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Geld und Geschäfte der "Hammerskins"

Exif-Recherche
Einleitung

"Hammerskins" nehmen Gelder über Beiträge, Merchandise, CD-Produktionen, RechtsRock-Konzerte und Kampfsport (Events & Marken) ein. Keines der größeren Labels, die von "Hammerskins" gemacht werden, tritt öffentlich als "Hammerskin"-Unternehmen auf. Es ist Strategie, nach außen Bruderschaft und Business voneinander zu trennen. Strohmänner haben bekannte "Hammerskins" abgelöst.

Bild: Exif-Recherche

Hendrik Stiewe (mitte) an einem Verkaufsstand beim "Hammerfest" im November 2019 in Frankreich.

Beiträge, Merchandise und Gruppenkassen

50 DM sollte jedes Mitglied der „Hammerskins Sachsen“ um die Jahrtausendwende in die Chapter1 -Kasse zahlen - Arbeitslose die Hälfte. Zehn Euro – pro Fullmember und pro Prospect2 – sollen alle Chapter monatlich für die „Deutschlandkasse“ der „Hammerskin Nation“ (HSN) einsammeln, hieß es wiederum 2011 von Seiten des Kassenwarts der „Hammerskins Bayern“. Dazu kommen Gelder aus dem eigenen exklusiven Merchandise. In den 1990er Jahren sollen Mitglieder des Chapter Sachsen aus ihrer Gruppenkasse ein Auto unterhalten und Konzertgänge finanziert haben.

Heute werden die Finanzen genutzt, um etwa Auslandsreisen zu unterstützen. So bedankte sich 2011 ein führender ungarischer Hammerskin bei allen europäischen Chaptern für die Flugtickets in die USA. Auch dem US-amerikanische Hammerskin und Sänger der Band „Code of Violence“, Jason Brown wurde die Hälfte seines Flugtickets aus der europäischen Hammerskin-Kasse bezahlt, als er 1999 das sächsische und Berliner Chapter besuchte.

In Deutschland dürften allein durch Mitgliedsbeiträge jährlich über 30.000 Euro generiert werden – geht man von 120 bis 150 zahlenden Mitgliedern und Prospects aus. Neben der „Deutschlandkasse“ und den Chapter-Kassen existieren weitere, teils temporäre Geldtöpfe. So habe es eine „Fußball-Kasse“ gegeben, die vom Chapter Mecklenburg verwaltet wurde, dazu kommt außerdem eine „Summercamp“-Kasse, um das jährliche Camp der HSN vorzufinanzieren. Die Kassen der HSN sind auch als Fond zu sehen,aus dem etwa CD-Produktionen finanziert werden können. Auf Chapter-Ebene haben die „Hammerskins Berlin“ 10.000 DM zur Produktion einer CD der Band „D.S.T.“ beigesteuert.

Die HSN nimmt Gelder über eigene CD-Produktionen ein und lässt sich ihr Engagement bei der Organisation von RechtsRock-Konzerten vergüten. 5.000 DM haben die „Hammerskins Sachsen“ vom Schweizer Konzertorganisator Olivier Kunz für die Mithilfe bei der Organisation eines Konzertes Ende der 1990er Jahre erhalten. Im Jahr 2000 erhielt die HSN 3.000 DM Ablöse von Jan Werner aus Chemnitz. Dieser hatte ein Konzert mit „The Bully Boys“ in Frankreich organisiert und gehörte zu „Blood & Honour Deutschland“ (B&H). Die Band galt weitläufig als Hammerskin- Band. Werner musste an die HSN zahlen, um „The Bully Boys“ auf einem B&H-Konzert spielen zu lassen.

Gelder, die durch HS Merchandise generiert werden, sollten zurück in die Nation fließen. Wir brauchen ein eigenes Sozialsystem und dafür brauchen wir Geld“, erklärten die Schweizer Hammerskins Ende der 1990er Jahre in einem Interview. Darüber, wie mit den Geldern aus den Musik-Labels verfahren wird, gibt es keine Regel im Regelwerk. Jedoch gelten Labels wie „Wewelsburg Records“ oder „Gjallarhorn Klangschmide/Frontmusik“ als „integre Szenegeschäfte“ und standen bislang nicht in Verruf Gelder veruntreut zu haben. Ob die Labels Prozente ihres Einkommens an die Bruderschaft abdrücken müssen ist nicht bekannt. Die „Brüder“ und Label-Chefs Hendrik Stiewe und Malte Redeker sind so mit der Bruderschaft verwoben, dass es keine „Prozentregelung“ braucht.

Personen wie Redeker sind „Bewegungs-Unternehmer“. Sie haben das Privileg, sich voll und ganz auf ihre Geschäfte fokussieren zu können, Produktionen anzustoßen und Projekte zu fördern. Die internationalen Verbindungen Redekers als „European Secretary“ der Hammerskins helfen dabei. Unterstützungsleistungen der Labels gegenüber der HSN finden sich in Sonder-Aktionen: Etwa Solidaritäts-Shirts für den „Bruder“ und Musiker Robert Kiefer oder einen Solidaritäts-Sampler für den inhaftierten Hammerskin und (früheren) NPD-Abgeordneten Sven Krüger.

Unterstützung eigener Gefangener

In der Szene kursieren zahlreiche Kontaktadressen und Spendenaufrufe für inhaftierte Hammerskins. Als „Prisoners of War“ (POW) werden die „Brüder“ zu Märtyrern, weil sie im Sinne der „Sache“ gehandelt hätten. In der Bruderschaft erwarte man eine aktive Betreuung der Inhaftierten sowie eine Unterstützung der Familie. Die Möglichkeit, dass sich ein Bruder hinter Gittern ändert oder „vom System gebrochen“ wird ist eine Gefahr für die Bruderschaft. Wenn inhaftierten Hammerskins internationale Solidarität entgegen gebracht wird, kann die Zugehörigkeit und Hingabe zur Bruderschaft verstärkt werden. Brent Rackley, Musiker und Mitglied der „Confederate Hammerkins“, teilte den Anwärtern seines Chapters in befehlendem Ton mit, dass sie dem Hammerskin Claude P. („Frank“), „nur einen verdammten Brief schreiben“ sollen. Er habe anscheinend bisher kaum Post bekommen. Die Breite dieser Initiativen wird vor allem am Beispiel des 2011 verhafteten Sven Krüger („Obst“) vom Chapter Mecklenburg deutlich. Die Berliner „Brüder“ produzierten einen Soli-Sampler, Hammerskins aus den USA spendeten und es wurden Solidaritäts-Konzerte ausgerichtet. Mit einer eigenen Rechtshilfeorganisation namens „38Defense“ versuchten US-amerikanische Hammerskins diese Art von Zuwendung Ende der 2000er zu institutionalisieren.

Musik, Märtyrer und Business

Musik hat für die Hammerskins eine hohe Bedeutung. Die Lieder sind Träger ihrer Botschaften und erzählen von Helden und Märtyrern. Ihre Konzerte sind Orte der Gemeinschaft und der Vernetzung, hier macht sich die HSN für den Rest der Szene erfahrbar. Und schließlich geht es auch um Geld, dass mit CDs und Konzerten verdient wird. Die Verankerung der Hammerskins im Musikbereich erklärt sich aus der Geschichte der extrem rechten Skinheads. Im Milieu, in dem die Hammerskins entstanden, war Musik stets ein wichtiges Mittel sich auszudrücken, sich als Mann, Skinhead, Nationalist und Kämpfer darzustellen. Die Skinhead-Kultur wurde zum „Way of Life“ und ist ihr Bezugsrahmen und der Resonanzraum, wenngleich viele von ihnen nicht mehr als Skinheads auftreten. Die Hammerskins legen großen Wert auf ihr Standing in der RechtsRock-Szene. Über die Jahre erschienen etliche Musikproduktionen, mit denen sich die Hammerskins national und international präsentierten.

So auch mit dem Event des „Joe Rowan Memorial“-Konzert. Rowan ist einer der Helden der Hammerskins, der für die „weiße Rasse“ gefallen sei. Eine Bruderschaft wie die Hammerskins braucht die Selbstmystifizierung durch den heroischen Opfergang und die Verehrung der Märtyrer. Die bekanntesten sind Eric Banks und Joe Rowan. Banks, der erste Sänger der US-Band „Bound for Glory“, wurde 1993 von einem antirassistischen Skinhead erschossen. Rowan war Sänger der Band „Nordic Thunder“. Nach einem Konzert 1994 beleidigte er in einem Ladengeschäft andere Personen rassistisch, es kam zu einer Auseinandersetzung, bei der Rowan getötet wurde. Im Booklet eines von den „Hammerskins Franken“ 2010 veröffentlichten Samplers findet sich eine Gedenkseite, welche neben Rowan und Banks zwölf weitere verstorbene Hammerskins aufführt. Dass mit Solidaritäts-CDs Unterstützungsgeld etwa für die Familien inhaftierter Kameraden generiert wird hat sich bewährt. Das dient auch dem Zweck, das Bild einer Gemeinschaft zu vermittelt, in der man zueinander stehe.

