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Potsdam: Jugendamt förderte "Proissenheads"

Redaktionskollektiv "Was geht ab?" (Gastbeitrag)
Einleitung

Das Potsdamer Jugendamt hat über mehrere Jahre die Neonaziband "Proissenheads" um deren Sänger Uwe Menzel gefördert.

Uwe Menzel Proissenheads
(Bild: Exif-Recherche/Archiv)

Uwe Menzel mit Proissenheads bei einem der ersten Konzerte der Hammerskins Berlin am 24. Mai 1997

Spätestens 1993 gründete Uwe Menzel die RechtsRock-Band "Proissenheads", in der er als Sänger fungiert. Als weitere Bandmitglieder wurden die Potsdamer Neonazi Ilja Schartow und Christian Wenndorff bekannt. Die Band hatte von mindestens 1994 bis April 1998 im "Club 18" des Plattenbauiertels "Am Stern" einen Proberaum genutzt und organisatorische sowie technische Hilfe erhalten.

Seit 1996 tritt der Sänger Uwe Menzel, der bis 1992 den Kreisen der "Nationalistischen Front" (NF) angehörte, regelmäßig mit seinen »Kameraden« bei z.T. illegalen Konzerten der Neonazi-Szene auf.

Die Band "Proissenheads" und Uwe Menzel werden dem Kreis der "Blood & Honour Sektion Brandenburg" bzw. der "Blood & Honour Sektion Nordbrandenburg" zugerechnet.

Bekannt wurden mittlerweile diverse Auftritte quer durch das Land. Am 15. Juni 1996 spielte "Proissenheads" im Gasthof "Hufeisen" in Ramsla (Thüringen) gemeinsam mit "Dragoner" (Weimar). Das Konzert wurde wegen zahlreicher "Sieg Heil"-Rufe von der Polizei beendet. Problemlos verlief ein Konzert am 1. Juni 1996 in Lokal "Heinrichsbrücke" in Gera (Thüringen) gemeinsam mit "Oidoxie" aus Dortmund und "Volkstroi" aus Beeskow. Es folgte ein Auftritt bei einem "Blood & Honour"-Konzerte in Leisning am 8. Februar 1997 und ein Auftritt der "Proissenheads" bei einem der ersten Konzerte der "Hammerskins" in Berlin am 24. Mai 1997. Im Sommer 1997 spielten die "Proissenheads" und die amerikanische Neonazi-Band "Blue Eyed Devils" gemeinsam in Anklam. Es folgten ein Konzert in Brüssow und ein Auftritt am am 17. Januar 1998 in Pirna bei Dresden. Am 16. Mai 1998 spielte Menzels Band bei einem B&H-Konzert in Breitenbrunn.

Diese Konzerte dienen nicht nur der Finanzierung der Szene, sondern stacheln auch zu rassistischer Gewalt auf. Nach dem Konzert in Leisning, welches aufgrund großen öffentlichen Drucks unterbunden wurde, zogen bewaffnete Konzertbesucher zum örtlichen Flüchtlingsheim.

Für das Jugendamt, den Potsdamer Staatsschutz und die Stadtverwaltung in Potsdam offenbar alles im Rahmen der "akzeptierenden Jugendarbeit" vertretbar. "Wir räumten der Gruppe im Rahmen des Projekts ,Band im Klub` diese Möglichkeit ein, wollten rechtslastige Jugendliche integrieren", gab Jugenddezernent Jann Jakobs genüber der Presse offen zu. Nach dem Bekanntwerden der Vorfälle übten sie sich gemeinsam im Verharmlosen und schlossen die RechtsRock-Band erst am 6. April 1998 eher widerwillig aus dem Jugendclub aus.