Terrors unterstützte André Eminger. Er mietete zwischen 2000 und 2003 dreimal Wohnmobile an, die für Raubüberfälle und für den Bombenanschlag in der Kölner Probsteigasse genutzt wurden.
Im November 2011 versuchte Beate Zschäpe durch einen selbst gelegten Brand, die Spuren in der Wohnung des NSU-Kerntrios zu verwischen. Danach rief sie André Eminger an, der ihr bei der Flucht aus Zwickau half. Zschäpe und vermutlich weitere Personen verschickten nun mindestens fünfzehn DVDs, in denen sich der NSU zu seinen Morden bekannte. Sechs der DVDs wurden mutmaßlich von Beate Zschäpe versendet. André Eminger wurde zu einer Freiheitsstrafe wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung verurteilt.
Die verschonte zweite Reihe
Es müsste klar sein, dass der NSU ein größeres unterstützendes Netzwerk brauchte, um so lang im Untergrund leben und morden zu können. Doch das Netzwerk um die bekannten NSU-UnterstützerInnen blieb von tiefgreifenden Ermittlungen verschont. Spätestens hier findet man auch wichtige Vertreter der Hammerskins.
Die Struck-Connection
Da wäre z.B. die Neonazi-Aktivistin Mandy Struck aus Schwarzenberg. Beate Zschäpe nutze über Jahre Strucks Identität, sie ermöglichte ihr so ein Leben im Untergrund. Struck organisierte den Flüchtigen 1998 eine der ersten Unterkünfte. Sie kamen in der Wohnung von Strucks damaligem Partner Max-Florian Burkhardt im sächsischen Chemnitz unter. Sein Name tauchte bis zur Selbstenttarnung des NSU im Jahr 2011 im Zusammenhang mit Anmietungen von Wohnungen und einem Konto auf, auch ein von Uwe Mundlos genutzter Reisepass lief auf den Namen.
Von Struck führt die Spur zu Thomas Gerlach aus dem Altenburger Land in Thüringen – bis heute Mitglied der „Hammerskin Nation“ (HSN). Er soll laut der Meldung einer V-Person sogar eine Liebschaft mit Beate Zschäpe gehabt haben. Er selbst bestreitet dies. Als Gerlach Anfang der 2000er Jahre in Haft saß, pflegte er über die „Hilfsorganisation für nationale und politische Gefangene“ (HNG) Briefkontakt zu Mandy Struck. Nach seiner Haftentlassung im Oktober 2004 waren die beiden kurzzeitig liiert. Durch den Hack des Neonazi-Forums „HatecoreTK“ Ende 2005 wurde bekannt, dass Gerlach den Namen von Struck als persönliches Passwort nutzte. Unter seinem Spitznamen „Ace“ schrieb er zahlreiche Beiträge im Hauptforum und kommunizierte zudem mit Neonazis aus ganz Deutschland in einem geheimen Unterforum. Für beide Zugänge nutze er das Kennwort „struck- mandy“. Noch im März 2005 nahmen Struck und Gerlach an einem Aufmarsch im thüringischem Greiz teil.
Als Thomas Gerlach 2014 beim NSU-Prozess in den Zeugenstand musste erklärte er, sein „selbst gestelltes Wertegefühl“ verbiete es ihm, sich zum Thema Hammerskins zu äußern. Einen Tag vor seiner zweiten Vorladung in den Zeugenstand traf er sich mit dem Europa-Chef der Hammerskins, Malte Redeker. Anschließend ließ Gerlach über einen Anwalt verkünden, er könne sich nicht zu den Hammerskins äußern, ohne sich selbst zu belasten. Er kam damit durch.
Die Richter-Connection
Auf Nachfrage räumte Gerlach beim NSU-Prozess allerdings ein, den Neonazi Thomas Richter aus Halle gekannt zu haben. Richters Daten wurden auf einer Kontaktliste des späteren NSU in der Garage in Jena gefunden und er kannte Uwe Mundlos aus seiner Zeit bei der Bundeswehr. Thomas Richter wurde vom Geheimdienst als V-Mann geführt. Ab Mitte der 2000er Jahre bis Anfang der 2010er Jahre bewegte er sich auch im Kreis der Hammerskins. In ihrem internen Forum hießen die Hammerskins Richter im Januar 2010 „Herzlich Willkommen“. Er hatte sich 2009 in dem Forum angemeldet und benutzte das Logo der „Crew 38“2 als Avatar. Brisant ist, dass Richter selbst zwischenzeitlich unter Verdacht geriet, von der Existenz des NSU gewusst zu haben – weit vor dessen Selbstenttarnung. Laut einem Sachverständigen stellte dieser „mit großer Sicherheit“ 2003 CDs her, die erstmals auf den Namen "Nationalsozialistischer Untergrund" hinwiesen.
