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Konzerte für Neonazi-Skinheads

Einleitung

Im Jahr 1989 kam es zu einer Reihe von Live-Konzerten mit rechten Skinhead-Bands in Deutschland.

Symbolbild

RechtsRock Konzert mit Neonazi-Skinheads

Vergleichsweise harmlos für die Veranstalter endete am 17. Juni 1989 ein großes rechtes Skinheadtreffen in dem kleinen Ort Nieheim (Kreis Höxter/Niedersachsen). In der 3.000 - Einwohnergemeinde versammelten sich rund 700 rechte Skinheads und Neonazis aus dem ganzen Bundesgebiet, Westberlin und aus Österreich. Anlass war ein Konzert, bei dem drei rechte Skinheads Bands spielten. Dazu vergab die Gemeindeverwaltung wie selbstverständlich ihre Stadthalle per Mietvertrag an die rechten Skinheads. Initiator soll der Skinhead Thorsten Krekeler („Cräcker“) aus Höxter1 gewesen sein, der bereits zum dritten Mal in der Region ein rechtes Skinhead Konzert organisierte. Er gilt als Herausgeber des Skinhead Fanzines „Der Kampftrinker“.

Bei dem Konzert in Nieheim sorgten die RechtsRock-Bands „Endstufe“ aus Bremen, „Commando Pernod“ aus Hamburg-Bergedorf, „Kahlkopf“ aus Bad Homburg und „Werwolf“ aus Gütersloh für eine neonazistische Ausrichtung.1 Das „Event“ wurde zudem als ein Konzert von der englischen RechtsRock Band „Skrewdriver“ („Break the Chains“-Tour) auf deutschem Boden beworben. Nach Ende des Konzerts mussten Polizeikräfte die Stadthalle räumen, in der die BesucherInnen nach exzessivem Alkoholgelage massiv randalierten. Die Polizei beschränkte sich auf Personalien-Feststellungen, Festnahmen gab es keine. An den Wänden der Stadthalle prangten mehrere Hakenkreuze und NS-Parolen, darunter z.B. der Satz "Kauft nicht bei Juden". Der Sachschaden in der Halle betrug nach Angaben des Bürgermeisters 10.000 Mark. Unter anderem wurde der gesamte Parkettfußboden zerstört. Der Bürgermeister hatte sich vor der Veranstaltung an die Polizei gewandt. Diese habe jedoch keinerlei Bedenken gegen das Konzert geäußert.

Auch ein vergleichbares Konzerte in Mindelheim im Allgäu am 1. April 1989 mit (rechten) Skinhead-Bands mündete in Schlägereien und Verwüstungen und das Publikum von rund 800 (rechten) Skinheads feierte die Musiker mit „Sieg-Heil“-Rufen. In Konzert-Berichten werden als Live-Auftritte die (rechten) Skinhead Bands „Endstufe“, „Kahlkopf“, „Noie Werte“, „Voll die Guten“, „Vortex“, „Commando Pernod“ und „Boots & Braces“ genannt.2 Das Konzert in der Mindelheimer Kolpinghalle soll nach Berichten aus der Szene u.a. von dem lokalen Skinhead-Aktivisten Norbert Lecheler und von Steffen Hammer von der RechtsRock-Band „Noie Werte“ veranstaltet worden seien.3

Bereits am 4. März 1989 fand in Rolfzen bei Höxter ein (rechtes) Skinhead-Konzert mit den Bands „Vortex“ aus Hameln und „Kahlkopf“ statt. Auch hier wurden „Sieg Heil“-Rufe angestimmt. Im Laufe des Konzertes prügelten sich Skinheads mit Neonazi-Skinheads.4 . Der Vortex Sänger Bernd Engel wurde von dem Möllner Neonazi-Skinhead Stefan J. („Wöbbel“) wegen einem Ska-T-Shirt angegriffen.5

Am 14. Oktober 1989 spielten die Neonazi Skinhead-Bands „Commando Pernod“ und „Peggior Amico“ (Italien) ein Konzert in einer Kiesgrube in Hamburg-Hollenstedt. Hier prügelten sich deutsche und italienische Neonazi-Skinheads aus nationalistischer Feindschaft.6 Als Veranstalter sollen laut Berichten aus der Szene auch die Brüder Michel Grewe und Sven Grewe aus Lüneburg aufgetreten sein, die die Fanzines "Eisenschädel und "Kahlschlag" herausbrachten.

  • 1a1bVgl.: „Der Kampftrinker“ Nr. 4
  • 2Vgl.:  „Voice of Esslingen“ Nr. 3, 1989 und „Kraft durch Froide“ Nr. 5
  • 3Vgl. „Alex & Co“ Nr. 1
  • 4„Kraft durch Froide“ Nr. 5 und „Clockwork Orange“ Nr. 13
  • 5Vgl.: „Der Kampftrinker“ Nr. 1
  • 6„Der Kampftrinker“ Nr. 5