Berlin: Wahlwerbefilm der Republikaner in der Analyse
Wir wollen hier mit einer kurzen Analyse des Berliner REP-Wahlkampfspots aufzeigen, wie die REP-Propaganda wirkt.
"Spiel mir das Lied vom Tod" ?
Der Werbespot stand den Berliner REPs wie allen anderen Parteien auch als kostenlose Werbezeit in Funk und Fernsehen zur Verfügung. Laut Informationen aus Berliner REP-Kreisen soll vor allem der Berliner REP-Funktionär Michael Häusler für den Film verantwortlich gewesen sein. Er soll demnach bei der Produktion unter anderem von Bernhard Andres (Berliner REP Vorsitzender) und Alexandra Kliche (Stellvertretende Berliner REP Vorsitzende) unterstützt worden sein.
Hinter den rein technischen Mängeln des ausgeklügelten Films, verbirgt sich eine Ideologie, die bei der oberflächlichen Betrachtung sehr leicht übersehen werden kann. Ein wichtiges Gestaltungsmoment des Fernseh-Spots ist, daß Bild und Kommentar zeitlich versetzt sind. Das heißt, wir sehen Bilder aus einem vermeintlichen Westberliner (Kreuzberger) Alltag, die erst viel später durch den REP- Landesvorsitzenden Bernhard Andres in propagandistischer Weise interpretiert werden. Der Sinn dieser Trennung von Bild und Kommentar entspricht der REP-Strategie von der Zurschaustellung einer demokratischen Fassade, hinter der sich extrem rechte und rassistische Inhalte verbergen. Wäre der Kommentar direkt auf die Bilder gesprochen, wäre die Parallele zu nationalsozialistischen Propagandafilmen vermutlich zu eindeutig gewesen.
Wir lassen Bild und Ton nocheinmal ablaufen. In den Klammern sind unsere Anmerkungen, in den /-Strichen die Bildschnitte angegeben. Bild: (schwarz-weiß) Eine Straße in Berlin unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg, Trümmer, fast menschenleer, ein einsamer Radfahrer fährt durchs Bild. Ton: Titelmelodie aus "Spiel mir das Lied vom Tod"1 Szenenwechsel: (Farbe) - die Straße heute / Reklame der Berliner Morgenpost, das Europacenter im Hintergrund, der Mercedesstern / ein Neubauviertel in der Kleiststraße / die Gedächtniskirche (alles mehr oder weniger leer, ohne oder nur mit wenigen Menschen, doch die kommen jetzt: und zwar aus der linken oberen Bildecke).
Szenenwechsel: "Haßkappen"2 , viele, ganz nah, sie laufen durchs Bild nach rechts unten / Ein Graffiti: "Hafenstraße bleibt - Kreuzberg kämpft" / noch mehr "Haßkappen" jetzt schneller laufend, wieder von links nach rechts unten. (Von links kommt immer das Böse in diesem Streifen). Ein Graffiti: "Polizei/SA/SS Kahrolsun..."/ Nollendorfplatz, 11.6.1982, Autonomen-Demonstration gegen den Reagenbesuch, ein Mercedes wird umgekippt / Tränengasschwaden / Der Mercedes brennt jetzt / "Haßkappen" sind verschwunden, nur noch Steine auf dem Platz, Polizeiwannen im Hintergrund (machtlos). Ton: weiter "Spiel mir das Lied vom Tod".
Szenenwechsel: Arbeitsamt (groß eingeblendeter Schriftzug über dem Eingang) / Arbeitsamtseingang in dem Menschen verschwinden (auch sie kommen von links).
Szenenwechsel: Reklameschilder von türkischen Geschäften (Juwelier, Bank, Reisebüro, Restaurant,- in schneller Schnittfolge) Ein Markt am Kottbusser Tor, ein türkisches Ehepaar geht mit Einkaufstüten über die Straße (von links nach rechts) / Ein Mann, lange Haare mit Ledermütze und Sonnenbrille läuft durchs Bild (von links nach rechts), ein Punk mit Irokesenhaarschnitt im Hintergrund dreht sich kurz um (er hat was gegen die Kamera - gegen REPs). / Immer noch Kottbusser Tor. Eine als Braut geschmückte Puppe sitzt auf der Kühlerhaube eines neuen Mercedes - eine türkische Hochzeit / Türkische Kinder stehen an der Straßenkreuzung vor Kaisers und laufen dann durchs Bild (von links nach rechts). Ton: immer noch "Spiel mir das Lied vom Tod".