Die Bielefeld-Connection
Vom Kreis um Thomas Gerlach führen auch Spuren zum NSU-Opfer Michèle Kiesewetter. Über den Facebook-Account „Kritischer Mensch“ wurde 2011 just nach Auffliegen des NSU das direkte Umfeld der ermordeten Polizistin belästigt. Eine enge Freundin der Polizistin bekam von diesem Account unter anderem Weblinks zum „Thüringer Heimatschutz“ (THS) zugeschickt, aus dem der NSU u.a. hervorging. Auch erhielt sie eine Freundschaftsanfrage von dem Account, was insgesamt als Ausspäh- und Einschüchterungsversuch wahrgenommen wurde. Der Abschlussbericht des NSU-Untersuchungsausschuss in Thüringen vom August 2019 hält dazu fest, „dass es sich bei ‚Kritischer Mensch‘ um Mareike Bielefeld handelte.“ Bielefeld ging in Katzhütte zur Schule, im Nachbarort wuchs das NSU-Opfer Kiesewetter auf.
Mareike Bielefeld und Thomas Gerlach kennen sich seit Jahren. Bielefeld lebt(e) mit Andreas G. – dem Bruder von Thomas Gerlach – in einer Lebensgemeinschaft. Hellhörig hätten die Ermittler*innen werden können, als in der Auswertung der Personalie Andreas G. zu Tage kam, dass er im Januar 2008 erfolgreich eine sprengstoffrechtliche Erlaubnis beantragte. Doch seitens der Behörden geschieht nichts. Bielefeld und Gerlach zählten in den 2000er Jahren zum Kern der „Nationalen Sozialisten Altenburger Land“. Zusammen mit Marlen P. war Bielefeld in den 2000er Jahren in der Führungsriege des „Mädelring Thüringen“ (MRT), einer Art Frauenorganisation des „Thüringer Heimatschutzes“ (THS). Marlen P. ist mittlerweile mit Thomas Gerlach verheiratet und trägt heute den Namen Marlen G.
Die Wagner-Connection
Im Kontext der NSU-Ermittlungen hervorzuheben ist auch der Name "Stefan Wagner".
Ein Stefan Wagner erhielt schließlich vom NSU-Vertrauten André Eminger 2005 und 2006 Gelder. Die Ermittler*innen stuften die Transaktionen zwar als „erwähnenswerte Überweisungsaufträge“ ein, bemühten sich aber nicht herauszufinden, was es damit auf sich hatte. Auch hatte André Eminger eine Telefonnummer in seinem Kontaktbuch unter „Steffan Wagner“ abgespeichert. Die Ermittlung der Behörden endete mit der Feststellung, dass diese Nummer nicht auf einen Wagner registriert sei, sondern auf eine Person ohne polizeiliche Erkenntnisse. Obwohl dies darauf hindeutete, dass diese Telefonnummer auf einen falschen Namen oder auf eine andere Person angemeldet war – was als ein konspiratives Verhalten interpretiert werden kann – erhält der Kontakt die Bewertung „Keine Relevanz“.
Kurz nach der Selbstenttarnung des NSU wird zudem die Kommunikation von Ralf Wohlleben überwacht. Die Beamten schneiden einen Austausch auf Facebook zwischen einem „Stefan Wagner“ und Ralf Wohlleben mit. Der „Stefan Wagner“ ist sich bewusst, wie ernst die Lage ist, in der sich Wohlleben befindet und versucht diesen zu beruhigen. Sieben Tage nach dem Gespräch wird Wohlleben in U-Haft genommen. In der Kommunikation von Wohlleben mit dem „Stefan Wagner“ über den Facebook-Chat lässt sich eine Vertrautheit ablesen. Ermittelt wurde jedoch nicht, um welchen „Stefan Wagner“ es sich hierbei handelte. Vor allem nicht, ob es sich dabei um Stefan Wagner aus Schkeuditz – Mitglied der „Hammerskins Sachsen“ von 1995 bis Mitte der 2010er Jahre - handelte. Dieser trat als Leiter und Redner neonazistischer Versammlungen auch öffentlich in Erscheinung und kannte über diese politischen Zusammenhänge sowohl André Kapke als auch Ralf Wohlleben, bestreitet allerdings gegenüber dem "Antifaschistischen Infoblatt", die benannte Person zu sein.
Die Saalfeld-Connection
Auch in der Betrachtung des Personenzusammenhangs um den früheren NPD-Kandidaten Steffen Richter aus Saalfeld verdichtet sich ein Zusammenhang zwischen den Hammerskins und dem Netzwerk der NSU-Unterstützenden.
