Sprengstoff-Anschlag auf Mahnmahl
Am 29. August 1992 verübten Berliner Neonazis einen Sprengstoff-Anschlag auf das Mahnmal zum Gedenken an die Jüdinnen und Juden, die vom Bahnhof an der Putlitzstraße im Berliner Bezirk Wedding deportiert wurden.
Die Skulptur auf der Putlitzbrücke war in den letzten Jahren öfter geschändet worden, so im Januar 1989 von einer "Bewegung 20. April" 1 . Damals wurde ein halber Schweinekopf am Mahnmal befestigt, der kurz vorher von Pia B. gekauft worden war. Die rechte Aktivistin ist die Frau des langjährigen NSDAP/AO-Aktivisten und ANS'lers Günther Bernburg. Mit Pia B. stand auch Ekkehard Weil im Verdacht, für den Anschlag verantwortlich gewesen zu sein. Ekkehard Weil ist seit zwei Jahrzehnten in der neonazistischen Untergrund- und Terror-Szene aktiv. So wurden Ende 1975 Gunnar P. (Kiel), Günter Bernburg und Ekkehard Weil in Jugoslawien verhaftet als sie auf dem Weg zu einer militärischen Ausbildung in Lagern der PLO im Libanon waren.2 . Im aktuellen Fall wurden die Ermittlungen in Richtung Pia B. und Ekkehard Weil schnell wieder fallen gelassen. Mehr als ihre langjährige Aktivität als Neonazis und ihr Faible für Terrorismus lag gegen sie nicht vor.
Ekkehard Weil war bereits vor Jahren mit einem rechts-terroristischen Anschlag im selben Bezirk bekannt geworden. Am 7. November 1970 schoß er mit einem Kleinkaliber-Gewehr auf einen Wachsoldaten am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Tiergarten. Der 20-jährige Iwan Iwanowitsch Schtscherbak wurde dadurch schwer verletzt. An einem Pavillon im Tiergarten wurden mehrere Parolen hinterlassen wie „Auftakt gegen den Bolschewismus“ und „Widerstand gegen den Ausverkauf Deutschlands“, unterschrieben wurde mit dem Schriftzug „Europäische Befreiungsfront“. Weil wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Wegen „guter Führung“ wird Weil im Sommer 1976 vorzeitig entlassen.
Weil, Bernburg und andere Neonazis betreiben u.a. Waffengeschäfte und verkaufen Militaria Ausrüstung auf Berliner Flohmärkten. Diese graben sie unter anderem auf den Schlachtfeldern des II. Weltkrieg aus, z.B. in Halbe (Brandenburg). An diesen Geschäften sind auch die Neonazis von „Wotans Volk“ um den Weddinger Neonazi-Anführer Arnulf Priem beteiligt.
Am 24. September 1992 nahm die Berliner Polizei aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung zwei Personen fest. Der 31jährige Detlef Mahn, den die Polizei für den Haupttäter hält, und der 35 jährige Lutz Me., die im selben Transportunternehmen arbeiten, wohnen beide im Wedding. Bei ihnen wurden etliche Waffen, Sprengstoffe, Handgranaten und andere militärische Ausrüstungen gefunden. Vom "Tagesspiegel" darauf befragt, wies Berlins Chef-Verfassungsschützer Heinz Annußek auf die oben erwähnte Betätigung neonazistischer Waffenhändler hin. Auch der Sprengstoff vom Anschlag auf das Mahnmal stammt demnach vom Schlachtfeld von Halbe. Auf Aussagen von Detlef Mahn hin wurden zwei weitere Männer, einer aus Kreuzberg, festgenommen. Mahn gestand auch andere Anschläge, vor allem einen auf ein Ausländerwohnheim im Wedding. Ein Staatsschützer erklärte in der Berliner Abendschau, Erkenntnisse über rechtsextreme Hintergründe lägen nicht vor. Detlef Mahn gab als Tatmotivation an, er habe „etwas gegen Ausländer und Juden“.