THOR? THOR?? – Tooor! Nazi-Club in Dresden unter Druck
Seit Ende Mai 2002 betreiben Dresdner Neonazis wieder eine eigene Lokalität. Seitdem gibt es zunehmend erfolgreiche antifaschistische Aktivitäten gegen den selbst ernannten »nationalen Jugendklub« Thor.
Nachdem das Cafe Germania in Dresden im Jahr 2000 aufgrund konzeptioneller und finanzieller Schwierigkeiten gescheitert war, konnte die Neonaziszene nicht mehr auf einen eigenen Rückzugsraum in Dresden-Stadt zurückgreifen. Das änderte sich im Mai 2002. Schon zur Eröffnungsparty des Thor kamen ca. 250 Neonazis aus ganz Sachsen und den angrenzenden Bundesländern. Im weiteren Verlauf verfestigte sich auch durch das Thor die Zusammenarbeit besonders mit sachsen-anhaltinischen Neonazis um Sven Liebich aus Halle. Unmittelbar auf die Eröffnung reagierte das Antifa RechercheTeam Dresden mit ersten Veröffentlichungen zur »Neonazi-Spelunke«. Klar war, dass die Neonazis nicht in Ruhe gelassen werden würden.
Immer wieder kam es in der Folgezeit zu Aktionen der Neonazis, deren Ausgangspunkt das Thor war. So organisierten sie als Antwort auf antifaschistisch motivierte Sachbeschädigungen im Juli 2002 eine Demonstration gegen den »antifaschistischen Konsens« in Dresden. Es kam zu einem antisemitisch motivierten Angriff auf einen Mann direkt vom Thor aus, an dem auch die beiden wichtigen Dresdner Neonazi-Kader, Ronny Thomas und Sven Hagendorf, beteiligt waren. Interessanterweise ist Hagendorf immerhin einer der Mieter des Thor und gleichzeitig NPD-Kreisverbands-vorsitzender Dresden. Gemeinsam mit Thomas, dem ehemaligen Dresdner NPD-Kreisverbandsvorsitzenden, ist er im Anti-Antifa-Bereich aktiv.
Trotz ihrer offensichtlichen Nähe zur NPD sind Hagendorf und Thomas führende Köpfe der Freien Kräfte Dresden, einem losen Zusammenschluss von gewaltbereiten Neonazis, der sich zu einem großen Teil aus ehemaligen Hooligans zusammensetzt. Der Vermieter und Besitzer der Räumlichkeiten des Thor will das alles nicht gewusst haben. Denn die Mieter sahen ja »so normal aus«. Elektrodienstleister und Vermieter Hähne aus Dresden sieht sich auch von der Polizei im Stich gelassen, gab es doch angeblich mehrere Angriffe auf seine Dienstfahrzeuge und den Geschäftssitz. Nachdem immer wieder auch Saalveranstaltungen, unter anderen von der JLO, und Konzerte im Thor stattfanden, reichte es schließlich.
Im Oktober 2002 schlossen sich über 40 antifaschistische, linke, aber auch bürgerliche Organisationen und Initiativen zusammen und gründeten die Initiative »Thor muss weg«. Denn, »um zu verhindern, dass die Dresdner Neonaziszene eine neue Kontinuität und Qualität entwickelt, gibt es aus antifaschistischer Sicht nur eine Antwort: ‘Das Thor muss weg!’«. Schnell reagierten auch die Neonazis. So versuchten sie unter Beteiligung von Ronny Thomas – ausgehend von ihrem Sammelpunkt Thor – eine Infoveranstaltung der Kampagne in der Dresdner Neustadt zu verhindern. Dabei bedrohten sie, teilweise vermummt und bewaffnet, die VeranstaltungsbesucherInnen, mussten aber schlussendlich unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen.
Vorläufiger Höhepunkt der Kampagne war ein antifaschistisches Torwandschießen und antifaschistisches Fußballturnier am 7. Dezember 2002. Zwanzig antifaschistische Fußballteams kickten erst gegen eine Torwand in unmittelbarer Nähe zur Neonazikneipe und spielten anschließend um einen Pokal. Trotz klirrender Kälte wurde gezeigt, dass Widerstand gegen Neonazis durchaus kreativ und effektvoll sein kann. Der Mietvertrag zwischen Elektrodienstleister Hähne und den Neonazis wurde nach Presseangaben am 10. Dezember 2002 gekündigt. Hähne wolle und könne sich nicht hinter die rechtsextremistischen Ziele der Mieter stellen, so die Meldungen. Die Kampagne ist optimistisch, dass das Ziel bald erreicht ist, und damit neben dem »Germania« demnächst auch das »Thor« Geschichte sein wird.
Mehr Infos: www.thormussweg.de