Hausmusiker der Hammerskins

Einige Bands aus dem Netzwerk der Hammerskins sind in der Szene bedeutend – etwa „D.S.T.“3 , „Flak“, „Division Germania“ oder der Liedermacher „Barny“. Bei „D.S.T.“ zählt das Untergrund-Image, der Kopf der Band „Division Germania“, Andreas Koroschetz, spielt seit einigen Jahren bei den Bands „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“ und „Stahlgewitter“ - was bedeutet, dass ein Hammerskin bei zwei Top- Bands des RechtsRock im deutschsprachigen Raum mitwirkt.

Gerade in den letzten Jahren ist die Zahl der recht familiären Liederabende stark gestiegen. Im Gegensatz zu den Konzerten, die bierselig, aggressiv und laut sind, herrschen hier leisen Töne vor. Es stehen Ideologie und Lebensgefühl einer verschworenen Gemeinschaft im Vordergrund. Liedermacher der HSN sind neben Philipp Neumann als „Flak“ auch Steven Arndt aus Eisenach von der Band „Hermunduren“, Harm-Jan Smit als „Flatlander“ sowie das „Crew 38“4 -Mitglied Mirko Fritze (ehemals Szydlowski), bekannt als „Barny“.

Das Business der Hämmer

Die Musik-Produktionen transportieren ideologische Botschaften und repräsentieren die Bands, Label und Organisationen, die mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Mit dem Gewinn können die Betreiber professionell arbeiten und anderen Neonazis Jobs zu verschaffen. Um 2010 war das Label, bzw. der Versand „100%“ des damaligen Hammerskins Tony Gentsch aus Oberfranken im Musikgeschäft. Derzeit tritt das saarländische Label „H8Bar Productions“ mit den Symbolen der Hammerskins auf, dient aber lediglich der Produktion der lokalen „Hausbands“.

Keines der größeren Labels, die von Hammerskins gemacht werden bzw. eindeutig deren Netzwerk angehören, tritt heute in Deutschland öffentlich als Hammerskin- Unternehmen auf. Es ist Strategie, nach außen Bruderschaft und Business voneinander zu trennen. Es sind heute drei Labels, die ein Netzwerk bilden und untrennbar mit den Hammerskins verwoben sind: Die „Gjallarhorn Klangschmiede/ Frontmusik“ (GKS), „Front Records“ und „Wewelsburg Records“.

Die große Anzahl von Labels, deren Betreiber der HSN (früher) zuzuordnen waren, ist auffällig. Von Mitte bis Ende der 1990er war es das Bremer Label „Hanse-Records“, das der Sänger der Band „Endstufe“ Jens Brandt und der Bremer Hammerskin Steffen Rolfs gemeinsam betrieben. Mirko Hesse, der Gründer der „Hammerskins Sachsen“, rief 1997 das Label „Hate Records“ ins Leben. Hesse importierte US-amerikanischen Hammerskin-Bands und war ein wichtigste Multiplikator der Hammerskin-Idee. Für die Veröffentlichungen der US-Band „Dying Breed“, für die er in Deutschland strafrechtliche Verfolgung befürchten musste, gab er eine Label-Anschrift in den USA an. Hesse erschloss sich auch den neonazistischen Teil des Black Metal-Bereich als Sub-Label. Als 2002 heraus kam, dass Hesse V-Mann des Inlandsgeheimdienstes gewesen ist, verschwand er kurz von der Bildfläche. Im Jahr 2014 arbeitete er wieder mit Hammerskins zusammen. Hesse führt eine Druckerei und erhält von Malte Redeker Druckaufträge. Die „Crossed Hammers“, das Organisationssymbol der Hammerskins, hat Hesse bis heute am Handgelenk tätowiert.

Geschäftsstruktur mit „Strohmännern“ ?

Mit Hendrik Stiewe und Malte Redeker verließen augenscheinlich zwei wichtige Akteure der „Hammerskin Nation“ offiziell das RechtsRock-Business. Dies ist jedoch nur ein taktischer Rückzug, der eher zur Verschleierung der Geschäftsaktivitäten diente. Die Veränderungen setzten ein, als 2011 die Hammerskins vorübergehend ins Blickfeld einiger Medien gerieten. Verflechtungen einiger Mitglieder mit dem UnterstützerInnen-Kreis des NSU waren sichtbar geworden. Den Behörden sollte es schwerer gemacht werden, bei einem Vereinsverbot oder einem Repressionsschlag gegen die Hammerskins Zugriff auf deren Rechtsrock-Business, Lagerbestände und Konten zu bekommen.

Henry Behr, Dierck Wagner und Nils Budig, die mit ihren Namen für die Geschäfte der Hammerskins herhielten, treten nach außen „nur“ als „Crew 38“ auf und würden im Ernstfall jede Zugehörigkeit zu den Hammerskins bestreiten. Ein Konglomerat der Label „Front Records“, „GKS/Frontmusik“ und „Wewelsburg Records“ ist heute einer der wichtigsten Produzenten und Händler neonazistischer Tonträger. Obwohl die drei Labels unter dem Dach der „Küsten Textil UG“ von Nils Budig laufen, agieren sie unterschiedlich. So entsteht der Eindruck von lokal agierenden Akteuren, die jeweils „ihr eigenes Ding“ zu machen scheinen. Es bleibt die Frage, ob es das Unternehmen von einer oder mehreren Personen ist oder eben das Label einer Organisation, der HSN. Ob also einzelne Personen oder eine Organisation über die Geschäftspolitik, die Bandauswahl und letztendlich auch über die Finanzen bestimmt.

Redekers Label entstand 2001 unmittelbar nachdem die Hammerskins auf einem „European Officers Meeting“ (EOM) beschlossen hatten, sich ein organisationseigenes Label aufzubauen. Wenn sich die Hammerskins vierteljährlich auf europäischer und nationaler Ebene zu „National Officers Meeting“ (NOM) und EOM treffen, ist es kaum vorstellbar, dass dort nicht über die Rechts-Rock-Unternehmen ihrer Mitglieder geredet wird. Wenn sich der „European Secretary“ vollzeit in der Szene bewegt, viele Leute kennt und flexibel über Zeit und Geld verfügt, ist das für die HSN von Nutzen. Wer könnte mit einem normalen Job mal eben nach Portugal fliegen, um einen Streit zwischen den dortigen Hammerskins und dem „Hells Angels MC“ zu schlichten? Das europäische Netzwerk der Hammerskins braucht einen professionellen Manager. Wenn sich dieser über die Verbreitung von Neonazipropaganda mittels Kleidung und Musik finanziert, dann können alle Beteiligten zufrieden sein.

Die „Untergrund“-Produktionen

Die Hammerskins sind nach innen geschlossen und nach außen abgeschottet. Ihre „Brüder“ sind erfahrene Szenegänger mit Erfahrung im Umgang mit Polizei und Justiz. Die Regularien sorgen dafür, oder sollen es zumindest, dass unzuverlässige Personen keinen Platz in der Organisation finden. Es existiert ein hoher Druck nach innen, der die Spielräume der Einzelnen klein hält. Eine solche Struktur ist prädestiniert für Geschäfte mit illegalen Tonträgern. Mit denen lässt sich viel Geld verdienen. Die KundInnen zahlen das erhöhte Risiko und die ausgeklügelte Infrastruktur. Wenn eine Band solche Lieder einspielt braucht sie eine Struktur, die die Produktion und den Vertrieb organisiert.

Auf dem „Hammerfest“ 2019 in Plaine (Frankreich) stand Hendrik Stiewe hinter dem Verkaufsstand, an dem Schallplatten der Label „Adolf Hitler Records“ und „Irma Grese Records“ auslagen. Irma Grese war Aufseherin im Todeslager Auschwitz-Birkenau. Die beiden Labels verfügen über keine Adresse, haben keinen Internetauftritt und keine Kataloge. Solche Platten sind schwer zu bekommen und teuer. Auch mit kleinen Auflagen kann viel Geld verdient werden. Die Pressung von 500 Langspielplatten kostet ca. 2.000 Euro, der Verkaufspreis liegt um die 25 Euro. So bleiben bis zu 10.000 Euro Gewinn. Im abflauenden Markt neonazistischer Musik sind illegale Schallplatten ein boomendes Segment.

