Skip to main content

Skingirls & Renees: Frauen in der Neonazi-Skinheadszene

Einleitung

Wenn es um die Rolle von Frauen in Neonazi-Organisationen geht, fällt der erste Blick auf die „Deutsche Frauenfront“ (DFF) um Ursula Müller, Uschi Worch und Esther »Lisa« Wohlschläger als Vorfeldorganisation der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“ (GdNF) bzw. deren Jugendgruppe „Deutscher Mädelbund“ um Sabine Wasilewski. Zudem ist die GdNF momentan eine der bekanntesten Neonazi-Gruppierungen, ihre Frauen-Organisation steht somit im Mittelpunkt der meisten Recherchen zu diesem Themenkomplex. Dabei wird aber der größere Teil der neonazistischen Frauen übersehen. Im folgenden berichten wir über die Frauen, die nicht unbedingt in die GdNF-Strukturen eingebunden sind, deren zahlenmäßiger Anteil aber für die Neonazi-Szene bedeutend ist: Rechte Skinhead-Frauen, auch Renees genannt.

Faksimile Midgard-Fanzine der SFD

Entstehung der Skinhead-Bewegung

Mitte der siebziger Jahre entstand in Großbritannien die Skinhead-Bewegung in ihrer heutigen Prägung. Die Skinheads begriffen sich als »Working Class Kids«, also als Kinder der ArbeiterInnenklasse, und waren der Ausdruck einer rebellierenden Jugend die sich gegen die herrschenden Verhältnisse richtete. Das ursprünglich vorhandene Klassenbewußtsein änderte sich bei vielen aber bald in ein »Rassen»bewußtsein. Zu dieser Entwicklung trugen hauptsächlich neonazistische Skinheads, die sogenannten "Boneheads" bei. Als sich Ende der siebziger Jahre rassistische Übergriffe der "Boneheads" häuften, war in der Presse nur noch von den „neonazistischen Skinheads“ die Rede. Damit war der Begriff vom Skinhead gleichgesetzt mit dem des Neonazi. Und nicht nur die Presse glaubt dies, auch die "Boneheads" reden von der „Skinhead-Bewegung“, die neonazistisch sei. Da die Skinhead-Szene als Ganzes nicht als neonazistisch pauschalisiert werden kann, ist eine genaue Differenzierung wichtig. Wir beschäftigen uns im folgenden mit der Rolle und dem Bild von Frauen in der Bonehead-Szene.

Wie "Boneheads" Frauen gerne hätten

Dazu schreibt ein „B. M. Lunder“ 1 in der extrem rechten Zeitschrift „Nation Europa“ (9/87): »(...) Die Skinheads heißen zu deutsch »Kahlschädel«. Von den Medien als »häßlich, brutal und gewalttätig« verschrieen, sind die Jungs mit den kurzrasierten Haaren wohl die Jugendgruppe mit dem höchsten Arbeiter- und dem geringsten Ausländeranteil«.  Diese Charakterisierung ist bezeichnend für die Rolle der Frauen in der Bonehead-Szene. Wir lesen hier von  den »Jungs mit den kurzen Haaren«  und erfahren gleichzeitig, daß Frauen keinen Stellenwert haben, so daß sie nicht einmal erwähnt werden müssen.

Zentrales Element des „Bonehead“- Weltbildes ist ein übersteigerter Männlichkeitswahn. Darin unterscheiden sich "Boneheads" wenig vom Großteil der patriarchalen Gesellschaft, sie bringen dieses Bewußtsein aber schärfer und komprimierter zum Ausdruck. Auf einen Nenner bringt dies die Vorstellung der Musikgruppe »Männer« in dem Skinheadfanzine „force of hate“ (Nr. 3/85) von Günter Gruse: »(...) Die Männer lassen ungeniert die Sau raus, singen von bumsen und saufen, also von all den netten Dingen, die Männern halt Spaß machen. (...) Weiter so ihr kernigen Männer«. So wird von den „kernigen deutschen Männern“ die Frau zum reinen Objekt degradiert. Was in der allgemein patriarchalen Gesellschaft zumeist noch unterschwellig vertreten wird, ist in der „Bonehead“-Szene Prinzip: Frau ist zum Spaß der Männer da  und hat sich diesem unterzuordnen. Diese »alltägliche Normalität« wird in den meisten „Bonehead“-Fanzines offen wiedergespiegelt und propagiert. »Skingirls/Renees« werden auf den Titel- und auf extra Fotoseiten vorgeführt. Über den Zweck der Fotos wird durch deren Kommentierung kein Zweifel offengelassen. So z.B. in dem Neonazi-Fanzine „Kahlschlag“ (Nr. 3) von Michael Grewe unter der Überschrift »Prickelnde Augenweide Skinhead Girls«, »Neu! Für die vergnügliche Intimrasur. Rasierte Evas. Mal blitzblank, mal gekonnt gestutzt. Mädchen und Frauen machen keinen Hehl aus ihren Reizen.« „Abgerundet“ wird die sexistische Propaganda durch die Veröffentlichung des jährlichen »Skinhead-Kalenders« durch das Fanzine „Frontal“ (von Andreas Zehnsdorf aus Essen und Bernd Buse aus Düsseldorf), in dem für jeden Monat Renees zur Schau gestellt werden.

