Tote im FAP Milieu
Im September 1987 überfielen drei Essener Mitglieder der „Freiheitlichen Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP) das örtliche Büro der "Deutschen Kommunistischen Partei" (DKP), dabei wurde ein flüchtender Invalider krankenhausreif geschlagen. Der 20-jährige Frank R. legte bei der Polizei ein vollständiges Geständnis ab. Einen Tag nach Eröffnung der Berufungsverhandlung, wurde er von einem S-Bahn Zug überrollt. In Hannover starben zwei angebliche Verräter aus den Reihen der FAP.
Todesfall in Essen
Die Staatsanwaltschaft geht von Selbstmord aus. Weil Frank R. wegen Autoeinbrüchen vorbestraft war, ist er zu 14 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Die Mitangeklagten, der Essener "Kameradschaftsführer" der FAP Günter S. und ein weiterer FAP-Neonazi kamen im ersten Prozeß mit Bewährungsstrafen davon. Kurz bevor Frank R. seine Haft antreten mußte, ist er im Schlaf von Unbekannten überfallen worden. Die Täter trugen Springerstiefel und schwarze Hosen, erinnerte er sich. Als Frank R. Hafturlaub erhielt, um gegen Günter S. auszusagen "hatte er fürchterliche Angst, weil S (...) ihm gedroht hatte seine Bewährung aus dem anderen Strafverfahren platzen zu lassen", berichtete die Mutter des Toten. Auf dem Flur des Landgerichts Essen versuchten FAP-Leute den Belastungszeugen zu provozieren.
Zu Aussagen kam es jedoch an diesem Verhandlungstag nicht, da die Staatsanwaltschaft die Geschichte von Günter S. einer politischen Verfolgung in der DDR abfragte. Frank R.'s Mutter, sowie ein Freund, den er noch am gleichen Tag besucht hatte, erzählten, daß er absolut keinen depressiven Eindruck gemacht hatte, sondern Zukunftspläne schmiedete. Nach diesen beiden Besuchen ging er zum S-Bahnhof Essen West, um in die Haftanstalt zurückzukehren. Dort wurde er um 13.20 Uhr von einem einfahrenden S-Bahn Zug überrollt. Der Lokführer erklärte gegenüber der Polizei, Frank R. sei hinter einem Pfeiler hervorgekommen und aus eigener Kraft vor den Zug gesprungen. Zwei "zufällig anwesende Zeugen" bestätigten diese Version. Einer von ihnen ist der Polizei als rechter Aktivist bekannt. Der S-Bahnhof Essen West ist als Neonazi-Treffpunkt bekannt und über und über mit neonazistischen Parolen beschmiert. Die Essener Polizei hat den Fall zu Akten gelegt: Selbstmord, dem hat sich auch die Staatsanwaltschaft angeschlossen.
Todesfälle in Hannover
In einem ähnlichen Fall in Hannover, hatten fünf FAP-Mitglieder und Sympathisanten um den jugendlichen Neonazi Tom K., den 17-jährigen Gerd-Roger "Rogge" Bornemann umgebracht, weil dieser angeblich belastende Aussagen gemacht hatte.
„Der Spiegel“ 1 berichtete seinerzeits zehn Neonazis hätten die FAP verlassen und eine „Sport- und Sicherheitskameradschaft“ namens "Gemeinschaft Eisernes Kreuz EK 1" gegründet: "Anführer wurde Bernd Futter, 30, ein vorbestrafter Arbeitsloser, der mit dem Gesetz unter anderem wegen des Besitzes von Waffen in Konflikt geraten war. Zu seiner Gefolgschaft zählten auch Bornemann und seine späteren Mörder. Von September bis Dezember sammelten sich auf dem "EK 1"-Strafkonto 15 Verbrechen: Waffendiebstahl, bewaffneter Raubüberfall, Brandanschläge auf ein Polizeirevier, auf Ausländerwohnheime und Geschäfte von Ausländern, Einbrüche in Schmuck- und Antiquitätenläden sowie in die Wohnungen des hannoverschen "FAP-Gruppenführers" Siegfried Müller und seines "Kameraden" Jörg-Gabriel Kiem, genannt 'Hein'." Die Polizei intervenierte spät, aber die Führungsriege landeten schließlich in Haft. Bornemann blieb, wie seine Mörder, auf freiem Fuß und schloß sich wieder der FAP an.
Im November 1988 folgte eine Verurteilung der (ehemaligen) FAP-Funktionäre Siegfried Müller und Jörg-Gabriel Kiem wegen Unterstützung eines Brandanschlages von Bernd Futter auf ein türkisches Übersetzungsbüro im September 1986 in Hannover.2
Unter Druck belastete Bornemann die Neonaziaktivisten Tom K., Siegfried M. und Jörg-Gabiel K., dabei soll es auch um Hinweise über den Mord an dem jugendlichen Neonazi-Skinhead Niels Krückeberg, der im Januar 1986 in Hannovers Südstadt erschossen wurde, gegangen sein. Die Täter wurden nie ermittelt. Szenekenner vermuteten schon damals einen Racheakt, weil Niels Krückeberg aussteigen wollte.
Roger Bornemann wurde nach einem Einbruch mit Waffenraub beim Jagdgeschäft Franconia von der Polizei als Tatverdächtiger verhört. Seine anschließende Freilassung werteten die Drahtzieher und Mittäter des Waffenraubs als Verrat. Roger Bornemann wurde als Sicherheitsrisiko eingestuft und seine Tötung beschlossen. Vier Neonazis lockten ihn im Zuge eines Saufgelages in die Eilenriede, wo sie ihn erschlugen. Laut "Der Spiegel" wurde er brutal hingerichtet: "Bornemann wurde gegen Mitternacht in die Eilenriede, Hannovers Stadtwald, geschleppt. Auf dem Weg gab Anführer Tom Kuss, 17, die Order aus: 'Jetzt machen wir ihn richtig alle.' Die vier traten auf Bornemann ein, warfen ihn zu Boden, sprangen mit ihren Kampfstiefeln auf seinen Kopf. Als Bornemann röchelte, nachdem sie auch noch zwei Spraydosen CS-Gas in sein blutverschmiertes Gesicht gespritzt hatten, ließ sich Kuss eine schwere Holzlatte geben, die er dem Opfer zehnmal auf den Schädel hieb: 'Du Schwein, bist du immer noch nicht tot?' "
Die Nebenklage im Fall Bornemann vertritt Gerhard Schröder (SPD). Im Urteil der Jugendkammer am hannoverschen Landgericht vom Dezember 1987 hieß es: "Das festgestellte Geschehen spricht gegen eine von vornherein geplante Tötung Bornemanns, dessen Aussageverhalten gegenteilige Schlüsse keineswegs nahelegt“. Die Zeitschrift „Schlaglichter – Antifaschistische Informationen Celle“ der Antifaschistischen Initiative Celle3 hatte den Prozeß und den Todesfall analysiert. Nicht nur dass Bernd F. angab, er habe von Bornemann eine Waffe bekommen, mit der Bemerkung: "Damit ist was passiert." Im Prozeßverlauf war demnach auch festzustellen „Zahlreiche dieser Straftaten wurden also unter maßgeblicher Beteiligung mindestens zweier Spitzel der Sicherheitsbehörden begangen“.