Steffen Richter trat in der Vergangenheit mit Codes der Hammerskins-Bruderschaft auf und präsentierte sich als ein „Supporter“ der Hammerskin Nation (HSN). Mit Ralf Wohlleben war er schon in den frühen 2000er Jahren gut bekannt. Über Wohlleben soll er auch mit Thomas Gerlach in Kontakt gekommen sein. Nach Wohllebens Inhaftierung kümmerte er sich in Absprache mit Gerlach intensiv um Spendengelder für Ralf Wohlleben. Steffen Richter war an der Organisation von Konzerten beteiligt, deren Gewinne dem angeklagten NSU-Unterstützer Wohlleben zugute kamen. Dazu fragte er den Europa-Chef der HSN Redeker nach Kontakten zu RechtsRock-Bands. Redeker gab ihm zu wissen: „Hat gutet zweck was mit jena zu tun? Dann wäre die bereitschaft eventuell höher.“ (sic!) Als Steffen Richter bejahte, dass es um Gelder für Wohlleben geht, versicherte ihm Redeker: „Ich klemm mich hinter.“ 2012 hatten die Behörden außerdem die Erkenntnis gewonnen, dass Ralf Wohlleben aus der Haft heraus mit Steffen Richter geheime Nachrichten ausgetauscht hatte. Anfang Oktober 2012 wurde Wohlleben deshalb von der Justizvollzugsanstalt Tonna in Thüringen nach München verlegt.
Hammerskins und NSU-Unterstützer beim „Fest der Völker“
Zu einer bedeutenden Neonazi-Veranstaltung entwickelte sich ab 2005 die Kundgebung „Fest der Völker“, zu der zu Hochzeiten über tausend Teilnehmende aus ganz Europa anreisten. Auch dort traten u.a. Gerlach, Kapke und Wohlleben als Hauptorganisatoren auf. Vor Ort fanden sich etliche Hammerskins als Akteure ein: 2005 Gergely Csirke, Chef der ungarischen Hammerkins als Sänger der Band „Vérszerzödés“, 2006 Mário Machado, damals ein enger Freund von Thomas Gerlach und führender Hammerskin aus Portugal, der als Redner eingeplant war und 2008 die Schweizer Hammerskins Markus Martig und Adrian Segessenmann, die ebenfalls auf der Bühne redeten. Als Anmelder traten André Kapke und Ralf Wohlleben auf.
Die Messebau-Job-Connection
Auch im Privaten waren Gerlach, Wohlleben und Kapke eng miteinander verbunden. Um 2010 vermittelte Kapke Gerlach Jobs in seiner Messebau- und Montagefirma. Gemeinsam waren sie bundesweit beruflich unterwegs. Ein Nebeneffekt war dabei, dass die Arbeitsreisen für Besuche bei Neonazis und explizit auch Hammerskins genutzt wurden. Den Kontakt zum inhaftierten Wohlleben hielt Gerlach auch, als er nicht in unmittelbarer Nähe sein konnte.
Die Bauservice-Job-Connection
Betrachtet man die „Hammerskins Sachsen“ stößt man unweigerlich auf Steffen K. aus Auerbach. Er wurde Anfang 1998 zum Fullmember und soll laut einer Aussage eines ehemaligen „Bruders“ aus Ostsachsen den Posten des „Sicherheitschefs“ beim „Chapter Sachsen“ betreut haben. 1994 kam es dabei zu einem, von heute aus betrachtet, brisanten Treffen. Steffen K. war Anfang August ins bayrische Straubing gereist. Dorthin hatten Neonazi-Skins geladen, um bei Musik und reichlich Alkohol abgelegen an einem Weiher ein kleines Fest zu feiern. Gesungen wurde auch „Blut muss fließen, knüppelhageldick“. Damit riefen sie die Polizei auf den Plan, die vor Ort 25 Personen feststellte. Kontrolliert wurde auch Uwe Mundlos vom späteren NSU.
Die Szene im Südwesten Sachsens war vor allem von den Aktivitäten des „Blood & Honour“-Netzwerks geprägt. Schlüsselfigur war damals Ralf Marschner, genannt „Manole“, aus Zwickau. Er betrieb vor Ort den Szeneladen „The Last Resort Shop“ und spielte in der Neonazi-Band „Westsachsengesocks“. Die einzige CD, die Marschner mit seiner Band aufnahm, brachte Mirko Hesse heraus, der damalige Chef der „Hammerskins Sachsen“. Marschner wiederum half Hesse und seinen „Brüdern“ um 1998 bei der Organisation von Großkonzerten. So verwundert es kaum, dass sich innerhalb dieses Netzwerkes auch Jobs zugeschoben wurden.