Ebenfalls Ausdruck des in diesen rechten Fanzines propagierten Männlichkeitswahnes ist die Veröffentlichung von pornographischen Fotos (Frontal Nr. 4 und Nr. 5; Titelbilder), dabei wird selbst vor einer Art Kinderpornografie nicht zurückgeschreckt („Sieg der Vernunft“ Nr. 2). Dabei vermittelt diese Pornographie das Bild wie "Boneheads" Frauen gerne hätten - gefesselt und erniedrigt, in Strapsen oder mit offener Hose, immer bereit, ihr Eigentum, mit dem sie tun und lassen können was sie wollen. Die „Kameraden“ führen so vor, welchen Wert Frauen haben. Sie hat sich den „Bedürfnissen“ der Männer wohlwollend zu unterwerfen. Damit werden Vergewaltigungen legitimiert und zum Bestandteil des „Bonehead“-Weltbildes gemacht. Da überrascht es dann nicht mehr, daß diese zum „Aufnahmeritual“ einiger „Bonehead“-Gruppen gehören sollen. Wobei Vergewaltigungen schon immer ein Mittel waren, die Machtstellung von Männern in ihrer schärfsten Form zu sichern und zu halten. Die Funktion von Renees in der Bonehead-Szene ist zum Großteil auf diese Rolle reduziert. Mit diesem Selbstverständnis ordnen sich die meisten Renees in ihre Szene-Rolle ein. Über ihre Motivation, sich auf diese Ideologie einzulassen, kann nur spekuliert werden. Ein Grund ist sicherlich, daß ihnen ihre Position alltäglich in dieser Gesellschaft vorgelebt wird. Dadurch, daß Renees zu ihren Männern aufsehen dürfen, wird ihnen ihr Platz und eine Rolle zugewiesen. Durch die vorteilhafte Stellung in Hierarchien und die Möglichkeit von Abgrenzung erfahren sie als Objekt eine scheinbare Aufwertung - und die Befriedigung über Macht zu verfügen, und sei es nur aus zweiter Hand.

Rechte Renees organisieren sich

1991 wurde die „Skingirl Front Deutschland“ (SFD) von rund zehn Frauen gegründet. Innerhalb der rechten Skinhead-Szene wird hierzu auch von einer Silvesterfeier am 31. Dezember 1990 in Berlin berichtet, wo u.a. Christine „Chrissi“ B. (Nürnberg), Silvia Berisha (Barenberg) und Martina Janssen (Freiburg) als Mitbegründerinnen agiert hätten. Ihr Ziel ist es, die „Tugenden der deutschen Frau“ in die Renee- Szene zu tragen und somit dem Selbstverständnis, reines Objekt für die „Bonehead“-Männer zu sein, entgegenzuwirken. Dabei handelt es sich ausdrücklich um keine emanzipatorische Zielsetzung. Vielmehr soll den Renees klargemacht werden, daß es nicht darum geht die „Kameraden“ zu „verführen2 , sondern daß ihre eigentliche Rolle die der Frau nach der nationalsozialistischen Ideologie ist.

Die SFD ist keine Organisation im Sinne von Partei oder Verband. Es handelt sich bei ihr um eine Art Aktivistinnen- bis Kaderinnengemeinschaft, die über persönliche Kontakte bundesweit organisiert ist. Mit dieser Struktur geht die SFD auch nach außen. Diejenigen rechten Renees, die ihre Rolle nach der NS-Ideologie begreifen, sollen sich gegenseitig kennenlernen, um so die Gemeinschaft zu vergrößern und den Zusammenhalt in der Szene zu verbessern. Frauen die Mitglied der SFD werden wollen, werden nach dem Prinzip „Klasse statt Masse“ ausgewählt und müssen erst eine Probezeit erfüllen.