Szenenwechsel: Groß im Bild eine Armbeuge in der eine Fixer-Nadel steckt. Kameraaufzug bis zu erkennen ist, daß es sich um eine tote Fixerin handelt, (nachgestellte Szene) / schwarzes Holzkreuz an der Mauer.
Szenenwechsel: Das Haus am Checkpoint Charly / Kamera (schwenkt noch von links nach rechts) folgt einem Ausflugsschiff auf dem Kanal und bleibt auf der Mauer mit dem dahinterstehenden Wachturm stehen / noch ein Mauerbild / (jetzt ändert sich die Filmrichtung, Kamera schwenkt von rechts nach links) weiße Kreuze an einem Zaun vor der Mauer bis auf ein größeres schwarzes Kreuz mit Kranz, Aufzug auf dahinterliegende Mauer mit Wachturm. Ton: "Spiel mir das Lied vom Tod" bricht jetzt ab.
Harter Szenenwechsel: Wohnzimmer, der REP-Landesvorsitzender Bernhard Andres (dessen Name weder genannt noch irgendwann eingeblendet wird) sitzt auf der Couch und kommentiert: "Meine Damen und Herren, Bilder unserer Stadt, mit Blut, Schweiß und Tränen wurde Berlin von unseren Alten wieder aufgebaut Überfremdung, Wirtschaftsasylanten, Chaoten, Rauschgiftsüchtige und die unsägliche Teilung der Stadt sind Auswüchse der bisher hier geleisteten Politik" (Harter Schnitt in "Froschperspektive" er sieht jetzt von oben auf den Zuschauer herab) "Bundeswehrdrückeberger, Leistungsunwillige und Spekulanten tummeln sich in einer nicht zu vertretenden Größenordnung in Berlin". (Schnitt auf die vorherige Einstellung) "Für die politische Umkehr, für Rechtstaatlichkeit, Ehrlichkeit und Patriotismus. Für eine Demokratie, die sich nicht selbst zerstört. Dafür stehen wir ein. Erleben Sie uns hautnah, am 18. Januar im ICC bei unserer Großveranstaltung mit dem Bundesvorsitzenden Franz Schönhuber. Wählen Sie am 29. Januar konservativ, wählen Sie Republikaner, denn man kann wieder wählen", (Schnitt: Bernhard Andres in Nahaufnahme, Kameraaufzug auf Gruppenbild der REP- KandidatInnen - während dieses Aufzugs erhebt sich sein rechter Arm) "Und so wie wir denken, denken immer mehr".
Mit der Musik der sinfonischen Dichtung "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauß beginnt die Schlußsequenz des Spots. Zarathustra ist bei Friederich Nietzsche (dessen Philosophie einen starken Einfluß auf die "Neue Rechte" hat) das Sinnbild des Übermenschen. Der Schluß ist an eine Szene aus dem Science-Fiction-Film "2001 - Odyssee im Weltraum" aus dem Jahr 1968 angelehnt. Dort suggeriert die Szene, zur gleichen Musik, die Rettung in der Unendlichkeit des Universums.
Im REP-Spot sehen wir zu der Musik die Skyline der Innenstadt als finstere stilisierte Schatten im Gegenlicht der warmen aufgehenden Sonne. Hier wird die religiöse Lehre Zarathustras, nach der der gute Geist (das Licht) den bösen Geist (die Finsternis) am Ende aller Tage besiegt und ein ewiges Reich gründet, bildlich interpretiert. Nach Zarathustra kann nur der erlöst werden, der das Licht in seinem Kampf gegen die Finsternis unterstützt. Aus dem Zentrum der Sonne (des Lichts) kommt der Schriftzug: "Man kann wieder wählen. Die Republikaner" nach vom, bis er die ganze Breite des Bildschirms eingenommen hat.
Wer die nationalsozialistischen Propagandafilme, oder auch nur Ausschnitte davon, kennt und sich den Kommentar des Polizisten und REP-Politiker Bernhard Andres über die davor gezeigten Bilder legt, dem werden Ähnlichkeiten in Erinnerung gerufen. Andres spricht von "politischer Umkehr". Umkehr wohin? - muss man sich fragen. Zurück zu den Zeiten, in denen Politiker das "Heil" als Rettung verkündeten und das "Böse" (alles was von links kommt) bekämpften um ein ewige s Reich zu errichten?