Michael Kühnens Auftritt bei „Hürriyet“
Der Neonazi-Anführer Michael Kühnen liebt publikumswirksamen Auftritte. Dies um so mehr, seitdem dem selbsternannten „Führer“ ein erheblicher Teil seiner Gefolgschaft in konkurrierenden Neonazi-Gruppen abhanden gekommen ist. Anfang Januar 1989 bot die Tageszeitung „Hürriyet“, ein von türkischen MigrantInnen viel gelesenes Blatt, dem Neonazi eine öffentliche Plattform.
Die "Hürriyet" gilt in der Medienbranche als eine Art ultra-nationalistische Boulevard-Zeitung. Auf der Titelseite der "Hürriyet" steht die türkische Parole: "Die Türkei gehört den Türken", daneben ist der Kopf des türkischen Staatsgründers Kemal Atatürk vor der roten Türkei-Flagge abgebildet. Michael Kühnen posiert in der Interview-Ausgabe händeschüttelnd mit einem Hürriyet-Journalisten unter Hakenkreuz und Hitler-Poster auf der ersten Seite der Zeitung. Was Michael Kühnen dort von sich gibt, ist meist wenig überraschend: „Ausländer raus“ und „jeder in seine Heimat“.
Einige Mühe verwendet Kühnen jedoch auch darauf herauszustellen, welch tapferen Menschen die Türken, „unsere Waffenbrüder“ doch seien und wie sehr sie doch in der BRD verderben würden.
Gewaltfreiheit sei seine Truppe angeblich auch: „Niemand kann behaupten, er sei von einem Neonazi, der FAP-Mitglied1 ist, verletzt worden oder hätte durch ihn Schaden erlitten. Allerdings verteidigen wir uns selbst, um keine Prügel zu beziehen". Sich nicht selber die Hände schmutzig zu machen, diese Lehre hat Kühnen schon aus seinen Knastaufenthalten gezogen.
Laut Kühnen sind die „Skinheads“ das Problem, die "sind verrückt und dumm. Sie denken nicht mit den Köpfen, sondern mit dem Bauch. Sie können zwar gute Soldaten werden, aber keine brauchbaren Menschen. Uns nützen sie gar nichts. Wir werden sie nicht bei uns aufnehmen, sie schaden nur, was die gemacht haben, wird uns zugeschrieben".
- 1„Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP)