Colditz, Crystal, rechter Clan
Ende März 2023 fanden in Colditz (Sachsen) groß angelegte Durchsuchungen gegen die Drogenkriminalität statt. Einige der Betroffenen galten als Akteure einer rechten Dominanzkultur im Ort.
Ende März 2023 fanden in Colditz (Sachsen) groß angelegte Durchsuchungen gegen die Drogenkriminalität statt. 225 Beamt_innen vom Zoll und von der Bundespolizei fanden in mehreren Objekten 5,5 Kilogramm Crystal, fünf Pistolen, zwei Gewehre, Bargeld in fünfstelliger Höhe und mehrere Luxusautos. In einer ausgehobenen Cannabisplantage fanden sich 2.600 Pflanzen.
Bei der Razzia war auch ein Holzhandel und ein Schrotthandel-Gelände eines Beschuldigten durchsucht worden. Die Ermittlungen richten sich gegen Ralf N. (66) und seine Söhne Andreas N. (38) und Uwe N. (35), die in der Kleinstadt als kriminelle, gewalttätige und rechte Akteure bekannt sind.
Ralf N. saß bereits u.a. wegen gefährliche Körperverletzung in Haft. Uwe N. wurde mit 1,8 Kilogramm Crystal Meth festgenommen und landete für mehrere Jahre im Gefängnis. Auch Andreas N. kam mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt. Anwohner_innen und Journalist_innen berichten, dass Ralf N. und/oder seine Söhne die Nachbarschaft und Antifaschist_innen tyrannisiert haben sollen.
Thematisiert wurden z.B. Angriffe auf eine Pension im Ort, Angriffe auf Anwohnende und ein Angriff auf den ehemaligen FDP-Bürgermeister. Am 23. Februar 2008 griffen etwa hundert vermummte Neonazis aus der Region ein antifaschistisches Konzert an. Sie versammelten sich an ihrem Stammlokal, dem „Gasthof Zollwitz“, und marschierten zwei Kilometer zum Konzertort. Dort schlugen sie die Scheiben ein und warfen einen Sprengböller und einen Nebeltopf in den Laden. Auf dem Rückzug demolierten die Neonazis noch einen Dönerladen. Die Polizei, die schon Tage vorher Hinweise auf den Angriff erhalten hatte, stand in der Nähe und griff nicht ein. Ralf N. war der Einzige, der an diesem Abend festgenommen wurde. Er hatte Polizisten beleidigt und versucht anzugreifen. Ralf N. kam mit einer Bewährungsstrafe davon. Im Sommer 2010 wurden linke Demonstrant_innen auf dem Heimweg in ihrem PKW ab dem Holzhandel der Familie N. von vier Autos verfolgt. Vermummte sprangen später aus den Wagen und und schlugen mit Baseballschlägern auf den Pkw ein.
Regionale Polizei-Strukturen, Staatsanwaltschaften und der Bürgermeister waren in die aktuelle Razzia nicht eingebunden worden. Offenbar ist die Familie N. regional zu gut vernetzt. So soll die Tochter der örtlichen Tourismuschefin die Partnerin eines der Beschuldigten sein. Diese ist zudem beim Verein „Ländliches Leben“ beschäftigt. Der Verein betreibt mehrere Kindertagesstätten in der Region. Laut Medienberichten habe auch der stellvertretende Geschäftsführer des Vereins laut Insidern eine rechte Vergangenheit. Er bestritt das jedoch stets und argumentierte damit, dass gegen ihn keine Urteile vorliegen.