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Neonaziterror in Uelzen (Niedersachsen)

Von: Autonome Gruppe Uelzen Freundinnen und Freunde

(Symbolbild/Dokumentation)

Am 5. August 1993 wurde der lokale Antifaschist Olaf zum wiederholten Male von Neonazis angegriffen. Gegen 19.45 Uhr ging er vom Bahnhof zu seinem PKW. Als er gerade ins Auto einsteigen wollte, bemerkte er zwei Personen hinter sich. Er drehte sich um und einer der beiden Vermummten stach sofort mit einem Messer zu. Olaf konnte fliehen. Kurze Zeit später bemerkte er, daß er verletzt war, eine Schnittwunde links oberhalb der Hüfte. Er hatte viel Glück, keine schwerere Verletzung erlitten zu haben.

Dieser Angriff war ein gezielter Mordversuch von Neonazis. In den letzten vier Jahren wurde Olaf mehrmals von Neonazis überfallen und zusammengeschlagen. Zweimal mußte er deshalb ins Krankenhaus. Das Haus seiner Eltern wurde mehrfach mit neonazistischen Parolen und Zeichen beschmiert oder Fenster eingeworfen. Regelmäßig kleben Aufkleber von neonazistischen Organisationen am Haus und auch das Auto wurde mehrere Male aufgebrochen und beschädigt. Olaf und seine Familie wurden telefonisch beleidigt und bedroht. Olaf erhielt auch konkrete Morddrohungen. Wie sich gezeigt hat, sind diese ernst zu nehmen.

Maßgeblich dürften die lokalen Strukturen der „Nationalistischen Front“ (NF) um Sönke H. an dem Terror beteiligt sein. Immer wieder taucht bei den Übergriffen das Symbol der NF auf. Der Uelzener NF-Aktivist Sönke H. und die regionalen Neonazi-Strukturen um Torben St. sollen auswärtige Neonazis, z.B. aus Braunschweig, Gifhorn, Lüneburg oder Hamburg nach Uelzen, um hier aktiv zu werden.

Im hiesigen Bundesland (Niedersachsen) fand auch der „Parteitag" der NF statt. Am 27. Juni 1992 wurde in Hetendorf (Niedersachsen) als deren Vorstand Meinolf Schönborn (Detmold), seinen Stellvertreter Thorsten Schibblock (Bremen), als 2. Stellvertreter Eckhard "Theo" Scholz (Braunschweig), als Beisitzer Thorsten Wiedau (Delmenhorst) und als Beisitzer und zentralen Kassenwart Stephan Pielert (Daun) gewählt.

Mit dem Fanzine „Der Neue Tag" aus Bleckede soll die örtliche NF-Struktur schon vor einigen Jahren eine eigene Publikation und Finanzquelle etabliert haben. Der Markt in der Region scheint hierfür recht groß zu sein. So brachten drei Lüneburger Brüder gleich drei Neonazi-Skin-Fanzines mit heraus. 1985 erschien der „Hezzer" der „Sachsenfront Nord" von Hans Grewe, es folgte Michael Grewe der ab 1986 im Neonazi-Heft „Kahlschlag" mitschrieb und schließlich Sven Grewe, der ab 1989 den „Eisenschädel" herausgab.

Olaf ist seit mehreren Jahren in antifaschistischen Zusammenhängen in Uelzen politisch aktiv. Dieses Engagement ist teil seines Kampfes für ein selbstbestimmtes Leben und eine herrrschaftsfreie Gesellschaft, die auf Menschlichkeit, Gleichheit und Solidarität basiert. Zur Zeit ist die Situation so, daß Olaf nicht mehr alleine und unbewaffnet auf die Straße gehen kann. Schon seit über einem Jahr ist er nur noch mit dem Auto unterwegs. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß ist es zu gefährlich für ihn geworden. Zweimal mußte er wegen des Terrors die Schulausbildungen abbrechen. Auch zu Hause ist er wegen der wiederholten Angriffe nicht sicher. Am 18. Juli 1993 wurde er direkt vor der Haustür von einer Gruppe Neonazis angegriffen und zusammengeschlagen. Zur Zeit wohnt er nicht zu Hause, um seine eigene und die Sicherheit seiner Familie zu gewährleisten. Besonders für diese macht sich der permanente Terror bemerkbar, die ständige psychische Belastung führt auch zu gesundheitlichen Schäden.  Zeigen wir ihnen unsere Solidarität. Wir müssen dem Terror unseren aktiven Widerstand entgegensetzen und eine starke und lebendige antifaschistische Bewegung aufbauen.

Nachtrag AIB: Der 18 Jahre alte Hans–Peter Zarse wurde am 12. März 1993 in der Nähe von Uelzen (Niedersachsen) von seinem Neonazi-Kumpan – einem Mitglied der rechten Szene in Uelzen - erstochen. Bei einer gemeinsamen Fahrt war das Moped wegen eines Motorschadens liegen geblieben. Es kam zum Streit über die Panne. Der Täter gilt bei den Ermittlern als „Anführer einer rechtsextremen Skinhead–Gruppe“.

Die Taz-Bremen berichtet im August 1993 ein zur rechten Skinhead-Szene von Uelzen gehörender 17jähriger habe am 22. Juli 1993 einen 16 Jahre alten Realschüler aus Lüneburg getötet. Der nun wegen Mordverdachts verhaftete Berufsschüler wird außerdem beschuldigt im Frühjahr einen Molotow-Cocktail in die als Flüchtlingsunkunft genutzte Turnhalle einer Realschule geworfen zu haben.

In der Nacht zum 24. Oktober 1993 schoß in Lüneburg ein 45jähriger Deutscher aus rassistischen Motiven mehrmals auf eine Gruppe von MigrantInnen. Ein Libanese wurde im Rücken getroffen und schwer verletzt.