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Die Kameraden bei der Stange halten

Einleitung

Als »Bindeglied zwischen gefangenen Patrioten und Volksgenossinnen und Volksgenossen« und als strömungsübergreifende Plattform hat die »Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige« e.V. (HNG) heute eine wichtige Rolle im Aufbau und vor allem im Erhalt der Strukturen und Personen des neonazistischen Spektrums.

Im Vorstand der HNG saßen in den letzten Jahren wichtige Kader der Neonaziszene wie Christan Malcoci. Hier als Ordner bei einem Neonazi-Aufmarsch am 1. Dezember 2001 in Berlin.

Die 1979 gegründete HNG ist mit ihren ca. 700 Mitgliedern eine der größten und wichtigsten Organisationen dieses Spektrums. Mittels Gefangenenbetreuung sollen inhaftierte Kameraden bei der Stange gehalten und neue angeworben werden. Durch Knastkameradschaften und die Vereins«mitteilungen« sollen die Gefangenen geschult werden.

Dort heißt  es: »Der politische Kampf ist im Knast nicht beendet - er wird mit anderen Mitteln fortgesetzt. Wer nur in Ruhe seine Tage absitzen will, der vergeudet wertvolle Zeit! Der politische Kampf muß auch im Knast organisiert werden.« Dies tut die HNG. In ihrem monatlich erscheinenden Mitteilungsorgan »Nachrichten der HNG« werden regelmäßig die Adressen inhaftierter Mitglieder und Sympathisanten veröffentlicht, die Briefkontakt wünschen. »Es ist sehr beeindruckend, wie Kameraden aus dem gesamten Reichsgebiet sich um inhaftierte Kampfgefährten kümmern. (...) Der Kampf wird weitergeführt - und diesmal gestärkt durch die Verbindungen zu Kameraden, die ich durch die HNG aufbauen konnte«, schreibt ein HNG betreuter Gefangener. Verziert wird die Liste der kontaktsuchenden Neonazis durch ein Bild von Rudolf Heß, der ihnen als »Symbol der unterdrückten Freiheit in Deutschland gilt«.

In der Gefangenenliste befinden sich Altnazis wie Erich Priebke oder neonazistische Mörder wie Josef Saller. Unter den internationalen Gefangenen findet sich z.B. der Rechtsterrorist Thomas Nakaba. Des weiteren werden regelmäßig Briefe von Inhaftierten an die HNG, Rechtshilfetips und Kommentare abgedruckt. Damit soll die neonazistische Szene vor Repression bewahrt oder auf diese vorbereitet werden. Auch Schulungen werden von der HNG durchgeführt, so über den Umgang mit Polizei und Justiz im Juni 2001 in Hannover Langenhagen. Die Führung der HNG liegt seit 1991 bei Ursula »Ursel« Müller aus Mainz-Gonsenheim. Von dort aus leitet sie gemeinsam mit ihrem Mann Curt Müller die Organisation. Die heute 68jährige Ursula Müller ist seit über 30 Jahren in der NS-Szene aktiv, damals gehörte sie zur Kampfgruppe Mainz, später zur Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF). Sie wurde mehrfach einschlägig verurteilt, weitere Verfahren sind anhängig. Im Vorstand der HNG saßen in den letzten Jahren wichtige Kader der Neonaziszene, wie Christan Malcoci oder der ehemalige GdNF-Kader Markus Privenau. Heute ist es Vorstandsmitglied Silvia Fischer, die als junge Aktivistin Teile der praktischen Geschäfte der HNG erledigt. Sie hat viel »praktische Erfahrung« in der Gefangenenbetreuung, war ihr Mann Maik Fischer doch zu einer langjährigen Gafängnisstrafe verurteilt worden.

Es war Maik Fischer, der mit anderen in der JVA Brandenburg an der Herausgabe vom Knastfanzine »Der weiße Wolf« beteiligt gewesen sein soll 1 und zur Gründung von Knastkameradschaften aufrief. Innerhalb der neonazistischen Szene nimmt die HNG eine besondere Stellung ein. Sie stellt einen einzigartigen Treffpunkt für die teilweise konkurrierende Szene dar. Selbst zu Zeiten des Neonazianführers Michael Kühnen, dessen Homosexualität die Szene spaltete, saßen bei den HNG-Versammlungen die zerstrittenen Fraktionen alle an einem Tisch. Die Jahreshauptversammlungen der HNG sind wichtige Treffen für strömungsübergreifende Diskussionen.

Als diese am 31. März 2001 im bei Göttingen gelegenen Spiekershausen stattfand, versammelten sich rund 400 Personen des neonazistischen Spektrums. Die HNG vereint Führungsköpfe des Neonazismus wie Thorsten Heise und Christian Worch, ist aber auch weit darüber hinaus anerkannt, wie die Bewertung in der NPD-Parteizeitung Deutsche Stimme zeigt. Dort wird die HNG als »die größte und wichtigste Organisation im Kampf für die Grund- und Menschenrechte von nationalen Bürgern in Deutschland« bezeichnet.

  • 1Die Neonazi-Publikation "Der Weisse Wolf" wurde durch Neonazi Insassen der JVA Brandenburg a.d.H gegründet. In Ausgabe Nr. 2 wurden als damalige Verantwortliche die JVA Insassen Maik Fischer und Jens Zugehör benannt. Auch Falko Pareigis aus Uder war zeitweilig presserechtliche Kontaktanschrift für den "Weißen Wolf". Seit dem Jahr 2000 gab Maik Fischer ein Postfach in Kronach (Bayern) als Adresse an. Mit der Ausgabe Nr. 15 (2001) zog die Kontaktanschrift nach Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern). Seit dem gehen Szene-Insider von einer Übernahme der Zeitung durch David Petereit aus.