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Der Westberliner Landesparteitag der Republikaner

Einleitung

Am 20. August 1988 trafen sich Westberliner "Die Republikaner"-Mitglieder im ICC zu ihrer Delegierten Versammlung um einen Vorstand und eine Kandidatenliste zu wählen.

Der Westberliner REP-Kandidat Peter Bartsch (links) und der REP-Vorsitzende Franz Schönhuber.

Neuer Berliner REP Vorstand

Die 46 stimmberechtigten Delegierten und etwa 20 weitere Mitglieder erwarteten den Auftritt ihres Bundesparteiführers Franz Schönhuber. Er sollte dem von Führungskrisen geschüttelten REP-Landesverband Mut zusprechen und die Kandidatur absegnen. Die Aufstellung der REP-Kandidatenliste ist von der Polizei „störungsfrei“ gegen antifaschistische Proteste gewährleistet worden. Es war schließlich vorauszusehen, das ihr 37jähriger Kollege Bernhard Andres zum Landesvorsitzenden und Spitzenkandidaten gewählt werden würde.

Doch wegen Unstimmigkeiten bei der Stimmauszählung musste der REP-Landesschatzmeister Hermann Voss die Wahl ein mal wiederholen lassen.
Als stellvertretende Landesvorsitzende wurde Alexandra Kliche gewählt. Ein Posten im Landesvorstand und der 2. Listenplatz fiel an den rechten Aktivisten Carsten Pagel, der zuvor die CDU-Jugend „Junge Union“ (JU) verlassen hatte. Auch Michael Häusler wurde in den Berliner REP-Vorstand gewählt.

Berliner REP Wahlliste aufgestellt

Der Polizeibeamte Bernhard Andres führt jetzt die Liste der 16 gewählten Kandidaten für die Abgeordnetenhauswahl im Januar 1989 an. Auf der REP-Wahlliste sollen auf den „Spitzenplätzen“ antreten: Der Polizist Bernhard Andres, der Jurist Carsten Pagel, der Film-Regisseur Michael Häusler, der Kaufmann Richard Miosga, Peter Rieger, der „Erfinder“ Wolfgang Bogen, der Kaufmann Rudolf Kendzia, Artur Göllner, der Polizist Frank Degen, der Sozialversicherungsfachangestellte Peter Bartsch und der Industrie-Kaufmann Hermann Voss.

Wolfgang Bogen ist eine Art Vorzeige-Kandidat auf der REP-Liste.1 1976 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1977 die "Rudolf-Diesel-Medaille" in Silber des "Deutschen Instituts für Erfindungswesen". Er gilt als Entwickler der "Fibonacci-Börsenzyklik" zur Analyse der Zyklen beim DAX, Dow und Gold.2 Er ist seit 1951 Inhaber einer Firma für Tonband- und Magnetbandgeräte („Elektrogerätebau Wolfgang Bogen“ später „Wolfgang Bogen GmbH“) und war zeitweilig auch ein Mitglied des "Wirtschaftsrates der CDU".

Nicht ganz so vorzeigbar ist Rudolf Kendzia. Rudolf Kendzia stammt aus der "Nationaldemokratischen Partei Deutschlands" (NPD) und wurde beim NPD-Bundesparteitag 1967 in Hannover als Beisitzer in den NPD Bundesvorstand gewählt. Anfang November 1967 wurde er im "Bundesplatz Casino" (Berlin-Wilmersdorf) zum NPD-Landesvorsitzenden in West-Berlin gewählt. Im Oktober 1968 beschloß er allerdings aus Angst vor einem NPD-Verbot in Westberlin gemeinsam mit dem NPD-Bundesvorsitzenden Adolf von Thadden die Berliner NPD aufzulösen.3 Auch Rudolf Kendzia soll zeitweilig dem "CDU Wirtschaftsrat" angehört haben.

Der REP-Funktionär Michael Häusler soll als Kameramann und Regisseur auch für die Jugendförderung in Neukölln tätig gewesen sein, um medien-pädagogische Projekte mit Kindern und Jugendlichen  zu veranstalten.

Die endgültige Entscheidung über eine Berliner REP-Wahlteilnahme will sich der REP- Bundesvorstand jedoch bis zu seiner Zusammenkunft am 3. und 4. September 1988 in Nürnberg vorbehalten. 

Vom BDI zu den REPs ?

Überhaupt waren viele bekannte Gesichter der extremen Rechten Westberlins zu sehen, diese nun geschniegelt, da sie bei der „rechten Alternative“ neue Aufstiegschancen für ihre Karriere sehen. Am Eingang des ICC sollen sich laut Beobachtungen von Presse-Vertretern einige Vertreter aus rechten bis neonazistischen Kreisen die Klinke in die Hand gegeben haben. Demnach wurde der Vorsitzende der „Bürgerinitiative Demokratie und Identität“ (BDI), Werner Deutsch, und der Redakteur der neonazistischen Zeitschrift „Sieg“ Wolfgang Wilkening von JournalistInnen vor Ort gesehen. Der als BDI-Aktivist bekannt gewordene Fritz B. trat hier nunmehr als eine Art Unterstützer der REP-Aktivisten auf. Die „BDI“ hatte ihre demokratische Maske bereits eingebüßt als AntifaschistInnen mit einer Recherche-Broschüre ihre Kontakte zu der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) und der neonazistischen „Deutschen Jugendinitiative“ (DJI) problematisierten. Ihr Treffpunkt war lange Zeit das Restaurant „Falcos Clubhaus“ in Steglitz. Im März 1987 konnte ihr gemeinsamer Versammlungsort von AntifaschistInnen aus verschiedenen Gruppen in einer gemeinsamen Aktion erfolgreich blockiert werden.

Protest schwer möglich

Vor dem „Internationalen Congress Centrum“ (ICC) war schon zwei Stunden vor Beginn des Parteitages ein dichter „Grünstreifen“ von vollbesetzten Polizeitransportern aufgezogen worden. Gegen 9 Uhr morgens versammelten sich 300 AntifaschistInnen auf der gegenüberliegenden Straßenseite des ICC. Die Polizei gestand ihnen nicht mehr Raum zu. Ein Vorgehen wie bei der Kundgebung gegen die "DVU-Liste D" wurde so von vorneherein unmöglich gemacht. Unter vielen Transparenten mit antifaschistischen Losungen fand eine Protestkundgebung statt. Aus den Kreisen der REPs versuchte Torsten Witt die antifaschistische Versammlung auszuspähen. Danach formierte sich ein Demonstrationszug, der von Polizeibeamten eingekeilt wurde. Obwohl unterwegs viele hundert Anti-REP- Flugblätter verteilt werden konnten, kam angesichts der provozierenden Polizeistrategie keine echte Außenwirkung zustande.

  • 1Vgl. Herrmann A. L. Degener, Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Band 26, Schmidt-Römhild, 1987, S. 132.
  • 2Vgl. "Horror gegen Honorar", in der "Wirtschaftswoche" vom 10. April 1987.
  • 3Der Berliner NPDler Philipp Gölles (ehemaliger Aktivist der "Aktionsgemeinschaft 17. Juni") klagte erfolgreich vor dem Berliner Landgericht gegen dies Entscheidung.