Eine Anlaufstelle für die Szene war der „Bauservice Marschner“. Die Firma hatte Ralf Marschner im Juli 2000 gegründet und sich mit ihr hauptsächlich auf Abrissarbeiten fokussiert. Auch Steffen K. gehörte zum Stamm der Mitarbeitenden des Baugeschäfts, das im März 2002 aufgrund einer Insolvenz schließen musste. Baustellen wurden bundesweit bedient. Steffen K. habe laut eigener Aussage für Marschner zeitweise in München gearbeitet. Am 13. Juni 2001 gegen 20:45 Uhr wurde Abdurrahim Özüdoğru vom NSU in Nürnberg ermordet. Marschners Firma hatte am Tattag um 18.00 Uhr in Zwickau ein Auto angemietet, welches am Folgetag um 18.00 Uhr abgegeben worden sei. Sicher war sich da die Autoanmietung allerdings nicht, denn die Uhrzeiten seien nur pro forma gelistet. Oft sei 18.00 Uhr vermerkt worden, obwohl die Autos erst in der Nacht abgegeben wurden. Als zweiter Fahrer war an dem Tag der Neonazi Jens Peer G. angegeben. Dieser soll sich 2016 an seinem Wohnhaus in Zwickau in einem Shirt der „Hammerskins Sachsen“ präsentiert haben, berichten Augenzeug* innen. Er wohnte in Zwickau schräg gegenüber der Wohnung, die André Eminger dem NSU als Unterschlupf besorgt hatte.
Die Verbindungen ins NSU-Unterstützer-Umfeld sind eigentlich nicht zu übersehen. Mit André Eminger, Susann Häuser (später Eminger) und Ralf Marschner geriet Jens Peer G. 2001 nach einem Übergriff in der Zwickauer Kneipe „Big Twin“ in ein Ermittlungsverfahren.
Die Ermittlungen rund um den „Bauservice Marschner“ wurden im NSU-Komplex auch deswegen angestoßen, weil ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma – der nicht aus der rechte Szene stammt – bei seiner Vernehmung angab, dass er Uwe Mundlos auf einigen Baustellen gesehen habe. Die Person, die er als Mundlos identifizierte, sei ihm als „Max“ bekannt gewesen. Mit der Identität des Chemnitzer Neonazis Max-Florian Burkhardt hatte sich Mundlos u.a. einen Reisepass besorgt. Das hier nicht gründlich weiter ermittelt wurde, lag vermutlich daran, dass Ralf Marschner von 1992 bis 2002 als V-Mann für den Geheimdienst tätig war. In ihrem Dossier schrieb Exif-Recherche zudem, dass auch der ehemalige Hammerskin Steffen K. als V-Mann für den Geheimdienst gearbeitet haben soll.
Die WBE-Connection
Die Bande der Hammerskins zu mehreren relevanten Personen des (späteren) NSU-Unterstützungskreises war an vielen Stellen eng. Darauf deuten auch Berichte aus dem Fanzine „The Aryan Law & Order“, dem Sprachrohr der „Weissen Bruderschaft Erzgebirge“ (WBE). Dieser gehörten Maik Eminger und André Eminger an. In einer Ausgabe des Heftes aus dem Frühjahr 2000 war zu einer Feier der Hammerskins in Leipzig zu lesen „ (...) das eigentlich einer Zusammenarbeit mit den Hammerskins in unserem schönen Ländchen Sachsen nichts mehr im Wege steht.“ In einer anderen Ausgabe berichtet André Eminger in dem Artikel „HS-Marsch im Vogtland“ über eine gemeinsame „Wanderung“ der WBE mit den Hammerskins.
Zweite oder erste Reihe ?
Der Frage wie eng die Hammerskins und das NSU-UnterstützerInnen-Netzwerk miteinander verknüpft waren muss weiter nachgegangen werden. Bedenkt man den elitären Habitus der Hammerskins mit jahrelangen Wartezeiten für deren Anwärterschaft etc., lassen zwei Recherche-Ergebnisse aufhorchen: Die NSU-Unterstützer Kapke und Wohlleben hatten mehrfach direkten Zugang zu Aktivitäten der abgeschotteten „Hammerkin Nation“. 2006 war Wohlleben Teil einer Runde, bestehendaus Mitgliedern der „Hammerskins Sachsen“ und „Portugal Hammerskins“, die auf der Leuchtenburg bei Jena an einem „Ritteressen“ teilnahmen. André Kapke nahm an Ausflügen teil, die von Hammerskins initiiert wurden – etwa als zwei Anwärter der „Schweizer Hammerskins“ im April 2012 auf Vorstellungsreise bei den deutschen Hammerskins waren.