Rechte Hochburg Dahme-Spreewald
Aus der Region Dahme-Spreewald in Brandenburg erreichen uns immer wieder Meldungen zu Groß-Aufmärschen, Brandanschlägen und Morden von Neonazis.
Neonazi-Aufmarsch in Halbe 1993 angemeldet
In den Jahren 1990 und 1991 pilgerte fast das gesamte neue und z.T. auch alte NS-Spektrum zum Soldatenfriedhof von Halbe (Brandenburg). Letztes Jahr wurde der Aufmarsch und die angekündigte Antifa-Demonstration vor Ort verboten und Halbe wurde weiträumig von der Polizei abgeriegelt. Es fanden nur kleinere Ersatzkundgebungen statt. Ursula Schaffer aus Berlin, hat als Vorsitzende der "Berliner Kulturgemeinschaft Preußen" (BKP) für den Volkstrauertag, dieses Jahr am 14. November, wieder einen Neonazi-Aufmarsch angemeldet.
Brandanschlag in Dolgenbrodt
Bereits im März dieses Jahres berichtete das Antifaschistische Infoblatt (AIB), daß die Brandstifter vom November 1992 auf das gerade fertig gestellten "Asylheim" in Dolgenbrodt, in den Reihen der Bevölkerung vermutet werden. Im August 1993 wurde es dann offiziell und konkreter: Der 21-jährige Neonazi Silvio Jankowski aus der Kreisstadt Königs-Wusterhausen hatte zuvor damit geprahlt, daß er und ein paar Freunde für 2.000 DM Belohnung »die Lösung des Problems organisiert« haben. Jetzt sitzt der Anhänger der "Nationalistischen Front" (NF) in Untersuchungshaft.
Gar nicht erfreut darüber waren diejenigen Dolgenbrodter, die den Brand in der örtlichen Gaststätte gefeiert und offensichtlich für die Belohnung gesammelt hatten. Einmal in der Öffentlichkeit unter Druck geraten, versuchten sie die Schuld auf Laubenbesitzer aus Berlin abzuwälzen und die Bürgermeisterin Ute Preißler übte sich in profanen Ausflüchten, doch keiner wollte ihr mehr glauben. Zumal sie aus ihrer Einstellung gegenüber Flüchtlingen auch kein Geheimnis machte. Sie räumte ein, daß niemand im Dorf das Asylheim wollte und keiner über den Brand traurig war. »Aber deswegen sind wir doch nicht lauter Nazis.« Die Ermittlungen richten sich angeblich auch gegen einen lokalen Blumenhändler, den Neonazi Marko S. und dessen Vater.
Das "keine Nazis" soll wohl auch für den Besitzer des Anwesens gelten, der in Sichtweite der ausgebrannten Baracke, die Reichskriegsflagge wehen ließ. Der Fahnenwart Armin Sch. und seine Nachbarn machten sich über die Polizeibeamten lustig, die auf Anweisung des Potsdamer Innenministeriums nach Bekanntwerden der Hintergründe des Brandes die Fahne vom Fahnenmast herunterholen mußten.
Die Zeitung »News« zitierte in ihrer Reportage über die Biedermänner von Dolgenbrodt einen gewissen »Professor Dr. Georgiev, Internist und Präsident der Freien Universität Berlin«: »Ich lebe schon seit 27 Jahren hier. Da gibt es keine Ausländerfeindlichkeit. Aber wissen sie - wir haben gehört, daß in dieses Heim ausschließlich Roma und Sinti gekommen wären. Und von denen sind sicher 80% kriminell.« Der aus Bulgarien stammende Prof. Dr. med. vet. Shoro Georgiev ist zwar nicht Präsident der FU, aber dafür, laut Vorlesungsverzeichnis 1993 der FU »wissenschaftlicher Mitarbeiter am Tierklinikum (Berlin) Düppel, in den Bereichen Tierschutz, Verhaltenslehre und Versuchstiere.«
Mord bei Königs-Wusterhausen ?
Am 26. Mai 1993 wurde der 25-jährige Biker Jeff Dominiak von den »Dotsch-Riders« von dem Neonazi Daniel K. auf der Autobahn »fahrlässig getötet«, wie aus den anfänglichen Ermittlungsunterlagen der Staatsanwaltschaft hervorgeht. Jeff war zusammen mit einem Kumpel auf der Autobahn Dresden-Berlin unterwegs, als ihn der angetrunkene Daniel K. mit einem kurz zuvor geklauten Audi 100 zweimal anfuhr. Als Jeff das beschädigte Motorrad an der Raststätte Waldeck ausrollen ließ, gab Daniel K. nochmal Gas und fuhr Jeff nieder. Daniel K. wohnt in der Nähe von Jeff und kannte den Besitzer des Honda-Choppers vom Sehen. Jeffs Vater ist Ägypter und auch Jeff hatte eine dunkle Hautfarbe. Er war ein Idol der Motorradszene gewesen und einst Hauptdarsteller "Sauly" der DEFA-Filmes »Bockshorn«. Etwa 250 Biker erschienen zur Beerdigung und sammelten Geld, damit der Vater sich einen Anwalt für die Nebenklage nehmen kann. Anfänglich weigerte sich die Staatsanwaltschaft wg. Mordes oder auch nur Totschlags zu ermitteln, doch auf Grund öffentlichen Drucks wird jetzt doch wegen Totschlages bzw. Mordes ermittelt.
Neonazi-Organisierung
Bereits bekannt geworden ist, daß sich der Neonazi Carsten Szczepanski aus Königs Wusterhausen bereits im Februar bei dem sogenannten »Gebietsbeauftragten der Gefangenenbetreuung Mitteldeutschland der HNG«, Maik Hampel aus Oranienburg, für die Arbeit des »Gefangenenbetreuers« gemeldet hat. Szczepanski, Neonaziskinhead und sog. »Grand Dragon« der »White Knights of the Ku Klux Klan«-Berlin, will den Gefangenen monatlich sein Fanzine sowie Briefmarken und allgemeine Verhaltensweisen für "eingesperrte Kameraden" zuschicken. Nicht untätig organisierte er nun im Juni für seine noch frei herumlaufenden Neonazifreunde ein "Skinheadtreffen" im Brandenburgischen Prieros. Bis zu 600 Neonazis kamen zum Saufen mit Livemusik. Die Potsdamer Staatsanwaltschaft leitete daraufhin Ermittlungen gegen ihn wegen »Verdacht auf Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen, Volksverhetzung und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz« ein. Allerdings erst auf Druck der Öffentlichkeit, versteht sich.