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Neubeginn mit der Deutschen Alternative ?

Einleitung

Eine neue Partei ist auf den Markt neonazistischer Organisationen geworfen worden. Sie nennt sich „Deutsche Alternative“ (DA) und versteht als „reichsweite“ Partei mit Sektionen in der DDR und der BRD. Die Neonazi-Szene ist gegenwärtig von Krisen und Neugründungen geprägt.

Foto: C.N.

In der Mitte mit Braunhemd der "Deutsche Alternative" Funktionär Michael Thiel.

Die „Deutsche Alternative" (DA) ging Anfang Mai 1989 aus dem Landesverband Bremen der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei" (FAP) hervor. Die FAP Gruppe in Bremen hatte sich zuvor nach Konflikten innerhalb der FAP aufgelöst. Als einer der Gründer und "Bundesvorsitzender" trat damals Heinz Seeger auf. Er wurde von Herbert Köster im Bundesvorstand unterstützt. In München richtete "Die nationale Protestpartei" eine Bundesgeschäftsstelle ein, die von Ingrid Weckert betreut wird. Die Bremer DA wählte Anfang März 1990 einen eigenen Vorstand, der sich aus Rolf Humpe (ehem. NPD & FAP), Uwe Haun (ehem. NPD) als Stellvertreter und Thorsten Kleinert (Schatzmeister) zusammensetzt. Auch in Brandenburg entstand ein eigener Landesverband. Rene Koswig (Vorsitzender), Ray Draskowski (Stellvertreter) und Ingo Fenske (Schatzmeister) bildeten den Vorstand.

Auf einem DA - „Bundesparteitag" in Weilerswist (Bonn) wurde Mitte Januar 1990 der frühere "Wiking Jugend"-Anführer Walter Matthaei zum DA-Bundesvorsitzender gewählt. Als sein Stellvertreter wurden Michael Thiel aus Duisburg und als "Bundesschatzmeister" Wilhelm Kuhl benannt. Am 16. März 1990 wurde in Westberlin die "Deutsche Alternative Mitteldeutschland" gegründet. Ray Träger aus Dresden wird zum Vorsitzenden und Ingo Hasselbach aus Ostberlin zum Stellvertreter gewählt.

Intern sprach Heinz Seeger von einer "DA Sektion Ost" (Sachsen und Brandenburg) und einer "DA Sektion West" als zwei selbstständigen Parteien. Die "DA Sektion Ost" wird demnach vor allem von den Dresdner Neonazis des "DA Ortsverband Dresden" um Ray Träger und Mike Hönzke sowie den Cottbusser Neonazis des "DA Ortsverband Cottbus" um Karsten Wolter, Rene Koswig, Frank Hübner, Ingo F., Mario B., Steffen H. gebildet.

Mit der Gründung der DA soll eine weitere unverbrauchte „legale Partei" der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front" (GdNF) um den Neonazi-Führer Michael Kühnen entstehen. In einem Interview mit der Zeitschrift „Wiener" erklärte Michael Kühnen: „Ich bin gerade dabei, Landes- und Ortsgruppen aufzubauen, aus denen eine neue Partei entstehen wird, die ,Deutsche Alternative'."

Die sonst üblichen platten „Ausländer Raus“-Parolen der Neonazi-Parteien fehlen im betont rein nationalistisch gehaltenen Deutschlandprogramm der „nationalen Protestpartei“. Sie will die Fahne "Schwarz, Weiß, Rot" wieder als Fahne eines "Deutschen Reiches" sehen, denn "das ganze Deutschland soll es sein".

Unter dem gleichen Banner sammelt sich auch das "Wahlbündnis Neubeginn" als eine Art Bündnispartner der DA, um ihren Vorsitzenden Heinz Werner Seeger aus Bremen. Das Bündnis "Neubeginn" will laut eigenen Aussagen zur vierten Kraft hinter den drei „großen“ „Die Republikaner“ (REPs), „Deutsche Volksunion“ (DVU) und „Nationaldemokratische Partei Deutschlands“ (NPD ) herangewachsen sein. Wieder begegnet uns hier „Capitan“ Walter Matthaei, ehemaliger Nazi im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) und Referent im „Ministerium für die besetzten Ostgebiete“ und eine der Schlüsselfigur der weltweiten militanten Neonazi-Szene1 . Von einem weiteren „Althelden“ der Neonazis, dem Ritterkreuzträger Otto Riehs ging die Initiative angeblich aus.

Ansonsten hat die Michael Kühnen-Fraktion der Neonazis mit ihren zahlreichen Organisationsnamen die Gründung des "Wahlbündnis Neubeginn" unterschrieben. Michael Kühnen, Thomas Brehl & Co selber bleiben im Hintergrund, da ihr Auftritt heftige Streitereien bei vielen Neonazis der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) von Jürgen Moslers auslösen würde. Überzeugt sind die Unterzeichner der Initiative von der Notwendigkeit eines "Wahlbündnisses Schwarz, Weiß, Rot“ in diesem Jahr, als „deutsch-alternative Front“.

Selber wollen sich die Neonazis als „deutsch-alternative Opposition“ verstanden wissen, man will auf andere Parteien einwirken und das Motto dabei lautet: „das System hat keine Fehler es ist der Fehler“. Ob das ganze wieder ein neues zum Scheitern verurteiltes Projekt des maroden Kühnen-Flügels wird, bleibt abzuwarten.

Der Kühnen-Flügel der FAP: Organisierte Unfähigkeit

Der „Chef“, wie Michael Kühnen von seinen Untergebenen und Befehlsempfängern in der "Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“ (GdNF) genannt wird, liebt den Medienrummel um seine Person und läßt wenig Gelegenheiten aus sich zu profilieren. Jetzt mußte ihre Zeitung „Die Neue Front“ eingestehen, daß es hinter den Kulissen nicht so rosig aussieht. Ganze Regionalgruppen, wie der sogenannte Bereich "Mitte" oder die "Gauführung Nordmark" wurden wegen Inaktivität aufgelöst. Wegen Nichterscheinen des nun ehemaligen Kühnen-Nachfolgers Thomas Brehl fielen Veranstaltungen aus, Kundgebungen wurden vom „Chef “ abgesagt und da, wo sie stattfanden, wie z.B. kürzlich in Bonn, bereiteten AntifaschistInnen den Neonazis eine Niederlage, indem sie einen Aufmarsch unmöglich machten. 2

Wer denkt die Krise der GdnF würde mit der vielgepriesenen „Kameradschaft“ gelöst der irrt. Vielmehr sind "Säuberungen" angekündigt worden und es hagelte „Entlassungen“. Gegen die fünfzehn unterschiedlichen Meinungen der fünfzehn „Unterführer“ konnte sich der „Chef“ nur noch mit Rücktrittsdrohungen durchsetzen.

  • 1Siehe Antifaschistisches Infoblatt Nr. 6/7
  • 2300 bis 400 AntifaschistInnen verteilten sich hier am ersten Samstag des Dezember 1989 in kleinere Gruppen und signalisierten die Bereitschaft gegen die Neonazis vorzugehen. Die Polizei konnte nicht für den ruhigen Verlauf des Aufmarsches garantieren und er mußte abgebrochen werden.