Rechte Frauen Fanzines

Um die NS-Frauenideologie in der Bonehead-Szene zu propagieren, arbeiten die SFD und andere Neonazi-Aktivistinnen auf mehreren Ebenen. Dabei spielen die Skinhead-Fanzines „Schlachtruf“ von Martina Janssen und „Volkstreue“ von Nicole Nowicki (Recklinghausen) eine wichtige Rolle. Janssen propagiert im „Schlachtruf“ immer wieder die wichtige Rolle der Renees für die Skinheadszene. Dabei wirbt sie durch Anzeigen regelmäßig für die SFD und bietet somit interessierten Frauen eine Anlaufstelle. Daneben vertritt sie in ihrem Fanzine den Kampf der „weißen Rasse“ gegen Schwarze, JüdInnen und Andersdenkende.

Martina Janssen hat über ihr Zine hervorragende internationale Kontakte zu dem "Blood & Honour"-Netzwerk (siehe Antifaschistisches Infoblatt Nr. 16), einzelnen Ku-Klux-Klan-Gruppierungen und internationalen Vereinigungen von Renees. Mit dem (ehemaligen) NF-Aktivisten Josef Saller soll Janssen in Kontakt stehen und ihn unregelmäßig in der JVA Straubing besuchen (Josef Saller setzte 1988 in Schwandorf ein Haus in Brand in dem hauptsächlich türkische Leute wohnten). Das Zine von Nicole Nowicki ageht einen Schritt weiter als andere Neonazi-Fanzines. Sie versucht die Bonehead-Szene, besonders Renees, zu intellektualisieren. Sie beschränkt sich in dem »Volkstreue«-Zine nicht nur auf Interviews mit Bands und „Bonehead“-Szenegelaber, sondern veröffentlicht inhaltliche Artikel zum Weltbild des Nationalsozialismus oder Interviews mit führenden Neonazi-Persönlichkeiten. In der »Volkstreue« Nr. 4 läßt z.B. Wolfgang Juchem (Aktion Freies Deutschland) aus Hessisch Lichtenau, Hauptredner des Hess-Aufmarsches 1992, einen zweiseitigen Sermon über seine Ideologie und die Ziele seiner Organisation ab. Bei den inhaltlichen Artikeln geht Nowicki besonders auf die Rolle von Frauen ein. Die »im Wesen der Frau begründeten Aufgaben« beschreibt sie wie folgt: „Keine Frau kann wirklich glücklich werden durch Emanzipation, die ja Frau und Mann gleichmachen will. Hierdurch wird der in unserer Weh ja schon übliche Kampf gegen die Natur aufgenommen, die der Frau ja doch das sanftmütige, fröhliche Wesen und dem Manne eher das ernste, harte Wesen eingegeben hat.“ und „Für uns liebe Mädchen und Frauen, darf es keine Schande sein Mutter und Hausfrau zu sein. Es ist eine der größten Aufgaben und eine Ehre.“ (...) „Es liegt in der Natur der Frau schwächer zu sein als ein Mann, aber dennoch stehen wir aufrecht neben unseren Männern, sind ihnen Weib und Kameradin zugleich.“ Und „Euch deutschen Jungen und Männern möchte ich mit auf dem (sic!) Weg geben: Ehrt deutsche Mädchen und Frauen, die das Glück in Eurer Leben tragen. Benutzt sie nicht wie eine Ware. die man nach Gebrauch wegwirft, so wie die Gruppe »Radikal« ist ihrem Lied singt: Weiber sind bei uns nichts wert, auch wenn man sie nicht gern entbehrt. Diese Einstellung ist kein Boden für uns nationalbewußten Deutschen.“

So sanftmütig, wie Nowicki ihre „Kameradinnen“ hier darzustellen versucht, treten jedoch nicht alle von ihnen auf. So sind einige neonazistische Renees bekannt als Anheizer- und Scharfmacherinnen bei gewalttätigen Angriffen und Überfällen. Nowicki betreibt eine ideologiebildende Kurzschulung für Renees und versucht ihnen ein „deutsches“ Frauen-Rasse-Bewußtsein näherzubringen. Renees also gleichsam für die Interessen der SFD und der „Women For Aryen Unity“ (siehe unten) intellektuell vorzubereiten.