Ein „Hammerfest“ ohne Personalkosten

Seit Ende der 1990er Jahren veranstalten die unterschiedlichen Chapter jährlich ein „Hammerfest“. Es ist ein zentrales Event im Veranstaltungskalender der Hammerskins, bei dem es nicht nur darum geht sich selbst zu präsentierten, sondern auch, durch Eintrittsgelder, den Verkauf von Getränken, CDs, Platten, Kleidung und Merchandise Geld zu verdienen. Der Eintrittspreis für ein solches Konzert liegt bei etwa 25 Euro pro Person. Fullmember, Prospects und deren Partnerinnen haben in der Regel freien Eintritt. Gerade für die Prospects sind die Konzerte kein Vergnügen, denn die Hauptarbeit wird von denen gemacht, die ihren Gehorsam und ihre Aufopferung für die Bruderschaft noch beweisen müssen. Je niedriger der Status, desto „niedriger“ ist die ihnen zugewiesene Tätigkeit. Die "Prospects" und "Hangarounds" der Hammerskins sind eine Gelddruckmaschine für die Organisation. Nahezu alle Arbeiten, vom Thekendienst bis zur Security und der Reinigung der Toiletten leisten diensteifrige Anwärter und "Hangarounds", die für ihre Arbeit ein paar Freigetränke und Essensgutscheine, aber in der Regel nicht einmal die Anfahrtkosten ausgezahlt bekommen. Oft werden diese von der veranstaltende Gruppe von den Chaptern im ganzen Land herbestellt. Personalkosten entfallen so nahezu komplett. Hier liegt auch einer der Gründe für die lange Anwärterzeit. Denn ein Vollmitglied lässt – seinem gehobenen Status entsprechend – nach Möglichkeit für sich arbeiten.

Kampfsport als weitere Gelquelle

Hammerskins waren maßgeblich auch für die Durchführung des Kampfsportevents „Kampf der Nibelungen“ (KdN) mitverantwortlich. In den Anfangsjahren hatte sich auch der 2015 verstorbene Hammerskin, Musiker und V-Mann Roland Sokol um die Aufstellung von KämpferInnen gekümmert. Er fragte auch bei dem Neonazi-Kampfsportler Frank Kortz ("Tattoo") aus dem Hamburger "Rotlicht"-Milieu an, ob dieser Lust hätte zu kämpfen. Kortz, der zum Zeitpunkt am Anfang seiner Mixed Martial Art (MMA)-Karriere stand hatte sich dafür bereits bei „Malte“ aus „LU“ – also mutmaßlich Malte Redeker aus Ludwigshafen – angemeldet.

Die Geschäfte des KdN laufen offiziell außerhalb der nachvollziehbaren Wege der HSN. Ein Ticket für einen Stehplatz 2019 hätte 35 Euro gekostet. Bei einer ähnlichen Anzahl an AbnehmerInnen wie in 2018 – rund 800 Personen – dürften allein durch den Ticketverkauf fast 30.000 Euro Umsatz generiert worden sein. Mit solchen Summen kann das HSN problemlos hantieren. Über 10.000 Euro habe man beispielsweise im Vorfeld für das „Hammerfest“ 2012 vorstrecken müssen, teilte Redeker den deutschen Hammerskins wenige Tage vorher mit. Die Meldung an die Mitglieder der HSN klingt unaufgeregt, ganz im Gegenteil zu einem Statement des offiziellen KdN-Veranstalters Alexander Deptolla von der Partei "Die Rechte". Alexander Deptolla hatte sich im Nachgang des Verbots des KdN 2019 vor den TicketkäuferInnen zu rechtfertigen versucht.

Die Kamfsport-Geschäfte der HSN expandieren. 2017 standen bereits Verhandlungen zur Übergabe des russischen Kampfsportlabels „White Rex“ an Schweizer Hammerskins im Raum. Ihre „Fightex AG“ vertreibt nunmehr das Merchandise von „White Rex“. Die Schweizer Hammerskins haben die Sparte zudem um die Marke „Resistend Sportswear“ erweitert.

  • 1Als Chapter werden die regionalen Ableger der Hammerskin Nation bezeichnet.
  • 2Als Prospect werden die Anwärter der Hammerskin Nation bezeichnet.
  • 3Deutsch Stolz Treu
  • 4Als "Crew 38" werden die Supporter der Hammerskin Nation bezeichnet.