Aber nicht nur um den „Geist“ geht es Nowicki. Sie betreibt über das „Volkstreue“-Zine auch gleich noch eine Partnervermittlung. Durch Bekanntschaftsanzeigen werden üb. Chiffrenummern die deutschen Männer und Mädels gleich mitgeliefert. So sucht „Susi, 14jährige Renee mit den Traumaßen (...) (einen) gut gebauten, starken Skinhead'', Zuschriften seien nur erwünscht unter Angabe des Bizepsumfanges. Und der 21 jährige Thorsten aus dem Ruhrgebiet, engagierter Nationalist, Frank Rennicke- und Wagnerliebhaber sucht ein aktives, nationalistisch und kulturell interessiertes Mädel  um mit ihr „geistiger Hannonie einen Lebensbund“ zu schließen. Nicole Nowicki ist außerdem Leiterin der  „Women For Aryen Unity“ (WAU)-Sektion in der BRD und eine wichtige Figur in den internationalen neonazistischen Skinhead-/Renee-Zusammenhängen. Ihr Zine ist Teil des Blood & Honour-Netzwerkes und auf die politische Rekrutierung von Neonazis und Renees in der BRD ausgelegt. Es schließt den Kreis von der ersten Ebene der SFD-Strategie, dem Kontaktangebot und der allgemeinen Intellektualisierung der Renee-Szene, zur zweiten Ebene, der Herausbildung von Kadern.

Die Arbeit der SFD

Die SFD betreibt regelmäßige, regionale Gruppentreffen, auf denen die "Tugenden der deutschen Frauen" und das nötige „Rassebewußtsein“ vermittelt werden. Auf überregionaler Ebene finden über persönliche Kontakte regelmäßige Treffen statt. Jene werden etwa über die Zeitung „Midgard“, als SFD-Renee-Fanzine verfestigt und ausgebaut.

Diverse (spätere) SFD-Aktivistinnen sind in bundesweiten Neonazi-Netzwerken unterwegs. So Cathleen G. und Bianca B. aus Niedersachsen, Britta M. aus Brandenburg, Katja B. aus Bayern, Michaela Z. aus Baden-Württemberg, Stella P. und Claudia J. aus Berlin und Ute Sch. aus Sachsen.  Als (Mit)Herausgeberin der „Midgard“ wurde u.a. Ines Krause (Berlin) genannt, später wird „Stevie Berisha“ (Barendorf) oder im SFD-Zine „Irmgard“ dann Silvia Berisha (Waddeweitz) genannt – die SFD-Hefte sollen nur an Mitglieder der SFD verschickt werden, sie seien zur Schulung und zum inhaltlichen Austausch der SFD-Frauen gedacht. Nachdem einige „Midgard“-Hefte als jugendgefährdend indiziert wurden entstand das SFD-Heft „Walküre“. Die „Walküre" soll in einer geringen Auflage von rund 50 Exemplaren im direkten SFD-Umfeld vertrieben worden seien.

Die SFD-Frauen sind in Heidelberg, Freiburg, Stuttgart, Gelsenkirchen, Nürnberg, Burscheid, Hamburg, Neumünster und Berlin in Gruppen organisiert. Einen Ableger gab es auch in Österreich.

Als Ende 1992 mit Ines Krause eine der führenden Herausgeberinnen des „Midgard" einen US-Amerikaner heiratete und Deutschland verließ, kam es zu einem Führungswechsel, einer weiteren NS-Politisierung und einem Umbruch innerhalb der SFD. Laut Szeneberichten soll eine Berlinerin aus der Neonazi-Szene die Führung der SFD übernommen haben, die selbst nie Renee gewesen sei und der Skinhead-Szene kaum verbunden sei. Aus der „Skingirlfront Deutschland" (SFD) wurde bald der „Skingirl-Freundeskreis Deutschland" (SFD).

Das internationale Netzwerk von rechten Renee-Gruppierungen

Die SFD ist der deutsche Ableger in dem internationalen Netzwerk von Renee-Gruppierungen der „Women For Aryan Unity“ (WAU). Oberstes Ziel dieser Vereinigung ist der Kampf für die »weiße Rasse« und gegen die »Zionistische Besatzungsregierung« (ZOG). Damit meinen sie nichts anderes, als die Wahnvorstellung einer »Weltverschwörung der Juden«, die hinter dem »korrupten Politsystem der liberalen Weltordnung« steht und »nichts anderes im Sinn hat als die arische Rasse zu zerstören«. In ihren Augen ist diese Verschwörung überall und natürlich kommunistisch gesteuert. Inhaltlich bezieht sich die WAU auf Adolf Hitler, den sie als den »Urvater« betrachtet, der am »konsequentesten für eine arisch reine und disziplinierte Jugend eingetreten ist, während er die niederen Bastarde eindämmte«. Dementsprechend sieht die WAU in »der Rassenmischung den Untergang der arischen Rasse, den es zu verhindern gilt«.

Die WAU ist über ein Netzwerk von regionalen Ortsgruppen weltweit organisiert. Es gibt Gruppen in der Schweiz, Italien, Spanien, Großbritannien und Irland. Der Ausgangspunkt für diese Organisierung ist aber in den USA und Kanada zu suchen. Von dort kommt der Großteil des Propagandamaterials und wird weltweit verschickt . Durch den Ausgangspunkt der Aktivitäten der „Women For Aryan Unity“ kommt auch ihr Hintergrund, der Ku Klux Klan zum Vorschein. Die WAU ist die Schwestergruppe des „Aryan Resistance Movement“, einer Klan-Gruppe, die zum Großteil aus militanten „Boneheads“ besteht. Damit verschafft der KKK den Renees eine eigenständige Organisationsform, neben seiner eigentlichen Frauenorganisation, der „Aryan Women's League“. Inhaltlich unterscheiden sich diese beiden Gruppen kaum, nur durch die Tatsache, daß sich die Renees separat organisiert haben.

Ein Ziel des KKK in Bezug auf Frauenpolitik ist, daß »arisch bewußte« Frauen mehr Kinder kriegen sollen. Hintergrund dafür ist in ihren Augen die degenerierte Gesellschaft, deren Kinder durch die "Propaganda von ZOG" und die "Rassenmischung" debil seien. Durch die Gemeinschaft »arischer« Großfamilien soll dem entgegengesteuert werden und der Geist der »arischen Rasse« wieder wachsen, bis er groß genug sei die »ZOG-Welt« zu zerstören. Resümee des ganzen ist also, »arisch reine« Kinder zu züchten, um eine "Volksgemeinschaft" zu produzieren, in der allen anderen Menschen, die nicht den »arischen Idealen« entsprechen, die Lebensberechtigung abgesprochen wird. Selbstverständlich treten sie deswegen auch gegen Abtreibungen ein – bei deutschen Frauen, versteht sich. Deutlich macht dies auch der Leserbrief von Kalle K. in der »Volkstreue« Nr. 3: »Ferner finde ich es gut, daß Du Dich für den Schutz des ungeborenen Lebens einsetzt. Es gibt nichts größeres, als sich für den Fortbestand der deutschen Rasse einzusetzen.«

Eine »Anti Frauen Organisation«

Die Schlußanekdote zur rechten Renee-Organisierung ist die Gründung einer „Gegenorganisation“, die „Anti Frauen Organisation“ (AFO). Initiator dieser Idee ist der ehemalige FAP-Funktionär Dieter Riefling (Oer-Erkenschwick). Riefling ist auch in seinen eigenen Reihen unter dem Spitznamen »Miesling« bekannt. Er war Herausgeber von »Der Aktivist« (FAP) und muß sich deswegen momentan mit einem Verfahren wegen Volksverhetzung beschäftigen. Aber auch so hat der Mann scheinbar einige Enttäuschungen zu viel in seinem Leben hinnehmen müssen. Glaubt man den Neonaziverlautbarungen löste sich seine Musikprojekt „Die wahre Pracht“ (D.W.P.) auf, just zu dem Zeitpunkt als ein Plattenvertrag angeboten wurde. Dann kam es zum Bruch mit der FAP und kurze Zeit später wird der gelernte Bäckersgehilfe arbeitslos. Als ob das nicht schon genug der Schicksalsschläge gewesen wäre, verließ ihn offenbar seine Ehefrau „Dany“ und läßt sich scheiden. Ironischerweise war ausgerechnet der neonazistische „Mädelbrief“ als Publikation der FAP-Frauenschaft unter Schriftleitung von Sabine Heidel (geb. Sabine Wasilewski) aus Hannover zuletzt von Dajana „Dany“ Riefling (geb. Dajana Pahlke) zunehmend zu einem Fanzine für rechte Renees umgestaltet worden. Für die Renees von der SFD kommentierte Nowicki seine Aktion postwendend abwertend mit »...du geile Sau«. Auf diese Kritik hin verkündet Riefling die AFO in „Anti Schlampen Aktion“ (ASA) umzubenennen „damit sich die paar guten Mädels nicht angesprochen fühlen“. In Wirklichkeit unterstütze er ja die SFD und aus seinen eigenen schlimmen Erfahrungen heraus habe er sich ja nur dem Kampf gegen „Schlampen und Huren“ in der Bewegung verschrieben. Riefling ist kein Einzelfall - auch der Sänger der Nürnberger Neonazi-Band „Radikahl“ unterstützt die AFO und kommentierte das Votum der SFD gegen die „Anti Frauen Organisation“ nach dem Motto »Mann muß sich eben emanzipieren!«.

  • 1Hinter dem Pseudonym „B. M. Lunder“ soll sich der Herausgeber eines deutschen Skinheadfanzines verbergen.
  • 2Die SFD im Neonazi-Fanzine "Frontal" Nr. 5